Die Grenzwerte für
Umweltverschmutzung eben mal ein bisschen hochsetzen, könnte vieles
bewirken, ein bisschen schummeln oder zumindest ein Auge zudrücken, wenn Schummelsoftware im Rahmen des ach sogelobten technischen Fortschritts eingesetzt wird - so jedenfalls argumentieren viele Politiker. Das scheinen sie von Donald Trump gelernt zu haben. Es gibt für
einen wie mich keinen religiösen Glauben an das Wahre und Gute, das
womöglich in meinem reinen Gewissen angesichts von Umweltproblemen
liegt. Was mir bleibt, ist die Skepsis. Die Meere werden mit Plastik
zugemüllt, Lebensmittel werden massenhaft in die Tonne getreten, der tropische Regenwald wird abgeholzt, Bienen und viele
andere Arten sterben aus: so will‘s der Mensch offenbar. So wird es
geschehen. Mir ist dabei allerdings verständlich, dass sich eine
junge Generation angesichts dessen in Panik befindet. Ob‘s mit dem
Lenken noch rechtzeitig klappt? Noch kurz umsteuern und die Welt
retten, ehe alles gegen die Wand fährt? Den Älteren wie mir mag‘s
noch reichen. Wir schaffen das. Rührend, wie manche Leute in meiner
Umgebung solchen Trends gegensteuern. Indem sie bestimmte Produkte
nicht mehr kaufen. Nun ja, Leute wie ich sind froh, wenn sie sich
überhaupt noch etwas kaufen können. Und teure Bio-Ware ist für sie
einfach nicht erschwinglich. Ob daraus etwas zu ersehen ist? Ob
irgendein System dahinter steckt, wie man früher immer meinte. Oder
ob man damit sofort einer Verschwörungstheorie auf den Leim geht? Ob
man lieber etwas über den „freien Markt“ und seine
Gesetzmäßigkeiten erkennen sollte? Industrialisierte
Landwirtschaft? Ob wir das neu denken sollten und es weniger
verteufeln? Ob da nicht angesichts steigender Bevölkerungszahlen
nicht eine Art Zwang besteht? Und überhaupt: ist dieser Planet für
so viele Menschen geschaffen? Was hat es damit auf sich, dass Kinder
und das Kriegen/Machen von Kindern vergöttert werden? Lauter kleine
Rentenzahler? Ob das wirklich das treibende Argument ist? Ob es nicht
in Wirklichkeit ein Argument ist, das eines Staates geziemt, aber
weniger dem einzelnen Menschen? Ob wir wirklich dazu berechtigt sind,
anderen Gesellschaften diejenigen Menschen mit Geld weg zu nehmen,
die wir zu brauchen glauben? Ob das eine Form des Neokolonialismus
ist? „Braindrain“ nannte man früher so etwas. Im Weltbild einer
reichen Gesellschaft wie der bundesdeutschen erscheint so etwas
„normal“. Ob es aber so ist? Ob es nicht vielmehr eine Frage der
Normen ist? Ich stehe vis-a-vis und staune. Ich habe mich kurz
aufgeregt und bin stolz darauf, dass ich es erkenne. Es ist für mich
ein Teil dessen, zu wissen, wo und wie ich lebe und nicht der
Bewusstlosigkeit und ihrer Ablenkungsindustrie verfallen zu sein.
Ein Durchgang durch Realitäten aus meiner Sicht - Blog von Ulrich Bauer (Ergänzt ubpage.de)
Samstag, 1. Juni 2019
Blick um mich herum
Man überprüft angesichts
eines Artikels, der einen beeindruckt hat, sein Umweltbewusstsein:
während alle andern einen auffordern, endlich auch als Individuum und
Einzelner etwas Wirksames zu tun, geht mir immer noch das Wort und
der altmodische Begriff der „Strukturen“ im Kopf herum. Nein, das ist nicht nur eine Ausrede!! Ich
glaube, dass ich viel tun kann, um mein persönliches Gewissen zu
beruhigen (was ja löblich ist und immerhin eine Art „Haltung“
erzeugt). Allein, es mag im Ganzen wenig nützen, wenn die Strukturen
die falschen sind. Da mag ich noch so hingebungsvoll den Müll
trennen: wenn unter Umständen anschließend wieder vieles
zusammengeschüttet wird, wenn das, was effektiv wiederverwendet
wird, erschreckend wenig angesichts des Ganzen, dann liegt das wohl
an Strukturen, die nicht verändert werden. Nicht am Einzelnen, der
sich ein scheinbar reines Gewissen damit erworben hat, dass sich in
der Realität nichts verändert hat. Man laviert sich durch,
versucht, sich korrekt zu verhalten, macht sich aber keine Illusionen
darüber, was dies bewirken könnte. Die Frau Umwelt- oder Landwirtschaftsminister führt
keine Lebensmittelampel ein und führt alle Gründe auf, die sie
als „wissenschaftlich“ bezeichnet, wobei es vielen so scheint,
dass sie sich eigentlich nur im Interesse der einschlägigen Industrie äußert und
handelt. Effekt: keine Lebensmittelampel.
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