Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 31. Juli 2016

Neresheim (Foto)

Benediktinerabteikirche Neresheim

Samstag, 30. Juli 2016

Schönheitsoperation

Zwei beispielhafte Aussagen: Frau, 31: „Ich hatte kaum Brust, Körbchengröße A. Po habe ich auch nicht, habe einen flachen Arsch gehabt. War halt schon ziemlich unzufrieden. Habe mir dann die Brust machen lassen und zuletzt habe ich mir den Po aufpumpen lassen. Ich habe halt so meine Wunschvorstellungen von der Frau. Ich war einfach nicht zufrieden mit mir, wobei das weniger von den Männern abhing. Es hat mir selbst viel ausgemacht. Danach ist man schon auch mehr in sich selbst verliebt. Du veränderst dich, auch beim Sex. Du wirst viel lockerer und präsentierst dich mehr, weil du stolz bist auf diese Brust. Es ist so, dass du mehr Stellungen machst, bei denen du deinen Hintern präsentierst und noch mehr rausstreckst, als gewöhnlich. Ob man damit Erwartungen bedient? Ohne ist okay, aber so richtig gut erst mit Brüsten und Hintern? Ich ghe ja nicht mit meinen Brüsten und meinem Hintern auf die Gasse und präsentiere mich dort. Man muss auch nicht dauernd supereng angezogen sein. Ich merke aber schon, dass wenn ich einen Ausschnitt anhabe, mir die Männer nicht nur in die Augen schauen. Ich genieße das ja auch. Ich stehe dazu, dass ich eine OP gemacht habe und dass ich unzufrieden war. Wenn ich etwas nicht mag und nicht schön finde, dann tue ich es nicht, ich bin selbstbewusst und ändere es.
Frau, 55: Als was wollen diese operierten Frauen gelten? Als sexy? Es reduziert die Frau automatisch auf den Sex. Busen, Po, Po-Lifting? Für wen machen sie denn das? Nur für die Männer! Sie lassen sich freiwillig reduzieren. Wenn sich Frauen unters Messer legen, um sich „schön machen“ zu lassen, hat es wohl auch mit Minderwertigkeitskomplexen zu tun. Mit fehlendem Selbstbewusstsein. Wenn ich alles verändere an mir, dann bin ich nicht mehr ich. Als ich jung war, habe ich Experimente ohne Ende gemacht, mir die Augenbrauen gezupft, schön mit Kayal nachgezogen. Frisur kann man verändern, den Lidstrich weglassen, angeklebte Wimpern kann man weg lassen, bloß, ich lasse doch nicht an mir herumschnippeln, weil jemand anderes das auch hat.


Freitag, 29. Juli 2016

Arm und reich in Rio

Die Welt schaut bald nach Rio, findet es verklärend schön, diesem klassischen Motto „Schneller höher weiter“ zu frönen. Das Fernsehen überträgt rund um die Uhr und schürt kräftig die kurzfristige Event-Begeisterung. Schließlich haben die Rechte dafür nicht wenig gekostet. Doch wem nützen diese Spiele? Es gab es monatelange Demonstration, Brasilien und insbesondere Rio de Janeiro taumelt wirtschaftlich, ist schwer angeschlagen, - was natürlich die Ärmsten ausbaden müssen. Nicht diejenigen, die sich nur allzu gerne korrumpieren lassen, weil es an diesem Ort Tradition hat. Die Armenviertel Favelas wurden - der Ausdruck ist mittlerweile weltweit bekannt - befriedet, d.h. Die Polizei marschierte ein und vertrieb die Drogenbanden, drängte die Kriminalität zurück. Doch es erhebt sich die Frage, ob dies langfristig Lösungen eröffnet oder ob es nicht ein bisschen kurzfristige Kosmetik für die Fußballweltmeisterschaft und die Olympischen Speile war/ist. Es wurde überall gebaut, wofür nahezu alles andere weichen musste und platt gemacht wurde. Ob das eine zukünftige Infrastruktur schafft? Alleine schon die Erfahrungen nach der Fußballweltmeisterschaft sind hier niederschmetternd. Natürlich wird es wieder olympische Segelregattas geben, während das Wasser aus verschiedenen Fehlern und einer nicht vorhandenen Nachhaltigkeit heraus entweder gar nicht da oder total verschmutzt ist, - sagte hier jemand „giftig“? Grassierende Korruption hat solche „Aktivitäten“ befördert, der halbstaatliche Konzern Petrobras, der in erster Linie mit der Förderung von Erdöl befasst sein müsste, ist zu einer Art Selbstbedienungsladen für die Mächtigen und ihre politische Klasse verkommen. Währenddessen scheinen sich etliche Paralellwelten entwickelt zu haben, von denen die „entwickelte“ Welt besonders gerne die Copacabana und ihre schönen Frauen goutiert. Auch die Christusstatue, die ihre Arme schützend über das unter ihr liegende Geschehen zu halten scheint, ist ein oft gezeigtes Motiv. Die Schönheit, die für uns alles überdecken soll. Für uns? Ja, es gibt etliche deutsche Großfirmen, die sich schadlos halten an Brasilien, die beispielsweise ungeniert massenhaft Wasser verbrauchen, geliefert von relativ zweifelhaften Firmen, die dafür lange Pipelins quer übers Land legen lassen: zum kurzfristigen Profit. Hier die Armen, dort die Reichen.

