Mittwoch, 19. Februar 2025

Sozialer Aufstieg

Das große Aufstiegsversprechen. „Vom Tellerwäscher zum Millionär“: Von solchen Sprüchen werden und wurden ganze Gesellschaften getrieben. Man kann etwas erreichen, wenn man es nur will, so ein weiterer Glaubenssatz dieser Gesellschaften: „Ohne Fleiß kein Preis“, „you can make it, if you try it“ etc.. Wenn ich Bilanz ziehe, dann muss ich sagen, dass ich solche Sprüche nicht besonders ernst nahm in meinem Leben. Etwas „aus sich machen“? Kam mir nicht ernsthaft genug in den Sinn. Ich folgte meinem eigenen Kompass und vertraute darauf, dass er mich richtig führen würde. Man hatte einiges an dieser „Leistungsgesellschaft“ damals auszusetzen, was ich schließlich für mich als in der Luft liegendes Gefühl vielleicht zu ernst nahm. Was wohl in diesem Zusammenhang „Zeitgeist“ bedeutet? Ein unzuverlässig’ Ding. Es war für mich aber immer schon klar, dass hinter jedem „Erfolg“ in dieser Gesellschaft auch das Glück und der Zufall seine Rolle spielte. Leistung durch „Erfolg“? Dieses Glück als Zufall scheint mir selbst eine Weile durchaus gewogen gewesen zu sein (irgendwie nahm ich noch jede Kurve, kam über jedes Hindernis hinweg, das sich mir in den Weg stellte und „lernte“ daraus, dass sich solche Dinge in meinem Sinne „irgendwie“ fügen würden….), schließlich aber überhaupt nicht mehr. Wieso? Man sollte lieben, was man sich zu tun vorgenommen hat, man sollte das als seinen Weg erkennen und darauf vertrauen, dass er der richtige ist, so die lautere Meinung. Man sollte versuchen, seine ureigenen Talente zu entwickeln, um auf diese Weise einen Beitrag (zum Gemeinwohl?) leisten zu können, so das Mittelklasse-Credo. Man sollte in jedem Falle dem nachgehen, was man als seine ureigene Berufung erkannt hat (erkennen? Zweifeln? Taumeln? Improvisieren? Woher kommen solche „Erkenntnisse“?). Mir kommen solche Glaubenssätze inzwischen als ein bisschen zu blauäugig vor. Ob diese 30%, die in unserer Gesellschaft von der Hand in den Mund leben müssen und die für die Mächtigen und „Erfolgreichen“ eine Art Steigbügelhalter abgeben müssen (diese Leute gibt es auch in den USA), um das tägliche Leben zu bestreiten, ob diese Leute also ihre Talente nicht entwickelt haben, ob sie überhaupt je die Möglichkeit dazu hatten und von was diese „Talententwicklung“ nun wiederum abhängig sein könnte? Persönliche Stärke. Konsequenz. Aufstiegsorientiertheit. Der eine packt's, der andere nicht. Wenn ich von meinen subjektiven Erfahrungen und denen meiner unmittelbaren Umgebung ausgehe, so muss ich bemerken, dass der „Erfolg“ in dieser Gesellschaft auch von einer gewissen Anpassungsbereitschaft abhängt, von einer Bereitschaft auch, sich informieren zu lassen, sich von den „richtigen“ Informationen angesprochen zu fühlen, zu wissen, „wo’s lang geht“. Man wurde vielleicht davor gewarnt, einen bestimmten Weg zu gehen - und sei es jener, zu dem man sich berufen fühlte!! - aber man war sich im Rückblick dann doch zu sicher, glaubte, in dieser Gesellschaft bestimmte Dinge tun zu müssen und zu können, bestimmten Zielen nachgehen zu sollen. Warum gelingt das den einen, den anderen aber nicht? Kann man unversehens in so etwas wie Verwerfungen hinein kommen, Umstände, mit denen man nicht gerechnet hat und die einem alles verderben können? So, dass ein Plan nicht „aufging“? Wer schielt da auf die, die es „zu etwas gebracht haben“ und die sich deswegen überheblich großspurig geben? Die sich in der Sonne ihrer „Leistungen“ sonnen? Woraus besteht diese Leistung? Wohl nicht immer und zuverlässig aus einem Beitrag zum Gemeinwohl, sondern eher in einer gewissen Bauernschläue, in einer Skrupellosigkeit und der Bereitschaft im richtigen Moment „sich durchzusetzen“, die Anderen um einen herum zum Zwecke des eigenen Fortkommens auszunutzen, mit Hilfe von Techniken wie dem „Networking“, dem „Mobbing“ und anderen Fertigkeiten des gegenseitigen menschlichen Gebrauchs. Gebrauch. Missbrauch. Ausnutzen. Freie Marktwirtschaft. Neoliberalismus. X x From rags to riches: entire societies are and have been driven by such sayings. You can achieve something if you just want to, according to another belief in these societies: “No pain, no gain”, “you can make it if you try it” etc. If I take stock, then I have to say that I didn't take such sayings particularly seriously in my life. “Make something of yourself”? Didn't occur to me seriously enough. I followed my own compass and trusted that it would guide me correctly. There were a lot of things to complain about in this “meritocratic society” back then, which I ultimately took perhaps too seriously as a feeling in the air. What does “Zeitgeist” mean in this context? An unreliable thing. But it was always clear to me that behind every “success” in this society, luck and chance also played a role. This luck seems to have been in my favor for a while (somehow I still took every curve, got over every obstacle that stood in my way and “learned” from it that such things “somehow” fit into my mind would….), but ultimately no longer at all. How come? You should love what you have decided to do, you should recognize it as your path and trust that it is the right one, according to the common opinion. The middle class credo is that you should try to develop your own talents in order to be able to make a contribution (to the common good?). In any case, you should pursue what you have recognized as your very own calling (recognize? doubt? stagger? improvise? Where do such “knowledges” come from?). Such beliefs now seem a bit too naïve to me. Whether these 30% who have to live from hand to mouth in our society and who have to act as a kind of stirrup holder for the powerful and “successful” in order to cope with everyday life, whether these people have not developed their talents, whether they ever had the opportunity to do so and what this “talent development” could depend on? Personal strength. Consequence. Advancement orientation. One gets it, the other doesn't. If I start from my subjective experiences and those of those around me, I have to note that “success” in this society also depends on a certain willingness to adapt, on a willingness to be informed and to receive the “right” information to feel addressed, to know “where things are going”. You may have been warned not to follow a certain path - even if it was the one you felt called to!! - but looking back, you were too sure, believing that in this society you had to and could do certain things, that you should pursue certain goals. Why do some people succeed but not others? Can you suddenly find yourself in something like upheavals, circumstances that you didn't expect and that can ruin everything? So that a plan didn’t “work”? Who looks at those who have “made it to something” and who are arrogant and cocky because of it? Who bask in the sun of their “accomplishments”? What does this service consist of? Probably not always and reliably from a contribution to the common good, but rather from a certain level of cleverness, from an unscrupulousness and the willingness to “assert yourself” at the right moment, to exploit the others around you for the purpose of your own advancement, with the help of techniques like this “Networking” and other skills of mutual human use. Use. Exploit. Free market economy. Neoliberalism.

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