Reise durch Wirklichkeiten

Dienstag, 31. Dezember 2024

Dekadente Doppelmoral

Mondäne Damen beschwören in ihren TV-Sendungen korrekte Einstellungen, führen Interviews und geben für „richtiges“ Verhalten korrekte Modelle vor, preisen ein an Nachhaltigkeit und an Klimakrise angepasstes alternatives Verhalten mit Tipps und praktisch kundigen Tricks. Gleichzeitig geben sie in den sozialen Medien mit ihren Übersee-Reisen in Paradiese und finanziell gut ausgepolsterten sowie romantisch aufgeblasenen Besuchen von smarten Wellnessgegebenheiten und organisierten Abenteuern an. In Folklorismen eingehüllt geben sie ihr sanftmütiges Lächeln und die Hauptrolle in ihrem Urlaubsfilm. Sie sind einfach easy sexy schön für Männer und geben in ihrem Hochglanzprospekt - sofern sie sich etwas absetzen wollen - nicht mal damit an.

Montag, 30. Dezember 2024

Songs

Ich ertappe mich dabei, wie ich immer wieder „One“ höre, in der Version von Johnny Cash. Ob es da etwas ausmacht, dass das für mich etwas (end)Gültiges hat? Oder ob es mir nur einfach gefällt? Das Baden im schönen Weltschmerz? Kitschy? Dann auch „Bird on the wire“, Beides uralte Songs, die mich begleitet haben, die immer da waren. Ich höre die Version von Tim Hardin. Im Unterschied zu der von Leo Cohen ist sie nackt, unumwunden, niederschmetternd für das Ego. Jedenfalls tief gehend. Themen, Motive, die mich umspülten, einhüllten, Trost gaben, aufmunterten, Richtungen, Möglichkeiten zeigten. Jetzt gewinnen sie einen anderen Ernst. Ja klar, prominente Songs. Jeder ab einem bestimmten Alter kennt sie. Aber sie gewannen Persönliches für mich. Es gab einen Kokon aus Songs, Ausdrücken, emotionalen Statements, die mich – wie das „Geschäft“ sagt – berührten und immer wieder auf mich zukamen.

Sonntag, 29. Dezember 2024

Pressekonferenz

Dass PKs immer gleich verlaufen müssen: hochwohlgeborene Sprecher/Tonangeber sondern ihre Worte ab, danach gibt es Fragen von anwesendem Personal, die aber komplett unverständlich sind, weil im Raum bei diesen unbedeutenden Fragenden für die Übertragung zum unbedeutenden Publikum kein Mikro bereit steht. Also wird aus dem Raum heraus und völlig unverständlich von irgendjemandem irgendetwas gefragt, auf das gut hörbar und mit wichtiger Miene vom Mann da vorne eingegangen wird. Absurd. Grotesk.

Samstag, 28. Dezember 2024

Fernando P

Jaja, das ist nicht Deutsche Romantik! Ob es auch eine europäische Romantik gibt? Man weiß nicht. Trotzdem: Fernando Pessoa. Wer kennt ihn? Ein großartiger und längst verstorbener Schriftsteller aus Portugal, der zu Beginn des letzten Jahrhunderts Weltbürger war, aber nie groß über Lissabon hinaus kam und den ersten Stadtführer über die Stadt am Tejo verfasste. Sein Hauptwerk, das uns auch heute noch viele Impulse geben mag, ist das famose „Buch der Unruhe“, das er unter dem Namen Pessoa verfasste und das einen inneren Zustand des Ungenügens und Getriebenseins sehr poetisch in kurzen Sentenzen und Aphorismen reflektiert. Es hat auch mit jenem unablässigen Hinausgezogensein aus Lissabons Hafen zu tun hat, mit dem Fernweh, das in vieler Hinsicht mit einem starken romantischen Gefühl zu tun hat und wohl auch solche kühnen Seefahrer wie Magellan und Vasco da Gama inspiriert haben mag. Pessoa hatte mehrere Pseudonyme, unter denen er weitere literarische Werke verfasste, die alle mit einem sehr romantischen, aber in sich selbst abgepufferten Grundgefühl zu tun haben. Auch zog er dauernd innerhalb der Stadt um und verwischte damit die Spuren seiner Person, ganz im Gegensatz zum heute herrschenden Ego- und Starkult. Eine weitgehende musikalische Entsprechung fand er in der 1999 verstorbenen Fado-Sängerin Amalia Rodrigues, die tiefe Gefühle in ihrem Gesang ausdrücken konnte und wohl bis heute stilprägend auf ihrem Gebiet ist. Zerrissenheit, Depression, Schwermut und Melancholie kennzeichnet über weite Strecken ihre Musik, die oft mit dem amerikanischen Blues verglichen wurde, sich aber vollkommen anders anhört und wohl im Hafenviertel von Lissabon entstand. Im Werk der ursprünglich aus Mozambique stammenden und später nach Portugal übergesiedelten Sängerin Mariza ist so manches aus Amalia Rodrigues Liedern aufgehoben. Sie ist damit auf Tourneen auf der ganzen Welt unterwegs.

