Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 16. April 2023

Im Privileg

Vielleicht sind wir solchen Menschen auch schon begegnet, die uns mit ihrer mit „positiver Ausstrahlung“ aufgeladenem Frohsinn gestanden haben, dass sie jetzt und überhaupt die Umweltsau heraushängen, samt Flugzeug, fettem Reisen und Simmingpool und allem, was dazu gehört. Es sind dies Menschen, die oft fliegen, mehr Auto fahren oder deutlich mehr Strom verbrauchen als der Durchschnitt. „Als ich jünger war, hatte ich nicht das Geld“ so hören wir aus gut abgefederter Gleichgültigkeit heraus. „Jetzt habe ich das Geld und die die Zeit dazu. Warum sollte ich mich eigentlich selbst einschränken und nicht an die Orte reisen, an die ich will?“ Es scheint dies ein selbstverständlicher Lebensstil für solche Menschen zu sein, was unseren Zorn und unsere Wut einem Staat gegenüber, der so etwas toleriert, der sich auf Kosten ärmerer Kreise als unfähig demgegenüber verkauft und an manchen Stellen solches Verhalten sogar fördert, nur noch weiter steigert. Diese reichen Leute wollen mit ihrem gigantischen CO2-Fußabdruck nichts zu tun haben und lachen sich eins ab, wenn die Rede darauf kommt. Man ist unter solchen Leuten sogar regelrecht stolz auf einen großen Öko-Fußabdruck und unökologisches Verhalten. Die gängige Rechtfertigungsstrategie verweist da auch gerne mal auf Glück oder auf Verdienst zurück. Urlaub im Ausland beispielsweise könne „Belohnung“ für eigene Anstrengungen bedeuten, für verantwortungsvolles Wirken und große Leistung. Egal, was passiert: Es steht der eigene Genuss, die eigene Wohlfühloase, die möglichst bunte Selbstverwirklichung im Vordergrund. Dies alleine schon, weil man das „verdient“, weil es einem „zusteht“, alleine schon, weil man die Person ist, die man ist. Mit allerlei mehr oder weniger intellektuellen Pirouetten ist man zudem jederzeit bereit, einen solchen Lebensstil zu verteidigen und als logische Konsequenz unseres Wirtschaftssystems zu deuten.

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