Freitag, 28. Februar 2025

Kurbelschwurbelbewusstsein

Ich merke, bewusst und unbewusst, wie mich die von vielen TV-Sendern eingestreuten Werbespots stören. Gewiss, sie sind/scheinen jetzt wichtig im Sinne der Ankurbelung der Wirtschaft! Doch scheinen sie mir überwiegend und in vieler Hinsicht aus einer alten Welt zu stammen, die es wohl so nach Corona und bei Krieg nicht ohne weiteres weiter gehen wird, so, als sei gerade mal eben ein Gewitter vorbei gezogen. Die Schamlosigkeit dieser Spots stört mich, ihre Gier, das Mieseste im Menschen anzusprechen und heraus zu kitzeln, ihre Grellheiten, die ungebrochene Verherrlichung des Konsums, - all dies wirkt geradezu surreal auf mich. Ob sich andere Bedürfnisse gebildet haben? Ob Entschleunigung ein Stichwort ist, das auf die meisten Bürger in einer unerwarteten Weise gekommen ist? Nachdenken, nicht als Bremse….. Ob sich die Wertehaltung dahinter etwas verschoben hat zugunsten dessen, was man als „wirklich wichtig“ in diesem Leben erkannt hat? Ob der neu installierte mächtige Kaufmanns-Narziss einen Einfluss darauf hat? Ob die Wichtigkeit sozialer Kontakte jetzt einen anderen Rang einnimmt als zuvor? Ob das Konkurrenzdenken mit samt seinen Folgen ein wenig eingedämmt ist? „Aufeinander aufpassen“, könnte das auf einen neuen Wert zeigen?

Donnerstag, 27. Februar 2025

Gedanken zu meiner Musik

Ich begegne meiner Musik und bin mal wieder erstaunt. Nabelschau ist damit angesagt. Kann man so sehen. Natürlich. Man entlarvt sich selbst. Erfahren, was man da macht und vor allem: was man gemacht hat. Ich weiß ja, dass konventioneller Gesang in meinem Konzept keine Rolle spielt. Ich habe ein paar Stücke mit einer Art von poetischem Sprechgesang, meine Stimme in rhythmisierten Worten, weich und hart, sachlich und verklärend zugleich. Melodien tragen bei mir meist die Flöte und das Sax (meist Bariton). In der Pop- und Rockmusik ist ansonsten meist ein Gesang angesagt. Im günstigen Fall selbstvergessen, im weniger günstigen Falle ist das eitel und „Sich-andienend“. Mein zweites Instrument, die Gitarre, taucht meist verzierend im Hintergrund auf. Was mir darin vorschwebt? Ich mochte einst Gitarristen der Vergangenheit wie Steve Hackett und David Rhodes. Lautmaler. Trotzdem tauchen bei mir immer wieder Stimmfetzen auf, deuten etwas an, und verschwinden. Sie wollen die gängigen Formen von Sinn verleugnen. Ich nehme nur noch Bruchstücke, weil ich den gängigen Formeln der Selbsterfahrung misstraue, die meist genannt wird. Ich füge mich ein in mich selbst, ich lasse Klischeehaftes, Andeutungen durch Räume rinnen. Gleichzeitig nehme ich bewusst und unbewusst meine Vergangenheit als Rockmusiker auf und wandle sie in meine Musik. Das Körperliche und Sinnliche der Musik versuche ich in pulsierenden Rhythmen einzufangen. Das Hypnotische auch. Das hinaus Zeigen ins Kosmische, in das wir eingebettet sind. Von hinten kommen zudem Erfahrungen von Kirchenmusik hinzu. Ich behaupte nicht, dass ich das alles kann, sondern ich stelle es in den Raum. Ich habe Respekt vor dem und denen, die ich als wahre Musiker erlebt habe. Meine Stärken vermute ich woanders.

Mittwoch, 26. Februar 2025

Saitenmagier

Was ich einst über Richard Thompson schrieb, gilt heute noch: Im Jahr 2005 lud der Buckingham Palace die fünfhundert wichtigsten Exponenten der britischen Musikindustrie zum Empfang. Im Gegensatz zu Berufskollegen wie Eric Clapton, Jeff Beck und Jimmy Page muss Richard Thompson der Queen vorgestellt werden. „Sie sind Folkmusiker und Songschreiber? Schön für Sie“ meint die Königin. „Hoffentlich ist das auch schön für alle anderen“ antwortet da Thompson. Die Anekdote verdeutlicht wichtige Wesenszüge des Musikers: Bescheidenheit. Demut. Skepsis. Humor. Dabei ist er als Songschreiber, Sänger und Gitarrist ein absolutes Erlebnis, ein großer Stilist und außergewöhnlicher Könner. Als Gitarrist hat er schon Akustikgitarre im Quartett zusammen mit Künstlern wie Steve Morse, Al Di Meola und David Lindley gespielt. „Die können ja so genau spielen und sind technisch so unglaublich gut. Ich habe vor ihnen großen Respekt“, sagt er über seine damaligen Mitmusiker. Ihm als Songschreiber haben andere Kollegen bereits zwei „Tribute“-Alben gewidmet, auf denen sie seine Lieder interpretiert haben. Und als Sänger liebt er ohnehin den unaufgeregt erzählerischen Ton, der sich vom grell Prahlerischen des Popgeschäfts schon seit vielen Jahren klar entzieht: „Das, was mich am meisten interessiert, ist ohnehin das Schreiben von Songs“, sagt Thompson dazu. „Mein Gitarrespiel richtet sich vollkommen danach“. Der 66jährige Musiker war schon Ende der sechziger Jahre Mitglied der britischen Band Fairport Convention, die sich damals aufmachte, britischen Folk und Rock zu vereinen. Er muss nicht nur mit den superschnellen Jigs und Reels, sondern auch mit den entschleunigten Balladen, die er beispielsweise mit der Sängerin Sandy Denny zusammen einspielte, viele Kollegen beeindruckt haben. Das Beste: er hat seinen eigenen Gitarrenstil entwickelt, der sich nicht wie bei Kollegen a la Eric Clapton, Jeff Beck oder Jimmy Page am Blues orientierte, sondern am britischen Folk und der damals auch auf den legendären Alben des Songpoeten Nick Drake zu hören war. Produzent war damals Joe Boyd, der Boss der Plattenfirma Hannbal Records. Ob er sich an ihn erinnert? „Wir treffen uns gelegentlich in London, wenn ich da bin“, sagt Thompson, dessen bisher meistverkauftes Album „Shoot out the Lights“ auch Boyd produziert hat. Dass er stets die richtigen Leute unter Vertrag genommen hat, schildert Thompson als einen der Vorzüge Boyds. Da sei etwa die Incredible String Band, - die freilich heute fast niemand mehr kennt. Aber da ist sie wieder, diese Bescheidenheit: „Natürlich hat mein Spiel seine Basis nicht im Blues. Meine Wurzeln liegen vielmehr im schottisch-irischen Bereich. Ich verstehe mich auch nicht als einen besonderen Gitarristen. Zum Beispiel bin ich nicht gerade ein begabter Showmann“.Privat hört er gerne Gitarristen aus dem Jazz und schon mal einen Countrygitarristen. Auch Trompeter und Spieler anderer Instrumente hätten ihn beeinflusst, berichtet er von seinen Vorlieben. Heutzutage, da er sich längst weiter entwickelt und auf seinen mehr als 40 Alben viele hoch gelobte Musiker um sich versammelt hat, klingt sein Stil auf der E-Gitarre immer noch sehr eigenständig und originell, so, als würde er um jeden Ton kämpfen und ihn sich abgerungen haben. Das ist auch auf seinem neuesten Album zu hören, das Jeff Tweedy produziert hat, der Kopf der amerikanischen Band Wilco. Die Aufnahmen dauerten nicht lange, die Basis war in ein paar Tagen aufgenommen. „Oh, er war sehr freundlich und es waren dort in Chicago sehr ersprießliche Aufnahmen, zu denen er viele gute Ideen beitrug“ sagt Thompson darüber. „In Tweedys Studio an der Wand hingen übrigens enorm viele Gitarren und im Studio standen noch vielmehr andere Instrumente oder Verstärker herum. Es war dies geradezu ein Paradies für Musiker“. Wieso er immer diesen typischen Stratocaster-Sound der einspuligen Tonabnehmer gespielt hat? „Meine heutige Gitarre ist ja in vielfacher Weise umgebaut und meinen Bedürfnissen angepasst. Aber dieser Sound ist es einfach, der mir ganz und gar entspricht“, sagt der Musikus völlig unprätentiös und kurz, als würde sich keinerlei erzählenswertes Geheimnis dahinter verbergen. Ob er das neulich war, der da im Video des Sängers und Songschreibers Cat Stevens im Hintergrund zu hören war? „Ja, klar“ bekennt er sich dazu und hat auch kein Problem damit, sich als Muslim erkennen zu geben. „Oh, die Leute in den USA, wo ich inzwischen lebe, haben da großen Respekt“. Thompson-Kenner wissen, dass er schon 1975 auf dem Cover der Platte „Pour down silver“ mit einem Turban zu sehen war, aber dass er inzwischen nicht viel Aufhebens um seinen Glauben macht. Dass er in langen Jahren keinen einzigen Pophit zustande gebracht hat, bekümmert ihn recht wenig. „Kommerzieller Erfolg im Popgeschäft hat nicht unbedingt mit der Qualität der Musik zu tun, die du machst. Etwas möglichst gut hinzukriegen, bedeutet da viel mehr Erfolg für mich“. Auch dass es dafür auf Musikstreaming-Dienste wie etwa Spotify nicht gerade Reichtümer abzuschöpfen gibt, macht ihm wenig Sorgen. „Als ich auf meine Abrechnung sah, sind mir die Tränen gekommen“ macht er sich lustig über diese Situation, die er für Musiker insgesamt aber nicht unbedingt lächerlich findet. Dass er gerne mit ihm vertrauten Musikern zusammenspielt, dass er zusammen mit seiner einstigen Ehefrau Linda, aktuell auch mit seinem Sohn Ted gut harmoniert hat, ist ihm sehr bewusst. Jetzt tritt er zusammen mit Taras Podmuk am Bass und mit Michael Jerome am Schlagzeug auf, die ihn auch auf den beiden bisher letzten Alben begleitet haben.