Donnerstag, 28. Juli 2016

Sportlich nehmen

Ob der Sport nicht nur ein Spiegel unserer Gesellschaft ist? Erfolg um jeden Preis und „The winner takes it all“? Gier, Geschäft, Beruf – andere Bezeichnung für hässliche Dinge? Ob dafür nicht jedes Mittel recht ist, gerade wenn es um chemische Stimulanzien geht? „Das macht doch jeder!“, so die bereit stehende Phrase. „Wer da nicht mitmacht, kommt nicht mit, hat erhebliche Nachteile“!, so die gängige Einstellung dahinter. So ist das Geschäft nun mal. Die, die erfolgreich sind, scheren sich recht wenig drum. Hauptsache ganz vorne, für Ego, Land, Nation. Die Olympischen Spiele beginnen bald und werden uns solche Fragen stellen, wobei die Entscheidungen mancher Entscheider an der Funktionärsspitze einem Zweifel mannigfacher Art nahe legen...... Hinzu kommt, dass die Stadt Rio de Janeiro in einem Geflecht der Einflussnahme der Geldgierigen zu sein scheint. Schon zur Fußballweltmeisterschaft gab es das Bestreben der Polizei, bestimmte Favelas, als Armenviertel zu „befrieden“, indem man sie von allerlei Ungesetzlichem mit zweifelhaften Mitteln „säuberte“, um sie den Touristen aus aller Welt zugänglich zu machen, um einen optischen Anschein von Sicherheit zu erzeugen. Ein hoher Aufwand und wieder die Mittel, die die Zwecke heiligen. Dass aber Schulen, Museen und Wohnungen samt einer ganzen Regierung beseitigt wurden, erweckt von außen einen recht seltsamen Eindruck. Hier die Welt der korropten Politik und der Sportlerasse, die um jeden Preis gewinnen wollen (auch wenn das olympische Motto eher das sportliche Dabeisein preist....). Dort die Bürger der Stadt, die nahezu jeden Preis zu zahlen bereit sein müssen, damit sich interessierte Kreise und Komitees finanziell bedienen können. Hm. Hat einen faden Geschmack. So recht darauf freuen mag sich da niemand. 

Mittwoch, 27. Juli 2016

Postheroismus

Postheroismus? Ein Begriff, ein Schlagwort, eine Phrase, ein Platzhalter. Ein Imponiergehabe von hippen Akademikern, speziell Politikwissenschaftlern und Soziologen, die sich auf der Höhe der Zeit fühlen. Nach der Postmoderne und der postindustriellen Produktion scheinen wir nach ihrer Meinung über den Postkommunismus und die Postdemokratie direkt in die postheroische Gesellschaft zu geraten. Wir seien uns zwar grundsätzlich einig, dass sich das Verhältnis der westlichen Gesellschaften zum Helden wandelt. Diese Gesellschaften schaffen das Heroische jedoch nach und nach ab - aus politischen, ökonomischen, kulturellen und psychologischen Gründen. Helden erscheinen, sagt man in der Politikwissenschaft, wo die Gefahr am größten ist. Held ist der Mensch, der das Kind aus den Flammen rettet. Der gegen die ungerechte Herrschaft des Tyrannen aufsteht (gerade jetzt ein "Topos"). Der in der Schlacht die wankende Linie wieder zum Angriff führt. Der in einer Welt der Lüge die Wahrheit verkündet. Der sein Leben für alle gibt. Der durch seinen Märtyrertod zum Vorbild und zur Verpflichtung wird. Symbolische Ordnungen brauchen Helden. Die Nation. Die Religion. Die Idee. Die Revolution. Die Bewegung. Die Fußball-Europameisterschaft lieferte dafür genügend Anschauungsmaterial.
Nicht so einig ist man sich bei der Frage, ob das nun etwas Gutes oder etwas Schlechtes ist. Die postheroischen Gesellschaften wie etwa die in Deutschland sind in der Zukunft wohl kaum fähig, militärischen Bedrohungen zu begegnen. Es heißt, dass es an dieser Stelle einer stärkeren Machtentfaltung bedarf durch ein geeintes supranationales Europa, das eine Strategie entwickelt, wie man mit den neuen asymmetrischen Bedrohungen umgehen könnte.
Wir sind postheroische Gesellschaften, weil wir (beispielsweise ) keinen Überschuss an jungen Leuten haben. Und wir sind postheroische Gesellschaften, weil wir religiös kalte Gesellschaften sind, das heißt, dass Opfer nicht mehr emphatisch denken können. Mitfühlend. Und wenn wir in Kategorien des Opfers denken, dann eher im Modell des „Victim“, also des zum Opfer werdens, - verbunden mit der Frage, wo meine Versicherungspolice ist und welche Ansprüche ich geltend machen kann. Es ist dieser Begriff also im Sinne des Geldes und nicht mehr in dem des Heiligen. Wir sind keine Krieger mehr, sondern Händler. Eine Händlergesellschaft ist diejenige, die ein Risiko eingeht, das nie das eines Leib und Lebens ist. Es gibt wohl Restformen des Opfers, aber die sind eher in der Zivil- als in der Marktgesellschaft angesiedelt. Die Vorstellung, dass du dein Leben geben musst, für welche Idee auch immer, ist eine, die einer Händler- und Marktgesellschaft zutiefst fremd ist. Das heißt aber, dass man sich Gedanken darüber machen muss, dass eine solche Gesellschaft nicht ein wehrloses Objekt anderer Akteure ist, sondern dass sie den Herausforderungen einigermaßen gewachsen ist, denen sie ausgesetzt ist. Diese Herausforderungen kann man benennen: das ist der Zerfall der Ordnung im postimperialen Raum. Die großen Reiche und die kolonialen Kunstgebilde sind zerfallen und zerfallen immer weiter. Was jetzt?  
Gleichzeitig bedeutet es die Unfähigkeit, den Menschen, die aus diesen Räumen flüchten, aufzunehmen, weil das selbst mit einem großen Herzen und viel Leidenschaft nicht bewältigbar ist. Also müssen wir uns Gedanken darüber machen, wie wir diese Räume stabilisieren. Wir haben die Vorstellung, dass dafür die ökonomische Macht wichtiger und langfristiger ist als militärische Macht. Deswegen neigen wir dazu, den Gewaltakteuren dieser Regionen ihre Gewaltoption abzukaufen. Wir sagen ihnen: Wenn ihr auf die Gewalt verzichtet, werden wir euch Wirtschaftshilfe dieser oder jener Art geben.... und dann werden wir auch dies und jenes tun. Das ist die erste Option, die postheroische Gesellschaften haben (nämlich günstige Kaufangebote zu machen). Man kann das moralisch beschreiben, indem man sagt, dass das eigentlich eine sehr unehrenhafte Form ist, aber das würde schon wieder etwas aus dem Bereich des Heroischen bedeuten. 

