Ein Durchgang durch Realitäten aus meiner Sicht - Blog von Ulrich Bauer (Ergänzt ubpage.de)
Donnerstag, 28. November 2024
Ironie der Romantik
Die Romantiker hatten erstaunlich weitsichtige Ansichten. So qualifizierte etwa Schlegel nahezu alle Aussagen als „vorläufig“ schwebend, weil es im menschlichen Bewusstsein fast immer um „Komplexitätsreduktion“ gehe, also die Reduzierung auf einfache begreifbare Aussagen, die einem Bewusstsein Halt verleihen könne. Dabei befindet er sich ganz in der Nähe von Aussagen der Soziologie, die das Wort „Komplexitätsreduktion“ sogar wörtlich übernommen hat. Wer dies begriffen und für sich erkannt hat, wird anders mit allgemeinen (auch „wissenschaftlichen“) Aussagen umgehen. Ihre Begrenztheit ist ihm offensichtlich. Am Ende bleibt freilich ein Umgang mit dem Komplexesten überhaupt, was als „Gott“ bezeichnet wird und in einem gewissen Gegensatz zum Chaos besteht, was den menschlichen Geist umgibt. Meist scheint es Menschen ja nicht darum zu gehen, sich umfassend verständlich zu machen (wir kennen viele aktuelle Beispiele!), wozu in einer „modernen Welt“ unter anderem auch keine Zeit (und Aufmerksamkeit) bleibt. Menschliche vorläufige Erkenntnis schwimmt nach Schlagel immer auf einem Ozean des Dunklen, des Begrenzten und nicht Bewältigten, Dies erzeugt dann natürlich auf mannigfache Weise Missverständnisse. Der einzige Weg, dem zu begegnen, wäre die Ironie, als das Verständnis dafür, dass jede menschliche Erkenntnis nur vorläufig sein kann und immer ein Geheimnis darum zurück bleibt. Auch deshalb nimmt die Ironie eine zentrale Rolle in Schlegels (und dem nahezu aller Romantiker) Denken ein.
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The Romantics had astonishingly far-sighted views. For example, Schlegel qualified almost all statements as "provisionally" floating, because human consciousness is almost always about "reducing complexity", i.e. reducing it to simple, understandable statements that can give consciousness stability. In doing so, he is very close to statements from sociology, which has even adopted the term "reducing complexity" literally. Anyone who has understood this and recognized it for themselves will deal with general (including "scientific") statements differently. Their limitations are obvious to them. In the end, of course, there is still a matter of dealing with the most complex thing of all, which is called "God" and which is in a certain contrast to the chaos that surrounds the human mind. Most people do not seem to be interested in making themselves fully understandable (we know many current examples!), for which there is, among other things, no time (or attention) in a "modern world". According to Schlagel, human provisional knowledge always floats on an ocean of darkness, of the limited and unmastered. This then naturally creates misunderstandings in many different ways. The only way to counter this would be irony, as the understanding that all human knowledge can only be provisional and that a mystery always remains. This is also why irony plays a central role in Schlegel's (and almost all romantics') thinking. !
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