Dienstag, 25. Februar 2025

Spott an!

Ich merke, bewusst und unbewusst, wie mich die von vielen TV-Sendern eingestreuten Werbespots stören. Gewiss, sie sind jetzt wichtig im Sinne der Ankurbelung der Wirtschaft! Doch scheinen sie mir überwiegend und in vieler Hinsicht aus einer alten Welt zu stammen, die wohl so nach Corona nicht ohne weiteres weiter gehen wird, so, als sei gerade mal eben ein Gewitter vorbei gezogen. Die Schamlosigkeit dieser Spots stört mich, ihre Gier, das Mieseste im Menschen anzusprechen, ihre Grellheiten, die ungebrochene Ve rherrlichung des Konsums, - all dies wirkt geradezu surreal auf mich. Ob sich mit der Zeit andere Bedürfnisse gebildet haben? Ob Entschleunigung ein Stichwort ist, das auf die meisten Bürger in einer unerwarteten Weise gekommen ist? Ob sich die Wertehaltung dahinter etwas verschoben hat zugunsten dessen, was man als „wirklich wichtig“ in diesem Leben erkannt hat? Ob die Wichtigkeit sozialer Kontakte jetzt einen anderen Rang einnimmt als zuvor? Ob das Konkurrenzdenken mit samt seinen Folgen ein wenig eingedämmt ist? „Aufeinander aufpassen“, könnte das auf einen neuen Wert zeigen?

Montag, 24. Februar 2025

Himmel und Erde

„Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, von denen wir (noch) keine Ahnung haben“ pflegte mein Vater zu sagen. Er ließ dabei eine Art freundlicher Skepsis walten, die das „wissenschaftliche Weltbild“ nicht absolut setzte, sich ihm aber dennoch verpflichtet fühlte. Diese Schwebe in sich auszuhalten, damit umzugehen, war eine der Aufgaben, die sich einem stellte, der sich in seinem Geiste mit derartigen Phänomenen auseinander setzen wollte. Er hatte den Respekt, der eine andere Meinung gelten ließ und ihr Interesse entgegen brachte. Er hatte aber auch den Mut, sie in seinem Sinne nach allen Seiten hin zu befragen und dann eventuell abzulehnen. Was er wohl zu dem Trend der „Manifestation“ sagen würde, der sich nach der Pandemie durchgesetzt und befestigt hat? Was zur einfachen Beschaffung von etwas wie „Sinn“, durch Handauflegung und „Geistheilung“? So etwas Fragiles wie Sinn, das uns immer wieder zu entwischen droht, das Mühe und Aufwand erfordert? Man müsse nur an etwas fest genug glauben, dann würde es sich auch einstellen, so lautet die Botschaft. Positives Denken würde positive Gedanken und Daseinsformen anziehen: Der Grundgedanke des „positiven Denkens“ ist nicht neu und eine fester Bestandteil des „american dream“, also der gesellschaftlichen Verfasstheit der USA. Jeder kann es schaffen, wenn er es nur stark genug will. Man muss positiv denken, damit Positives passiert, so eine oft hingebungsvoll gepflegte Grundannahme. Du kannst dir alles erschaffen, was du willst. Du musst es nur wollen. Der Sprüche sind viele, die sich uns in diesem Zusammenhang einstellen. Ein unerschütterlicher Glaube scheint dabei auch grundlegend, nämlich dass alles aus sich selbst heraus komme, dass ein Individuum alles in sich habe und nur die falschen Gedanke es hindere, positive Daseinsformen aufzusuchen. Werte wie Selbstliebe, Glück oder Zufriedenheit sind oft dem versprochen, der sich finanziell entsprechend engagiert und bereit ist, hohe Summen für die Fortentwicklung seines Ich zu investieren, - wobei wir auch schon bei einem relativ unangenehmen Punkt des Trends zur „Manifestation“ sind: Die vielen Scharlatane und durch gewisse Äußerlichkeiten blendenden Weisen, die sich auf diesem Felde tummeln und sich ihr Eingehen auf ihr Gegenüber fürstlich honorieren lassen. Eine Art Tauschgeschäft liege dabei vor, so ihre oft gepflegte Einlassung: Du gibst mir Ehrlichkeit und Offenheit und ich gebe dir meine Offenheit, Hilfe und Zuwendung, so das Tauschgeschäft, das ihnen schon mal ein finanziell günstiges Auskommen verschaffen kann. Ob solche Annahmen in eine neoliberales Weltbild passen, in dem es vor allem darum geht, das Beste aus sich heraus zu holen und das Beste aus sich zu machen? Ob es eventuell darum geht, gewisse „Verspannungen“ aus einem Ich zu vertreiben um sich dem Kosmos des Positiven öffnen zu können? Mein Vater würde lächeln, ich weiß es genau, er würde davon reden, dass zu allen Zeiten gewisse Figuren versucht hätten, Schwächen des Menschen auszunutzen. Die Aussicht auf Stärkung, innere Reinigung und ein Vorwärtskommen auf der Karriereleiter mag dabei schon immer zu den gängigen Verlockungen gehört haben. Wozu in unseren Zeiten eine gewisse Einseitigkeit des „wissenschaftlichen“ Weltbildes führt, zu welchen Zuständen der Entfremdung, zur Konzentration auf Einzelsymptome, wo vielleicht ein Blick auf „das Ganze“ angezeigt wäre, das ist in jedem Krankenhaus zu erfahren. Solche Zustände für sich selbst auszunutzen scheint mir ein wesentlicher Antrieb der meist esoterisch orientierten Figuren auf dem Gebiet der „Manifestation“ zu sein. x x "There are things between heaven and earth that we (still) have no idea about," my father used to say. He showed a kind of friendly skepticism that did not make the "scientific world view" absolute, but still felt obliged to it. Tolerating this limbo within oneself, to deal with it, was one of the tasks facing someone who wanted to grapple with such phenomena in his mind. He had the respect to accept a different opinion and to show interest in it. But he also had the courage to question it from all sides in his own way and then possibly reject it. What would he say about the trend of "manifestation" that has prevailed and consolidated after the pandemic? What about the easy acquisition of something like "meaning" through the laying on of hands and "spiritual healing"? Something as fragile as meaning that always threatens to elude us, that requires effort and expense? You just have to believe in something strongly enough and then it will come, that is the message. Positive thinking would attract positive thoughts and ways of being: The basic idea of ​​"positive thinking" is not new and is an integral part of the "American dream", i.e. the social constitution of the USA. Anyone can do it if they want it strongly enough. You have to think positively for positive things to happen, is a basic assumption that is often devotedly maintained. You can create anything you want. You just have to want it. There are many sayings that come to mind in this context. An unshakable belief also seems to be fundamental, namely that everything comes from within, that an individual has everything within themselves and only the wrong thoughts prevent them from seeking out positive ways of being. Values ​​such as self-love, happiness or contentment are often promised to those who are financially committed and prepared to invest large sums in the further development of their ego - which brings us to a relatively unpleasant point in the trend towards "manifestation": the many charlatans and wise men who dazzle with certain external appearances who are active in this field and who are handsomely rewarded for their interactions with others. This is a kind of barter deal, according to their frequent statement: you give me honesty and openness and I give you my openness, help and affection, the barter deal, which can sometimes provide them with a financially favorable income. Do such assumptions fit into a neoliberal worldview in which the main thing is to get the best out of oneself and make the best of oneself? Is it perhaps about driving certain "tensions" out of one's ego in order to be able to open oneself up to the cosmos of the positive? My father would smile, I know it for sure, he would say that at all times certain figures have tried to exploit people's weaknesses. The prospect of strengthening, inner purification and moving up the career ladder may have always been common temptations. What a certain one-sidedness of the "scientific" world view leads to in our times, to what states of alienation, to concentration on individual symptoms, when perhaps a look at "the whole" would be advisable, can be experienced in every hospital. Exploiting such states for one's own benefit seems to me to be a major motivation of the mostly esoterically oriented figures in the field of "manifestation".

