Ein Durchgang durch Realitäten aus meiner Sicht - Blog von Ulrich Bauer (Ergänzt ubpage.de)
Sonntag, 30. September 2018
Samstag, 29. September 2018
Falsch disponiert
Leute sind an dir vorüber gegangen. Du hast
versucht, sie zu begreifen, wähntest dich ihnen nahe. Doch letztlich
blieben sie unbegreiflich.
Klar, hättest du das eine oder andere Mal mehr auf sie zugehen
können, hättest ganz betont den Dialog suchen sollen und Rituale
der Gemeinsamkeit vollziehen (nach deiner eigenen Einschätzung
tatest du das viel zu oft...). Doch erstens: war der Moment deiner
Ansicht nach jeweils nicht danach. Du warst auch zu träge, zu
unbeweglich, warst vielleicht auch zu enttäuscht. Zweitens hattest
du stets einen gewissen Stolz, der es dir verboten hatte, dich
anzudienen, dich anzubieten..... Du erinnerst dich noch, als du mit
einer schweren Krankheit im Krankenhaus lagst, solltest du eine
bestimmte Person anrufen (was du schließlich auch tatest...), weil
jene dir gegenüber freimütig bekannte, dass sie deine Telefonnummer
vergessen oder verlegt hatte. Sie tat überrascht und - so konntest
du zweifelsfrei schließen - hätte dich nie im Leben angerufen.
Wow, du warst für diese Person verschwunden und es machte dieser
Person nichts aus! Du hast einigermaßen daraus gelernt, als genau
diese Person zum zweiten Mal verschwand. Überhaupt waren plötzlich
viele der Leute verschwunden, zu denen du glaubtest, eine Art
persönliches Verhältnis zu haben. Sie hatten einen anderen Umgang,
zu dem so etwas wie Solidarität nicht zu gehören schien.
Ich hatte geglaubt, mit jener Person (in diesem Falle weiblich...) relativ intime Details ausgetauscht zu haben, hatte sie in meine Seele blicken lassen. Das Erotische schwang zwar mit, war aber in diesem Falle nicht wichtig. Es war mehr die Kommunikation an sich. Doch offenbar wurde dies "Grundmenschliche" alles weggeworfen, spielte keine Rolle, wurde vergessen, verlegt, zerlegt, war längst zermahlen im Treibsand der pseudo-familiären Umgänge. Es wurde ganz offensichtlich bedeutet, dass man dieser Person nichts bedeutet hatte. Hm. Meine Lehre: Man war ganz offenbar „auf dem falschen Dampfer gewesen“. Man hatte sich selbst die Realität schöngeredet, hatte gelaubt dort, wo Skepsis angemessen gewesen wäre. Ob man dadurch zynischer geworden ist? Mag sein. Aber auch realistischer. Vielleicht hat es ein kleines Stück dazu beigetragen. Wie so manche ähnliche Erlebnisse, die merkwürdigerweise alle ziemlich negativ waren. Ja, man war doch offen dem Positiven gegenüber, hätte nichts dagegen gehabt.... aber die Wirklichkeit spielte andere Spiele.
Blödsinnigerweise zeigte alles in eine andere, eine negativere Richtung..... Ob einem das jetzt ein Recht zum Selbstmitleid gibt? Diese Frage können nur Leute stellen, die aus irgendeinem Grunde nur Positives erleben, die so richtig positiv in die Welt hinaus blicken und nur das Wahre Gute wahrnehmen. Schön, wenn das möglich ist! Sorry, ich kann das nicht, habe es nicht gelernt. Ich weiß: das Positive sehen, das Negative nicht an sich heran lassen... usw., diese oft gehörten Phrasen. Aber jetzt ist sowieso einiges anders. Mir ist das inzwischen alles egal. Ich komme sowieso nicht mehr dahinter, erfasse die dahinter stehenden Strukturen nicht. Ich kann meine Erkenntnisse nicht einbringen. Ich spiele da nicht mit. Meine Überlegungen vermodern zugunsten all der Willy Wichtigs.....
Sollen sie uns doch die Welt erklären! Du hast Leute kennen gelernt, die stets etwas bestimmtes von dir wollten. Anderes nicht. Ganz bestimmt und gezielt. Das ist für mich der Inbegriff der Entfremdung. Man sucht sich an einem anderen etwas aus, was man von ihm will. Auf den Rest legt man keinen Wert. Ich habe das oft gemerkt und reagierte darauf sauer, wurde vielleicht auch mal unfair. Aber ich wollte nicht nur einen gewünschten Teil von mir geben. Ich wollte möglichst in meiner Gesamtheit akzeptiert werden. Ich wollte viel dafür tun, erwartete das aber auch von jemandem anderen.
Ich hatte geglaubt, mit jener Person (in diesem Falle weiblich...) relativ intime Details ausgetauscht zu haben, hatte sie in meine Seele blicken lassen. Das Erotische schwang zwar mit, war aber in diesem Falle nicht wichtig. Es war mehr die Kommunikation an sich. Doch offenbar wurde dies "Grundmenschliche" alles weggeworfen, spielte keine Rolle, wurde vergessen, verlegt, zerlegt, war längst zermahlen im Treibsand der pseudo-familiären Umgänge. Es wurde ganz offensichtlich bedeutet, dass man dieser Person nichts bedeutet hatte. Hm. Meine Lehre: Man war ganz offenbar „auf dem falschen Dampfer gewesen“. Man hatte sich selbst die Realität schöngeredet, hatte gelaubt dort, wo Skepsis angemessen gewesen wäre. Ob man dadurch zynischer geworden ist? Mag sein. Aber auch realistischer. Vielleicht hat es ein kleines Stück dazu beigetragen. Wie so manche ähnliche Erlebnisse, die merkwürdigerweise alle ziemlich negativ waren. Ja, man war doch offen dem Positiven gegenüber, hätte nichts dagegen gehabt.... aber die Wirklichkeit spielte andere Spiele.
Blödsinnigerweise zeigte alles in eine andere, eine negativere Richtung..... Ob einem das jetzt ein Recht zum Selbstmitleid gibt? Diese Frage können nur Leute stellen, die aus irgendeinem Grunde nur Positives erleben, die so richtig positiv in die Welt hinaus blicken und nur das Wahre Gute wahrnehmen. Schön, wenn das möglich ist! Sorry, ich kann das nicht, habe es nicht gelernt. Ich weiß: das Positive sehen, das Negative nicht an sich heran lassen... usw., diese oft gehörten Phrasen. Aber jetzt ist sowieso einiges anders. Mir ist das inzwischen alles egal. Ich komme sowieso nicht mehr dahinter, erfasse die dahinter stehenden Strukturen nicht. Ich kann meine Erkenntnisse nicht einbringen. Ich spiele da nicht mit. Meine Überlegungen vermodern zugunsten all der Willy Wichtigs.....
Sollen sie uns doch die Welt erklären! Du hast Leute kennen gelernt, die stets etwas bestimmtes von dir wollten. Anderes nicht. Ganz bestimmt und gezielt. Das ist für mich der Inbegriff der Entfremdung. Man sucht sich an einem anderen etwas aus, was man von ihm will. Auf den Rest legt man keinen Wert. Ich habe das oft gemerkt und reagierte darauf sauer, wurde vielleicht auch mal unfair. Aber ich wollte nicht nur einen gewünschten Teil von mir geben. Ich wollte möglichst in meiner Gesamtheit akzeptiert werden. Ich wollte viel dafür tun, erwartete das aber auch von jemandem anderen.
Freitag, 28. September 2018
Der Gewitterabend (Georg Trakl)
Der
Gewitterabend (Georg Trakl, 1910)
O
die roten Abendstunden!
Flimmernd
schwankt am offenen Fenster
Weinlaub
wirr ins Blau gewunden,
Drinnen
nisten Angstgespenster.
Staub
tanzt im Gestank der Gossen.
Klirrend
stößt der Wind in Scheiben.
Einen
Zug von wilden Rossen
Blitze
grelle Wolken treiben,
Laut
zerspringt der Weiherspiegel.
Möven
schrein am Fensterrahmen.
Feuerreiter
sprengt vom Hügel
Und
zerschellt im Tann zu Flammen.
Kranke
kreischen im Spitale.