Dienstag, 26. Juli 2016

Urlaub und Verkaufserfolg (1)

Am Strand liegen. Die Seele baumeln lassen. Aber auch so kurz mal den schnellen Erfolg nebenbei mitnehmen. Einfach ein Startup gründen und erfolgreich sein. Bill Gates, Steve Jobs, Larry Page usw. haben's ja vorgemacht. Zum Unternehmer seiner selbst werden. Selbstoptimierung. Eine Online-Partnerbörse vermittelt den richtigen Partner dazu: Hauptsache, sieht gut aus. Macht was her auf der Skala. Wer das ist, ist doch egal. Hauptsache, was zum Vorzeigen. Eine gesellschaftliche Trophäe. Die richtige App, die zielgenaue Beratung. Den richtigen Klick erwischen. Sich selbst in seinen Internet-Online-Shop reinsetzen und sich verkaufen: Arbeitszeit, Kreativität, Möglichkeiten, Profil. Wie? Ist doch egal, ist eh alles austauschbar. Die freie Marktwirtschaft macht zwar nicht alle gleich, aber alle gleich austauschbar. Sie alle sind nützliche Funktionen, machen damit Geld. Sie entfremden sich (welch altmodisches Wort!), ohne es zu wissen, ohne es auch nur zu ahnen. Sie sind Teil eines Ganzen (zu dem man früher „System“ sagte) und wissen das genauso wenig. Sie können sich nicht einordnen, ihre Identität nicht erkennen. Sie sind nur Teil einer Art Schwarmintelligenz der „Erfolgreichen“ und Profiteure des Ganzen. Haben sich am besten angepasst an ein System, das Rücksichtslosigkeit rücksichtslos fördert und gleichzeitig das ausgebauteste Wohlfahrtssystem, das reichste Gesundheitssystem pflegt. Hier muss niemand hungern, wenigstens offiziell. Dass jemand die Würde genommen, ein Gefühl des Ausgeliefertseins befördert wird? Spielt keine Rolle, solange sich die Profiteure dabei gut fühlen und noch keine Security-Services engagieren müssen. Wir sind global, exportieren furchtbar gerne unseren Kram, sperren uns aber zunehmend gegen das Fremde. In der Ferne wollen wir leben wie zuhause. Am Strand liegen, ausruhen. Umsorgt, versorgt, gegen alle Unbill abgesichert. "Unsere" starken Unternehmen sichern das alles ab. Urlaub bedeutet „Wiederherstellen von Arbeitskraft“. Findige Freaks verkaufen falsche T-Shirts oder andere Markenartikel zum für sie locker profitablen Preis.Währungsunterschiede, Wohlstandgefälle ausnutzen. Um dann zu verbreiten, dies sei eine „Win-Win“-Situation. Das Win gilt, näher betrachtet, vor allem für sie selbst. Sie kaufen und verkaufen. Auch sich selbst. Person. Arbeitskraft. Leben. Auch der Sex hat hier nur seinen Preis. Wie viel soll'*s denn kosten? Geldbeutel auf. Spitz rein. Was kostet die Welt?  

Freitag, 22. Juli 2016

Sommerpause

Ich wundere mich, wie bestimmte, na, fast alle regelmäßigen Sendungen im öffentlich-rechtlichen TV, Sommerpause machen. Meist gleich 5 oder 6 Wochen. Gerade in der Zeit, in der gewisse Leute diese gewisse Art der Ansprache bräuchten, machen diese Fernsehgesichter Pause. Und dass nix los sei im Sommerloch, ist ja ganz offensichtlich eine Ausrede: die vergangen Wochen mögen da als Gegenbeispiel genug taugen. Am Ende war es eher zu viel. Vor uns liegen zudem die Olympischen Spiele, um die herum sicher auch einiges los sein wird. Aber die großflächige „Sommerpause“ wird eingehalten, egal, was da komme. Vom Fernsehen werden dann gerne alte Sendungen wiederholt. Diese sollen die Löcher stopfen. Alle sind ja weg, liegen am Strand u.ä. Ob sich die Freizeitgewohnheiten nicht doch ein bisschen geändert haben? Ob man darauf reagieren könnte? Ob alle Schulkinder haben? Ob man das zu berücksichtigen überhaupt nötig hat? Oder ob man ohnehin auch in der sendungsfreien Zeit gut weiter- und durchbezahlt wird? 

Donnerstag, 21. Juli 2016

Macht und Ego und Politik

Ich wundere mich immer wieder über die Masse Mensch, die ich da in den Medien sehe. Sie gehen in der Masse auf, diese in der Masse auftretenden Leute, sie suchen den Führer, den Häuptling, der ihnen die Parolen vorgibt, die sie dann in blinder Gefolgschaft skandieren. Oft gerät das dann außer Kontrolle und es kommt zu extremen emotionalen Reaktionen, die dann von eben diesen Häuptlingen für sich ausgenutzt werden. Es scheint eine Energie zu sein, mit der sich gut herrschen lässt. Sie beten (oft auch gezwungenermaßen) eine scheinbare Stärke an, diejenige Stärke, die sich überall und gegen jeden durchsetzt, mit nahezu mailen Mitteln. Man möchte diesen Leuten, die die eigene Schwäche mit der scheinbaren Stärke anderer auszugleichen versuchen, zurufen, dass das ganze Business um Macht so funktioniert, dass sie Machtansprüchen aufsitzen, die oft nicht die lautersten sind. Immer wieder treten Rattenfänger auf, die das auszunützen und ihren eigenen Ansprüchen die Zustimmung zu ihrer Person abzuschöpfen versuchen. Ja, auch in Wählerstimmen! Viele Menschen, auch wenn sie vergleichsweise rau und ungebildet sind, wenn sie in einer überwältigenden Unübersichtlichkeit Orientierung suchen, das Einfache, Gewalttätige, sollten das Potential entdecken, das in ihnen selbst steckt. Sie sollten nicht resignieren und sich selbst nachspüren, nicht sofort auf die bequeme Weise annehmen, dass die es schon richten werden. Wer sind die? Die ständige Frage danach, das Hinterfragen scheinbarer Entscheider aus den „Eliten“, macht vielleicht auch eine demokratische Grundgesinnung aus. Alternativen zu haben, gegensätzliche Ansichten zu den Problemen, ist das, was ausgetragen werden muss. Austragen heißt aber nicht, vorgegebene Schwachmaten-Parolen zu skandieren und einfach mit der Masse mitzulaufen. Einmischen, dabei sein, nachfragen, bezweifeln, - das macht vielleicht auch das Wesen einer Demokratie aus, die sich selbst ständig nach ihrer Legitimation fragt und nie ganz und gar festgelegt ist.

