Reise durch Wirklichkeiten

Donnerstag, 7. November 2024

Blick zurück

Das war mein Alltag. Man ließ bei seiner Besprechung Ironie walten, was nicht wahrgenommen wurde. Man hatte Veranstaltungen zu besuchen, die Comic-artige Helden aufbot und in vieler Hinsicht ins Lächerliche abrutschte. Man wollte auch aus der Vergangenheit herleiten und den Tribalismus mit all seinen Zeichen verstehen. Man war bemüht und wollte ernst nehmen. Die alten Recken blamierten sich so gut sie konnten und man selbst ließ Milde walten. Heute muss ich grinsen..…: Alte Schule-Halford 2000 im LKA-Der Mann war ja immer seiner Zeit voraus. Schon in den Siebzigern trug er schwarze Lederklamotten, schwere Nieten und Ketten, eine wunderbare Glatze hatte er auch zu bieten: ein charismatischer Sänger und glutäugiger Avantgardist. Als freilich der Höhepunkt der Heavy Metal-Begeisterung zu Anfang der Neunziger endgültig überschritten war, stieg Rob Halford aus seiner bis dahin so erfolgreichen Band Judas Priest aus, um das Ende des Genres zu verkünden und sich von da an in obskuren Experimenten zu verlieren. Und jetzt?..., präsentiert er sich immer noch oder schon wieder in Nieten und hat hinten auf seiner schwarzen Lederjacke einen Totenkopf drauf. Ob das nicht ein bisschen wenig ist? Ach ja, auch musikalisch ist er zu dem zurückgekehrt, was er offensichtlich kann: Heavy Metal der alten Schule. Im ausverkauftem LKA präsentierte sich Halford als Band und schlagkräftige Einheit, die die alten Judas Priest jederzeit rechts überholen würde. Natürlich, die Hand mit dem Zeigefinger und dem kleinen Finger ausgestreckt, das muss sein und ist schon traditionell der Gruß zwischen Publikum und diesem Metal-Rocker. Ein Schelm, wer sich noch Böses dabei denkt. Und tatsächlich, Halford hat sich inzwischen die Glatze tätowieren lassen: auch nicht schlecht. Doch dann geht es zügig los mit "Ressurection", dem Titelstück des neuen Albums. Unser Held brüllt so richtig charismatisch und quiekt in den höchsten Tönen, - alles wie gehabt. Und seine vier Begleiter, sie bedienen den Metal-Hammer prächtig. Bei "Made in Hell" rockt der Fünfer gar höllisch und nach "Stained Class" grinst Halford so diabolisch, als wolle er sich über seine Fans lustig machen. Aber nein, lieber schenkt er ihnen noch eine Salve der Judas Priest-Klassiker, von "Electric Eye" bis hin zu "Breaking the law". Das LKA kocht, die Band auch, und am Ende sind's alle zufrieden. Nochmal auf den rostigen Amboss geschlagen, nochmal die alten Phrasen gedroschen. Lass gut sein.

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