Bläulich
schwirrt der Nacht Gefieder.
Glitzernd
braust mit einem Male
Regen
auf die Dächer nieder.
Donnerstag, 27. September 2018
Gesundheitspolitik
Ich komme zum wiederholten Mal
ins Staunen, wenn ich wahrnehme, welche Erfahrungen ich gerade mit
dem „weltbesten“ Gesundheits- und Pflegesystem machen muss: Es
lässt sich offenbar keine Pflege für einen alten Mann finden, wobei einem bei der nervösen Suche so gut wie niemand beizustehen scheint. Beratung? Null! Nimmt man doch noch Kontakt auf, so heißt es: Die Alten- und
Pflegeheime beklagen einen dramatischen Verlust von Heimen, die nicht
mehr weiter machen wollen, weil sie die Auflagen wegen Einzelzimmer
nicht erfüllen können oder wollen. Ob es stimmt? Tatsache ist: Sie wollen auch in der Breite
wohl niemand aufnehmen. Weder zur sog. „Kurzzeitpflege“ noch zur
„Langzeitpflege“. "Der politische Wille" will anscheinend die Pflege daheim, vor allem auf Kosten der Angehörigen. Doch diese dabei zur Seite sehende "Ambulante Pflege" gibt sich vollkommen überlastet und
nimmt ebenfalls niemand mehr auf. Weigert sich einfach. Kann nicht mehr. Babbela.
Wenn ich das richtig verstanden
habe, verklärt die aktuelle Gesundheitspolitik in typisch
neoliberaler Weise „den Markt“. Er könne und solle das richten. Er würde "das Angebot" schon schaffen. Doch wo ist angesichts der geschilderten Lage „der Markt“? Er scheint eine Illusion, die offenbar in weiter Ferne liegt. Gleichzeitig streut ein Gesundheitsminister den Leuten Sand in die
Augen, indem er 13000 neue Stellen verspricht. Der Clou daran: diese
13000 Neulinge existieren gar nicht! Genau darin besteht ja der
Notstand! Und überhaupt, sollten die existierenden Pflegekräfte halt ein bisschen
mehr arbeiten. Das würde auch schon helfen. So war zu lesen. So etwas mag Politikverdrossenheit schaffen und einen Protest züchten, der sich Ausdruck sucht. Mir
bleibt da nur Zynismus und ein Staunen über die Tricks der
Mächtigen.
Mittwoch, 26. September 2018
Dienstag, 25. September 2018
Montag, 24. September 2018
Pflegemaßnahmen
Ich habe gedacht, ich höre
oder lese nicht richtig. Da schlägt offenbar ein wichtiger Akteur
als Gesundheitsminister vor, dass Pflegekräfte länger arbeiten
sollten. Das würde Wichtiges zur Lösung des Pflegenotstands
beitragen. Ich dachte bisher immer, diese Pflegekräfte würden auch
deshalb leiden, weil sie viel zu viel arbeiten und Überstunden nicht
mehr abbauen könnten. Schlicht: weil Personal fehlt. Doch jetzt lässt der Gesundheitsminister
verlauten, dass er die Arbeitsverhältnisse unter die Lupe genommen
habe und zu dem nun bekannt gewordenen Schluss gekommen sei. Dem
Beschluss zufolge soll in
Zukunft für jede Klinik das Verhältnis zwischen der Zahl der Pflegekräfte und dem anfallenden Pflegeaufwand errechnet
und veröffentlicht werden. Gefährdungen
wegen zu geringer Pflegedichte könnten dadurch ausgeschlossen
werden.
Ich bin baff, auf welche Lösungen das Politpersonal da kommt. In der Altenpflege sollen den Verlautbarungen dieses Gesundheitsminister nach 13.000 zusätzliche Stellen voll finanziert werden, was im Haushalt mit etwa 640 Millionen Euro veranschlagt sei. Wenn ich richtig aufgepasst habe, dann ist ein nicht ganz unwichtiges Problem, dass diese Pflegekräfte gar nicht existieren. Luftnummer? Für weitere Kräfte in Krankenhäusern sei zusätzlich ein dreistelliger Millionenbetrag vorgesehen. Klasse! Im Pflegeberuf soll mit zusätzlicher Belastung bis zum 67. Lebensjahr gearbeitet werden. Toller Einfall! Zumindest scheinen diese Arbeitsplätze sicher zu sein..... Jetzt sollen sollen Pflegekräfte aus dem Ausland angeworben und Umschulungsangebote in Deutschland gemacht werden. Einwanderungsgesetz? Brauchen wir dafür nicht. Ob diese Pflegekräfte in ihrem jeweiligen Land auch fehlen werden? Egal, wir kaufen sie alle. Ob das eine neue Form des Kolonialismus wäre? Ich würde mich gerne korrigieren lassen..... Mir scheint aber ein wesentliches Problem darin zu liegen, dass dieses Politpersonal viel zu weit von der Realität derer entfernt ist, die es vorgibt, zu umkümmern.
Ich bin baff, auf welche Lösungen das Politpersonal da kommt. In der Altenpflege sollen den Verlautbarungen dieses Gesundheitsminister nach 13.000 zusätzliche Stellen voll finanziert werden, was im Haushalt mit etwa 640 Millionen Euro veranschlagt sei. Wenn ich richtig aufgepasst habe, dann ist ein nicht ganz unwichtiges Problem, dass diese Pflegekräfte gar nicht existieren. Luftnummer? Für weitere Kräfte in Krankenhäusern sei zusätzlich ein dreistelliger Millionenbetrag vorgesehen. Klasse! Im Pflegeberuf soll mit zusätzlicher Belastung bis zum 67. Lebensjahr gearbeitet werden. Toller Einfall! Zumindest scheinen diese Arbeitsplätze sicher zu sein..... Jetzt sollen sollen Pflegekräfte aus dem Ausland angeworben und Umschulungsangebote in Deutschland gemacht werden. Einwanderungsgesetz? Brauchen wir dafür nicht. Ob diese Pflegekräfte in ihrem jeweiligen Land auch fehlen werden? Egal, wir kaufen sie alle. Ob das eine neue Form des Kolonialismus wäre? Ich würde mich gerne korrigieren lassen..... Mir scheint aber ein wesentliches Problem darin zu liegen, dass dieses Politpersonal viel zu weit von der Realität derer entfernt ist, die es vorgibt, zu umkümmern.
Sonntag, 23. September 2018
Samstag, 22. September 2018
Es brennt
Schon
merkwürdig, was da in Deutschland los ist! Eigentlich dachten wir,
dass gerade jetzt die (parlamentarische repräsentative) Demokratie
in Hochform sein müsste. Stattdessen steuern wir von einem Tiefpunkt
zum nächsten. Zwischendrin finden dann meist Symbolveranstaltungen
und „Gipfel“ statt, für deren Rituale sich die handelnden
Politiker von willfährigen Claqueuren feiern lassen. Dass die
scheinbar beschlossenen Maßnahmen meist an Kleinigkeiten scheitern,
dass sie meist unausgewogen und für die Galerie formuliert sind,
dass sie zu kurz greifen und oft genug unterfinanziert sind, daran
haben sich alle schon gewöhnt. Dass der
nach unten propagierte Leistungsgedanke in den Reihen dieser
„Entscheidungsträger“ nichts gilt, dafür gab es jetzt genügend
peinliche Belege. Für die Folgenlosigkeit lauthals beschlossener
Maßnahmen dürfte der sogenannte „Dieselgipfel“ vor rund einem
Jahr Beleg genug sein. Ein Schelmenstück
reiht sich ans nächste und so mancher mag sich da fragen, wie lange
das noch so weiter gehen soll. Ob die Oberwichtigs den Ernst der Lage
nicht kapiert haben? Die Umfrageergebnisse sprechen eine deutliche
Sprache. Wer so etwas wie Protest gegen die obwaltenden Umstände
verspürt, scheint sich einer Protestpartei zuzuwenden. Ja, welche
Alternative hätte er denn noch? Digitalisierung scheint ein Thema,
wird aber nur unter einem einzigen Aspekt behandelt. Die
Klimakatastrophe treibt inzwischen ziemlich spürbare Blüten.
