Reise durch Wirklichkeiten

Montag, 17. April 2023

Valerie (58)

„Soll ich einen Tee machen? Ich habe eine spezielle Sorte da! Sehr anregend!“ „Ich hätte eigentlich nichts dagegen. Was das denn für ein Tee?“ „Den hat mir ein Bekannnter neulich geschenkt. Etwas ganz Spezielles. Wächst in Mexiko, hat ein bisschen die Wirkung von Marihuana, je nachdem, wie viel man davon nimmt. Musst du unbedingt probieren“ „okay, aber dann nicht zu viel. Ich kenne dies Zeug doch nicht!“ Er stellte sich vor, wie man irgendeinem Indio ein paar dreckige Dollars in die Hand gedrückt hatte, für eine Mischung biologisch angebauter Traumkräuter, die an gelangweilte Jet-Setter für feines Geld weiter verkauft wurde, um ihre abgestumpften Nervenende zu kitzeln und ihre Langeweile zu versüßen. Für Otto Normalverbraucher besorgten dies Geschäft ja schon seit langem die Companies, die Konzerne (auf einer ganz ähnlichen Basis: wer haut wen am besten übers Ohr und verdient sich somit etwas...? Man nennt dies Marktwirtschaft). Es war nur auf den Blick so, dass man nicht mit psychedelischen Kräutern handelte, sondern mit Bananen und anderen Dingen des alltäglich erzeugten Bedarfs. Wenn man davon erfuhr, wenn man eine Ahnung davon entwickelte, bedauerte man dies unendlich und versprach, sich dafür einzusetzen, dass sich so etwas ändere. Rasch. Und wirklich gründlich. Nur, das eigene Schäfchen, das wollte man davor noch schnell ins Trockene bringen. Und überhaupt, die Verhältnisse, die sind halt so, dabei konnte man sich ja sogar auf literarisch-moralische Instanzen berufen. Was zählt, ist das, was man daraus macht. So geht kreativer Egoismus.

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