Mittwoch, 20. Juli 2016

Künstliche Intelligenz (AI) (2)

Das angeblich allzu simple menschliche Gehirn muss nach Meinung von AT-Strategen verbessert werden. Mangelnde Vorstellungskraft und primitives Nervensystem zeichnen nach Ansicht Vieler im Silicon Valley den Menschen aus. Aggression und Kriegertum treten dann auf, wenn Sinnsysteme allzu rückständig werden und verteidigt werden wollen. Dabei ginge es, nach ihren menschenfreundlichen Aussagen, um Zusammenarbeit statt Konfrontation. Wenn der Mensch mit der Technik nicht mehr mitkommt, könnte man ja die menschlichen Fähigkeiten erweitern, statt die Technik zu verlangsamen. Man könnte zum Beispiel das menschliche Gehirn erweitern, seine Gedanken könnten überall verfügbar sein und mit den zur Verfügung stehenden Fakten (selbstverständlich von Google u. Co.) abgeglichen werden. Wir könnten unseren Aktionsradius wie Cyberborgs erweitern, durch künstliche Erweiterungen aller Art: größere und mehr Arme, besserer Körper usw. Unsere Identität könnte als digitale Datensammlung gespeichert werden und würde zur unbegrenzten Replikation zur Verfügung stehen, ein „ewiges Leben“ in wechselnden wäre auf diese Art auch gesichert. Es ist das Denken, das uns in den USA auf Schritt und Tritt begegnet: die unbedingte technologische Machbarkeit von allem und jedem steht dahinter, die Beherrschung der Natur bis ins Letzte. Wer mit offenen Augen in den USA ist, dem dürfte nicht entgangen sein: die großen Staudämme und die dazu gehörenden Seen, die Umfriedung, Einfangung und Ausnutzung des Colorado River alleine schon im Westen, die Unterwerfung und Besiegung der „Natives“, also der Indianer, - was nahezu einem Genozid gleichkommt. 

Dienstag, 19. Juli 2016

Blick von hinten (2)

Ich versuche dieser Tage öfters, mich in jene Welt hineinzuversetzen, in der wir damals lebten, in die Haltung, in das, was uns bewegte, in ihre Rhythmen, in ihre Horizonte. Es galt, zu einer Identität zu finden. Auch gegen die Gesellschaft. Ein paar sind dabei herb abgestürzt. Erst verletzt, verwundet, - dann abgegangen. Club 27: Hendrix, Morrison oder Joplin warteten schon. Aber was war der Tod? Eine Figur in einem Gedicht. Etwas, was einen seltsam anfasst. Gewalt, Gefühle wie Hass und Wut? Wie war es damit? Oder auch Humor – bis hin zum Zynismus oder Sarkasmus? Wollte man das diskutieren? Natürlich. Lieber das, was man sich unter Politik vorstellte. Dann doch heutzutage lieber Kleidung, Stil und Musik, das andre Geschlecht und der Sex im Schritt - oder? Und wie war's mit dem Heiligen? Ist ja heute wieder sehr beliebt.... wie mit Ewigkeit und Unendlichkeit, Natur und Kultur, mit Fressen oder Gefressen werden, mit Pathos, Ironie und Nüchernheit? Mit Kritik und Poesie? Hatten wir uns ein bisschen zu viel an der Kritischen Theorie besoffen? Zu viel Wiesengrund Adorno nachgehechelt? Freizeit? War ein All-Time-Projekt. Wir definierten uns wohl auch ein bisschen über Kleidung, Schlampigkeit war da ja immer Absicht..... besonders in der mittleren gesellschaftlichen Klasse...... Aufbruch um jeden Preis war angesagt. Wohin...., da war man tolerant. Später die ewigen Diskussionen, die sich als gruppendyxnamische Versuchsanordnungen stundenlang im Kreis drehten. Das Gesellschaftliche, gewiss, - so lange es einen selbst nicht betraf.

Montag, 18. Juli 2016

Vom Hoch auf die Verwaltung (1)

Nur mal so ein paar Überlegungen, man muss sie ja nicht teilen: Es könnte sein, dass der Mensch irgendwo neutral oder sogar gut wäre, wenn er anderes gewohnt wäre, als Repression und Androhung von Gewalt von seiten des Staates. Ob wir dem Staat sinnvollerweise ein Gewaltmonopol übertragen haben? Ob er damit vor allem die obwaltenden Ungleichheiten zwischen Reich und Arm schützt? Ob das Instrument der Durchsetzung dieses staatlichen Gewaltmonopol die Polizei sein muss... Jetzt, da alle politischen Parteien eine kräftige Aufstockung der Polizei ankündigen (nachdem sie sie jahrelang kaputt gespart haben)? Die soziale Schere geht immer weiter auf: Klar, dass da mehr Repression zur Durchsetzung der Legitimationen sein muss. Da haben sich die Neoliberalen halt etwas getäuscht. Mit dem Neoliberalismus ist's seit 2008 ohnehin nicht mehr so weit her. Seine Nachteile offenbaren sich, werden zu offensichtlich. Da wollen wir doch gegensteuern und das tun, was die Leute wollen - sagen sich die Politiker, die gewählt werden. 
Hinter den Kulissen freilich handeln sie oft ganz anders, als sie es nach vorne zu verkaufen versuchen. Zumindest die Zahlen bei der Verwaltung und Bürokratie scheinen nicht geschrumpft zu sein: im Gegenteil. Auch wenn's zur neoliberalen Doktrin nicht passt, sagen Statistiken und Erhebungen etwas anderes. Auch die EU ist da ein überzeugendes Gegenargument, besonders wenn man den Einfluss der fest installierten Lobbyisten zu den Beamten hinzu zählt, die ohnehin in Brüssel sitzen und die nach guter alter Les- und Lernart vorgeben, mit der Bürokratie die Gleichbehandlung der Bürger (damit keine Korruption aufkommt!) schützen zu wollen. Alles unkontrolliert, natürlich. Der private Sektor mit seinen Lobbyisten und Interessenvertretern ist ja ohnehin längst in denen der öffentlichen Vertretungen übergegangen. Teilweise werden sogar Gesetzentwürfe von Lobbyisten selbst geschrieben, - oder es werden lange Passagen aus ihren Entwürfen übernommen. Beispiele gibt es viele.    