Diesbezügliche Ziele werden aber so eben mal verschoben, - das geht
am leichtesten. Die Kulturminister entdecken eben mal, dass ihnen 40
000 oder 50 000 Lehrerstellen fehlen, bezahlbare Wohnungen fehlen
etwa 1,2 Millionen. Einen schlechten Job scheinen diese Politiker zu
machen, die sich ihre Verantwortlichkeiten so gerne gegenseitig
zuzuschieben scheinen und für alles eine passende Phrase bereit zu
haben scheinen. Es brennt ein Moor, es brennt der politische Laden,
aber die Verantwortlichen treiben mit sich Schabernak. Wie lange das
wohl noch so geht?
Freitag, 21. September 2018
Hesse reloaded
Das Folgende habe ich tatsächlich gefunden, als Notiz, als Aufschrieb. Ob ich davon etwas auf irgend eine Art veröffentlichte? Ich weiß es nicht mehr, denn das Fundstück stammt aus dem Jahr 2002:
Hätte sich jemand diesen vogelig dreinblickenden Mann mit dem Sonnenhut und der Nickelbrille lauthals mitgrölend auf einem Rockkonzert vorstellen können? Oder gar hemmungslos auf einer La Ola-Welle dahinwogend? Nein, mit den Massen hatte es der Literaturnobelpreisträger Hermann Hesse überhaupt nicht. Er gab sich als überzeugter Individualist, als belesener Schöngeist und Eigenbrötler, der vor den Regungen großer Massen ein ständiges Misstrauen empfand, ja, dem vor ihnen regelrecht schauderte, ein Image, das er auch vor der breiten Öffentlichkeit hingebungsvoll pflegte. Just in seinem Todesjahr 1962 war es, als sich die Beatles anschickten, die Popmusik im heutigen Sinne zu einem Massenphänomen zu machen, nachdem Elvis diesbezüglich ja schon in den Fünfzigern Dämme gebrochen hatte.
Nein, irgendwo als kreischenden Fan im Publikum kann sich Hesse kaum jemand vorstellen. Aber vielleicht auf die Bühne, vor die Massen, da hätte der Mozart-Bewunderer hingepasst. Als eine Figur, nicht so harsch und spröde wie Bob Dylan, aber dafür poetisch verspielt wie Leonard Cohen. Als sanfter Erzähler und Verseschmied, der die Dinge des Lebens mit bildhaften Versen hätte sehr einprägsam und eingängig auf einen romantisch klingenden Punkt bringen können. Einer, der die Ausstiegsphantasien der Flower Power-Kinder - und die Weltfluchtutopien einer Hippie-Bewegung der sechziger und siebziger Jahre massenwirksam hätte bündeln und bei Konzerten auf sich vereinen können.
Und hat er sich nicht etwa als leiser Apologet des Drogengebrauchs missverstehen lassen? Nicht umsonst hat ihn der Pop Art-Pionier Andy Warhol in seinem berühmten Porträt ja als eine Art umnebelten Kiffer abgebildet. War sein Held Harry Haller im berühmten Roman „Der Steppenwolf“ auf seiner Reise nach Innen nicht an diversen künstlichen Paradiesen vorbeigekommen, hatte dabei ein Panoptikum der phantastischen Möglichkeiten geschaut und die Abenteuer der anarchistischen Entgrenzung geprobt? Und hat dieser Harry Haller etwa das Angebot des Musikers Pablo abschlagen können, aus einer vergoldeten Dose eine Prise weißen Pulvers zum Schnupfen zu sich zu nehmen?
Ach ja, für die Hippiegeneration war ja alles so eindeutig, für sie war Hesse ein Popstar, mochten die verknöcherten Philologen in Europa noch so sehr vor der Vereinnahmung und Vereinfachung der Gedankenwelt des Pfarrersohns aus Calw warnen oder ihn in die Nähe der Trivialliteratur rücken. 1970, 8 Jahre nach dem Tod des 84 Jahre alt gewordenen Autors, deutete der Drogenpapst und Hochschullehrer Timothy Leary den „Steppenwolf" als „Meisterführer zum psychedelischen Erlebnis" und empfahl, „vor deiner LSD-Sitzung den Steppenwolf als ein unschätzbares Lehrbuch" zu lesen. Der „wirkliche“ Hesse hat zwar öfters mit dem Dämon Alkohol gekämpft. Doch über weitere Drogenexzesse ist nichts bekannt.
Schon zu Beginn der sechziger Jahre waren seine Bücher in den USA zum Bestseller geworden. Eine ganze Generation schien plötzlich Hesse zu lesen, seine Werke lieferten das Modell eines Selbsterfahrungstrips. Und so, wie Hermann Hesse sich selbst und seinen Harry Haller zeichnete, als Außenseiter des bürgerlichen Welt, als schöpferischer Rebell gegen die Welt des Festgefügten und Selbstverständlichen, so wollte in dieser Zeit ohnehin jeder sein. Von den frühesten Werken wie etwa dem Schülerroman „Unterm Rad“, über den Landstreichererzählung „Knulp“ bis hin zum „Steppenwolf“ hatte Hesse das Aufbegehren in der Figur des einsamen Nonkonformisten gezeichnet. Hinzu kam seine Vorliebe für fernöstliches Gedankengut, das unter anderem ganz direkt in Werke wie „Siddharta“ und „Die Morgenlandfahrer“ eingeflossen war und nun den Selbsterfahrern in aller Welt die willkommene Anleitung für die eigene Nabelschau lieferte. Selbst der sexuellen Emanzipation konnte der im pietistischen Milieu aufgewachsene Hesse ein paar – aus heutiger Sicht harmlose - Bilder und Phantasien liefern: so lässt sich Harry Haller als Steppenwolf in eine Menage a trois mit seinem weiblichen Gegenbild Hermine und der Prostituierten Maria ein, der der Musiker Pablo noch einiges an zusätzlicher Würze verleiht. Aber auch der einer Kommune gleichenden Gemeinschaft von Gleichgesinnten lieferte der schwäbische Egomane so manches Modell: In seinem unter Pseudonym veröffentlichten Roman „Demian“ trifft sich eine Gruppe Suchender sehr verschiedener Art, zu der, wie Hesse schreibt, „Astrologen und Kabbalisten, auch ein Anhänger des Grafen Tolstoi, und allerlei zarte, scheue, verwundbare Menschen, Anhänger neuer Sekten, Pfleger indischer Übungen, Pflanzenesser und andere“ gehören. Dominiert wird diese Gruppe von einer erotisch anziehenden „Frau Eva“, was dem Titelhelden so manches in verquasten Bildern ausgemalte Begehren aufbürdet. Modell für die Hippie-Kommune? Oder gar Vorläufer eines Swingerclubs? Hesse seinerseits hatte sich zeitweise zu einer Monte Verita bei Ascona ansässigen Gruppe von nackten Naturmenschen der damaligen Alternativkultur hinzugezogen gefühlt, die dem bürgerlichen Dasein mit sexueller Ausschweifung, langen Haaren und Jesus-Sandalen trotzten.
Hätte sich jemand diesen vogelig dreinblickenden Mann mit dem Sonnenhut und der Nickelbrille lauthals mitgrölend auf einem Rockkonzert vorstellen können? Oder gar hemmungslos auf einer La Ola-Welle dahinwogend? Nein, mit den Massen hatte es der Literaturnobelpreisträger Hermann Hesse überhaupt nicht. Er gab sich als überzeugter Individualist, als belesener Schöngeist und Eigenbrötler, der vor den Regungen großer Massen ein ständiges Misstrauen empfand, ja, dem vor ihnen regelrecht schauderte, ein Image, das er auch vor der breiten Öffentlichkeit hingebungsvoll pflegte. Just in seinem Todesjahr 1962 war es, als sich die Beatles anschickten, die Popmusik im heutigen Sinne zu einem Massenphänomen zu machen, nachdem Elvis diesbezüglich ja schon in den Fünfzigern Dämme gebrochen hatte.
