Ein Durchgang durch Realitäten aus meiner Sicht - Blog von Ulrich Bauer (Ergänzt ubpage.de)
Reise durch Wirklichkeiten
Montag, 24. Februar 2025
Himmel und Erde
„Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, von denen wir (noch) keine Ahnung haben“ pflegte mein Vater zu sagen. Er ließ dabei eine Art freundlicher Skepsis walten, die das „wissenschaftliche Weltbild“ nicht absolut setzte, sich ihm aber dennoch verpflichtet fühlte. Diese Schwebe in sich auszuhalten, damit umzugehen, war eine der Aufgaben, die sich einem stellte, der sich in seinem Geiste mit derartigen Phänomenen auseinander setzen wollte. Er hatte den Respekt, der eine andere Meinung gelten ließ und ihr Interesse entgegen brachte. Er hatte aber auch den Mut, sie in seinem Sinne nach allen Seiten hin zu befragen und dann eventuell abzulehnen. Was er wohl zu dem Trend der „Manifestation“ sagen würde, der sich nach der Pandemie durchgesetzt und befestigt hat? Was zur einfachen Beschaffung von etwas wie „Sinn“, durch Handauflegung und „Geistheilung“? So etwas Fragiles wie Sinn, das uns immer wieder zu entwischen droht, das Mühe und Aufwand erfordert?
Man müsse nur an etwas fest genug glauben, dann würde es sich auch einstellen, so lautet die Botschaft. Positives Denken würde positive Gedanken und Daseinsformen anziehen: Der Grundgedanke des „positiven Denkens“ ist nicht neu und eine fester Bestandteil des „american dream“, also der gesellschaftlichen Verfasstheit der USA. Jeder kann es schaffen, wenn er es nur stark genug will. Man muss positiv denken, damit Positives passiert, so eine oft hingebungsvoll gepflegte Grundannahme. Du kannst dir alles erschaffen, was du willst. Du musst es nur wollen. Der Sprüche sind viele, die sich uns in diesem Zusammenhang einstellen. Ein unerschütterlicher Glaube scheint dabei auch grundlegend, nämlich dass alles aus sich selbst heraus komme, dass ein Individuum alles in sich habe und nur die falschen Gedanke es hindere, positive Daseinsformen aufzusuchen. Werte wie Selbstliebe, Glück oder Zufriedenheit sind oft dem versprochen, der sich finanziell entsprechend engagiert und bereit ist, hohe Summen für die Fortentwicklung seines Ich zu investieren, - wobei wir auch schon bei einem relativ unangenehmen Punkt des Trends zur „Manifestation“ sind: Die vielen Scharlatane und durch gewisse Äußerlichkeiten blendenden Weisen, die sich auf diesem Felde tummeln und sich ihr Eingehen auf ihr Gegenüber fürstlich honorieren lassen. Eine Art Tauschgeschäft liege dabei vor, so ihre oft gepflegte Einlassung: Du gibst mir Ehrlichkeit und Offenheit und ich gebe dir meine Offenheit, Hilfe und Zuwendung, so das Tauschgeschäft, das ihnen schon mal ein finanziell günstiges Auskommen verschaffen kann. Ob solche Annahmen in eine neoliberales Weltbild passen, in dem es vor allem darum geht, das Beste aus sich heraus zu holen und das Beste aus sich zu machen? Ob es eventuell darum geht, gewisse „Verspannungen“ aus einem Ich zu vertreiben um sich dem Kosmos des Positiven öffnen zu können? Mein Vater würde lächeln, ich weiß es genau, er würde davon reden, dass zu allen Zeiten gewisse Figuren versucht hätten, Schwächen des Menschen auszunutzen. Die Aussicht auf Stärkung, innere Reinigung und ein Vorwärtskommen auf der Karriereleiter mag dabei schon immer zu den gängigen Verlockungen gehört haben. Wozu in unseren Zeiten eine gewisse Einseitigkeit des „wissenschaftlichen“ Weltbildes führt, zu welchen Zuständen der Entfremdung, zur Konzentration auf Einzelsymptome, wo vielleicht ein Blick auf „das Ganze“ angezeigt wäre, das ist in jedem Krankenhaus zu erfahren. Solche Zustände für sich selbst auszunutzen scheint mir ein wesentlicher Antrieb der meist esoterisch orientierten Figuren auf dem Gebiet der „Manifestation“ zu sein.
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"There are things between heaven and earth that we (still) have no idea about," my father used to say. He showed a kind of friendly skepticism that did not make the "scientific world view" absolute, but still felt obliged to it. Tolerating this limbo within oneself, to deal with it, was one of the tasks facing someone who wanted to grapple with such phenomena in his mind. He had the respect to accept a different opinion and to show interest in it. But he also had the courage to question it from all sides in his own way and then possibly reject it. What would he say about the trend of "manifestation" that has prevailed and consolidated after the pandemic? What about the easy acquisition of something like "meaning" through the laying on of hands and "spiritual healing"? Something as fragile as meaning that always threatens to elude us, that requires effort and expense?
You just have to believe in something strongly enough and then it will come, that is the message. Positive thinking would attract positive thoughts and ways of being: The basic idea of "positive thinking" is not new and is an integral part of the "American dream", i.e. the social constitution of the USA. Anyone can do it if they want it strongly enough. You have to think positively for positive things to happen, is a basic assumption that is often devotedly maintained. You can create anything you want. You just have to want it. There are many sayings that come to mind in this context. An unshakable belief also seems to be fundamental, namely that everything comes from within, that an individual has everything within themselves and only the wrong thoughts prevent them from seeking out positive ways of being. Values such as self-love, happiness or contentment are often promised to those who are financially committed and prepared to invest large sums in the further development of their ego - which brings us to a relatively unpleasant point in the trend towards "manifestation": the many charlatans and wise men who dazzle with certain external appearances who are active in this field and who are handsomely rewarded for their interactions with others. This is a kind of barter deal, according to their frequent statement: you give me honesty and openness and I give you my openness, help and affection, the barter deal, which can sometimes provide them with a financially favorable income. Do such assumptions fit into a neoliberal worldview in which the main thing is to get the best out of oneself and make the best of oneself? Is it perhaps about driving certain "tensions" out of one's ego in order to be able to open oneself up to the cosmos of the positive? My father would smile, I know it for sure, he would say that at all times certain figures have tried to exploit people's weaknesses. The prospect of strengthening, inner purification and moving up the career ladder may have always been common temptations. What a certain one-sidedness of the "scientific" world view leads to in our times, to what states of alienation, to concentration on individual symptoms, when perhaps a look at "the whole" would be advisable, can be experienced in every hospital. Exploiting such states for one's own benefit seems to me to be a major motivation of the mostly esoterically oriented figures in the field of "manifestation".
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