Freitag, 27. Dezember 2024

Romantische Reise

Der Mythos des Reisens, hinaus in die schöne Welt. In der Spätromantik stand Joseph Eichendorff dafür. Mir kommt es so vor, als habe sich die Szenerie seitdem radikal gewandelt: Aus dem (gewissen sozialen Ständen vorbehaltenen) „Reisen“ a la Mark Twain ist inzwischen der Massentourismus geworden, der die Menschen an die Strände von nahen und in fernen Länder spült. Ein gewisses passives und anscheinend erholsames Dahintrülen in der Sonne von einem von Einheimischen meist unter jämmerlichen Zuständen gewartetes Resort aus ist er ersehnte Zustand, der dann einen Zeitraum ausfüllen soll. Ob das etwas vollkommen anderes ist, als etwa Goethes „Italienische Reise“ oder Eichendorffs „Aus dem Leben eines Taugenichts“? Eichendorff bohrte sich erst später in eine enge Frömmigkeit hinein. Zunächst spekulierte er erst einmal in die Welt hinaus. Neugier oder Erkundung der Welt steht aber in der Gegenwart nicht mehr im Vordergrund: es geht vielmehr um Wiedergewinnung der Arbeitskraft (Adorno, Freizeit) in einer Art Erholung, die im Nichtstun und Heraustreten aus Funktionszusammenhängen besteht. Besonders beliebt scheinen in diesem Zusammenhang die Kreuzfahrten zu sein, die zwar eine verheerende ökologische Wirkung zu haben scheinen, was aber einem Massenpublikum weitgehend egal ist. Die Zerstörung der Welt mit offensichtlichen und einigen weniger offensichtlichen Mitteln scheint die Strategie zu sein, die vielmehr angesagt ist.

Montag, 23. Dezember 2024

Samstag, 21. Dezember 2024

Der Geist in der Verpackung

Ha ha, konkret! Es sind tausend Dinge zu tun. Ich muss zum Beispiel, wie immer, den Müll wegbringen. Diesmal habe ich selbst als Öko-Trottel sehr viel zu seiner riesigen Masse beigetragen, d.h. vieles in dem Mülleimer ging zuvor durch meine Hände. Ich sehe es, ich spüre es, es ist nicht zu leugnen. Jetzt steckt wahnsinnig viel Verpackungsmaterial in der Tonne, was mich ärgert. Muss so etwas sein? Könnte man nach allem, was man weiß, nicht eine gewisse Kreativität darauf richten, so etwas zu vermeiden? Oder dient es in erster Linie gewissen Logistik- und Profitinteressen? Wie bei so vielem, muss ich sagen: ich weiß es nicht. Was ich aber weiß: Ich werde von hinten angefressen, und zwar am Geldbeutel. Das Spiel mit der Inflation geht wohl knapp am Gangstertum vorbei und man nennt es „Freie Marktwirtschaft“. Eine heilige Kuh in Deutschland. "Wettbewerb". „Wachstum“. Da muss man mitmachen. Es nützt nichts, Dinge beim Namen zu nennen. Bewehrt und gewappnet sind solche Verpackungsmethoden mit kompletten Lehrstühlen, die Rechtfertigungen und Argumente liefern, die also als Thinktank für solche Methoden agieren. Es sei notwendig, - und zwar aus diesem...und jenem Grunde. Doch wo geht diese ganze Masse hin, nachdem sie von den Abfallentsorgern möglichst billig und - wie gewisse Parteien sagen würden - effizient abgeholt worden ist? Ob in dieser Verpackung auch Energie steckt, die einfach wegzuwerfen oder zu vernichten falsch ist? Mein altes Auto? Zuammenpressen, "entsorgen" oder exportieren? Wieder sprudeln Argumente aus dem Thinktank....... Es sind ganz einfache Fragen, die sich einem stellen und für die man – wenn überhaupt! Und nur auf dringendes Verlangen! - mit (halbwegs) komplexen Aussagen beworfen wird.

Freitag, 20. Dezember 2024

Entscheider

„Raumschiff Berlin“? Mich quälte ja schon oft die Analyse, dass es eine definierte Klasse von Menschen gab, die sich demokratisch legitimiert um die Menschen, in deren Namen sie Entscheidungen trafen, einen Dreck scherten. Da hob der Regierungsflieger mit ungewissem Ziel ab, mit einer luftig aufgeblähten Crew und einer Horde Journalisten und Propagandisten als Passagiere. Blödsinnigerweise kam der Flieger nie zurück, sondern verwandelte sich in ein ziemlich nach außen abgedichtetes Raumschiff, in dem Entscheidungen an und für sich, entlang von idiologisch ausgerichteten Hinweisgebern getroffen wurden, sich in sich selbst drehend, mit eigener, auf Kosten des Steuerzahlers gut versorgten Entourage, mit Propagandisten und Meinungsvervielfachern aller Art. Dass man den Kontakt zur gemeinen Wirklichkeit verlor und zwischen all den Ämtern und Posten sich selbst genügte: Egal, solange die Kohle stimmte. Man genügte sich selbst: Es gab Regierung und Berater, die um sich selbst kreisten und denen die Bedürfnisse der Menschen egal, weil nicht mal wahrgenommen, waren. Es wurden Unmengen von Papieren und Entwürfen erzeugt: nichts davon wurde realisiert. Der vermeintlich demokratisch legitimierte Politikbetrieb indes samt der unzähligen Thinktanks ist sich unter all den Milliarden Euro selbst genug und in Gefahr, die Lebenswirklichkeit der Betroffenen aus den Augen zu verlieren. Ob das Demokratie oder die Inszenierung von Demokratie ist? Ob das mit einer neuen Regierung anders würde? Ob das zu den eher latenten Gründen dafür zählt, dass an den Rändern des Meinungsspektrums andere, „radikale“ Parteien aufgetaucht sind?

