Reise durch Wirklichkeiten

Samstag, 27. Juli 2024

Wie (er)fassen?

Merkwürdig, die Bilder mit dem bärtigen Herrn im Himmel scheinen viele Leute beeindruckt zu haben: Gott. Im Judentum machen sich Gläubige gar kein Bild von ihm. Seit dem Mittelalter waren kirchlich beauftragte Künstler damit befasst, den einfachen Leuten, die ganz überwiegend Analphabeten waren, die Bibel möglichst per Bild anschaulich zu machen. Dafür setzten sie die von ihnen geschaffenen Bilder ein. Seltsam, dass ich persönlich, - vielleicht auch durch Erziehung herbei geführt – mit solchen Darstellungen nie ein Problem hatte. Wenn Gott in anderen, uns unbekannten Dimensionen existieren kann, wenn er dadurch seine Gestalt wechseln kann, mag er zuweilen ziemlich menschliche Züge besitzen, zuweilen aber auch als abstrakte Existenz eine schwer fassbare Daseinsform haben. Kein Problem. Insofern können uns uralte bildliche Darstellungen etwas bedeuten, aber auch das Nachdenken über Existenzformen, die möglicherweise über uns stehen und deren Form unser Erkenntnisapparat bis jetzt nicht im wissenschaftlichen Sinn erfassen kann. Ein „Erahnen“ mag vielleicht für Einzelne möglich sein. Gott kann „eine Person“ und „keine Person“ zugleich sein. Er durchbricht die Welt des Vorstellbaren und verlangt, sich auf das Unvorstellbare einzulassen. Vor diesem Hintergrund mag auch die Menschwerdung Jesu eine weitere Bedeutung gewinnen. Der mittelalterliche Mystiker Meister Eckhart sieht, dass der aus sich selbst heraus gehende Gott wie ein „überkochender Grießbrei“ sei. Was für ein Seher! Im Mittelalter! Und jetzt, der Feminismus? In der Bibel trägt Gott sowohl männliche als auch weibliche Züge. Aus der Distanz ist Gott dort männlich und aus der Nähe weiblich. So what? Menschliche Züge, mit denen niemand Probleme haben muss.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen