Nun ja, diese Affäre scheint nicht gerade geeignet,
den als „Populisten“ beschimpften EU-Kritikern den Wind aus den
Segeln zu nehmen: Da scheint der gealterte EU-Kommisionsvorsteher
Jean-Claude Juncker noch mal schnell (bevor er selbst im kommenden
Jahr abtritt) den engen Vertrauten Martin Selmayr als Generalsekretär
der EU-Kommission durchgewunken zu haben. Der Mann musste innerhalb
kürzester Zeit (man spricht von 9 Minuten) zweimal befördet werden, - selbstverständlich zu
höchster Vergütung und großzügiger Alterversorgung - um seinen
jetzigen Posten zu erreichen. Dass dies innerhalb der EU und mit
diesem Kommissionspräsidenten scheinbar so möglich ist, macht
vieles deutlich. Jedenfalls scheint er Kritik als eine Art
Majästetsbeleidigung zu empfingen. So hatte selbst der
Berlusconi-Spezi und EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani
bei einer Sitzung des EVP (Europäische Volksspartei, zu diesem
Zusammenschluss gehört auch Opa Juncker)-Präsidiums darauf
hingewiesen, wie kritisch breite Teile des Parlaments die
Selmayr-Berufung sehen
„Wenn er geht, dann gehe ich auch“,
so wird seine Einlassung dazu berichtet. Jetzt verlangt der
Haushaltskontrollausschuss des EU-Parlaments Aufklärung und der
Parteifreund Günther Oettinger gibt sogleich sein okay zu allen
Vorgängen. Oettinger,
der als Haushaltskommissar auch fürs Personal zuständig ist,
betonte natürlich, das Auswahlverfahren sei ordnungsgemäß
gelaufen. So weit wollen nun auch seine Spezis nicht gehen. Die
Diskussion darüber ist entbrannt, ob solche „Gutsherrenart“ in
der EU möglich sein soll, oder nicht.
Nebenbei
werden einige fragwürdige Entscheidungen durchgewunken, die auf den
Einfluss von starken Lobby-Verbänden schließen lassen. So erlaubt
die EU jetzt mehr Neonikotinoide in Lebensmitteln. Diesmal wurden die
Grenzwerte für das Nervengift Acetamiprid in Spargel, Milch und
Fleisch teils drastisch erhöht. Eine parlamentarische Kontrolle
findet dabei nicht statt. Spargel darf nun 80-mal soviel Acetamiprid
enthalten als zuvor. Erst im September des vergangenen Jahres hatte
die EU-Kommission die Grenzwerte für das Neonikotinoid Acetamiprid
für verschiedene Lebensmittel wie Tomaten und Weizen erhöht. Doch
diesmal sind mit dem Segen der EU-Kommission die Grundnahrungsmittel Milch und
Fleisch sowie Spargel dran.
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