Ein Durchgang durch Realitäten aus meiner Sicht - Blog von Ulrich Bauer (Ergänzt ubpage.de)
Dienstag, 2. Mai 2023
"Soziale" Zeit
Ob die Ressource „Zeit“ ungerecht verteilt ist und sie inzwischen auch eine viel zu starke „soziale Komponente“ hat? Wer denn die Arbeit und die Arbeitszeit neu verteilen solle, so lautet die Fangfrage der „Marktwirtschaftler“, die vom Markt alles Gute und Praktikable erwarten. Der Markt, so ihre Überzeugung, löst alle Probleme.Tatsache ist: Zeit haben wir alle gleich und doch in sehr unterschiedlichem Maße. Ob sie richtig aufgeteilt ist? Einige Marktteilnehmer verdienen mit wenig Zeiteinsatz relativ viel Kohle. Andere kommen selbst mit einer 40Stundenwoche nicht über die Runden. Frauen verbringen darüber viel Zeit mit Care-Arbeit zusätzlich zur Arbeitszeit. Es gilt also, die Zeit besser zu verteilen. Wdie Aufgabe könnte darin bestehen, Zeit umverteilen, um das Zusammenleben in einer modernen Gesellschaft möglichst gerecht zu gestalten: Doch wer soll umverteilen (womit wir wieder beim Ausgangspunkt wären) Zusammenleben in einer modernen Gesellschaft möglichst gerecht zu gestalten: Doch wer soll umverteilen? Damit sind wir wieder beim Ausgangspunkt. In einer neoliberalen Gesellschaft ist jeder selbst dafür verantwortlich, sich seine Zeit einzuteilen.
Eigentlich haben alle nur 24 Stunden am Tag Zeit. Doch der Zugriff auf Zeit ist in unserer Gesellschaft unterschiedlich geregelt. Diejenigen, die sehr schlecht bezahlt werden, müssen oft deutlich mehr als 40 Stunden und sehr fremdbestimmt arbeiten, Dass sie am Ende gar keine Freizeit mehr übrig haben, liegt da auf der Hand. Dieser Umstand kann die ganze Persönlichkeitsstruktur dieses Menschen strukturieren. Zudem sind es dann die sozialen Verhältnisse, die seine Zeit strukturieren. Hinzu treten weitere Faktoren: trotz aller ökologischen Bedenken sind die Pendlerwege der Arbeitnehmer immer weiter geworden: Der Mensch passt sich der Arbeit an, wo es dergestalt umgekehrt sein sollte, dass sich die Arbeit und der Arbeitsort dem Menschen anpasst. Damit erhebt sich die ökologischen Notwendigkeiten folgende Frage, wie es uns gelingt, dass der Ort der Arbeit wieder näher an den Lebensmittelpunkt rücken kann und wir weniger Zeit im Stau verbringen (müssen). Klar ist aber die Denkrichtung: es geht um Gerechtigkeit und Freiheit. Damit hängt auch das Thema Partizipation, also die Teilnahme an politischen Entscheidungsprozessen, zusammen. Das (Teilnahme an Politik) geht nur, wenn ich die Zeit dafür habe. Wer durch seine Lebensverhältnisse gebunden ist, hat kaum Zeit, um so etwas zu machen. Also hat dies direkten Einfluss auf den Fortgang der Demokratie, wenn sie von vornherein bestimmte Menschen von ihren Prozessen ausschließen. Wir haben in Deutschland einen großen Anteil an „geringfügiger“ und prekärer Arbeit. All diese Überlegungen dürften auch Einfluss auf die derzeit aktuelle Hinwendung zu einer 4-Tage-Woche haben.
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