Samstag, 22. Februar 2025

Machtpolitik

Ich hatte schon bei der Schaffung meiner Musik ein ganz negatives Menschenbild. Deswegen tauchten bei mir auch die vielen elementaren Laute (Turnen, Körper, Fressen, Saufen, Kopulieren usw) statt des gewöhnlich eingesetzten „Leadgesangs“ auf. Dieses Denken und Empfinden haben in mir unlängst Figuren wie Putin oder Trump verstärkt. Böse Menschen. Nach meinem Dafürhalten. Mörder an der Macht. Sie können sich demokratisch legitimiert fühlen, denn sie wurden ja gewählt. Und hierzulande knicken nach hiesigen Maßstäben demokratisch legitimierte Politiker reihenweise ein, beten die Macht an. Wollen das als Diplomatie“ ausgeben, als das von ihnen vertretene Interesse, Interessenpolitik, Pragmatismus. Es gilt das Recht des Stärkeren und nicht die Stärke des Rechts, um einen oft gehörten Satz zu gebrauchen. Diese europäische Politiker sind hohl, ohne Überzeugungen, ebenfalls Figuren der abgehobenen Macht, die ständig ihre Rituale des Laberns und Konferierens verrichten. Die ganzen „faschistoiden“ Figuren reagieren nur auf Geld und Macht. Es werden jetzt Hitler-Grüße gezeigt und mit Motorsägen gefuchtelt. Die Macht regiert und wurde sogar gewählt. Von ungebildetem Pöbel. Vox populi. Die europäischen Staatenlenker unterwerfen sich und kuschen. Sie nennen das Interessenpolitik und Pragmatismus. Diplomatie.

Fascht Popig

Ob Pop mit mindestens zwei ganzen Generationen den jetzt so übel grassierenden Populismus eingeübt hat? Das Führerprinzip und die Gleichschaltung der Gefühle - da war ja teilweise noch mehr. Konzerte wurden ja ohnehin zu Wallfahrtsorten. Ich fühlte mich immer ziemlich alleine, wenn die Massen tobten und johlten, was gerne mit solchen Begriffen wie „gute Stimmung“ und dergleichen umschrieben wurde. Es stieß mich immer etwas ab, diese Gleichschaltung, diese Massenbegeisterung, dieses Aufgehen im Pulk. "Ein faschistischer Führer würde Großbritannien gut tun" - erzählte 1976 David Bowie offenbar dem "Playboy"-Magazin. Und im selben Jahr rief anscheinend Eric Clapton auf offener Bühne: "Schmeißt die Fremden und die Schwarzen raus aus England, haltet Großbritannien weiß!" - und fordert dazu auf, den Neonaziführer Enoch Powell zu wählen. Seltsam. Passt irgendwie gar nicht. Ich habe mir das damals aufgeschrieben. Ob Clapton etwas ausprobieren wollte oder ob er das damals wirklich meinte? Er, der nicht nur von BB King so vieles lernte und mit ihm später sogar ein Album einspielen sollte. Er, der Robert Johnson und den Blues so verehrte. Ob er da, als er so etwas sagte, schlechte Drogen genommen hatte? Ja klar, der Künstler und der Politiker erwarten, dass etwas aus der Masse zurück kommt, was sie noch weiter anpeitscht. Sie erwarten, dass ihr Charisma massenhaft wirkt. Das galt sowohl in der frühen Rockmusik als auch in der späteren Popmusik. Sich um jemanden zu scharen, den man beinahe anbetet, that's it. Paralellen? „Fan“ sein. Das Wort „Fan“ kommt von fanatisch. Also fanatische Verehrung und bedingungslose Gefolgschaft, selbst im Kleinsten. Ob uns das an etwas erinnert? Unterschiede, dann doch? Ach ja.... hoffentlich! Um als Populist zu funktionieren, muss man die Welt aufteilen. Möglichst in zwei Gruppen. Die einen sind die guten, tollen, lieben, schönen, - das sind Sie, der Chef von denen, von dieser Herde -, und den anderen. Die anderen sind die ganz Bösen, Hässlichen, Gemeinen, die sozusagen Sie bekämpfen. Gut und Böse. Die Bösen vielleicht sogar noch mit Spitznamen bedenken. Ohne diese Zweiteilung werden Sie nicht weit kommen als Populist und Demagoge. Die Leute verfügen in satten Industriestaaten wie Deutschland oder den USA über viel Geld (woher es wohl kommt, dass die neuen Bundesländer auf dem meisten Tourneeplänen der internationalen Popstars etwas unterrepräsentiert sind?), das sie in ihrer Freizeit ausgeben können. Freilich ist die Konkurrenz auf dem Gebiet der Freizeitaktivitäten deutlich breiter geworden seit den früheren Tagen der Rockmusik Der Monopolisierungsprozess im Musikgeschäft hat in dieser Zeit aber auch gewaltige Fortschritte gemacht. Es ist ja noch immer (oder gerade jetzt...)viel Profit auf diesem Gebiet zu machen. Anfangs wollten sich Rockkünstler ja von dem abwenden, was vor ihnen da war. Sie spielten Revolution vor und waren Anti-Establishment, sie waren dagegen und sie spielten sowohl das Super-Ego als auch den Teil einer „Bewegung“. Bob Dylan, Mick Jagger, Pete Townshend oder auch Janis Joplin waren damals Rockstars, obwohl ursprünglich so gut wie nichts darauf hindeutete. Die Rockmusik gab diesen Leuten die Möglichkeit, viel Geld aus ihren Abgründen und Phantasien zu machen, sie in einem kreativen Sinne so zu gestalten und in gereimte Verse zu zwingen, dass es „irgendwie“ mit Befreiung zu tun hatte. Sie begaben sich in diese Rolle des Zeitgeists. In einem späteren Stadium haben sie dies in eine Art Reife überführt, die sich ihrer Ausdrucksmittel sehr bewusst war. Diese Musiker mussten sich nirgendwo vorstellen, wurden von keiner Jury in einem Casting ausgewählt. Sie haben sich selbst auch durch die geschickte Vermengung von persönlichen Idealen und musikalischem Stil ermächtigt, um von ihrem Publikum dafür gefeiert zu werden. Sie gaben in allem Ernst vor, die Welt retten zu wollen (und nicht nur zynische „Unterhaltung“ zu produzieren). Einer, der es mit dem Weltverbesserungspathos und der Begeisterung ziemlich weit gebracht hat, soll hier genannt werden: Seit Jahren und nicht erst seit den „Paradise Papers“ ist bekannt, dass U2-Sänger und Profi-Gutmensch Bono sein Geld in Steueroasen parkt. Ein Symbol, ein Menetekel. Und nicht nur die Stones setzen immer noch eine Abschiedstournee drauf, zu der dann die Tickets noch einmal teurer als bei der letzten Abschiedstournee werden. Sie dürfen das, gewiss. Sie sind ja „die Urviecher der Rock'n'Roll“. Sie sind wandelnde Mythen. Sie treiben ein Spiel mit den Figuren, die sie darstellen. („Gut, dass wir solche haben....“). Für viele der übrig gebliebenen Alten des Rockgeschäfts gilt es ja, ein Lebenswerk zu verwalten, alte „Erfolge“ noch einmal vorzuführen. Das Cover des eigenen Selbst sein.

Donnerstag, 20. Februar 2025

Einfach einfach

Gedanken, die einen immer wieder gestreift haben und die einen jetzt mittels eines kleinen Textes getroffen haben. Es hat mich dieser kleine Text inspiriert, beiläufig - und schon sitze ich wieder hier… und erfinde meine eigenen Worte. Ich sehe: „Einfaches kann von bezwingender Schönheit sein. Einfaches kann uns zum Staunen bringen“ Wir fragen uns: Was ist einfach? Wovon hängt es ab, ob etwas „einfach“ ist? Ist etwas objektiv „einfach“? Oder relativ? Entscheidet da die „Erfahrung“? Diese „Erfahrung begleitet uns. Es gehört zur Lebenskunst, dieser Erfahrung nachzugehen und ihr Raum zu geben im Leben“. „Einfach kommen wir zur Welt, nackt und bloß und ungeschützt.“ Stimmt, das ist der Ausgangspunkt. Nun ja, so viel um uns herum lagert sich an, Strukturen und Personen, Blicke und Worte, die versuchen, uns zu biegen, uns zu verbiegen in einem bestimmten Sinne. Eines Tages wachen wir auf und sind alt geworden. Wir blicken auf all dies Formen, Anpassen, passend machen, auf das „Hamsterrad“ und seine Gesetze, auf die narrische Mühle des anonymen Alltags herab. Wieder suchen wir eine Art Sinn. Ein Ziel. Einen „roten Faden“. Und wieder fallen wir auf uns selbst zurück. Diogenes hat wenige Erfahrungen außerhalb seiner selbst gemacht. Er hielt wohl „das Einfache“ für das „Normale“. Sein Ich hat seinen Blickwinkel bestimmt - und möge er noch so kluge Gedanken von sich gegeben haben. Ob er sie heutzutage „verkauft“ hätte? Auf Lesereisen im Fass? Nun ja, man hätte ihn zumindest für skurril gehalten. Für einen Narren. Einen, der aber schreiben, sich ausdrücken kann. Aussteiger sind noch in Mode. Er wäre der Klassiker auf diesem Gebiet gewesen. Einer, der „vom Einfachen“ berichten kann. Glaubwürdig. Einfach authentisch.

Mittwoch, 19. Februar 2025

Sozialer Aufstieg

Das große Aufstiegsversprechen. „Vom Tellerwäscher zum Millionär“: Von solchen Sprüchen werden und wurden ganze Gesellschaften getrieben. Man kann etwas erreichen, wenn man es nur will, so ein weiterer Glaubenssatz dieser Gesellschaften: „Ohne Fleiß kein Preis“, „you can make it, if you try it“ etc.. Wenn ich Bilanz ziehe, dann muss ich sagen, dass ich solche Sprüche nicht besonders ernst nahm in meinem Leben. Etwas „aus sich machen“? Kam mir nicht ernsthaft genug in den Sinn. Ich folgte meinem eigenen Kompass und vertraute darauf, dass er mich richtig führen würde. Man hatte einiges an dieser „Leistungsgesellschaft“ damals auszusetzen, was ich schließlich für mich als in der Luft liegendes Gefühl vielleicht zu ernst nahm. Was wohl in diesem Zusammenhang „Zeitgeist“ bedeutet? Ein unzuverlässig’ Ding. Es war für mich aber immer schon klar, dass hinter jedem „Erfolg“ in dieser Gesellschaft auch das Glück und der Zufall seine Rolle spielte. Leistung durch „Erfolg“? Dieses Glück als Zufall scheint mir selbst eine Weile durchaus gewogen gewesen zu sein (irgendwie nahm ich noch jede Kurve, kam über jedes Hindernis hinweg, das sich mir in den Weg stellte und „lernte“ daraus, dass sich solche Dinge in meinem Sinne „irgendwie“ fügen würden….), schließlich aber überhaupt nicht mehr. Wieso? Man sollte lieben, was man sich zu tun vorgenommen hat, man sollte das als seinen Weg erkennen und darauf vertrauen, dass er der richtige ist, so die lautere Meinung. Man sollte versuchen, seine ureigenen Talente zu entwickeln, um auf diese Weise einen Beitrag (zum Gemeinwohl?) leisten zu können, so das Mittelklasse-Credo. Man sollte in jedem Falle dem nachgehen, was man als seine ureigene Berufung erkannt hat (erkennen? Zweifeln? Taumeln? Improvisieren? Woher kommen solche „Erkenntnisse“?). Mir kommen solche Glaubenssätze inzwischen als ein bisschen zu blauäugig vor. Ob diese 30%, die in unserer Gesellschaft von der Hand in den Mund leben müssen und die für die Mächtigen und „Erfolgreichen“ eine Art Steigbügelhalter abgeben müssen (diese Leute gibt es auch in den USA), um das tägliche Leben zu bestreiten, ob diese Leute also ihre Talente nicht entwickelt haben, ob sie überhaupt je die Möglichkeit dazu hatten und von was diese „Talententwicklung“ nun wiederum abhängig sein könnte? Persönliche Stärke. Konsequenz. Aufstiegsorientiertheit. Der eine packt's, der andere nicht. Wenn ich von meinen subjektiven Erfahrungen und denen meiner unmittelbaren Umgebung ausgehe, so muss ich bemerken, dass der „Erfolg“ in dieser Gesellschaft auch von einer gewissen Anpassungsbereitschaft abhängt, von einer Bereitschaft auch, sich informieren zu lassen, sich von den „richtigen“ Informationen angesprochen zu fühlen, zu wissen, „wo’s lang geht“. Man wurde vielleicht davor gewarnt, einen bestimmten Weg zu gehen - und sei es jener, zu dem man sich berufen fühlte!! - aber man war sich im Rückblick dann doch zu sicher, glaubte, in dieser Gesellschaft bestimmte Dinge tun zu müssen und zu können, bestimmten Zielen nachgehen zu sollen. Warum gelingt das den einen, den anderen aber nicht? Kann man unversehens in so etwas wie Verwerfungen hinein kommen, Umstände, mit denen man nicht gerechnet hat und die einem alles verderben können? So, dass ein Plan nicht „aufging“? Wer schielt da auf die, die es „zu etwas gebracht haben“ und die sich deswegen überheblich großspurig geben? Die sich in der Sonne ihrer „Leistungen“ sonnen? Woraus besteht diese Leistung? Wohl nicht immer und zuverlässig aus einem Beitrag zum Gemeinwohl, sondern eher in einer gewissen Bauernschläue, in einer Skrupellosigkeit und der Bereitschaft im richtigen Moment „sich durchzusetzen“, die Anderen um einen herum zum Zwecke des eigenen Fortkommens auszunutzen, mit Hilfe von Techniken wie dem „Networking“, dem „Mobbing“ und anderen Fertigkeiten des gegenseitigen menschlichen Gebrauchs. Gebrauch. Missbrauch. Ausnutzen. Freie Marktwirtschaft. Neoliberalismus. X x From rags to riches: entire societies are and have been driven by such sayings. You can achieve something if you just want to, according to another belief in these societies: “No pain, no gain”, “you can make it if you try it” etc. If I take stock, then I have to say that I didn't take such sayings particularly seriously in my life. “Make something of yourself”? Didn't occur to me seriously enough. I followed my own compass and trusted that it would guide me correctly. There were a lot of things to complain about in this “meritocratic society” back then, which I ultimately took perhaps too seriously as a feeling in the air. What does “Zeitgeist” mean in this context? An unreliable thing. But it was always clear to me that behind every “success” in this society, luck and chance also played a role. This luck seems to have been in my favor for a while (somehow I still took every curve, got over every obstacle that stood in my way and “learned” from it that such things “somehow” fit into my mind would….), but ultimately no longer at all. How come? You should love what you have decided to do, you should recognize it as your path and trust that it is the right one, according to the common opinion. The middle class credo is that you should try to develop your own talents in order to be able to make a contribution (to the common good?). In any case, you should pursue what you have recognized as your very own calling (recognize? doubt? stagger? improvise? Where do such “knowledges” come from?). Such beliefs now seem a bit too naïve to me. Whether these 30% who have to live from hand to mouth in our society and who have to act as a kind of stirrup holder for the powerful and “successful” in order to cope with everyday life, whether these people have not developed their talents, whether they ever had the opportunity to do so and what this “talent development” could depend on? Personal strength. Consequence. Advancement orientation. One gets it, the other doesn't. If I start from my subjective experiences and those of those around me, I have to note that “success” in this society also depends on a certain willingness to adapt, on a willingness to be informed and to receive the “right” information to feel addressed, to know “where things are going”. You may have been warned not to follow a certain path - even if it was the one you felt called to!! - but looking back, you were too sure, believing that in this society you had to and could do certain things, that you should pursue certain goals. Why do some people succeed but not others? Can you suddenly find yourself in something like upheavals, circumstances that you didn't expect and that can ruin everything? So that a plan didn’t “work”? Who looks at those who have “made it to something” and who are arrogant and cocky because of it? Who bask in the sun of their “accomplishments”? What does this service consist of? Probably not always and reliably from a contribution to the common good, but rather from a certain level of cleverness, from an unscrupulousness and the willingness to “assert yourself” at the right moment, to exploit the others around you for the purpose of your own advancement, with the help of techniques like this “Networking” and other skills of mutual human use. Use. Exploit. Free market economy. Neoliberalism.

