Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 18. März 2018

Politikersprech


Ich hatte ja schon im Titel und Untertitel dieses Blogs „Reise durch Wirklichkeiten“ darauf hingewiesen, dass es in dieser Gesellschaft sehr verschiedene Lebenswelten gibt, zwischen denen so etwas wie Empathie eine Verbindung schaffen könnte. Dass beispielsweise Politiker in einer solchen Blase der abgeschotteten Lebenswelt leben, wurde in dieser Woche wieder ganz klar. Trotzdem scheinen sich alle darüber zu wundern und einem Politiker wenigstens ein kleines Quantum an Gespür für das Sagbare zuzutrauen. Es herrscht Empörung allenthalben. Dass einer diese Diplomatie, dieses hohle Schwafeln und nebulöse Schwadronieren, wie es von höchster Stelle her immer wieder vorgeführt wird, überschreitet und somit unangenehmen Klartext redet, scheint offenbar überraschend und von einer gewissen Frechheit behaftet.
Scheint dieser Politiker doch signalisiert zu haben, dass er solche „falsche“ Diplomatie nicht nötig habe und dass es ihm vielmehr darum gehe, sich im Politikbetrieb richtig zu profilieren. Die Karikaturen dieses Mannes (!) sind Legion, der Typ mit seiner Brille und seinem etwas eckigen Auftritt scheint ein dankbares Objekt dafür zu sein. Doch es ist zu befürchten, dass sich seine Ausfälle in die Folge jener Sensationsevents einordnen, die übermorgen vergessen sind. Und tatsächlich scheint ihn auch schon der neue Innenminister mit seinen Aussagen über den Islam abgelöst zu haben: die nächste Sau wird bereits durch das Dorf getrieben.
Freilich sollte man schon festhalten, dass eine gewisse Klasse von Politikern, die über Listenplätze in den jetzigen Kreis von 709 Abgeordneten gekommen sind, seit jungen und jüngsten Jahren vom „Steuerzahler“ sehr großzügig alimentiert werden (ja, diese Leute beziehen ihre „Aufwandsentschädigung“ letztenendes aus denselben Quellen wie Hartz 4-Bezieher...!!!).
Dass diese Leute mehr oder weniger von oben herab über die Höhe der Transferleistungen dieses Sozialstaats glauben, sich äußern zu müssen und alles in allerbester Ordnung gebracht sehen, scheint unsäglich und nur vor dem Hintergrund dessen zu verstehen sein, dass diese Ministerleute sich in einer völlig anderen Lebenswelt aufhalten, als diejenigen, die sie zu vertreten vorgeben. Ich jedenfalls habe von einer anderen Partei (!!) einen solchen Schnösel, der sogar im Interesse eines Jugendwahns die einschlägigen Sprüche von der Festplatte seiner Partei aufsagt, im Fersehkanal „Phönix“ erlebt. Der Mann gab sich bei Einwänden gegenüber seinen Einlassungen sogar offensiv beleidigt und verhielt sich darüber hinaus sehr emotional, was wohl seine ungeschützte Jugendlichkeit, Spontaneität und Dynamik signalisieren sollte. Dies scheint in seiner Offensichtlichkeit zu antrainiert und für einen „Volksvertreter“ geradezu peinlich. Es ist ja nicht einer, sondern es sind zu viele, die sich in dieser Blase für politische Karrieristen und Opportunisten aufhalten. Es ist ein Problem, das sich an vielen festmacht und nicht nur an einem ungeschickten Lautsprecher mit dickgestelliger Brille.

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