Nein, irgendwo als kreischenden Fan im Publikum kann sich Hesse kaum jemand vorstellen. Aber vielleicht auf die Bühne, vor die Massen, da hätte der Mozart-Bewunderer hingepasst. Als eine Figur, nicht so harsch und spröde wie Bob Dylan, aber dafür poetisch verspielt wie Leonard Cohen. Als sanfter Erzähler und Verseschmied, der die Dinge des Lebens mit bildhaften Versen hätte sehr einprägsam und eingängig auf einen romantisch klingenden Punkt bringen können. Einer, der die Ausstiegsphantasien der Flower Power-Kinder - und die Weltfluchtutopien einer Hippie-Bewegung der sechziger und siebziger Jahre massenwirksam hätte bündeln und bei Konzerten auf sich vereinen können.
Und hat er sich nicht etwa als leiser Apologet des Drogengebrauchs missverstehen lassen? Nicht umsonst hat ihn der Pop Art-Pionier Andy Warhol in seinem berühmten Porträt ja als eine Art umnebelten Kiffer abgebildet. War sein Held Harry Haller im berühmten Roman „Der Steppenwolf“ auf seiner Reise nach Innen nicht an diversen künstlichen Paradiesen vorbeigekommen, hatte dabei ein Panoptikum der phantastischen Möglichkeiten geschaut und die Abenteuer der anarchistischen Entgrenzung geprobt? Und hat dieser Harry Haller etwa das Angebot des Musikers Pablo abschlagen können, aus einer vergoldeten Dose eine Prise weißen Pulvers zum Schnupfen zu sich zu nehmen?
Ach ja, für die Hippiegeneration war ja alles so eindeutig, für sie war Hesse ein Popstar, mochten die verknöcherten Philologen in Europa noch so sehr vor der Vereinnahmung und Vereinfachung der Gedankenwelt des Pfarrersohns aus Calw warnen oder ihn in die Nähe der Trivialliteratur rücken. 1970, 8 Jahre nach dem Tod des 84 Jahre alt gewordenen Autors, deutete der Drogenpapst und Hochschullehrer Timothy Leary den „Steppenwolf" als „Meisterführer zum psychedelischen Erlebnis" und empfahl, „vor deiner LSD-Sitzung den Steppenwolf als ein unschätzbares Lehrbuch" zu lesen. Der „wirkliche“ Hesse hat zwar öfters mit dem Dämon Alkohol gekämpft. Doch über weitere Drogenexzesse ist nichts bekannt.
Schon zu Beginn der sechziger Jahre waren seine Bücher in den USA zum Bestseller geworden. Eine ganze Generation schien plötzlich Hesse zu lesen, seine Werke lieferten das Modell eines Selbsterfahrungstrips. Und so, wie Hermann Hesse sich selbst und seinen Harry Haller zeichnete, als Außenseiter des bürgerlichen Welt, als schöpferischer Rebell gegen die Welt des Festgefügten und Selbstverständlichen, so wollte in dieser Zeit ohnehin jeder sein. Von den frühesten Werken wie etwa dem Schülerroman „Unterm Rad“, über den Landstreichererzählung „Knulp“ bis hin zum „Steppenwolf“ hatte Hesse das Aufbegehren in der Figur des einsamen Nonkonformisten gezeichnet. Hinzu kam seine Vorliebe für fernöstliches Gedankengut, das unter anderem ganz direkt in Werke wie „Siddharta“ und „Die Morgenlandfahrer“ eingeflossen war und nun den Selbsterfahrern in aller Welt die willkommene Anleitung für die eigene Nabelschau lieferte. Selbst der sexuellen Emanzipation konnte der im pietistischen Milieu aufgewachsene Hesse ein paar – aus heutiger Sicht harmlose - Bilder und Phantasien liefern: so lässt sich Harry Haller als Steppenwolf in eine Menage a trois mit seinem weiblichen Gegenbild Hermine und der Prostituierten Maria ein, der der Musiker Pablo noch einiges an zusätzlicher Würze verleiht. Aber auch der einer Kommune gleichenden Gemeinschaft von Gleichgesinnten lieferte der schwäbische Egomane so manches Modell: In seinem unter Pseudonym veröffentlichten Roman „Demian“ trifft sich eine Gruppe Suchender sehr verschiedener Art, zu der, wie Hesse schreibt, „Astrologen und Kabbalisten, auch ein Anhänger des Grafen Tolstoi, und allerlei zarte, scheue, verwundbare Menschen, Anhänger neuer Sekten, Pfleger indischer Übungen, Pflanzenesser und andere“ gehören. Dominiert wird diese Gruppe von einer erotisch anziehenden „Frau Eva“, was dem Titelhelden so manches in verquasten Bildern ausgemalte Begehren aufbürdet. Modell für die Hippie-Kommune? Oder gar Vorläufer eines Swingerclubs? Hesse seinerseits hatte sich zeitweise zu einer Monte Verita bei Ascona ansässigen Gruppe von nackten Naturmenschen der damaligen Alternativkultur hinzugezogen gefühlt, die dem bürgerlichen Dasein mit sexueller Ausschweifung, langen Haaren und Jesus-Sandalen trotzten.
Donnerstag, 20. September 2018
Mittwoch, 19. September 2018
Ein paar Zahlen zur Gesellschaftsentwicklung
Zahlen
sind doch den meisten Menschen so viel wert. Hier leite ich von ein
paar Zahlen reale Verhältnisse ab: Laut dem Wirtschaftsinstitut WSI
(Hans-Böckler-Stiftung) besaßen 1970 die reichsten 10 % der
Deutschen ungefähr 40 % des Vermögens. In den folgenden Jahrzehnten
profitierte diese Gruppe von der positiven Wirtschaftsentwicklung am
meisten. Heute gehören diesen 10 % fast 70 % des gesamten Vermögens.
Mehr als 6 Billionen Euro. Geschätzt, denn verlässliche Angaben
fehlen. Die Vermögenssteuer wird seit 1997 nicht mehr erhoben.
Zuletzt brachte sie dem Staat 9 Milliarden Mark. Doch das passiert
eher hinter den Kulissen, die meisten Leute scheinen davon keine
Ahnung zu haben. Leute aus der Industrie und Vorstände von großen
Unternehmen, ziehen sich eher von der Öffentlichkeit zurück.
Offiziell, um sich weniger angreifbar zu machen, z.b. für
Entführungen. Aufmerksamkeit ist nicht erwünscht. Schnell könnten
da Neiddebatten aufkommen. Doch nicht zu unterschätzen ist der
Vorgang der Vererbung. Nicht umsoonst wird die derzeit waltende
Generation als „Erbengeneration“ bezeichnet, die etwa 300
Milliarden Euro pro Jahr (!) erbt (mit steigender Tendenz, als
„leistungsloses Einkommen“). Während viele Einkommen jahrelang
stagnierten oder gesunken sind, profitierten wenige von
Lohnsteigerungen und Vermögenszuwachs. Die Niedriglohnsektor wächst und wächst weiter.
Im Ranking der sozialen Ungleichheit ist Deutschland inzwischen rapide abgefallen. Die oberen Lohngruppen haben sich sehr stark positiv entwickelt und die unteren Lohngruppen haben sich nach unten entwickelt. Das bedeutet: Die soziale Schere geht zunehmend auf. Die eine Hälfte der Bevölkerung, etwa 40 Millionen Menschen, besitzt etwa 3 % des Gesamtvermögens. In den letzten Jahrzehmnten haben vor allem die Besitzenden im Anteil am Gesamtvermögen zugelegt. Das Vermögen ist also relativ ungleich verteilt. In diesem Zusammenhang wird gerne darauf verwiesen, dass dieses Geld ja in Betriebsbesitz stecke, in produktiven Zusammenhängen, die dem Allgemeinwohl nützten. Doch nebenbei geht es auch im Startbedingungen, um Erbschaftsverhältnisse, um vorgezeichnete Wege. Wie viel vererbt wird, ist auch regional sehr unterschiedlich. In Bayern fallen pro Erbe im Durchschnitt etwa 170 000 Euro an, in Mecklenburg-Vorpommern etwa 50 000 Euro. Dass dies eine Folge der DDR-Politik ist, scheint klar zu sein. Es werden also in jeder Hinsicht soziale Besitzstände zementiert. Spezialisierte Finanzverwalter sorgen dafür, das je mehr zu verwalten ist, desto weniger an den Staat geht. Es profitieren vor allem Unternehmensvermögen. Jemand, der nicht viel zu vererben hat, zahlt im Durchschnitt etwa 10 % an Erbschaftstseuer. Wer viel zu vererben hat ( ab etwa 10 Millionen), zahlt im Durchschnitt 1 % Erbschaftssteuer. Wie könnte daran etwas geändert werden? Ob es der richtige Weg ist, zu sparen? Beantwortet sich selbst. Ob das alles noch einer Gleichbehandlung entspricht? Ob das alles der Entwicklung unserer Demokratie förderlich sein kann? Ob der Vorwurf der Neiddebatte da noch zieht? "Uns geht es gut?". Ja, vergleichsweise schon. Jedenfalls denen, die profitieren von diesen Entwicklungen der Ungleichheit.