Dienstag, 18. Februar 2025

Rolle und Spiel

Vielleicht liefert das Folgende den Schlüssel zu Vielem, auch dem völlig Unerwarteten. Vielleicht ist es nur ein Hinweis. Vielleicht ist es auch falsch. Vielleicht liefert es einen Ansatz dessen, mit dem man besser verstehen kann, was sich zuletzt auch in den USA abspielte. In Rollen habe ich versucht zu schlüpfen. In Erwartungen ließ ich mich pressen. Fand oft mein Gefallen darin, diesen Erwartungen zu widersprechen, den „anderen“ Weg zu suchen, aufzubegehren gegen das gesellschaftlich Festgelegte, das geprägte Klischee. Doch wo fand ich mich, wohin stieß ich vor, gegen alle Erwartungen und Ängste? Wo trat ich aus diesem Spiel heraus, das über mich oberhand gewinnen und mich zunehend bestimmen wollte? Jean Paul Sartre entwickelt die These, „dass jede menschliche Existenz, welche Form sie auch annimmt, gespielte Existenz ist“. Der Mensch als bewusstes Wesen „definiert sich als Nicht-Mit-sich-selbst-Zusammenfallen, Nicht-Identität im Bezug auf sich selbst“. „Was sind wir also, wenn wir die beständige Verpflichtung haben, uns das sein zu lassen, was wir sind. Die Antwort lautet unmittelbar: Existieren heißt zunächst spielen“. (s.97) Ich spielte also Rollen, die nicht unbedingt dem entsprachen, was ich als authentisch empfand oder so nennen würde. Ich war dabei nicht ich selbst. Oder doch?

Montag, 17. Februar 2025

Wohin ging es?

In welche Richtungen sind sie gegangen? Welche Erfahrungen haben sie gemacht? Was war das für eine Zeit, in der wir zur Schule gingen? Wir versuchten, Orientierung zu gewinnen. Man hat dabei Anregungen empfangen, Impulse. Etwas gelernt. Unwillkürlich. Auch wenn man das Lernen gehasst hat. Man hat die Zeit damit verbracht, etwas zu lernen. Ob man wollte oder auch nicht. Manche setzten sich die Ziele anders. Unbewusst. Was es einem geholfen hat? Einen näher zu sich zu bringen. Dem Eigensinn gefolgt. Die eigenen Talente besser kennen gelernt. Dem großen humanistischen Ideal gefolgt und dabei in der wüstesten Wüste gelandet. Verhungert. Verdurstet. Verprügelt. Das Selbstverwirklichungsideal verfehlt…. Man sah sich Blicken ausgesetzt, Einschätzungen. Doch überhaupt: Was ist mit denen, die gar keine Talente hatten? Mit denen, die nicht so recht wahrgenommen wurden in diesem zeitlichen Wust, in dem auch gelernt wurde, wie man möglicherweise voran kommen könne…. Später, wenn so etwas heran stünde. Für manchen mag dieser Zeitpunkt nie gekommen sein. Im Subalternen stecken geblieben. Man rutschte weiter, taumelte, stolperte. Man war im falschen Moment unaufmerksam gewesen. Falschen Ehrgeiz im falschen Film entwickelt. Einfach in die falsche Richtung abgebogen, - wie man heute deutlich sieht. Die falschen Gene, erblich festgelegt, Veranlagungen. Sich beschwatzen lassen, sich selbst beschwatzt. Seinem vermeintlich inneren Kompass nachgefolgt, - was sich aber für viele als ein massives Unglück heraus gestellt hat. Der Kompass hat einen womöglich in die falsche Richtung geführt, weil zu viel drum herum gelabert wurde, weil jemand unter Einfluss stand, weil sich jemand etwas einreden ließ. Man jagte einem falschen Phantom nach. Dies ist Jammern auf einem hohen Niveau, gewiss. Doch auch das ist relativ. Direkt und indirekt ist hier zu viel vom Ego die Rede. Die Umwelt mit allem Drum und Dran hatte ja auch etwas Entscheidendes dazu beizutragen, war mehr als ein wichtiger Faktor. Der Umwelt war man ausgeliefert. Die Menschen um einen herum übten Einfluss aus. Haha. Man müsste sich davon lösen können, darüber lachen können. Blöd nur, wenn man bemerkt, dass man der einzige ist, der da lacht.

Sonntag, 16. Februar 2025

Mittendrin

Was schwirrt da an uns vorbei? Wie man mit der Zeit umgehen solle? Es ist von Zeitreisen die Rede. Von Allgemeiner Relativitätstheorien, von vierdimensionaler Raumzeit und von Wurmlöchern. Ein Milliardär will zu fernen Sternen fliehen (lassen). Die Quantenmechanik trägt auch ihr Teil dazu bei: Schrödingers Katze und Vielweltentheorie, - das Universum hat viele Dimensionen. Vielleicht wäre etwas Demut da angesagt. Herab steigen aus der Zukunft, ein alter Traum des SF. Dabei gibt es ein paar Paradoxien zu überwinden, innere Widersprüche. Logik: In die Vergangenheit reisen und dort ein paar Korrekturen am Leben vollziehen? Nun, das hätte vielleicht jene Folgen für unsere Gegenwart, die wir bisher abseits von „alternative facts“ noch nicht nachweisen konnten. Die Zeitreisenden müssten dann mitten unter uns sein, denn wir sind die Vergangenheit der Zukunft. Ob es verschiedene Versionen unseres Ichs und seines Einflusses auf den Fortgang der Dinge gibt? Ein bisschen Zeit mit Sauriern verbringen? Nun ja, wenn wir da etwas beeinflussen oder retten wollen: welchen Einfluss das wohl auf die heutige Realität hat, so, wie unser Gehirn sie abbildet? Die Azteken wollen uns schlachten, zum Menschenopfer machen.....wie kann man sich da noch rechtzeitig entziehen? Die Zeitmaschine in Griffweite haben? Die Welt ein bisschen verbessern, schnell noch? So lange es noch geht??

Samstag, 15. Februar 2025

Innere Musikökonomie

Ich setzte meine Stimme sehr oft als Ton/Geräusch, als eine Art Platzhalter der Sinnlosigkeit oder des versteckten Sinns ein. Ich wollte das Gespenstische/Verträumte/Surreale, mit den Stimmen raus aus der Struktur der „Profis“, raus aus dem Vielgehörten, aus dem untermalerischen Hintergrund, hinein in meine eigene Welt. Ich wollte das. Ob ich es erreicht habe, steht auf einem anderen Blatt. Die Akustikgitarre ist da oft dabei, auch weil ich früh vom Folkrock infiziert war. Ich entnahm die Titel meiner Stücke oft den Begriffen, Vorstellungen, die mir im Alltag begegnet sind. Sie sind meist nicht tiefgehend. Meist.

