Reise durch Wirklichkeiten

Mittwoch, 10. Juli 2024

Momente im Film

Sind die Filme von Wim Wenders meditativ? Die Frage hatte ich gelesen. Ich erinnere mich an einen Blick aus einem Wohnwagen, oben, durch eine Dachluke, auf den Nachthimmel mit vorüber ziehenden Wolken. Da hat wohl der Kameramann auch ein bisschen mitgemacht. Mein Blick auf die Welt hat sich irgendwie dahinter geschoben und diese Einstellung ist mir wichtig geworden. Ganz grundsätzlich, bildlich. Dazu die schleifende Musik einer Nürnberger Band. Das passte für mich. Überhaupt die Musik in Wenders-Filmen: scheint eine große Rolle zu spielen. Wir waren damals in jedem neuen Wim-Wenders-Film. Alleine schon finanziell könnte ich mir das heute nicht mehr leisten. Ich erinnere mich an einen weiteren Film aus grauer Vorzeit, der für mich sehr wichtig geworden ist, der mir ein Refugium bot: „Im Lauf der Zeit“. Ob er auch das Medium der Zeit betrachtete? Der Titel alleine schon scheint darauf hinzuweisen. Der Film handelte im damaligen „Zonenrandgebiet“. Auch das ist als solches mitsamt seinen eigenen Problemen längst verschwunden. Zwei Typen waren da unterwegs. Wenn ich mich richtig erinnere, von einem Kino zum andern… Ansonsten keine großartige Handling. Aber viel Atmosphäre. Viele großartigen Vorstellungsräume. Da war diese Chaosfahrt ins Wasser, der beiden Protagonisten Hanns Zischler und Rüdiger Vogler, diesem tollen Paar im VW Käfer. Heute ist Zischler ein anerkannter Autor, der mir Anregungen zu Franz Kafka gegeben hat und auch als Schauspieler immer wieder mal auftaucht. Ja klar, dann kam „Paris/Texas“ (Nastassja Kinski, Spiegelspiele) und später dann „Der Himmel über Berlin“, der mich hauptsächlich wegen dem längst verstorbenen Schauspieler Bruno Ganz für sich eingenommen hat. Der leise, aber bestimmte Ton, mit dem er sprach, hat mich auch ein Leben lang beeinflusst. Meditativ? Ganz sprach so. Hatte aber auch die Ausstrahlung dazu. Danach viele Filme. Irgendwann wurde es für mich unübersichtlich. Viele Preise und Auszeichnungen.„Buena Vista Social Club“: Ein Fluchtpunkt, eine Scheinidylle. Kuba. Ry Cooder. Der Ami unter den Kubanern. Habe die Band später „original“ noch mal erlebt. Aber was hieß in diesem Zusammenhang „original“? Jetzt bin ich froh, dass es Wenders noch gibt.

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