Sonntag, 17. Juli 2016

Politikerbezüge

Der Abstand zu denen, die sie als Volksvertreter vertreten sollen, scheint ein bisschen groß zu sein. Letztenendes zeigt sich das auch am Geld, wobei von den Volksvertretern (und allen anderen "Besserverdienenden") sehr schnell der Vorwurf des Sozialneids oder des Populismus hervorgeholt wird. Dahinter bildet die zweite "Verteidigungslinie" eine Argumentationslinie, die darauf abzielt, dass Abgeordnete durch besonders hohe Vergütungen weniger für Korruption und Einflussnahme von außen empfänglich sein sollen. Ob dies zutrifft, ist eine Frage, die jedem zu beantworten bleibt. Wichtig aber sind hier Fragen, die sich daraus ergeben. Nämlich:  Ob sich da Parallelwelten auftun? Eine gewisse Abgehobenheit? Jetzt hat die Zeitung „Die Welt“ mit der Autorin Hannelore Crolly darüber geschrieben, dass sich im Baden-Württembergischen Landtag der AfD-Fraktionschef Meuthen über seine lächerlichen (Grund-)Bezüge von 17 136 Euro im Monat beklage. (Korrekt heißt es: „Entschädigung“!) Solch ein Schlingel! Es reicht halt hinten und vorne nicht! Aufschlussreich aber dürfte die Aufzählung sein, die in dem Artikel folgt (die natürlich so öffentlich ist, dass sie niemand so genau kennt!):
Ein baden-württembergischer Landtagsabgeordneter verdient, Pardon, wird entschädigt mit 7616 Euro im Monat. Der Fraktionschef bekommt 125 Prozent - obendrauf! Das heißt, Meuthen wurde bisher entschädigt mit 17.136 Euro im Monat. Plus Dienstwagen. Plus (wie alle Abgeordneten) 1548 Euro fürs Wahlkreisbüro. Plus Reisekosten. Plus pauschal 400 Euro für einen Mitarbeiter, selbst wenn er gar keinen hat. Plus freiem Bahnticket im Ländle. Plus Vorsorgebeitrag für die private Rente (1679 Euro). Plus kostenlosem Telefonieren, Internet und Fax im Landtag.“

Freitag, 15. Juli 2016

Generation und Sozialisationen

Es ist doch nicht so, dass gestern alles besser war. Bewahre! Diese altbackene Abschätzigkeit der Jugend gegenüber haben wir doch alle auch abgekriegt, als wir jung waren. Überheblichkeit. Selbstgerechtigkeit. Pauschalansichten. Wäre leicht zu entlarven. Aber wenn man nichts anderes kennt, als den wohlständigen Überfluss, wenn man durch dauernde Ablenkung programmiert ist, wenn man ausschließlich in Manuals lebt und die englische Sprache als globale Verständigungsformel akzeptiert, wenn man aus ökonomischen Gründen gehätschelt wird und dies erst als Selbstverständlichkeit und dann als Aufforderung zum Kampf der Generationen auffasst, wenn man glaubt, Annäherung zwischen zwei Menschen beruhe vor allem auf durch Partnerbörsen angestifteten Ficksport, wenn man glaubt, vor den Auswirkungen einer unkontrollierten Globalisierung schon irgendwie bewahrt zu werden, schon darum herum zu kommen, wenn man glaubt, immer zu den Gewinnern zu zählen und unbedingt zählen zu müssen, zu denen, die andere Menschen erniedrigen, wenn man Phänomene wie die Klimaerwärmung verdrängt und sie glaubt, in lächerlichen Konferenzen gebändigt zu sehen, wenn Kriege aller Art zum akzeptierten Alltag („mach das Beste daraus!“) gehören und die Wirklichkeit etwas Manipuliertes ist, das sich vor allem aus Bildern zusammensetzt, Wenn Tiere etwas sind, was es zu produzieren und zu gebrauchen gilt, als kommerzielles Objekt, das im Supermarkt feil geboten wird, wenn das Sterile das Normale ist, - was für eine Sicht der Welt entsteht dann? Sollte hier nicht tatsächlich ein behutsamer Dialog stattfinden, der gerade nicht sein eigenes Zerrbild schafft, sondern auch aufmerksames Zuhören, ein Eingehen aufeinander, ein Verstehen als angestrebte Möglichkeit beinhaltet?  

