Reise durch Wirklichkeiten

Samstag, 1. April 2023

Ein gutes Leben suchen

Man blickt zurück und wird sich bewusst, dass man sich lange Zeit viel zu billig verkauft hat. Teilweise war es einem damals, auf Zeithöhe, bewusst, doch war einem die Sache wichtiger, die man bearbeitet hat. Außerdem musste man durch die Tage kommen, man war auf bestimmte Dinge und ein finanzielles Überleben angewiesen. Das alles ging auf Kosten der Lebensqualität. Man konnte keine nachhaltigen sozialen Kontakte pflegen, indem man nämlich wegen der "spontanen" Einsätze (damals ähnlich der "Leiharbeiter") keinerlei Termine wahrnehmen konnte. Man hatte nie Zeit, denn seine Zeit hatte man ja verkauft, man hielt sich verfügbar. Dadurch war man dauernd in einem Stress, den man niemanden so recht erklären konnte. Es war nämlich ein Stress, der sich aus Bedingungen von Arbeit ergeben kann und für den man in bestimmten Arbeitsbedingungen der Vereinzelung letztlich selbst verantwortlich sein soll. Ob das richtig war? Genau über solche Dinge scheinen jetzt „junge Leute“ unter dem Stichwort „Quiet quittening“ nachzudenken und eine bessere „Work-Life-Balance“ anzustreben. Jenes Getriebensein, jener Stress und jene Hetze vermeiden, die nur bestimmten Arbeitgebern nutzt, von denen man ausgebeutet wird. Es mag auch um Vermeidung von Ungeduld gehen, darum, nicht dem Diktat der sich fortwährend steigernden Geschwindigkeit zu unterliegen, dem Rhythmus des gesellschaftlichen Getriebes, das einem den Fortgang seines Lebens zu diktieren scheint. Ob man bestimmten Dingen einfach die Zeit lassen muss, die sie braucht? Ja klar, man kann die Zeit stauchen. Aber das passiert nicht umsonst. In Wirklichkeit geht es darum, eine begrenzte Lebenszeit sinnvoll zu verbringen. Ein „gutes Leben“ zu führen, Welt menschlich erfahren. Nicht nur „auf das Alter“ angewiesen zu sein, man sollte das Leben schon für sich davor erlernen. Vielleicht könnten das Erfahrungen in der Natur sein, Erfahrungen mit Menschen, die nicht so zu verschieben sind, ohne dass sie eines Tages nicht mehr möglich sind. Doch solche Zeit und Zeiten sind in unserer Gesellschaft sehr ungleich verteilt. Ob es darum geht, Arbeitszeiten besser zu verteilen, so dass die, die auf bestimmte finanzielle Erträge angewiesen und von ihnen abhängig sind, kürzer arbeiten, während andere, die ihre Selbsterfüllung und Selbstverwirklichung in ihrer Arbeit des „Gestaltens“ finden, mehr arbeiten müssten?

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