Freitag, 14. Februar 2025

Geldjagd

Wie sie jetzt um Anleger buhlen, die Vermögensverwalter und Kapitalanleger! Es geht um sichere und unsichere Märkte, um Rahmenbedingungen und Trump-Aktien. Sie scheinen sich noch irgendwo „draußen“ zu tummeln, die vermögenden Aktien- und Immobilienbesitzer. Es gilt, sie zu angeln und sie für sich an Land zu ziehen. Die Anlageberatergilde schwindelt dir vor, so, als ginge es um Nachhaltigkeit und Megatrends. Sie tragen geschmackvolle Kleidung, Verkleidungen und Kostüme der Geschäftigkeit. Sie dreschen Phrasen, die ihnen von Vorgesetzten vorgesetzt wurden. Sie sind Funktionen und gehen darin auf, es kommt einem so vor, als sei an ihnen alles second-hand. Es geht um Wirtschaftlichkeit und Rendite, social und governance. Ums richtige Selektieren, um Fundamentalanalyse. Anlageprofis. Risikomanagment.

Donnerstag, 13. Februar 2025

Ohne Eigenschaften

ROBERT MUSIL (1880-1942) Der Durchschnitt der Menschen. "Vielleicht dachte Ullrich bloß überhauf, dass alles Mittelhohe und Durchschnittliche stämmig sei und beste Aussicht auf Erhaltung seiner Art darbiete; man hätte annehmen müssen, dass es das erste Gesetz des Lebens sei, sich selbst zu erhalten und das möchte wohl stimmen. Sicherlich sprach bei diesem Beginn aber auch eine andere Aussicht mit. Denn mag es sogar gewiss sein, dass die menschliche Geschichte nicht gerade ihre Aufschwünge vom Durchschnittsmenschen empfängt, alles in allem genommen, Genie und Dummheit, Heldentum und Willenlosigkeit, ist sie eben doch eine Geschichte der Millionen Antriebe und Widerstände, Eigenschaften, Entschlüsse, Einrichtungen, Leidenschaften, Erkenntnisse und Irrtümer, die er von allen Seiten empfängt und nach jeder verteilt. In ihm und ihr mischen sich die gleichen Elemente; und auf diese Art ist sie jedenfalls eine Geschichte des Durchschnitts oder, je nachdem man es nehmen mag, der Durchschnitt von Millionen Geschichten, und wenn sie denn auch ewig um das Mittelmäßige schwanken müsste, was könnte am Ende unsinniger sein, als einem Durschnitt seine Durchschnittlichkeit verübeln." Textquelle: Der Mann ohne Eigenschaften, Robert Musil (1880-1942),

Mittwoch, 12. Februar 2025

Gesundheit und Krankheit

Es geht mir immer wieder in verschiedener Form durch den Kopf. Ja, als ich damals von jetzt auf nachher krank geworden war. Als das entdeckt und erkannt wurde: die Operation war daraufhin schon für den Morgen des nächsten Tages angesetzt. Alles ging rasend schnell. Als sie alle versuchten, dir Mut zuzusprechen: "Wird schon wieder....". Plötzlich warst du Opfer, sahst dich einer Macht gegenüber, die ihre Pranken nach dir ausgestreckt hatte. Nichts davon gewusst. Und jetzt lagst du plötzlich in einem typischen Krankenhauszimmer. Hilfe, wie bin ich hierher gekommen? Plötzlich ein Ausgestoßener sein, in dieser Gesellschaft der Sorglosen: wie funktioniert das? Immerhin waren die Ärzte auf meiner Seite und die Pfleger auch. Der Notstand war noch nicht so ausgeprägt wie heute. Ich war ja froh gewesen über den Besuch, den so viele mir abstatteten. Aber da war immer wieder diese Erfahrung: die Anderen und Du. Diese Trennlinie. Sie kamen, um dich zu bedauern, sie kamen von außen, sie verstärkten dein Gefühl, in dir selbst gefangen, alleine zu sein….. Sie schlossen die Türe von außen und du warst sehr alleine mit dem Blick aus dem Fenster… dabei schienen sie keine Ahnung zu haben, wie zerbrechlich diese Trennlinie zwischen den "Normalen" und "Unnormalen", zwischen den Gesunden und Kranken ist. Verdammt, wer hat mich hier angenagelt? Die Pfleger schenkten dir tatsächlich ein bisschen Menschlichkeit, wir sprachen miteinander und du denkst gerne an sie zurück … Sie machten ihre Sache mehr als gut. Du hattest diese Krankheit, die die meisten noch heute nicht einmal auszusprechen wagten und die damals noch als nahezu unheilbar galt. Igitt! Du warst einerseits aufgehoben in den vielen Besuchen, die freilich letztlich alle unverbindlich waren. Sie waren alle froh, wenn sie die Türe von außen zumachen konnten und sie zu „den Anderen“ gehörten… Du warst damals noch recht gut „vernetzt“…. Die Freundesclique hatte sich inzwischen aufgelöst.... Du hattest damals auch noch nicht die Brüchigkeit solcher „Freundesbünde“ erfahren.

Dienstag, 11. Februar 2025

Basket of Light

Wenn ich mich richtig erinnere, dann war es ein ganz sanftmütiger Fingerzeig, etwas, was mich anzog, was ich zuvor nicht für möglich gehalten hatte und was mich beschäftigte. Die Band hieß Pentangle und die beiden Gitarristen waren Bert Jansch, der, wie ich später realisierte, die einfachere, direktere Akustikgitarre spielte, während der andere Gitarrist, John Renbourn, virtuos zwischen den Stilen und Stühlen agierte, indem er manchmal nach Jazz, manchmal nach Folk und meistens sehr frei nach sich selbst klang. Klasse, der Typ! Dachte ich damals. Aber auch schon das Basspiel von Danny Thompson kam zu mir rüber, öffnete Räume und schuf Strukturen, über denen die Sängerin Jacqui McShee heraus stach (ja klar, das Rockvolk orientierte sich vor allem an den Leadstimmen!). Terry Cox kommentierte dazu am Schlagzeug genauso, wie ich mir das für meine musikalische Umgebung immer gewünscht hatte. „The Pentangle“ hieß die erste, 1968 erschienene Scheibe, der in dieser klassischen Besetzung die Alben „Basket of Light“ (1969), „Sweet Light“ (1968) und „Cruel Sister“ (1970) folgten. Man verschlang das, man ließ sich von Renbourn inspirieren und folgte Bert Jansch. Ideen umspielten sie, kreativ waren sie, gegenseitig in sich verzahnt, selbstverständlich und technisch sehr ausgefeilt. Man nahm sie auf in das Universum dessen, was möglich war, schätzte sie und hörte sie doch zu wenig. Der Bassist Danny Thompson kam einem noch durch seine Duo-Zusammenarbeit mit Richard Thompson zu Ohren und er war es auch, der damals auf einer Tournee live für die Harfespielerin Loreena McKennitt in die Saiten griff. Ja klar, das waren alle Session-Cracks, die alles konnten und vieles beherrschten. Ich erstand einige Alben von Bert Jansch, nachdem ich in der Rückschau erst das gewaltige Potential dieses tollen Gitarristen begriffen hatte. Er spielte unaufgeregt, bescheiden, uneitel, fast schon mit Understatement, manchmal auch introvertiert in sich selbst ruhend. Zu diesen Typen gehörte damals auch der melancholisch-mürrische John Martyn, den wir uns später auch noch näher erschlossen hatten und der unter anderem zusammen mit Phil Collins ein bekanntes Album abgeliefert hatte. 2008 soll es noch zu einem Reunion-Konzert der klassischen Pentangle-Besetzung mit anschließender Tournee gekommen sein. Die Nachricht von Bert Janschs Tod traf einen dann. Auch John Renbourn weilte nicht mehr besonders lange unter uns und verschwand 2015.

Montag, 10. Februar 2025

Deutung

Hier ein paar Sprüche, von denen ich eigentlich dachte, dass sie selbstverständlich seien: Ich glaube, dass sich alles um uns herum schneller und immer noch schneller verändert. Dadurch kommen immer mehr unbekannte Bedingungen und Personen samt ihrer kaum noch nachvollziehbaren Funktionen auf uns zu. Mehrdeutigkeit scheint zum „Normalen“ zu gehören. Das alles sollte uns aber nicht verunsichern (soweit es unsere wirtschaftliche finanzielle Situation zulässt). Es gilt, unbekannte Widersprüche auszuhalten, mit ihnen umzugehen, kreativ und flexibel zu werden. Eine bestimmte, sehr menschenfreundliche Fraktion meint, dass sich solche Widersprüche ergänzen könnten und sollten. Eine andere meint, dass dahinter böse Absicht stecke und dass eine ursprünglich vorhandene Einheitlichkeit agressiv wieder hergestellt werden müsse. Der Weg zurück, ob er wirklich praktikabel ist? Ob Toleranz und gegenseitige Bereicherung nicht auch ein Weg sein kann?

