Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 30. April 2023

Dieter Roth (3)

Eine Zeit lang war ich sehr fasziniert von Dieter Roth, dem längst verstorbenen Universal-Künstler. Diese Verweigerungshaltung, dieses Kratzen am Gefälligen (das in dieser Gesellschaft bis heute immer mehr überhand nimmt…), diese scheinbare Verneinung des Egokults (heute „wallfahrten“ die „Fans“ zu jeder seiner Ausstellungen), sein Lob der Vergänglichkeit und des Verfalls, seine dunkle mystische Unverständlichkeit, an die sich die Experten heran zu tasten versuchten, um über beliebigen Denksprüchen dann doch zu scheitern, das alles verbuchte ich positiv. Auch sein Bezug zur Musik und die Anekdoten, die sich daran knüpften, waren mir nahe. Zu negativ, würde die Öffentlichkeit heute in tausend oberschlauen Sendungen konstatieren, zu anarchisch. Dabei ließe er heute noch stutzen: etwa durch das Theaterstück, das aus einem einzigen Wort bestand. Schimmelskulpturen, was ist denn das? Scheise auf Porzellantellern und die Gedichte, die es von ihm unter dem Titel „Scheise“, „Noch mehr Scheise“ oder „Die gesamte Scheise“ gab. Nun, da hört der Spass auf! Unmöglich, das alles! Ein Spass war das alles aber für Roth ohnehin nie. Dieser starke Trinker widersetzte sich der Heuchelei in dieser Welt, die ja heutzutage überall präsent ist. „Bockig“ würde der Schwabe dazu sagen. Widerspenstig. Schimpfer. Tober. Kratzbürste. Verweigerer. Anti-Provokateure, gibt es die heute noch?

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