Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 19. März 2023

Valerie (56)

Aber er konnte sie sich auch als Musikerin vorstellen, spielerisch am Klavier gut ausgebildet und mit einer Vorliebe für romantische Musik, Konzerte gebend, zu denen die Männer scharenweise hinströmten, mehr um sie zu sehen, weniger, um sie zu hören. Von der „Emanzipation der Frau“ war die Rede und sie hatte sich darauf eingelassen, indem ie das alles für „gut und richtig“ befand und ansonsten etwas von „Feminismus“ schwafelte. Dass es jetzt Zeit sei, dass sich die Frauen ihrer Fesseln entledigten. Wenn man sie gefragt hätte, was sie dazu beitrage, hätte sie gemurmelt, dass sie ja emanzipiert sei und diese Zwänge längst hinter sich gelassen habe. Sie würde sich als äußerst kundig auf diesem Gebiet selbst darstellen und dabei auf ihn konsequent inkonsequent wirken. Also vermied er es, sie darauf anzusprechen. „Los komm, wir gehen eine Runde schwimmen!“ Ohne seine Antwort abzuwarten sprang sie auf und er hatte alle Mühe, ihr zu folgen. Im Untergeschoss lag der obligatorische Swimmingpool und strahlte ihm eine luxuriöse Kälte entgegen, die er auch in Zusammenhang mit der riesigen Menge an Wasser brachte, die in dieses Becken geflossen sein musste. Aus dessen Mittelpunkt heraus forderte sie ihn nun lachend auf, ins Wasser zu kommen. Wie im Halbschlaf, fast schon schlafwandlerisch, versuchte er, fröhliche Miene zum nassen Spiel zu machen, indem er sich zum vermeintlich eleganten Kopfsprung ins Wasser stürzte. Als er dierkt neben ihr wieder auftauchte, gab sie ihm einen Kuss, den sie wohl nicht unterbrechen mochte. Selbst als sie um sich herum nur noch Wasser spürten und ihn das seltsame Gefühl beschlich, keine Luft mehr zu bekommen. Es gab für einen Moment nur ihre Zunge, ihren Mund und überall das Wasser

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