Sonntag, 9. Februar 2025

Innovation

Ach, wie öde fand ich diesen Anspruch im Zusammenhang mit Pop- und Rockmusik!? „Innovativ“ solle es bitteschön sein. Nichts mehr und nichts weniger. Ich selbst habe das Wort im Zusammenhang mit dieser Musik selten, wenn nicht sogar gar nicht benutzt. Ich dachte immer, dass „Innovativ“ auch eine Frage des Blickwinkels und des Standpunkts sei. Auf der Seite des Zuhörers eine Frage des „Sich-Einlassens“. Auf der Seite des Musikers die Bereitschaft, mit dem Unerwarteten, mit dem Überraschenden umzugehen. „Innovativ“ im eigentlichen Sinne, also möglichst unumstritten, waren in meinen Augen Figuren wie Jimi Hendrix und Jaco Pastorius, - vielleicht noch zwei oder drei andere. Da war John McLaughlin. Oder Santana. Oder Jeff Beck. Waren die nicht „innovativ“? Oder hängt dieses „Innovativ“ auch mit der Fähigkeit zusammen, eine eigene musikalische Welt, eigene Ausdrucksformen und Möglichkeiten zu schaffen. Einen eigenen Anspruch zu erschaffen? Eine eigene tönende Welt? War etwa oder ist Eric Clapton „innovativ“ oder hat er, wie manche Oberschlauen behaupten, nur auf dem Erbe der großen Bluesmusiker aufgebaut, hat er "geklaut" und dann daraus versucht, etwas Eigenes Unaufgeregtes zu schaffen? Wer sich in Claptons Musik jemals hat fallen lassen, wird diese Frage leicht beantworten können. Wie leicht ist es eigentlich, ständige Wiederholung und mangelnde Möglichkeiten zu unterstellen? Hat und hatte Clapton keine eigenen Möglichkeiten? Der längst verstorbene Peter Green mit seinen den Wolken entlang gleitenden traumwandlerischen Gitarrenlicks? Waren wir nicht dankbar und brachte uns das nicht etwas, dass er es versucht hat? Dass er geflogen ist.... wie ein Albatros? Alles geklaut? Völlig un-innovativ? Wer dann später die Lieblingsmusik jener "innovativen" Kritiker hört, mag so manches mal krass erstaunt sein: Ob es das ist, was "innovativ" sei? Das hier! Unzählige andere Musiker und Beispiele ließen sich nennen. Viele haben das Rad nicht neu erfunden und waren mit den von ihnen an sich selbst entwickelten Möglichkeiten trotzdem „innovativ“, weil sie sich dessen, was sie vorgefunden haben, anverwandelt hatten. Will man überhaupt immer „innovative“ Musik hören? Soll jemand ständig erfinderisch sein? Muss man, um so etwas aufzunehmen, nicht auch in Stimmung dafür sein? Offen. Ist nicht etwa auch eine Leistung, jemanden in einer solchen Stimmung ansprechen zu können, ihn einzuhüllen in die eigene Vision von Sound?

Samstag, 8. Februar 2025

Geräusche

Es hupt, piept, schellt, - wo kommt das jetzt her? Ich habe das Problem schon länger: TV läuft und von irgendwoher kommt ein Signal. Von hinten oder von vorne? Aus dem anderen Zimmer? Es scheint sich ein Gerät zu melden. Notrufe auszusenden. Gelten diese mir? Mein Smartphone wird offensichtlich gerade aufgeladen. Kommt das aus dieser Richtung? Jetzt was? Gilt das mir? Es löste wie automatisch schon viele Fehlreaktionen in mir aus, bloß weil ein paar Fernsehdödel ihr Smartphone oder andere Töne achtlos in ihren Beitrag klingeln lassen. Man sollte gezielt ansehen und dann abschalten. Wäre sowieso vernünftiger. Dabei reichen schon die Geräte, die sich wegen irgendeiner Mangelsituation scheinbar selbständig per Piepton melden. Ich habe Festnetztelefon und Smartphone. Ich renne in der Wohnung hin und her. Panisch. Kleine Sorgen. Es gibt größere, ich weiß…..

Donnerstag, 6. Februar 2025

Bauen, Funktionen und Knirschen

Wir stehen am Spielfeldrand und staunen: Da ist ein Baulöwe und Investor pleite gegangen, hat unbezahlte Rechnungen und Forderungen des Staates in riesiger Höhe hinterlassen…...und lebt doch gleichzeitig in Saus und Braus weiter, als sei nichts geschehen. Verwinkelte Firmenkonstruktionen, undurchsichtige Beteiligungen, Stiftungen, Verschleierungen aller Art, Beteiligungen großer Konzerne, … alles schwer zu durchblicken für diejenigen, die sich im Auftrag eines Staates einen Überblick über möglichst viele Vermögenswerte verschaffen sollen. Riesige Fuhrparks und Luxusyachten, stattliche Villen samt Hauspersonal und protzige Firmensitze: Die einen finanzieren mit ihren Steuern das Gemeinwesen, die andern plündern dies Gemeinwesen aus. Sie führen den Staat unter aufwendiger Beratung mit allen Tricks vor und pflegen so ihr überproportional wachsendes Vermögen. Diejenigen, die sich in der Parteienlandschaft besonders sozial gebärden wollen, beschwören weiter ein „Unterhaken“, einen „gesellschaftlichen Zusammenhalt“ und ähnliche leicht aus der Zeit gefallene Formeln. Sie halten Neujahrs- und Weihnachtsansprachen zu solchen Phrasen. Die anderen schweigen und lassen geschehen. „So ist`s halt“, ist da zu hören. Was ist, ist das okay? Welche Rolle spielt da die Macht des Faktischen“? Gehört so etwas dazu? Zu was? Ob sich das öfter mal wiederholt?

Mittwoch, 5. Februar 2025

Weichgespülte Melancholie

Ich höre Chet Baker, aber nicht nur die melancholischen Stücke a la „My funny Valentine“, die alle so gerne hören, sondern auch die Sachen, die ihn als tollen Trompeter im schnelleren Tempo zeigen. Er musste halt mit der Zeit immer mehr das spielen, was die Leute hören wollten und tat das wegen seiner Sucht, weil es ein Teil von ihm war. Unter rätselhaften Bedingungen soll er aus dem Leben geschieden sein (fenstersturz), wobei auch seine Musik manchmal rätselhaft sein konnte. Er schmeichelte der Seele in wohligem Weltschmerz (oder?) und zeigte gleichzeitig seine Verletzungen. Charlie Parker, Gerry Mulligan….all die großen Wegmarken, sie konnten ihn nicht halten. Cool Jazz. Wirkt heute sehr cool auf mich. Hard Bop.

Dienstag, 4. Februar 2025

Müll und Alltag

Ha ha, konkret! Hinein in den Alltag! Es sind tausend Dinge zu tun. Ich muss zum Beispiel, wie immer, den Müll wegbringen. Diesmal habe ich selbst als bemühter Öko-Trottel sehr viel zu seiner riesigen Masse beigetragen, d.h. vieles in dem Mülleimer ging zuvor durch meine Hände. Ich sehe es, ich spüre es, es ist nicht zu leugnen. Jetzt steckt wahnsinnig viel Verpackungsmaterial in der Tonne, was mich ärgert. Muss so etwas sein? Könnte man nach allem, was man weiß, nicht eine gewisse Kreativität darauf richten, so etwas zu vermeiden? Oder dient es in erster Linie gewissen Logistik- und Profitinteressen? Ist Anlass für aufwendige Umweltkonferenzen, bei denen in der Regel nichts heraus kommt? Wie bei so vielem, muss ich sagen: ich weiß es nicht. Was ich aber weiß: Ich werde von hinten angefressen, und zwar am Geldbeutel. Das Spiel mit der Inflation geht wohl knapp am Gangstertum vorbei und man nennt es „Freie Marktwirtschaft“. Eine heilige Kuh in Deutschland. "Wettbewerb". „Wachstum“. Da muss man mitmachen. Es nützt nichts, Dinge beim Namen zu nennen. Bewehrt und gewappnet sind solche Verpackungsmethoden mit kompletten Lehrstühlen, die Rechtfertigungen und Argumente liefern, die also als Thinktank für solche Methoden agieren. Es sei notwendig, - und zwar aus diesem...und jenem Grunde. Doch wo geht diese ganze Masse hin, nachdem sie von den Abfallentsorgern möglichst billig und - wie gewisse Parteien sagen würden - effizient abgeholt worden ist? Ob in dieser Verpackung auch Energie steckt, die einfach wegzuwerfen oder zu vernichten falsch ist? Mein altes Auto? Zuammenpressen, "entsorgen" oder exportieren? Wieder sprudeln Argumente aus dem Thinktank....... Es sind ganz einfache Fragen, die sich einem stellen und für die man – wenn überhaupt! Und nur auf dringendes Verlangen! - mit (halbwegs) komplexen Aussagen beworfen wird.