Donnerstag, 14. Juli 2016

Frisierte Elitenherrschaft

Die neue britische Premierministerin, die einen großen Beraterstab haben soll, ernennt Boris Johnson, den etwas übermütigen ehemaligen Bürgermeister von London, persönlichen Rivalen von Cameron, Beleidiger von Obama und Antreiber des Brexit, zum neuen Außenminister von Großbritannien. Ein Zeichen. Etwas befremdlich. Wohl auch ein Zeichen dafür, dass sie jetzt alles kann. Ein Zeichen für den Rest der Welt. Ein Zeichen aber auch dafür, dass die Eliten machen, was sie wollen. Was sie für schlau halten. Wenn's nicht klappt oder wenn allzu viel Verantwortung droht, schlagen sie sich seitwärts in die Büsche, - wie zuletzt oft vorgeführt (ach, Namen sind da doch völlig unwichtig, obwohl Journalisten das als "Grundgesetz" pauken. Es geht um die Struktur dahinter, Gesichter sind da austauschbar!). Solche Eliten benutzen die Öffentlichkeit als Bühne, auf der sie ihre Eitelkeit präsentieren. Auf der sie paradieren und ihre Macht vorführen. Ob das nicht ein bisschen rückwärts gewandt ist? Oder ob es genau das ist, was die Leute wollen? Ob das in die Zukunft führt, in der last but not least per Internet Transparenz möglich wäre? Wäre.... Ob gegen Transparenz ein Bollwerk errichtet werden soll, vielleicht sogar mithilfe von „Big Data“? Ob der Zugriff darauf, auf "Big Data", etwas mit Geld und ökonomischer Macht zu tun haben wird? Schnell geht’s hinaus in große Fragen, wobei der Auslöser doch nur eine Attitüde der Herrschenden war. 
Wenn ich Brite wäre, wüsste ich jetzt nicht so recht.... Aber auch als Europäer stellen sich einem solche Fragen. Der französische Häuptling und Oberstaatsozialist soll sich einen Friseur halten, der den Steuerzahler 10000 Euro im Monat kosten soll und der dem eitlen Präsidenten rund um die Uhr für seine drei Haare zur Verfügung stehen soll. Soll. Eben noch saß er öffentlichkeitswirksam und penibel frisiert bei den Spielen des „Team Tricolore“ bei den Fußball-Europameisterschaften herum. Selbst Fußballer scheinen bei solchem eitlen Gebaren nicht mehr ganz mitzukommen, auch wenn sie die putzigsten Frisuren versuchen und vorführen. Jetzt werden solche Dinge bekannt. Was ich wohl wählen würde, wenn ich in Frankreich leben würde? Oder wäre ich einfach nur anders sozialisiert, wäre gewohnt, das sich bestimmte und klar definierte Kreise öffentliche Ämter und Funktionen unter sich aufteilen? Den eitlen Staatspräsidenten, die blond-dumpfe Rechtsauslegerin oder gar den Gaullisten-Erben Sarkozy, der gewisse sozialen und ethnischen Unterschichten, für deren Integration der französische Staat traditionell wenig tut, „auskärchern“ wollte und der sich sich allerlei andere, nun ja! - Extravaganzen – geleistet hat? Was also soll jemand, der mit den herrschenden Verhältnissen nicht einverstanden ist, demnächst wählen? Ob in Deutschland die Lage besser ist? Nun ja, noch brummt die Wirtschaft und alle sind's zufrieden. Was aber, wenn sie das nicht mehr tut?     

Mittwoch, 13. Juli 2016

"Steuern und Abgaben"

Gestern wurde an vielen Stellen der Medien mit etwas zynischem Unterton darüber frohlockt, dass nun jeder Deutsche nicht nur dem Finanzamt gibt, sondern seinen Verdienst selbst einbehalten kann. Umgerechnet bedeutet dies eine Staatsquote, die mittlerweile bei 52 % liegt. Ich nehme solche Schelmenstücke ungläubig wahr und halte sie den Deutschen und ihrem wohl grenzenlosen Glauben an den Staat entgegen. Was ist? Schäuble nimmt 100 Milliarden zusätzlich (!) ein und reklamiert das alles für seine Tüchtigkeit, die sich in seiner eigenen genialen Person ausdrückt. Diese präsentiert sich und „dem Staat“ die „schwarze Null“ als ständig vor sich hergetragene Monstranz. Hinzu kommt, dass er keine Zinsen zahlt. Ob auch mal eine Steuersenkung drin ist? 20 % der Deutschen zahlen zwar keine Steuern, weil sie dafür zu wenig verdienen, aber sie zahlen Sozialabgaben. Wir haben mittlerweile einen Staat, der jeden zweiten verdienten Euro für sich kassiert. Trotzdem kommt bei den Bedürftigen kaum etwas an. Wo geht das Geld eigentlich hin? In die Infrastruktur? Hunderte von Brücken sind marode, das weiß inzwischen jeder. Eine kleine Summe immerhin scheint dafür abgezweigt zu werden, was dann in pompösen Pressekonferenzen mit allzu willfährigen Journalisten zusammen abgefeiert wird. Aber ob da wirklich etwas passiert? Etwas Wirksames? Die einzige Alternative, die sich manche politischen Entscheider vorstellen können: Steuererhöhung. Hm. Natürlich nicht zweckgebunden. Das heißt: die Kohle kommt in das Staatssäckel, egal was dafür versprochen wird. Dieser Staat hat halt nicht genug. Womöglich nie. Stuttgart 21? Ein paar Milliarden hin oder her, das macht doch nichts. Die jetzt bekannt gewordenen Zahlen sind ja wohl desaströs. BER in Berlin? Elbphilharmonie in Hamburg? In Rheinlandpfalz verchecken sie einen ganzen Flughafen, - leider an angebliche Hochstapler. Nix Genaues scheint niemand zu wissen. Und das nach dem Debakel am Nürburgring, bei dem zig Millionen Steuergelder in den Sand gesetzt worden sind. Wieso schaffen solche „Großprojekte" andere Nationen, wie beispielsweise die Schweiz, viel besser? Die haben einen riesigen Tunnel gebaut und bis zur Fertigstellung den Voranschlag eingehalten. Der Zeitplan wurde sogar unterboten. Übrigens: Der Solidaritätszuschlag soll nun per Spruch von der Justiz abgesichert auch bleiben. Er soll bleiben. Ob das mal anders gedacht und versprochen war? Ob das als vielleicht als befristet verkauft wurde? Ob so etwas Vertrauen schafft? Ob Zwangsabgaben und Steuern immer richtig eingesetzt sind? Ob sie jemals abgeschafft oder wenigstens gesenkt wurden?