Im Ranking der sozialen Ungleichheit ist Deutschland inzwischen rapide abgefallen. Die oberen Lohngruppen haben sich sehr stark positiv entwickelt und die unteren Lohngruppen haben sich nach unten entwickelt. Das bedeutet: Die soziale Schere geht zunehmend auf. Die eine Hälfte der Bevölkerung, etwa 40 Millionen Menschen, besitzt etwa 3 % des Gesamtvermögens. In den letzten Jahrzehmnten haben vor allem die Besitzenden im Anteil am Gesamtvermögen zugelegt. Das Vermögen ist also relativ ungleich verteilt. In diesem Zusammenhang wird gerne darauf verwiesen, dass dieses Geld ja in Betriebsbesitz stecke, in produktiven Zusammenhängen, die dem Allgemeinwohl nützten. Doch nebenbei geht es auch im Startbedingungen, um Erbschaftsverhältnisse, um vorgezeichnete Wege. Wie viel vererbt wird, ist auch regional sehr unterschiedlich. In Bayern fallen pro Erbe im Durchschnitt etwa 170 000 Euro an, in Mecklenburg-Vorpommern etwa 50 000 Euro. Dass dies eine Folge der DDR-Politik ist, scheint klar zu sein. Es werden also in jeder Hinsicht soziale Besitzstände zementiert. Spezialisierte Finanzverwalter sorgen dafür, das je mehr zu verwalten ist, desto weniger an den Staat geht. Es profitieren vor allem Unternehmensvermögen. Jemand, der nicht viel zu vererben hat, zahlt im Durchschnitt etwa 10 % an Erbschaftstseuer. Wer viel zu vererben hat ( ab etwa 10 Millionen), zahlt im Durchschnitt 1 % Erbschaftssteuer. Wie könnte daran etwas geändert werden? Ob es der richtige Weg ist, zu sparen? Beantwortet sich selbst. Ob das alles noch einer Gleichbehandlung entspricht? Ob das alles der Entwicklung unserer Demokratie förderlich sein kann? Ob der Vorwurf der Neiddebatte da noch zieht? "Uns geht es gut?". Ja, vergleichsweise schon. Jedenfalls denen, die profitieren von diesen Entwicklungen der Ungleichheit.
Dienstag, 18. September 2018
Die große Pleite
Na, das war dann schon ein
bisschen alamierend, was da anlässlich der „10 Jahre Finanzkrise“ in der letzten Woche alles verhandelt wurde! Es könnte jederzeit wieder so etwas
passieren, so war da vielfach zu lesen, nur würde das diesmal von
einer anderen Seite kommen. Offenbar weiß bis heute noch niemand
genau, was damals alles lief. Tatsache ist wohl, dass
Investmentbanken über Jahre hinweg Geld in den US-Häusermarkt steckten, wobei wohl manches riskiert wurde, was wohl nicht hätte
sein sollen. Die Banken zerkleinerten ihre Risikohypotheken, packten
sie neu zusammen und verkauften sie scheibchenweise in alle Welt.
Ratingagenturen gaben dafür gute Zeugnisse sowie ihren Segen und sorgten offenbar so
für den zügigen Abverkauf solcher „Produkte“. So verteilten sie sich im
globalen Finanzsystem.
Ganz vorne war dabei wohl eine namhafte Bank,
die Lehmann Brothers. Investoren ahnten etwas von den Risiken
dieser Geschäfte und setzten alles gegen diese Bank. Sie trieben Lehmann in den Bankrott. Die Panik, die folgte, ließ die Märkte
erschaudern. Die Börsen stürzten ab. Millionen Menschen
verloren ihre Jobs. Aber es hätte wohl noch viel schlimmer kommen
können. Der Staat half aus, kaufte auf und stützte. Viele
Milliarden wurden von ihm ausgegeben, weil die wacklig gewordenen
Banken sich selbst nicht mehr helfen konnten, sich gegenseitig auch nicht mehr trauten und nun für
„systemrelevant“ erklärt wurden, d.h., sie waren zu groß, als
dass man sie hätte einfach pleite gehen lassen können. Im Jahrzehnt nach dieser einschneidenden Pleite wurden milliardenschwere
Strafen verhängt. Regeln wurden verschärft. Rettungsfonds wurden
geschaffen. Doch die Risiken seien mindestens genauso groß wie vor
der Krise von 2008, so war zu lesen. Sie lauern nur anderswo.
Zum Beispiel in den
gigantischen Schulden, die viele Staaten aufgetürmt hatten, um
Banken zu retten. Und dann die Folgen: Griechenland musste mit fast
290 Milliarden Euro dreimal von den anderen Euro-Ländern und dem
Internationalen Währungsfonds (IWF) gerettet werden. Mehr als 40
Jahre soll Athen jetzt noch eisern sparen, um Schulden abzutragen - kein
Land der Welt hat das je geschafft. Und die Zeichen sind nicht gerade günstig.
In Italien beispielsweise
beläuft sich der Schuldenstand auf 130 Prozent des
Bruttoinlandsprodukts. Die Populisten-Regierung ist dabei, die
Haushaltslöcher durch Mindesteinkommen, Rentenerhöhungen und
Steuersenkungen noch zu vergrößern. Der Euro-Rettungsschirm wird
wohl nicht groß genug sein, um Italien im Ernstfall aufzufangen. Es drohen
Immobilienkrisen und und und.....wo soll man seine paar Kröten
parken, damit sie nicht demnächst vernichtet werden, zum Nutzen der
üblichen Nutznießer, die alle kennen? Es könnten sich gigantische
Crashs abzeichnen, so manche „Experten“. Apocalypse now. Doch
welche Möglichkeiten haben wir? Offenbar nicht allzu viele, so heißt
es.
Montag, 17. September 2018
Sonntag, 16. September 2018
Spiritualität (1)
Dass
die Spiritualität so etwas wie der Gegenpol, der Widerpart der
Religion in unserer zeitgenössischen Gesellschaft sei, habe ich
jetzt oft gelesen. Gottesdienste scheinen schlecht oder nur noch von
einer kleinen Zielgruppe regelmäßig besucht zu sein, heißt es. Sie seien aus
Mangel aus Interesse und Personal zusammengelegt, fusioniert, rationalisiert. Wo es früher 5
Gottesdienste in benachbarten Gemeinden gegeben habe, seien sie nun
aus Mangel an Interesse zusammengelegt zu einem einzigen. Die
Amtskirche mit ihren Beamten und dem Verwaltungsapparat habe
ausgedient, habe ihre Attraktivität gänzlich verloren. Kein Mensch
wisse mehr, was eine von christlich-jüdischen Werten geprägte
Deutung der Wirklichkeit und als "heilig" empfundene Verfassung überhaupt sei. Was könnte angesichts
dessen also Spiritualität überhaupt sein? Was verstehen wir darunter?