Montag, 3. Februar 2025

Arm und reich und Demokratie

Wie die Leute miteinander umgehen: Die Reichen werden immer reicher und die Armen immer ärmer. Das Vermögen des reichsten Prozents der Bevölkerung in den G20-Ländern sei in den vergangenen beiden Jahrzehnten um fast 150 Prozent auf 68,7 Billionen US-Dollar gestiegen. Das reichste Prozent in den G 20-Ländern besitzt demnach 31 Prozent des gesamten Vermögens. Die ärmere Hälfte der Bevölkerung hingegen lediglich fünf Prozent. In Deutschland verfügt das reichste Prozent den Angaben zufolge über rund 30 Prozent des Gesamtvermögens im Land (mit USA zusammen der höchste Wert unter den G 20-Ländern). Diese Zahlen verbreitet die Organisation Oxfam. Wenn diese Zahlen auch nur annähernd stimmen, so scheint mir das ein nicht angemessener Tatbestand für eine moderne, entwickelte Gesellschaft zu sein. Einfach nicht zeitgemäß. Total daneben. Und nicht, wie meist wie in einem Reflex unterstellt, von „Sozialneid“ getrieben. Dass solche Verhältnisse Demokratie zerstören indem sie immer weiter wachsen, ist ganz direkt an den aktuellen politischen Entwicklungen abzulesen. Es werden von den jeweiligen Machthabern auch Thinktanks beschäftigt, die neoliberale Glaubenssätze duplizieren und hohe wissenschaftliche Weihen dafür kassieren. Dass die Vermögenden sich gegenseitig auf tausend Arten gegenseitig bestätigen und die Macht des Faktischen auf ihrer Seite haben, ist ja offensichtlich. Dass aber „arme“ Menschen auch Seelen haben, die nicht nur ausgebeutet werden müssen, dass es schlicht Menschen sind, die da in ausbeuterischer Weise bearbeitet werden, scheint nicht mehr Common Sense unter ihnen zu sein. Dass sie einer Klasse angehören, die die Mechanismen des kaufmännischen Umgangs besonders rücksichtslos in sich aufgenommen haben oder viel Kohle und Macht samt dem elitär sozialisierten Umgang damit geerbt haben, wird auch oft weg gedrängt und kaum thematisiert. Alle Macht den Tüchtigen? Wer sind „die Tüchtigen“? Diejenigen, die ohne jede Leistung und frei „im Gestalterischen“ agierend riesige Erbschaften kassieren? Oder die Selfmade-Figuren, die es mit viel Rücksichtslosigkeit und Geschäftssinn zu etwas gebracht haben? Man muss womöglich umfassend überlegen, welche Formen des Widerstands dagegen angemessen sein könnten.

Sonntag, 2. Februar 2025

Roman, Romantik

Schade, dass Romantik so oft mit Sentimentalität verwechselt wird, finde jedenfalls ich. Das kommt auch von vielen träumerischen und fühlsamen Bildern, die oft von der Romantik verbreitet werden und die nur einen Teil dieser Romantik ausmachen. Alleine schon auf dieser Ebene gab es ja auch die „dunkle Romantik“, die wesentlich weniger milde und beschaulich war. Was in England beispielsweise Lord Byron verbreitete, war nicht nur milde und träumerisch. Ob sich das viele viele Jahre später in dem Songtitel „Sympathy for the devil“ teilweise wiederfand? Die Zwiespältigkeit der Dinge…. Und die Schlegels kämpften abseits aller Lieblichkeit mit dem immer weiter vorrückenden Funktionalismus der Maschinen auf ihre Weise. Dass sie damals ihr Konzept einer „progressiven Universalpoesie“ dagegen setzten, könnte uns heute noch so manche Impulse geben. Sie passten sich halt nicht nur an, so, wie das heutzutage viele Leute tun. Nein, sie bestanden auf ihrer Individualität und entwickelten Gegenkonzepte. Streitbare Kerle! In Salons wurden dann solche Gedanken diskutiert, jaja, auch mit Frauen, was damals ungeheuerlich war. Verwiesen sei nur auf Rachel Varnhagen, Bettina von Arnim etc. Früher Feminismus der eher selbstverständlichen und unaufgeregten Art. Wieso taucht das heutzutage nirgends auf?

Samstag, 1. Februar 2025

Stimme der spröden Leidenschaft

Was ich entdecke, weil ich eine Art „Investitur“ mache: Ich habe etwas aufbewahrt, dem ich über die Jahre hinweg so etwas wie eine Präferenz zumaß, an dem ich anderes maß, bewusst und unbewusst. Über lange Jahre hinweg war Sandy Denny trotzdem nicht an meine Ohren getreten. Sie war kein musikalisches „Fast Food“, das zu hören ich oft gezwungen war. Aber jetzt, die Sandy Denny-Kassette „A boxful of Treasure“ („eine Kiste mit Kostbarkeiten“). Ich erinnere mich, dass mir damals Wege gezeigt wurden, Arten, wie man etwas ausdrücken kann. Ihre Solo-Alben, ihre Lieder, teilweise unveröffentlicht und Live-Mitschnitte. Ein unprätentiöser fast bäuerischer Gesang eines Engels der Klarheit. Ich habe mir in Erinnerung gebracht, was mich immer schon bewegte: Dieses uneitle Singen, niemals auf massenhaftem Gefallen abgestimmt, nicht auf „Verkaufen“ abgerichtet, sondern eine angestrebte Übereinstimmung mit sich selbst. Da sind diese langsam sich entwickelnden Balladen, die dem in Deutschland herrschenden Zeitgeist fremd blieben. Sie machte sowas auch als Sängerin für Fairport Convention und deren zahlreiche Splittergruppen. Sie sang einmal für Led Zeppelin. Die sich ziehenden Verläufe, die einem das Zuhören abnötigen, bevor sie einem etwas geben. Auf dass man mit Perlen beschenkt werde. Dieses unbeirrte „in eine Richtung gehen“. Dieses „identisch mit sich selbst“ sein wollen. Sie hat in ihrem Leben viel Pech gehabt. Soll schließlich eine Treppe herabgestürzt und gestorben sein. Sie schien manchmal ins Unglück verliebt zu sein, melancholisch sinnierend, über sich hinaus schauend, eine große Klarheit ausstrahlend. Sie schwelgte, so scheint es mir wieder, nie in Übertreibungen, sondern blieb bescheiden direkt. Sie pflegte ihre spezielle Art der Konzentration und Ernsthaftigkeit. Ihre Lieder waren menschlich individuelle Äußerungen, nicht Ergebnis eines kollektiven Zielens auf Zuspruch. Ihre Version der Leidenschaft, ihr Brennen waren ihr Ausdruck. Sie spielte mit dem Bekannten und mit dem Unbekannten. Mit „Ecoute, ecoute“ sang sie gar einen kompletten Song auf Französisch. Sandy Denny hat an Wände gespielt und die Abpraller kamen auf uns. Wir sollten damit natürlich umgehen. Da war kein Protzen, kein „Sich verkaufen“. Vielmehr so etwas wie ein „Hier steh ich und kann nicht anders“. Introversion statt Extroversion. Ein „In sich gekehrt sein“ und weniger ein „aus sich heraus gehen“. Nicht dieses zeitweise etwas verlogene Zusammenrücken am Lagerfeuer, sondern die musikalisch umkreiste Einsamkeit, das Leid, das zurück Geworfen sein. Und ihre Stimme. Was ein verborgenes Juwel aus dem Schatten heraus leuchten ließ. Da ist noch kein „einer möglichst großen Masse von Leuten gefallen“, da sind noch nicht die Meuten an Managern, die alle was ab haben wollen, die Berater, Experten und Parasiten. Stattdessen ist uns durch sie eine große Klarheit geschenkt.