Donnerstag, 19. Dezember 2024

Gewohnheit, Selbstverständlichkeit, Normalität

Ja klar ist der Mensch ein Gewohnheitstier. Er nimmt sich Vorsätze vor, aber ganz sicher und bestimmt… und handelt dann wieder ganz anders… aus Gewohnheiten und eingeübten Mechanismen heraus. Aber vielleicht können wir uns einen Moment heraus reißen aus gewohnten Betrachtungsweisen, können wahrnehmen, dass es ein Glück ist, die Verhältnisse um sich herum einigermaßen wach wahrzunehmen. Uns ist von unserer Staatsform gestattet, gewisse Dinge zu tun und glauben, die andere nicht tun können. Frei von größeren akuten Schmerzen sein, das deutet ebenso auf ein gewisses Maß an Gesundheit hin. Auch das erscheint einem über einen gewissen Zeitraum hinweg selbstverständlich, - solange man nichts anderes wahrgenommen hat, mit nichts anderem konfrontiert war. Wer aber jemals Schmerzen hatte, sich einem Verdacht auf eine gravierende Krankheit ausgesetzt sah und dadurch sich separiert sah, von der „Normalität“ und den mit ihr verbundenen Selbstverständlichkeiten, der lkennt auch die andere Seite. Wer das an engen Angehörigen und Freunden miterlebt, mitgemacht hat, wird Dankbarkeit für sich selbst empfinden, egal, welcher Schuh einen aktuell drückt. Die Wahrnehmung ist es, die Ablenkung durch Gegebenheiten, die die meisten hindert. Unser Glück mit anderen teilen, sein Echo nicht nur in uns selbst zu empfinden, mag die Wirkung noch verstärken. Daraus Kraft zu beziehen, auch gegenüber Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit, dazu sollten wir uns durchringen, sofern das geht.....

Mittwoch, 18. Dezember 2024

Wahlkampf

Peinlich finde ich das! Da werden Pseudo Verballhornungen eines Vornamens vorgebracht und nicht finanzierte Versprechen gemacht. Da macht man sich mit populistischen Formulierungen an „die Leute“ ran, pflegt verklärend den Sprachgebrauch der vergangenen Jahrhunderte und hofft so, sich an eine „Zielgruppe“ ran zu wanzen. Ein Knollenmännlein eilt über die Bildfläche und gibt sich wichtig. Ein Sonnyboy des Politbetriebs macht dazu ein bedenkliches Gesicht und es werden allerlei Meinungsvertreter in Maßanzügen ins Rennen geschickt, die sich selbst in seltsamen Posen gefallen und das auch noch populistisch volkstümlich „rüberbringen“. Mit großen Ernst werden genau die Phrasen vertreten, die zu erwarten waren. Der Wahlkampf ist eröffnet und das leitende Personal blamiert sich, jeder halt so gut, wie er (sie) kann. Das ist armselig und lässt mich ein bisschen traurig zurück. Von denen soll ich vertreten werden? Ob das Demokratie ist? Na gut, besser, als nur einen Kandidaten zur Auswahl zu haben. Das soll es in gewissen Autokratien ja auch geben. Ob das aber unser „Anspruch“ ist/sein kann? Die spielen flott mal mit Zahlen herum: hier ein paar Millionen Euro mehr, dort ein paar weniger. Milliarden hier und da. Wir stehen verwundert vis a vis. Peinlich finde ich das! Da werden Pseudo Verballhornungen eines Vornamens vorgebracht und nicht finanzierte Versprechen gemacht. Da macht man sich mit populistischen Formulierungen an „die Leute“ ran, pflegt den Sprachgebrauch des vergangenen Jahrhunderts und hofft so, sich an eine „Zielgruppe“ ran zu wanzen. Ein Knollenmännlein eilt über die Bildfläche und gibt sich wichtig. Ein Sonnyboy des Politbetrieb macht dazu ein bedenkliches Gesicht, gibt verwirrende Erklärungen ab und es werden allerlei Meinungsvertreter in Maßanzügen ins Rennen geschickt, die sich selbst in seltsamen Posen gefallen und das auch noch populistisch volkstümlich „rüberbringen“. Mit großen Ernst werden genau die Phrasen vertreten, die zu erwarten waren. Der Wahlkampf ist eröffnet und das leitende Personal blamiert sich, jeder halt so gut, wie er (sie) kann. Das ist armselig und lässt mich ein bisschen traurig zurück. Von denen soll ich vertreten werden? Ob das Demokratie ist? Na gut, besser, als nur einen Kandidaten zur Auswahl zu haben. Das soll es in gewissen Autokratien ja auch geben. Ob das aber unser „Anspruch“ ist/sein kann? Die spielen flott mal mit Zahlen herum: hier ein paar Millionen Euro mehr, dort ein paar weniger. Milliarden hier und da. Wir stehen verwundert vis a vis.

Dienstag, 17. Dezember 2024

Neues in der Musik

Mal wieder bin ich total enttäuscht von dem von Kritikern total hochgepushten Neuen in der Popmusik. Es wurden mir Alben empfohlen, an denen ich beim Hören so gar nichts entdecken konnte. Bestenfalls Elemente, die schon mal da waren, etwas melancholische Themen und Stopper, die ich früher schon einmal besser gehört hatte. Dabei wurde mir das vorliegende Album als extrem erfolgreich vom Rezensienten geschildert. Was ist los? Irgendetwas kann da nicht stimmen! Mit gebremsten, melancholischen Klängen riesige Erfolge einfahren? Etwas, das ein „Sich-einlassen“ geradezu fordert? Etwas, das auch noch instrumental daher kommt? Es wäre mir zumindest neu, dass so etwas zum großen Erfolg führt. Angesagt scheint mir vielmehr die möglichst in gepflegten Optimismus polierte Oberfläche des Populären, das klischeehaft Positive, das Gefällige, das Vereinfachte und Unterkomplexe, das partout „rüberkommen“ soll. Stimmt da meine Perspektive „von außen“ nicht, bin ich alt geworden? Wieso langweilt mich so etwas? Ob nicht das Nichtlangweilen ein Merkmal von Pop ist? Das Aufregnde, knallig Frische, das Starke und Direkte, das Eindeutige, weniger das in sich Gebrochene? Die in sich selbst drehende Aktion, die nirgendwo und überall ankommt, die nichts außer sich selbst transportiert, ist doch Träger eines derzeit grassierenden Kulturhabitus. Der schnelle Wegwerfgestus, der Popsong „to go“. Zum einen Ohr gut rein, zum andern schnell wieder raus…. Nachdem ausgelutscht ist. Neues oder - wie manchmal gefordert - „Innovatives“ ist dabei kaum hörbar, na klar, - wie auch? Wer soll da dahinter stehen? Die Stäbe von Musikanten auf dem Weg zum Erfolg, die im Auftrag von anonymen „Stars“ ihre „Ideen“ absondern und in einen Topf hinzu geben? Klar, auch sie wollen Karriere machen. Wollen schlau und clever sein auf dem Weg nach oben. Wollen ihre Verwendbarkeit und Anpassungsbereitschaft, ihr Können und Kennen zeigen. Wollen sich qualifizieren für höhere Aufgaben, wollen sich empfehlen für den „nächsten Schritt“. Ob das aber mein Vergnügen sein soll?

Montag, 16. Dezember 2024

Romantische Ironie

Das radikal Subjektive, das Ironische, das Humoristische – ist das auch romantisch? Viele derer, die man in geistesgeschichtlichen und literaturwissenschaftlichen Seminaren „Romantiker“ nennt, waren große Freunde der Ironie. Die uneigentliche Behauptung, das Spielen mit Fakten, Begriffen und Worten war eine ihrer Spezialitäten. Was damit manchmal erreicht wurde, war unter anderem eine Art positiver Irritation, eine Verwischung des scheinbar Festgeschriebenen: Alles nicht so nehmen, wie es einem zur größten Bequemlichkeit und mit der Macht des Faktischen oberflächlich zu begreifen angeboten wird. Genau an dieser Stelle gab es wohl Berührungspunkte mit dem, was weithin „Aufklärung“ genannt wird. Die Romantiker gingen oft aber darüber hinaus. Die Verdunkelung der menschlichen Erkenntnis hinter den Dingen war zuweilen das, was sie anstrebten. In manchen früheren Phasen der Rockmusik war so etwas auch zu finden. Nicht nur beim längst verblichenen Jim Morrison und seinen clever eingestreuten Heidegger-Zitaten („Into this house we`re thrown…..“). Beispielsweise Nick Cave hat Phasen in seinem Leben mitgemacht, deren Tragik er in sein musikalisches Tun und eine gewisse Selbststilisierung als ekstatischer Schmerzensmann hat einfließen lassen. Man konnte ihn live sowohl als wüsten Wüterich als auch als ruhig-besinnlich-sphärischen Feingeist erleben. Es geht vielleicht bei solchen Figuren auch um das poetisch wirkende Herumwerfen mit Worten und Begriffen, hinter denen aber jeder etwas Anziehendes vermutet. Diesem „Etwas“ näher zu kommen, - auch auf völlig naive und nicht unbedingt akademisch geweihte Art - mag auch ein Anliegen der Romantiker gewesen sein. X x The radically subjective, the ironic, the humorous – is that also romantic? Many of those who are called “romantics” in intellectual history and literary studies seminars were great fans of irony. The inauthentic assertion, playing with facts, concepts and words was one of their specialties. What was sometimes achieved with this was, among other things, a kind of positive irritation, a blurring of what was apparently set in stone: not taking everything as it is presented to you for the greatest convenience and with the power of the factual to understand superficially. It was precisely at this point that there were points of contact with what is widely called “enlightenment”. But the romantics often went beyond this. The obscuring of the human knowledge behind things was sometimes what they aimed for. Something like this could also be found in some earlier phases of rock music. Not only with the long-dead Jim Morrison and his cleverly interspersed Heidegger quotes (“Into this house we’re thrown…”). Nick Cave, for example, went through phases in his life whose tragedy he incorporated into his musical work and a certain self-stylization as an ecstatic man of sorrows. You could experience him live as both a wild rager and a calm, contemplative, spherical intellectual. Perhaps such figures are also about the poetic-seeming throwing around of words and concepts, behind which everyone suspects something attractive. Getting closer to this "something" - even in a completely naive and not necessarily academic way - may also have been a concern of the Romantics.

Sonntag, 15. Dezember 2024

Innovation und all das

Ach, wie öde fand ich diesen Anspruch im Zusammenhang mit Pop- und Rockmusik!? „Innovativ“ solle es bitteschön sein. Nichts mehr und nichts weniger. Ich selbst habe das Wort im Zusammenhang mit dieser Musik selten, wenn nicht sogar gar nicht benutzt. Ich dachte immer, dass „Innovativ“ auch eine Frage des Blickwinkels und des Standpunkts sei. Auf der Seite des Zuhörers eine Frage des „Sich-Einlassens“. Auf der Seite des Musikers die Bereitschaft, mit dem Unerwarteten, mit dem Überraschenden umzugehen.„Innovativ“ im eigentlichen Sinne, also möglichst unumstritten, waren in meinen Augen Figuren wie Jimi Hendrix und Jaco Pastorius, - vielleicht noch zwei oder drei andere. Da war John McLaughlin. Oder Santana. Oder Jeff Beck. Waren die nicht „innovativ“? Oder hängt dieses „Innovativ“ auch mit der Fähigkeit zusammen, eine eigene musikalische Welt, eigene Ausdrucksformen und Möglichkeiten zu schaffen. Einen eigenen Anspruch zu erschaffen? Eine eigene tönende Welt? War etwa oder ist Eric Clapton „innovativ“ oder hat er, wie manche Oberschlauen behaupten, nur auf dem Erbe der großen Bluesmusiker aufgebaut, hat er "geklaut" und dann daraus versucht, etwas Eigenes Unaufgeregtes zu schaffen? Wer sich in Claptons Musik jemals hat fallen lassen, wird diese Frage leicht beantworten können. Wie leicht ist es eigentlich, ständige Wiederholung und mangelnde Möglichkeiten zu unterstellen? Hat und hatte Clapton keine eigenen Möglichkeiten? Der längst verstorbene Peter Green mit seinen den Wolken entlang gleitenden traumwandlerischen Gitarrenlicks? Waren wir nicht dankbar und brachte uns das nicht etwas, dass er es versucht hat? Dass er geflogen ist.... wie ein Albatros? Alles geklaut? Völlig un-innovativ? Wer dann später die Lieblingsmusik jener "innovativen" Kritiker hört, mag so manches mal krass erstaunt sein: Ob es das ist, was "innovativ" sei? Das hier! Unzählige andere Musiker und Beispiele ließen sich nennen. Viele haben das Rad nicht neu erfunden und waren mit den von ihnen an sich selbst entwickelten Möglichkeiten trotzdem „innovativ“, weil sie sich dessen, was sie vorgefunden haben, anverwandelt hatten. Will man überhaupt immer „innovative“ Musik hören? Soll jemand ständig erfinderisch sein? Muss man, um so etwas aufzunehmen, nicht auch in Stimmung dafür sein? Offen. Ist nicht etwa auch eine Leistung, jemanden in einer solchen Stimmung ansprechen zu können, ihn einzuhüllen in die eigene Vision von Sound?

Samstag, 14. Dezember 2024

Winterfreuden

Jetzt satteln sie wieder die dicken SUVs, um möglichst schnell in die Alpen zu preschen. Wenn bloß diese Staus nicht wären! Diese Straße gehört doch längst mal ausgebaut! Was wir wollen? Mal wieder diese Freiheit auf den Gipfeln genießen! Dieses besondere Gefühl. Cool! Unschlagbar. Manche Seilbahnen funktionieren ja jetzt nach dem „dynamic pricing“-system: Angebot und Nachfrage, Wetter. Wer zu einem bestimmten am meisten zahlt, bekommt das Ticket. Klima, Energie, Nachhaltigkeit? Scheis der Hund drauf! Das gilt nicht für mich. Es gilt der Eigennutz! Kann ich was gegen all die Misstände tun? Ich bin doch nur…... Da brechen zwar öfter immer wieder Abhänge ab. Aber das sollen dann die Politik und die Behörden richten. Man freut sich schon auf „Apres Ski“: Brutale Party? Fressen, saufen, ficken…..Schneemangel? Pisten planieren, Schneekanonen? Beschneiungsanlagen? Was habe ich damit zu schaffen? Wie`s im Sommer hier aussieht, sehe ich ja nicht. Und außerdem schaffen Touristen Arbeitsplätze. Es gibt jetzt Seilbahnkomfort mit Sitzheizung und Wlan.

Freitag, 13. Dezember 2024

Schopi und die Hunde

Schopenhauer gab seinen Hunden oft den Namen Atma. Gerade dies weist auf den Kern der Philosophie Schopenhauers und der von ihm hoch geschätzten altindischen Upanishaden hin. Atma, genauer Atman, bedeutet darin so etwas wie Einzelseele. Dazu fassen die Upanishaden ihre tiefste Erkenntnis in die Worte: Tat twam asi – Das bist Du – Die Einzelseele ( Atman ) ist identisch mit der Weltseele ( Brahman )! Das gilt für den Menschen, für den Hund, ja für jedes Lebewesen. Vielleicht ist das, was Schopenhauer als „unzerstörbares Prinzip“, als „Archäus“ (Urkraft), aus den Augen eines Hundes leuchten sah, nicht verschieden von dem, was die Upanishaden als Brahman, Weltseele, bezeichnen. "Woran sollte man sich von der endlosen Verstellung, Falschheit und Heimtücke der Menschen erholen, wenn die Hunde nicht wären, in deren ehrliches Gesicht man ohne Misstrauen schauen kann?" (Arthur Schopenhauer)

Mittwoch, 11. Dezember 2024

Wahrheit, Ethik

„Die Leser meiner Ethik wissen, daß bei mir das Fundament der Moral zuletzt auf jener Wahrheit beruht, welche im Veda und Vedanta ihren Ausdruck hat an der stehend gewordenen mystischen Formel tat tvam asi (Dies bist du), welche mit Hindeutung auf jedes Lebende, sei es Mensch oder Thier, ausgesprochen wird und dann Mahavakya, das große Wort, heißt.“ (Artur Schopenhauer)

Dienstag, 10. Dezember 2024

After the heat (Traumgesichter)

AFTER THE HEAT (TRAUMGESICHTER) Traumgesichter drohen im Zerstieben Es wird dich zurück spülen du gehst ganz langsam unter sie sagen, du musst kämpfen dich optimieren, mithalten, gewinnen aber es wird dich zurück spülen in die Strudel des Gewöhnlichen Profis und Könner Macher und Umsetzer aber es wird dich zurück spülen in den Gang der Tage Im Stress des Alltäglichen bestimmen sie, geben an lügen und lassen sich scheinbar gehen in den Gang der Tage Traumgesichter kommen auf dich zu und du stolperst herbei aus den Strudeln der Tage Schaumgesichter schlafen im Kettenhemd und büchsen auch mal aus in bunte Wellnessoasen ein großes Augenrollen ein Staunen über so viel Mut sie kichern in sich hinein in die Schatten der Tage Ein Kreisen von Felsen über dir, neben dir überall du fühlst gar nichts mehr am Ende aller Vanille

Montag, 9. Dezember 2024

Romantik reloaded

Romantik, eine Sache der auf 1790 folgenden Jahre? Es scheint Unklarheit darüber zu herrschen, über was man sich auseinandersetzen wolle und über was nicht. Ich bin der Überzeugung, dass Romantik ein Phänomen ist, das bis heute aktuell ist und keineswegs im 19. Jahrhundert sein Ende fand. Auch heute wird versucht, mit den Mitteln der Werbung und der PR die Romantik auf vielerlei Arten auszunutzen. Zuspitzung auf charismatische Persönlichkeiten, Verklärung und Mystifizierung sind dabei probate Mittel, um manche Leute zu etwas zu bringen, ihnen einen bestimmten Impuls in einer bestimmten Richtung zu geben. Ja, auch dazu eignet sich die Romantik heute noch. Zudem scheint es ja so zu sein, dass in der Romantik dem Individuum ein hoher Wert zu gesprochen wird. Dass dies entgegen „offizieller Beteuerungen“ zunehmend bedroht ist, wird ja wohl kaum jemand bestreiten. Insbesondere die Mittel der Technik scheinen oft darauf gerichtet, Menschen zu einem Faktor und einer Ziffer zu reduzieren, mit der dann (oft in Algorithmen) gerechnet und umgegangen werden kann. Dies immer wieder zu erkennen und kritisch aufzuspießen, scheint mir eine Richtung zu sein, die manche derjenigen, die die Romantik lieben, einzuschlagen bereit sind. Dass diejenigen sich nicht in künstlichen Internetblasen und Echokammern verschanzen, sich nicht durchweg in Bewunderung und Erbauung scheinbar „romantischer“ Phänomene ergehen, sondern Fragen stellen, zuspitzen, sich und ihre Meinung einem kritischen Diskurs ausliefern, erscheint mir selbstverständlich und jeder echten Erkenntnis voraus zu gehen. Und: Wer allgemeine Dinge wie etwa Erwartungen kritisiert, der sollte nicht unbedingt mit solchen Erwartungen (die er selbst ablehnt) identifiziert werden.

Sonntag, 8. Dezember 2024

Lebenskunst

Noble Damen und Herren treten auf, die alles zu wissen vorgeben. Sie geben kluge Ratschläge, wie man besser durchs Leben komme. Strategie. Druck abbauen. Achtsamkeit und Nachhaltigkeit. Sie haben bei jedem Satz diesen Ton, der mich unglaublich stört „Na“ (, dieses sich vergewissernde und belehrende „no“, mal lauter, mal leiser). Sie geben vor, alles von oben herab zu regeln. Sie wissen Bescheid. Im Alltag nehmen sie wahrscheinlich riesige Honorare von den Besitzenden, beklagen aber wortreich die Einkommens- und Vermögensverhältnisse. Ja ja, die ökonomische Basis! Sie gehören zu einem Überbau, der in Wirklichkeit mit anderen Lebensverhältnissen nichts zu tun hat und nur seinesgleichen „therapiert“. Mit wissendem Gesicht. Haben ein Buch geschrieben (unter Bildungsbürgern der Ausweis von „Fähigkeit“). Ob sie das jetzt promoten oder ob sie dem geneigten Zuhörer von ihren steilen Thesen berichten wollen? Lese-Tourneen. Der „Zielgruppe“ vorstellen? „Verkaufen“?Die Sphären und Absichten gehen ineinander über, was einen Teil eines Problems ausmachen könnte.

Samstag, 7. Dezember 2024

Hinter Helmen

Ich erinnere mich ganz subektiv (!), wie das damals war: Daft Punk betrieben den Kult der Anonymität, der unter Rockmusikern beliebt war. Sie verbargen sich unter/hinter dicken, SFmäßig anmutenden Helmen, die aus „Krieg der Sterne“ hätten stammen können. Unter ihrem Etikett war oft befremdliche und mäßig produzierte "Disco"-Musik (heute eher "Club") zu hören, von der man nicht genau wusste, wie sie gemeint war. Sie waren eine Art erfolgreiches und in Vocoder-Robotertönen geschwängertes Seitenphänomen für mich, so lange bis die Erfolgsscheibe „Random Access Memories“ 2012 kam, mit dem von mir ohnehin hochgeschätzten Nile Rogers und der in Töne gesetzten und mit allerlei Weisheiten versetzten Bio-Erzählung von Giorgio Moroder, dem Disco-Prinzipal der 70er Jahre. Ein Ohrwurm war „Get lucky“ mit Pharrell Williams, dem ich vor allem wegen dem Schlagzeuger Omar Hakim, dem Bassisten Nathan East und - natürlich - Nile Rogers nachhing. Es stellte sich jetzt die Frage danach, wie so etwas gemeint sein könne. Eine Denkanstrengung. Die Mehrheit - und auch ich! - hingen jedoch dem unnachahmlich körperbetonten Beat von „Get Lucky“ nach, der Single, die anscheinend in 30 Ländern Nummer Eins war. Ich hätte diesen Welthit damals unendlich viele Male hören können. Die beiden Protagonisten freilich verbargen sich immer noch hinter ihren futuristischen Helmen, tauchten ab in Anonymität und verdienten darüber viel Geld. Wie man so etwas durchhalten konnte, das nötigte mir immer noch Respekt ab. Ich tat es aber als Marketing-Gag ab. Seltsame Sachen waren diese gefällig montierten Zitate aus der Disco- und Dancefloor-Welt dann aber doch. Und den Kult mit den Helmen hatten die Macher auch durchgehalten bis zu ihrem Ende, das später verkündet wurde. Hut ab!, sagte ich da und beerdigte zusammen mit dem Video „Epilogue“ (Zwei Männer unter Helmen gehen in die Wüste, man sprengt sich in die Luft, „Love is the answer“ wird jubiliert) ein weiteres Stück meiner persönlich erinnerten Rockmusik. x x I remember very subtly (!) what it was like: Daft Punk were practicing the cult of anonymity that was popular among rock musicians. They hid under/behind thick, SF-like helmets that could have come from Star Wars. Their label often included strange and poorly produced "disco" music (now more "club"), which you didn't know exactly what it was meant to be. They were a kind of successful side phenomenon for me, saturated with vocoder robot sounds, until the successful album "Random Access Memories" came out in 2012, with Nile Rogers, whom I already admire highly, and the bio-narrative of Giorgio Moroder, the disco principal of the 70s, set to music and peppered with all kinds of wisdom. One catchy tune was "Get Lucky" with Pharrell Williams, which I was particularly fond of because of the drummer Omar Hakim, the bassist Nathan East and - of course - Nile Rogers. The question now arose as to what this could mean. It was a thought-provoking exercise. The majority - and I too! - were, however, hooked on the inimitably physical beat of "Get Lucky", the single that was apparently number one in 30 countries. I could have listened to this global hit countless times back then. The two protagonists, of course, were still hiding behind their futuristic helmets, submerged themselves in anonymity and earned a lot of money from it. How they could keep up with something like that still commanded my respect. But I dismissed it as a marketing gimmick. These pleasingly edited quotes from the disco and dancefloor world were strange things after all. And the makers had kept up the helmet cult until their end, which was later announced. Hats off!, I said, and buried another piece of my personally remembered rock music together with the video “Epilogue” (two men wearing helmets walk into the desert, they blow themselves up, “Love is the answer” is rejoiced).

Donnerstag, 5. Dezember 2024

Öffentlich, aber rechtlich?

Die dauernde Werbung bei der öffentlich-rechtlichen Berichterstattung wirkt auf mich penetrant. Manchmal scheint es mir, als sei sie sogar ausgeprägter als diejenige der „Privaten“. Da zahlt man nicht gerade gering am GEZ-Beitrag und muss doch eine solche permanente Werbeoffensive über sich ergehen lassen. Wie das? Damit muss die Berichterstattung, die Sendung an sich, finanziert und müssen die Rechte samt der medialen Durchführung einer Idee bezahlt werden, so heißt es. Vielleicht auch die exklusiven Ansprüche von Funktionären/Managern/Repräsentanten aller Art (Skandale der jüngsten Zeit scheinen das zu stützen). Muss das sein? Nach allem, was heraus gekommen ist? Ich schalte jedenfalls oft um, „zappe“ herum und muss dann im privaten Kanal manchmal sogar weniger Werbespotstörung registrieren. Komisch, über Produktionskosten solcher Ansichtswaren erfährt man auffällig wenig. Wie die Strukturen bei den Öffentlich-Rechtlichen da wohl sind? Im Abspann wird manchmal die „durchführende („Executive“) Medienfirma erwähnt. Immerhin sind die Intendanten und Häuptlinge beim wohlverdienten Gehalt da ziemlich ungeniert, locker und mit einem Lächeln öffentlich voran gegangen (sie ergehen sich manchmal in Spekulationen „weiß nicht genau….u.ä.). Nach dem Empfinden einiger Leute greifen sie nicht gerade wenig „Aufwandsentschädigung“ ab. Doch mögliche Kritiker sind da sehr schnell als Störenfriede abgetan. Noch. Ob da etwas provoziert wird. Veränderung?

Mittwoch, 4. Dezember 2024

Wille und Vorstellung

„Die Einstellung der animalischen Funktionen ist der Schlaf, die der organischen der Tod“. Jeder Tag ist ein kleines Leben, - jedes Erwachen und Aufstehn eine kleine Geburt, jeder frische Morgen eine kleine Jugend und jedes zu Bette gehen und Einschlafen ein kleiner Tod. So ist denn endlich auch das Einschlafen ein täglicher Tod und jedes Erwachen eine neue Geburt. Ja, um es ganz durchzuführen, könnte man die Unbequemlichkeit und Schwierigkeit des Aufstehens als die Geburtsschmerzen betrachten. Der Schlaf ist ein Stück Tod, welches wir vorwegnehmend borgen und dafür das durch einen Tag erschöpfte Leben wiedererahlten und erneuern“ (aufgelesen und notiert bei Artur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung)

Dienstag, 3. Dezember 2024

Höher und weiter

Wo ist die Transzendenz? Die Mayas suchten sie in ihrer Unterwelt und brachten dort, in den Höhlen, auch Menschenopfer dar, um die Götter gnädig zu stimmen…… Wir in unserer Kultur hingegen assoziieren das mit dem Lichten, mit der Höhe, mit dem Himmel. Während das Deutsche nur ein Wort für Himmel hat, benutzen die Engländer „Sky“ und „Heaven“. Dem modernen Menschen ist jede Gewissheit abhanden gekommen, sein einziger Gott heißt Geld…..“ Früher, zumindest bei Mayas, waren die Höhen in der Tiefe - in den Höhen die Tiefe… Jetzt fliegen am Himmel die Düsenjäger, dieser „Himmel“ ist entzaubert, genau wie die Gebete, das Sprechen mit einem Höheren, wie die Poesie… Einen kurzen Moment schienen wir einer offeneren Wirklichkeit in der Pandemie näher. Doch jetzt gilt das Gebot: Zurück zum Alten, Vertrauten, Eingeübten. Wörter sind wieder missbrauchtes Material, sie lügen in ihrer Beliebigkeit, - genauso wie inzwischen die tausendfach bearbeiteten Bilder/Fotos: Verlogene Gesten, Posen, Verkaufe - die Hohlheit, die Sinnlosigkeit in der Unterhaltung, sie feiert fröhliche Urständ‘……

Montag, 2. Dezember 2024

Durchdringung aus Poesie

Ich will definitiv, dass das (höchst) Private und das Öffentliche ineinander gehen, das scheinbar Banale und Bedeutende, das Alltägliche und das Außergewöhnliche. Wie selbstverständlich es ist, dass sich das eine an dem andern spiegeln kann! Fotos von Blumen und Pflanzen (noch) samt ihrer scheinbar beiläufigen Zerstörung gehören auch zu unser Umgebung, auch aus ungewohnter Perspektive. Gedichte, Texte, die uns umschwirren und umschwirrt haben. Sie gehören zu uns, egal, welche Beziehung wir dazu haben! Wie darüber hinaus die Randbedingungen sich verändern, wie das Ganze unter einem bestimmten Dach passiert, wie diese Bedingungen sich in welchem Interesse entwickeln, welche zukünftige Richtung dabei vielleicht erkennbar wird, gehört auch zu meiner Betrachtung. Ich versuche, dazu meine Antennen auszufahren. Zu registrieren, was in der Luft liegt, aber auch das wahrzunehmen, was scheinbar passée und nicht mehr relevant ist. Solche Dinge können mich, - aber auch andere!, - betreffen. In einem „dreckigen“ Alltag, in dem es oft ums reine Überleben geht, um Kohle und die Geschwindigkeit, die nötig ist, um an sie zu kommen. Mir ist bewusst, dass sich eine bestimmte Schicht von Menschen um solche „Alltagsprobleme“ nicht kümmern muss und mag. Ich habe auch wahrgenommen, dass es oft um spezielle Zielgruppen geht. Was links oder rechts ihrer „Gemeinsamkeit“ spielt, scheint uninteressant. Auf diese Weise kommt es zu Wahrnehmungsblasen und „Echokammern“. Mich freilich interessiert „die Totale“, all das, was uns umgibt und beeinflusst.