Es mag bei ihnen nicht
darum gehen, Dogmen nachzubilden, sondern offen zu leben. In ihnen
gehe es vor allem um Erfahrung, also um etwas Persönliches, um
Selbsterkenntnis, um einen Übergang zu einem Zustand, der zu einer
Befreiung führt. Ob dies freilich auch in dieser Form schon wieder verallgemeinert
werden kann? Wo ist die Abgrenzung zur Esoterik und magischen
Ritualen? Wundersteine, Händelesen, Pendeleien..... Dekorationen
für das äußere und innere Leben? Es gibt ja ganze Messen, die die
Vielfalt des Esoterik-Supermarktes feilbieten. Alles hat seinen
Preis, so scheint das über allem stehende Credo dort zu lauten. Sehr
viele esoterische Praktiken haben sich halt auch dadurch
kompromitiert, dass sie sich im marktwirtschaftlichen Sinne mit einem
Preis versehen haben, dass sie sich eingefügt haben in ein
neoliberales Weltbild, in dem jeder sich sein Seelenheil zu einem vom
Markt bestimmten materiellen Preis „erwirbt“. Ohne Kohle kein
Seelenheil, so hat die Basis einer solchen Praxis oft gelautet. Oft
sind dann auch noch autoritäre Strukturen, Guru-Konfigurationen und
„Meister“-Verehrungen gefolgt, die meist den finanziellen Ruin
des Gläubigen und den frech zur Schau gestellten Luxus des „Führers“
(jawohl, es waren in dieser Funktion meist Männer, die sich selbst
zum „Erleuchteten“ oder „Auserwählten“ verklärt haben. Ob
das etwas über eine machistische Kultur aussagt?) Ob aber
das seelische Heil von einer bestimmten Organisationsform abhängt,
etwa in den „Christlich-abendländischen“ Religionen? Ob es etwas
gibt, das zumindest als Sehnsucht im Innern verwurzelt ist und für
den modernen Menschen mit seinem ach so wissenschaftlichen Weltbild
erschlossen werden kann? Speist sich ein solches Bedürfnis auch aus
der Erfahrung der Urhorde, die sich in kriegerischen
Auseinandersetzung mit anderen befunden hat und dabei Seelentröstung
und -heil verlangte? Hm, das erscheint dem modernen Menschen nicht erlaubt. Galt es, die tiefsten Bedürfnisse, die im
Diesseits nicht zu erfüllen waren, ins Jenseits zu verlegen? Ob ein
Gebet das Schicksal oder den Lauf der Dinge verändern kann?
Samstag, 15. September 2018
Ode an den Herbst (Lyrik, I Goll)
Ode
an den Herbst (Iwan Goll)
Warum
zerreißen die Ulmen
Schon ihr Gewand
Und schlagen um sich mit den Armen
In irrer Besorgnis?
Des Sommers goldene Ruhe
Hat sie verlassen.
Verloren sind die Schlüssel
Die Schlüsselblumen des Glücks
Im grauen Grase,
Und schon vergessen
Verklingen im Abgrund
Die Schwüre der Liebe.
Schon ihr Gewand
Und schlagen um sich mit den Armen
In irrer Besorgnis?
Des Sommers goldene Ruhe
Hat sie verlassen.
Verloren sind die Schlüssel
Die Schlüsselblumen des Glücks
Im grauen Grase,
Und schon vergessen
Verklingen im Abgrund
Die Schwüre der Liebe.
Der
große König
Der seltsam Wissende
Herrscher des Waldes
Er gibt den Kampf auf
Gegen die Wolken,
Er läßt sein rostiges
Szepter fallen,
Der Apfel der Weisheit
Und alle Kronjuwelen
Verfaulen.
Der seltsam Wissende
Herrscher des Waldes
Er gibt den Kampf auf
Gegen die Wolken,
Er läßt sein rostiges
Szepter fallen,
Der Apfel der Weisheit
Und alle Kronjuwelen
Verfaulen.
Im
brüchig rasselnden
Geißblattgeranke
Klopfet die Angst des Iltis
Und über dem Teiche
Zerbricht die Libelle
Wie tönendes Glas.
Geißblattgeranke
Klopfet die Angst des Iltis
Und über dem Teiche
Zerbricht die Libelle
Wie tönendes Glas.
Nur
die Zentauren
Im roten Barte
Sie rennen erfreut
Mit funkelnden Hufen
Die Hügel ab,
Und ihre Spuren
Verglimmen im Moose.
Im roten Barte
Sie rennen erfreut
Mit funkelnden Hufen
Die Hügel ab,
Und ihre Spuren
Verglimmen im Moose.
Es
lösen die Blätter
Sich ab von den Stämmen
Wie wehe, wie wehende Hände;
Sie schichten unten
Ein kupfernes Grab
Den sterbenden Vögeln.
Sich ab von den Stämmen
Wie wehe, wie wehende Hände;
Sie schichten unten
Ein kupfernes Grab
Den sterbenden Vögeln.
In
den Ruinen
Der Vogelburg wohnt noch
Die nächtliche Eule
Der Vogelburg wohnt noch
Die nächtliche Eule
Mit
großen Augen
Das Schicksal beleuchtend.
Das Schicksal beleuchtend.
Freitag, 14. September 2018
Glaubwürdigkeiten
Das Wort und die Relevanz sämtlicher Äußerungen
des Individuums überhaupt
scheint in unserer Gesellschaft doch stark zurück gegangen zu sein. Dabei wird es nostalgisch immer noch gerne simuliert, liebevoll gepflegt, in Nischen gezüchtet - stirbt aber aus. Was vorerst bleibt, sind vielleicht Fragmente, Fetzen, Verfremdungen (auch in meiner Musik). Erinnerungen, gespeicherte Intensitäten, vergessene Strukturen, ein nostalgisches Gefühl von Aufbruch. Anarchisch. Chaotisch. Ich mache mir hier und jetzt auch keinerlei Illusionen über Formen wie Blogs oder Soziale Netzwerke. Sie tragen wohl eher zur Banalisierung des Einzelnen bei, - sie sind Erleichterungen und gleichzeitig geöffnete Schleusen. Der „Einzelne“ (die „Person“) scheint ohnehin selbst sehr stark zu dieser Entwicklung beigetragen zu haben, indem nämlich heute auch scheinbar lyrische Texte industriell, arbeitsteilig und geradezu maschinell hergestellt wurden und zunehmend werden. Der Druck auf die Tränendrüse ist etwas Gekonntes. Der Wutausbruch wird planmäßig herbeigeführt (jeweils beim „Durchschnittsuser“). Die Aufmerksamkeit wird gelenkt. Die Lüge beherrscht unmerklich vorrückend und die Gedanken verschleiernd das Feld. Es herrscht das Kollektive, der Schwarm, die Masse, „Big Data“, der Algorithmus, das kalte Berechnen, - auch gerade der Emotionen.
scheint in unserer Gesellschaft doch stark zurück gegangen zu sein. Dabei wird es nostalgisch immer noch gerne simuliert, liebevoll gepflegt, in Nischen gezüchtet - stirbt aber aus. Was vorerst bleibt, sind vielleicht Fragmente, Fetzen, Verfremdungen (auch in meiner Musik). Erinnerungen, gespeicherte Intensitäten, vergessene Strukturen, ein nostalgisches Gefühl von Aufbruch. Anarchisch. Chaotisch. Ich mache mir hier und jetzt auch keinerlei Illusionen über Formen wie Blogs oder Soziale Netzwerke. Sie tragen wohl eher zur Banalisierung des Einzelnen bei, - sie sind Erleichterungen und gleichzeitig geöffnete Schleusen. Der „Einzelne“ (die „Person“) scheint ohnehin selbst sehr stark zu dieser Entwicklung beigetragen zu haben, indem nämlich heute auch scheinbar lyrische Texte industriell, arbeitsteilig und geradezu maschinell hergestellt wurden und zunehmend werden. Der Druck auf die Tränendrüse ist etwas Gekonntes. Der Wutausbruch wird planmäßig herbeigeführt (jeweils beim „Durchschnittsuser“). Die Aufmerksamkeit wird gelenkt. Die Lüge beherrscht unmerklich vorrückend und die Gedanken verschleiernd das Feld. Es herrscht das Kollektive, der Schwarm, die Masse, „Big Data“, der Algorithmus, das kalte Berechnen, - auch gerade der Emotionen.
Donnerstag, 13. September 2018
Mittwoch, 12. September 2018
Paradox (2)
Wir lassen uns
zur Vergangenheit inspirieren und sollen begreifen, dass wir eine
bestimmte Person waren und jetzt noch sind. Gleichzeitig fühlen wir
uns als jemand anderes, der zurück blickt. Wir leben ein Paradoxon
und sollen es aushalten. Uns überschwemmen bestimmte
Bewusstseinsinhalte, denen wir mutig entgegen treten sollen: Wir
leben nur in der Gegenwart! Wie oft habe ich diesen Spruch gehört.