Dienstag, 12. Juli 2016

Handlungsvorhersage

Wie spannend war das denn? Man saß damals anders im Kino. Auf einen Tipp meiner Freundin sah ich 2002 mit ihr zusammen den Film „Minority Report“ an, mit Tom Cruise. Typischer Science-Fiction-Kracher, so dachte ich damals! Großartig gespielt, aber die Handlungshintergünde ein bisschen wirr. Vorhersehbarkeit von Taten zu proklamieren und sich dann andere Augen einsetzen lassen, weil das Verhalten an den Augen abzulesen sei, wäre dann doch zu aberwitzig. Hm. Ich dachte gar nicht weiter darüber nach. Es schien mir dermaßen irreal. Und jetzt lese ich, dass Tatenvorhersage von der Polizei in den USA schon lange praktiziert wird. Die haben ein kleines Ding, das an ein Programm angeschlossen ist, das hohe Wahrscheinlichkeiten über das Verhalten gewisser Personen(gruppen) ausspuckt. So fahren denn die Polizisten sehr viel früher zum Tatort, ehe etwas Kriminelles passiert. Und tatsächlich, es geschieht allzu oft: der Algorithmus hat recht gehabt, ein Verbrechen wurde begangen. „Predictive policing“, vorausschauende Polizeiarbeit heißt das. Mittlerweile soll es schon so weit sein, dass es sich nicht gerade empfiehlt, sich längere Zeit vor einem Regierungsgebäude aufzuhalten, weil das Programm dann prognostiziert, dass man unter Umständen Böses im Schilde führt. Es passt einfach nicht ins Muster. Was scheinbar näher ist: Wer bei einem Online-Händler ursprünglich amerikanischer Herkunft einkauft, kriegt postwendend die Empfehlung „Sie könnten auch folgende Artikel interessieren“. Worauf eine Liste der Dinge auftaucht, die tatsächlich ins Muster passt. Der Algorithmus lernt mich auch immer besser kennen und sagt meine Bedürfnisse voraus. Es ist dies also etwas, was in dieser oder jener Form längst und weitgehend unbemerkt Einzug in unseren Alltag gehalten hat. Dass anhand von körperlichen Merkmalen ein Verhalten erschlossen wird, ist auch nichts Abseitiges mehr. Die Vision hat die Wirklichkeit eingeholt. Es werden von großen Institutionen nund Konzernen Daten über uns gesammelt („Big Data“), die Kaufentscheidungen mit steigender Wahrscheinlichkeit voraussagen können. Dementsprechend viel wert sind schon jetzt diese Daten. 

Sonntag, 10. Juli 2016

Politikverdrossenheit

Ja geht denn Europa einfach so weiter, als sei nichts passiert? Was schafft angesichts dessen Politikverdrossenheit? Wenn Politiker sich über sich selbst auferlegte Regeln hinwegsetzen (in der EU ein gerne praktizierte Methode) Wenn Minister E-Autos verordnen und anschließend gerne mal in eine Riesenlimousine steigen. Wenn der Verkehrsminister mit der Autoindustrie kungelt, die sich ihrer Sache dann so sicher ist, dass sie ihren Betrug glaubt in den USA verkaufen zu können. Selbstverständlich wird dieser Verkehrsminister von den deutschen Lobbyisten erpresst, die ihre regierungstechnisch geadelte Emissärin in der EU vorschicken, um strengere Vorschriften zum Zwecke der allgemeinen Gesundheit verhindern. "Das schadet der Wirtschaft!", so das Credo dahinter (wobei vor allem die eigene gemeint ist...). Wenn ein Verteidigungsminister mal kurz 500 Millionen ausgibt für Drohnen, die hier nicht fliegen dürfen. Wenn seine Nachfolgerin Marine-Hubschrauber anschafft, die viel zu schnell rosten und auch deshalb nie einsatzfähig sind. Mal abgesehen von all dem anderen Schrott, der nicht funktioniert und eine Unmenge Geld gekostet hat. Es ist eine Quittung für Europa, wenn immer nur dieselben Gruppen profitieren, - die andern zahlen allzu regelmäßig drauf.

Samstag, 9. Juli 2016

Macht und Lebenswelten

Ich denke mir, dass die Häuptlinge in der EU ein ganz anderes Lebensbild pflegen, als diejenigen, die sie „beherrschen“ wollen. Die Realitäten liegen einfach zu weit auseinander. Von diesen indirekt delegierten EU-Kommissaren („die so gerne von sich behaupten, sie seien gewählt...) geht bei ihren Auftritten eine manchmal unerträgliche Arroganz aus, die die EU nicht nur zu einer Veranstaltung der sich selbst so verstehenden Eliten macht, sondern auch einen Abstand zu dem „Volk“ zeigt. Wie geht das? Ich staune und versuche, mir diese andere Welt vorzustellen. Politiker sind Machtmanager. Es wird etwas behauptet und für sich in Anspruch genommen, das allenfalls sehr indirekt ist und sich gerne auf das System der repräsentativen Demokratie beruft. Deren Vertreter fordern für sich in allen Situationen eine Art absolutistischen Status. Innerhalb ihrer Wahlperiode glauben sie unter Berufung auf die Gewissensfreiheit alles tun zu können, was sie wollen. Delegierung auch an Lobby-Vertreter und indirekte Wahl in „Gremien“ inklusive. Diese Mechanismen in Frage zu stellen gilt ihnen als Todsünde. Ihnen! Denn sie fühlen sich legitimiert. Anderswo ist ja alles noch viel schlimmer. Ob es auch eine Sache des Fingerspitzengefühls ist? Ob ein allzu großer Abstand zu denen die Europa dem Ganzen förderlich ist? Ob man nicht doch auch eine Vertreterin, ein Vertreter einer direkten Verbindung zum Wahlvolk ist? Ob der Einfluss der Parteien nicht doch schon viel zu weit gegangen ist, auf Kosten des allgemeinen „Wahlvolks“? Ob man all das noch offen zutage treten lassen kann, wenn Ereignisse wie der Brexit solche Haltungen in Frage stellen? Ob man sich da im Recht des Stärkeren fühlt, das seinerseits ein großes Unbehagen in Europa hervor ruft? Ob sich eine solche sich selbst legitimierende Lebenswelt positiv für das Ganze auswirkt? 

Freitag, 8. Juli 2016

Druck zur Optimierung

Das Internet und allerlei moderne Technologien vernetzen den Menschen immer mehr, machen alles schneller und leistungsfähiger (wobei auch die "Künstliche Intelligenz" eine Rolle spielt, ---> siehe Blog). Wie lange und wie weit können wir das noch mitmachen? Wie weit geht das? Gibt es Grenzen? Wir müssen wohl wachsen, so lange wir die gegenwärtige Wirtschaftsform pflegen. So geraten wir immer noch ein bisschen mehr unter Druck. Die Erwartungen, nicht zuletzt durch uns selbst, steigen. Wir sollten, wir müssten.... Dadurch hinken wir ständig unseren Ansprüchen hinterher, genügen nie, geraten im schlimmsten Fall in Umstände wie Burnout, Depression, vollkommener Stillstand usw. Alles wird stumm und starr, es bewegt sich nichts mehr, auch in uns selbst. Das alles scheint ein Zwang. Doch wo kommt er her? Wer redet denn hier von „System“ oder „Kapitalismus“? Große Häuptlinge haben das ohnehin verinnerlichte Motto „Wachstum über alles“ längst vorgegeben, sie lassen es bimsen und immer wieder neu lernen. Sie drücken es in die Köpfe. Wollen wir dabei bleiben beim Mainstream, bei der gesellschaftlichen Erfahrung, müssen wir scheinbar da mitmachen. Der Zwang, der Druck, der Drang zum Ökonomischen durchdringt inzwischen alle Lebensbereiche. Arbeit, Bildung, Familie, Liebe, Natur: Die Steigerung, Optimierung, Beschleunigung bildet die Erwartung. In uns. An uns. Wohin geht das? Was ist da gut für uns? Wo geht das hin? 

Dienstag, 5. Juli 2016

Kirschen again

Die Gier ist allumfassend und packt dich sofort. Kirschen, kirschig,... äh! Sie glänzen und machen dich an. Sie versprechen das Köstliche. Diesen Geschmack. Ihren eigenen. Den nur sie haben, womöglich. Ich beneide nicht diejenigen, die ihn nur als „naturidentischen“ Stoff kennen. Sie verpassen etwas. Sie sind Joghurt mit Kirschgeschmack und so was alles gewohnt. Ein Vorgeschmack, immerhin. Eine Ahnung, so ähnlich wie.... Ich mag selbst das noch. Aber das hier vor mir ist die Krönung und die Steigerung ins Extreme!.. Diese prallen Kugeln voller Geschmacksstoffe! Voller Saft. Und Fruchtiges. Rotes. Diese vorenthaltene und erst nach und nach abgegebene Erfüllung! Jaja, Tiefenpsychologie. Erklärungen eisgekühlt. Alles egal. Es gilt in diesem Moment nur: Herrliche Frucht. Der Saft rinnt dir zwischen den Fingern hindurch. Ich bete dich an. Ich mag dich in all deinen Fasern. Es gibt helle und dunkle. Alle roten Farben. Eine leckerer als die andere. Bald ist es wieder vorbei damit. Und das ist gut. 

Sonntag, 3. Juli 2016

Fahrermarktwirtschaft

Es pflügen links und rechts die fetten Limousinen und SUVs vorbei, es geht ziemlich agressiv von ihnen eine einzige Mentalität aus: "Hoppla, jetzt komm‘ ich!" "Alles beiseite, ich bin Premium und habe auch ein Premium-Anliegen“. Alle anderen sind Mist. Beiseite! Haha, Straßenfight! Regeln? Gelten nicht für mich! Wieso glauben diese Raser, diese Straße für sich gepachtet zu haben? Wieso geht in der deutschen Realität das „Sich-Durchsetzen“ als Competition, Kräftemessen und Verdrängen immer weiter? Ob die das alles verinnerlicht haben? Die „Langsamen“ machen sie wahnsinnig, die haben die dauernde Beschleunigung (aller Lebensverhältnisse) ungesund internalisiert…. das Wegscheuchen, die eigene Geschwindigkeit ist der Maßstab für alle, hat es gefälligst zu sein... mein Ego ist heilig. Und zwar nur MEIN Ego! Es ist angesagt: Den Größeren, Schnelleren, Breiteren zu haben, das sich Messen, die Marktwirtschaft in den Köpfen, nicht der Fluss oder das gemeinsame Fließen, sondern das Vorwärtskommen auf Kosten der anderen…..(eine Mentalität, die auch zunehmend in die Musik Einzug gehalten hat, Wettbewerb: wer kann am meisten zahlen? Top Dogs rasen vorbei, sie streben alle ein Scheinziel an, das sie nach einer genau bemessenen Zeit wieder verlassen…zurück ins Getriebe. Sie treiben ihre Allrads vorbei, mit denen sie zeigen, dass sie mehrmals im Jahr in den Skiurlaub fahren können und sich zu den Besseren zählen, aufgemotzt, aber dezent, Überlegenheit dauernd anzuzeigen ist ein schweres Geschäft…. lächerliche Mitläufer einer Autokratie.......

Samstag, 2. Juli 2016

Samstagseinkauf

Ein fleckiges Schild, eine beschriebene Fläche, wiest darauf hin: „Dieses Objekt wird videoüberwacht“. Es ist ein Aufzug, der gelegentlich funktioniert, gelegentlich auch nicht. Vollmetall. Er lässt sich herab. Es riecht darin nach Urin und Schweiß. Man wechselt auf einen Steg-Überweg, der aus vom Dreck umschlossenen Betonplatten besteht. Überall liegen Zigarrettenstummel, ein Ohrstäbchen dazwischen, ein zerknautschter Kaugummi. Die Kassiererin des gegenüber liegenden Discountmarkts sagt nach meinem Einkauf (die billigsten Würstchen, Cola der billigen Sorte) nachdem sie die Bezahlkarte in den Automaten gesteckt hat: „Sie dürfen.....“, und „Schönes Wochenende“. Ich bin beglückt. Es kann jetzt alles kommen, auch das Wochenende. 
Ich habe Hunger und geh dem Bedürfnis natürlich sofort nach, obwohl ich die akademische Pflicht zur Aufschiebung einstudiert habe. Doch das ganze akademische Gedöns ist ja sowieso nichts wert, ist eine der Täuschungen, hinter denen ganz anderes steht.... Am Imbissstand (nicht McDonald's) darf ungeniert die „Curry-Wurst Spezial“ geschmatzt werden. Vorbei schlappende Personen können gemustert werden, ein Smartphone klingelt zu aufdringlich und ein Autofahrer ballt mit hochrotem Kopf die Faust. Ich beeile mich. Zuhause verstopfen farbige Prospekte den Briefkasten. Es gilt „Billiger“ in allen Variationen: Man studiert, wann es sich einzukaufen lohnt. Eigentlich würde mich "günstiger" mehr als "billiger" interessieren. Würstchen jagt Würstchen, daheim wird noch einmal am ranzigen Salat gefressen, dessen Kühlkette mehrfach unterbrochen ist. Ich bin wohl im falschen Film.....