Es läuft die „Grüne Woche“ in Berlin: eine Messe als Parade des Überflusses und des gepflegten Essens (oder Fressens),
dem die niedrigen tier- und menschenverachtenden Lebensmittelpreise auch noch
auf vielfältige Weise Vorschub leisten. Ich erinnere mich in diesem
Zusammenhang an den Film „Landraub“ von Kurt Langbein und habe
mir ein paar Sachen sinngemäß aufgeschrieben. Der Film stellt
recht entschieden eine Meinung, eine Haltung, dar. Man kann anderer
Meinung sein, sollte aber dann vielleicht Konzepte über eine
allgemeine neoliberal begründete Ausbeutung (wie bisher praktiziert)
hinaus haben. Sinngemäß heißt es in diesem Film: „Seit 2008, dem
Jahr des großen Finanzskandals, hat das große Geld die
Agrarindustrie entdeckt. Die großen Investoren führen seitdem
riesige Investitionen in die Länder ein, vertreiben Kleinbauern,
zerstören Sozialstrukturen, zerstören auch ökologische Strukturen.
Wenn das so weitergeht, dann drohen Völkerwanderungen in einem
Ausmaß, wie wir uns das jetzt noch nicht vorstellen können“. Ein
Vertreter der Agrarindustrie meint dazu mit wichtigem Gesicht „In
20 Jahren werden wir 10 Milliarden Menschen haben. Wie werden die
sich alle ernähren können? Wir brauchen dazu 80 Milliarden
Investitionen. Wo soll dieses Geld herkommen?“ In den letzten 15
Jahren wurden weltweit etwa 200 Mio Hektar Ackerfläche an Investoren
verkauft. Das ist mehr Agrarland, als es in ganz Europa gibt. Die
Öko-Bilanz von der industriellen im Vergleich zur kleinbäuerlichen
Landwirtschaft ist verheerend. Nur der Profit stimmt. Ein
Plantagenbesitzer sagt: „Es ist sehr attraktiv. Die Erträge sind
sehr hoch. In wenigen Jahren sind die Investitionen zurückgezahlt.
Die nächsten zwanzig Jahre gehen wir jedes Mal mit einem Lächeln
zur Bank“. Wie das funktioniert, sieht man zum Beispiel in
Äthiopien. Dort produziert etwa eine holländische Firma Tomaten und
Paprika für 5-Sterne-Hotels in Dubai. Ein Geschäftsführer sagt
dazu: „Für Bauern ist Äthiopien der Himmel auf Erden. Das Klima
ist perfekt, es gibt viel Wasser, der Boden ist fruchtbar“. Die
Regierung vergibt Millionen Hekar Ackerland an Investoren.
Gleichzeitig herrscht Hunger im Land. Die gleichermaßen interviewte
Landarbeiterin meint: „Dieses Gemüse kann ich mir nicht leisten.
Ich verdiene 24 Euro im Monat. Wir essen nur Mais. Drei meiner Kinder
leben bei meiner Mutter, weil ich sie nicht ernähren kann“.
Wie also kann man das Problem lösen? Der Film tritt
für ein radikales Umdenken ein und vertritt ein Konzept der
Millionen von Kleinbauern statt internationaler Agrarkonzerne. Lokale
Versorgung statt globaler Investition. Was wie mittelalterliches
Wirtschaften aussieht, könnte eine Lösung sein. Kleinbauern könnten
wissenschaftlich beraten werden, könnten Bewässerung und Saatgut
optimieren. Versuche haben gezeigt, dass solchermaßen beratene
Kleinbauern ihren Ertrag verdreifacht haben. So der Film.
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