Ich glaube, man kann in der Gegenwart leben und trotzdem akzeptieren,
dass man so wie jetzt geworden ist. Dass man hinein geschlittert ist
in eine Gegenwart, die man vielleicht erst viel später besser
begreift. Man darf sich wundern: bin das ich oder war das ich? Der
Mensch ist wohl, mag er noch so marottenhafter Einzelgänger sein,
ein soziales Wesen und als solcher bestimmten Verhältnissen
ausgeliefert. Will man sich begreifen, einem Selbst näher kommen,
sollte man sich wohl auch von seiner Vergangenheit inspirieren
lassen, ohne daran mit einem „Früher-war-alles-besser“-Gefühl
kleben zu bleiben. Vielleicht geht es darum, das ganze Gebilde, das
man selbst darstellt, besser zu begreifen, sich seiner selbst bewusst
zu werden, oder zumindest versuchen, sich selbst anzunähern, es
herein zu holen in das, was man aktuell darstellt. Das scheinbar
Selbstverständliche auflösen in etwas, über das man sich wundern
kann. Ihm die Sphäre des Selbstverständlichen nehmen, das zu
akzeptieren man damals verurteilt war.
Dienstag, 11. September 2018
Montag, 10. September 2018
Sonntag, 9. September 2018
Herrschaft der Algorithmen?
Der
freie Wille? Eine alte Streitfrage, gerade in der Philosophie. Haha. Ich sehe schon, wie die Auskenner die Augenbraue hoch ziehen.... Die einen behaupten, dass alles determiniert, also festgelegt sei:
durch Gene, Umwelt, Gehirnstrukturen, Chemie, Normen.... Die anderen
halten am freien Willen fest, weil der dem mündigen Bürger immanent sei, das heißt, ein wesentlicher Bestandteil seines Seins.
Nun scheinen noch die digitalen Herrschaftsformen hinzuzukommen, die
mehr oder weniger indirekt den Menschen zu entmündigen scheinen.
Algorithmen scheinen unser Dasein in Zukunft zu bestimmen: und diese
Zukunft hat schon angefangen. Wahrscheinlichkeiten, mit denen ein
bestimmtes Ereignis eintritt, welche Nachrichten wir lesen und welche
Konsumartikel wir kaufen, wie wir von Behörden belangt werden und
welche Partei wir wählen: alles automatisiert und nach
Wahrscheinlichkeit vorhergesagt. Wo da ein Bedürfnis nach Über- und
Durchblick bleibt? Nach „Grundwerten“? Demokratie? Wie wohl die
Juristerei damit umgeht? Ob das alles auch eine Machtfrage ist? Wem
bedeutet dies etwas Konkretes? Wer einen praktischen Versuch mit
Algorithmen unternehmen will, startet seine Suchmaschine. Selbst ihre
Ergebnisse erscheinen verdeckt und ihre Kriterien erschließen sich
möglicherweise nicht so schnell. Tatsache ist, dass Algorithmen
vieles sogar besser zu wissen scheinen, als wir selbst. Der Mensch
wird bei ihnen eine vorhersagbare Masse, die es zu steuern gilt. Doch
nach welchen Kriterien? Ob "der Staat" diese vorgibt, wie jetzt bereits in einigen Ländern? Oder Firmen? Oder "Experten"?
Samstag, 8. September 2018
Heimat (4)
Wenn
man jemand persönlich kennen lernt, ist es ungleich schwieriger, mit
ihm kritisch oder gar ablehnend umzugehen. Persönliche Bande
schaffen so etwas wie Beishemmung. Gerade in einem journalistischen
Alltag schien mir das umso bedeutender, je weniger dies von Kollegen
beachtet wurde. Doch im Falle des zunächst Fremden und Ausgegrenzten
kann es auch helfen, Barrieren abzubauen. Wer jemanden aus einem
anderen Kulturkreis kennen lernt, nimmt bewusst viele
Anregungen auf, verliert eine Distanz, lernt das Gegenüber
möglicherweise als Menschen mit all seinen Unzulänglichkeiten und
Liebenswürdigkeiten kennen. Viele Menschen sagen aber auch, dass sie
so genau gar nicht wissen woher sie kommen, da ihre Herkunft gar
nicht auf einen ganz bestimmten Ort, eine ganz bestimmte Familie oder
Kultur zuführt. Es scheint immer mehr „globale“ Existenzen zu
geben. Ob aber nicht gerade bei ihnen das Bedürfnis nach so etwas
wie „Heimat“ gewachsen ist, ob sie ihren eigenen Weg und Begriff
dazu finden müssen? Ob dies eine gewisse Anstrengung bedeuten kann,
bei der unsere Hilfe etwas Positives beitragen kann? Was bin ich? Wer
bin ich? Sind wir in der Lage, eine gute Antwort auf diese Fragen zu
geben?
Freitag, 7. September 2018
Donnerstag, 6. September 2018
Wahnsinn (Baudelaire)
Wahnsinn (Charles
Baudelaire)
Ihr
Wälder ängstigt mich wie Kathedralen,
Ihr seid durchheult von wildem Orgelklang,
Und des Verdammten Herz in ewigen Qualen
Stöhnt Echo eurem De-profundis-Sang.
Ihr seid durchheult von wildem Orgelklang,
Und des Verdammten Herz in ewigen Qualen
Stöhnt Echo eurem De-profundis-Sang.
Dich hass
ich, Ozean! Dein sinnlos Tosen
Find' ich in mir. Wut und Verzweiflungswahn,
Schluchzendes Lachen eines Hoffnungslosen
Tönt mir aus deinem Lachen, Ozean!
Find' ich in mir. Wut und Verzweiflungswahn,
Schluchzendes Lachen eines Hoffnungslosen
Tönt mir aus deinem Lachen, Ozean!
Dich liebt
ich, Nacht, liess nicht der Sterne Strahl
Vertraute Sprache zu mir niedergleiten,
Ich suche tote, schwarze Einsamkeiten,
Vertraute Sprache zu mir niedergleiten,
Ich suche tote, schwarze Einsamkeiten,
Doch
Finsternis ist nur ein schwarzer Schal,
Tausend Gesichter schau'n aus seinen Falten
Verwandten Blicks, verlorene Gestalten.
Tausend Gesichter schau'n aus seinen Falten
Verwandten Blicks, verlorene Gestalten.
Mittwoch, 5. September 2018
Protest und Politik
Wer
mit den Verhältnissen hier nicht einverstanden ist, wer kritisch ist und
das auch zeigen will, wer einen Protest vor sich her trägt, wie ich
ihn hier artikuliert habe, welche Chancen hat er in Deutschland? Es
scheint alles kanalisiert zu sein, in Bahnen gelenkt, moderiert,
unschädlich gemacht. Doch was, wenn einem genau dies nicht behagt?
Tatsache ist wohl, dass ein massiver Pflegenotstand herrscht, dort,
wo es einer der reichsten Nationen der Erde anderes möglich sein
müsste. Die Ziele, die ausgegeben waren, um dem Klimawandel entgegen zu wirken, sind von Regierungsseite längst aufgegeben. Es wird sich sogar damit gebrüstet, dass man den sogenannten Kohleausstieg nun doch nicht vollzieht, während die Hörigkeit der Autoindustrie gegenüber so ziemlich offensichtlich erscheint. Der Lehrermangel treibt gleichzeitig seltsame Blüten:
einerseits scheinen Lehrer zu den Sommerferien entlassen zu werden,
andererseits fehlen bis zu 50000 Lehrer, die mit ihren befristeten
Arbeitsverträgen (Die Ministerien (also die „öffentliche Hand“)
scheinen sich darin ganz besonders hervor zu tun....) in maroden und
baufällig gewordenen Schulen ihren Dienst tun sollen. Es fehlt auch
heftig an bezahlbarem Wohnraum, wobei von gewissen
Ministerpräsidenten gleichzeitig in der öffentlichen Hand
befindliche Wohungen an die Privatwirtschaft verhökert werden. Jobs
auf Abruf und ohne Sachgründe befristete Arbeitsverträge scheinen
überall die Regel geworden zu sein. Das Verteidigungsminsterium, dem
es in der Vergangenheit auf dreistellige Millionenbeträge ohnehin nicht so
recht ankam, muss sich vom Bundesrechnungshof rügen lassen, weil es
offenbar Mängel gezielt verschleiert und mit "Fake Facts" sowie falschen Zahlen operiert. Die Presse geht darauf sehr
knapp (wenn überhaupt) ein, es scheint sich dabei um
Kollateralschäden zu handeln. In das seit langen Jahren geplante
Krankenkärtchen hat die AOK offenbar bereits 2 Milliarden
investiert: ohne spürbaren Effekt. Gleichzeitig gelingt es in Berlin
nicht, einen Flughafen zu bauen und in Stuttgart wird ein geplanter
Bahnhof mit möglicherweise zweifelhaftem Nutzwert immer teurer: die
Kosten laufen hier völlig aus dem Ruder, die Fertigstellungsfrist
wird wie beim Großprojekt in Berlin fortwährend verlängert. Ob
das gelungene Lenkungsleistungen der Politik sind? Ob einem das nicht
den Anlass zu Protesten gegen die etablierten Parteien und ihre politischen "Lenkungsleistungen" gibt?
Dienstag, 4. September 2018
Paradoxe Zeitreisen (3)
Ob Zeitreisen in die Zukunft möglich sein werden? Die Zeit ist wie ein fließendes Gewässer, und es scheint, dass wir alle gnadenlos von diesem Zeitstrom mitgerissen werden. Doch die Zeit gleicht auch in anderer Hinsicht einem Fluss. Sie fließt an unterschiedlichen Orten mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Das könnte der Schlüssel sein zu Zeitreisen in die Zukunft: Die Idee dazu entwickelte Albert Einstein vor mehr als 100 Jahren. Er erkannte, dass es Orte gibt, an denen die Zeit langsamer vergeht und andere, an denen die Zeit schneller vergeht. Ein aktueller Beweis dazu: Das JPS-System, mit dem wir alle so gerne leben und dessen wir uns bedienen funktioniert mit einer hochpräzisen Uhr. Sie misst, dass die Zeit in einer solchen Satelliten-Umlaufbahn schneller vergeht als bei uns auf der Erde. Dies macht zwar nur den Milliardenbruchteil aus, könnte aber bei einer Nichtkorrektur für eine Positionsbestimmung katastrophale Folgen haben, indem nämlich völlig falsche Berechnungen bei uns auf der Erde ankommen würden. Hierbei scheint die Masse der Erde eine Rolle zu spielen. Einstein erkannte, dass die Masse einen Einfluss auf die Zeit hat. Je schwerer ein Objekt ist, desto mehr dehnt es die Zeit. Um also Zeitreisen in die Zukunft zu unternehmen, benötigen wir etwas, was sehr viel mehr Masse hat, als unsere Erde. Das Universum? Ein "schwarzes Loch" (das die Masse von 4 Millionen Sonnen enthält)?
Montag, 3. September 2018
Gut unterwegs
Es war ein heißer Sommer
hier, der so manchen Mitmenschen die Gefahren des Klimawandels noch
einmal eindringlich klar gemacht hat. Doch was ist los? Zahlen: Nur
3,4 % der neu zugelassenen Autos haben 2017 einen alternativen
Antrieb. Aber schon 25 % aller neu zugelassenen Autos sind jetzt
SUVs. Diese Dickschiffe, die das Doppelte eines von einem
herkömmlichen Auto beanspruchten Platzes brauchen, das Vierfache an
Kraft verbrauchen und dafür aber die superdicken Reifen haben, die
alles platt walzen können oder sollen. Flugverkehr: es wird gerne
geflogen. Die Billigfluglinien steigerten die Zahl der von ihnen
angebotenen Sitze von 2011 bis heute um 187 %. In den vergangen
Jahren stieg die Zahl der Gäste an deutschen Flughäfen um 67 %..
Dabei ist etwa ein Flug von und nach Teneriffa so klimaschädlich,
als sei man 1 Jahr lang Auto gefahren. Kreuzfahrten sind zum
Massentourismus geworden. Die meisten Schiffe tanken besonders
giftiges Schweröl. Rund 2,7 Mio deutsche Passagiere kreuzten mit
solchen Schiffen bereits über die Meere. Prozentualer Anstieg seit
1995: + 870 %.
Ist das Verdrängungskultur
nach dem Motto „Es wird schon noch irgendwie gut gehen“?
Massentierhaltung? Fleisch jeden Tag? Muss das sein? Oder sind da
ganz gewisse Menschen so etwas wie die Schrittmacher, die breitere
Massen nach sich ziehen? Mit den Medien als „Transportriehmen“?
Die „Erfolgsmenschen“, die den anderen alles vormachen? Ob die
Politik hier Rahmenbedingungen setzen könnte? Ob wir das Problem der
Braunkohle endlich angehen könnten? Macron hat es ja leicht, darauf
zu verzichten. Frankreich produziert seinen Strom überwiegend mit
Atomkraftwerken. Aber er nutzt das gerne. Hauptsache, wir sind die
Guten. Und die anderen die Schlechten. Auch ich habe es auch schwer,
aus der Komfortzone heraus zu kommen.
Die
15 größten Schiffe machen mehr Dreck als alle Autos der Welt
zusammen, so war schon vor Jahren zu lesen. Ob's stimmt? So pauschal?
Besonders schlimm scheint die Verschmutzung zu sein, wenn die
Riesenschiffe mit laufendem Motor am Hafenkai liegen. Hier kursieren
astronomische Zahlen. Was aber wahr zu sein scheint: Die
Luft an Bord von überwiegend mit Schweröl betriebenen
Kreuzfahrtschiffen ist hochgradig mit Schadstoffen belastet. Die
Werte auf den Schiffen liegen anscheinend 200 Mal über dem Richtwert
für saubere Luft, so ergaben geheime Messungen. Saubere
Luft ist an Bord der Ozeanriesen Mangelware. In der Nord- und Ostsee
dürfen Handels- und Kreuzfahrtschiffe sowie Fähren seit 2015
allerdings nicht mehr mit Schweröl, sondern nur noch mit einem
Dieseltreibstoff unterwegs sein, der maximal 0,1 Prozent Schwefel
enthält. Alternativ müssen die Abgase über eine Art Waschanlage an
Bord gereinigt werden.
Sonntag, 2. September 2018
Samstag, 1. September 2018
Abend (Lyrik, A Gryphius)
Andreas
Gryphius
Abend
(1650)
Der schnelle Tag ist hin, die Nacht schwingt ihre Fahn, Und führt die Sternen auff. Der Menschen müde Scharen
Verlassen feld und werck, wo Thier und Vögel waren ,
Trawert itzt die Einsamkeit. Wie ist die zeit verthan!
Der port naht mehr und mehr sich, zu der glieder Kahn.
Gleich wie diß licht verfiel, so wird in wenig Jahren,
Ich, du, und was man hat, und was man siht, hinfahren.
Diß Leben kömmt mir vor alß eine renne bahn.
Laß höchster Gott mich doch nicht auff dem Lauffplatz gleiten ,
Laß mich nicht ach, nicht pracht, nicht lust, nicht angst verleiten.
Dein ewig heller glantz sei vor und neben mir,
Laß, wenn der müde Leib entschläfft, die Seele wachen,
Und wenn der letzte Tag wird mit mir abend machen,
So reiß mich auß dem thal der Finsterniß zu dir.
Abend
(1650)
Der schnelle Tag ist hin, die Nacht schwingt ihre Fahn, Und führt die Sternen auff. Der Menschen müde Scharen
Verlassen feld und werck, wo Thier und Vögel waren ,
Trawert itzt die Einsamkeit. Wie ist die zeit verthan!
Der port naht mehr und mehr sich, zu der glieder Kahn.
Gleich wie diß licht verfiel, so wird in wenig Jahren,
Ich, du, und was man hat, und was man siht, hinfahren.
Diß Leben kömmt mir vor alß eine renne bahn.
Laß höchster Gott mich doch nicht auff dem Lauffplatz gleiten ,
Laß mich nicht ach, nicht pracht, nicht lust, nicht angst verleiten.
Dein ewig heller glantz sei vor und neben mir,
Laß, wenn der müde Leib entschläfft, die Seele wachen,
Und wenn der letzte Tag wird mit mir abend machen,
So reiß mich auß dem thal der Finsterniß zu dir.
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