Reise durch Wirklichkeiten

Donnerstag, 23. März 2023

SUV (1)

Was lief, was läuft denn da falsch? Es mag etwa vor gefühlt 10 Jahren gewesen sein, als sich die SUVs auf unseren Straßen und Parkplätzen plötzlich abenteuerlich vermehrten. Im Zeichen des Klimawandels hatten sich Ingenieure zuvor abgemüht, den Spritverbrauch zu vermindern, was natürlich durch den Trend zum großen Auto radikal aufgefressen wurde. Schland ist wohl relativ dicht besiedelt, im Gegensatz zu den USA, wo ich den Trend zum großen Auto zuvor schon ausgemacht hatte und als halbwegs sinnvoll (große Entfernungen, viel mehr Raum!) eingesehen hatte. Doch bei uns verstopfen die fetten Karren die Innenstädte und die Parkhäuser, blockieren Straßen und werden als leuchtendes Beispiel für den „Rebound“-Effekt genannt: Vorteile beim Spritverbrauch, die jedoch sofort vom Trend zu größeren und schwereren Autos aufgefressen werden. Was wohl da dahinter steckt? Zudem scheint der Staat das, was er als „Dienstfahrzeuge“ bezeichnet, großzügig zu unterstützen. Es gab eine Zeit, in der ich sehr engagiert SUV-Besitzer danach befragt habe, was ich angesichts des Massentrends inzwischen aufgegeben habe. Man könne sich in einem SUV besser von „den Anderen“ isolieren, so erfuhr ich. Dies resultiere alleine schon aus der erhöhten Sitzposition. Zudem sei man im Falle eines Unfalls besser geschützt: in der Regel ist das dickere und schwerere Fahrzeug da im Vorteil. Also verhält sich das ganz elementar und nicht nur ein bisschen egoistisch: Übersichts- und Dominanzbedürfnis scheinen ihre Rolle zu spielen. Auch die selbstinszenierende Darstellung, sich ein solches Gefährt leisten zu können und somit ein wertvollerer Mensch zu sein. Nun ja, große und teure Fahrzeugen erzeugen für die Hersteller auch mehr Gewinn, womit denen der Trend zum fetten Dickschiff (auch gerne Stromgetrieben) recht ist. Mittlerweile kommt der Trend zum Elektrofahrzeug hinzu, der Etliches, was ich hier erwähnt habe, noch verstärkt: seht her, ich bin nicht nur ein wertvollerer, sondern auch ein besserer Mensch, weil ich mir eine solch teure Öko-Kiste leisten kann. Dass dafür auch Arbeits-Sklaven in Afrika unter großen Gefahren in unbefestigte Minen kriechen mussten, um das für E-Fahrzeuge unerlässliche Kobalt zu gewinnen, dass dafür Lithium in Chiles Atacama-Wüste, einem der trockensten Gebiete auf der ganzen Erde, gewonnen wurde, bleibt unerwähnt. Recyclingfragen und Brandlöschung (bei Unfall) scheinen auch noch ungeklärte Fragen. Überhaupt, seltene Erden: Nun ja, kommen vor allem aus China. Die Ahnungslosigkeit gewisser Kreise dokumentiert auch das kolportierte Gerücht, dass eine Außenministerin in diesem Zusammenhang offenbar von „Kobold“ gesprochen hat (Kommentar überflüssig). Auch die hoch gelobten Elektrofahrzeuge sind auf erstaunliche Weise größer und fetter geworden, scheinen rundum in neuem Glanze illuminiert und sind in der Regel um Einiges fetter als ihre Verbrenner-Varianten, was wohl auch aus der riesigen Batterie resultiert: unwillkürlich kommt man da ins Staunen, wie offensiv da die Selbstdarstellung (nicht nur als CO2 vermeidender „Umweltengel“) geworden ist (die sich natürlich einreiht in das Bedürfnis, auf diese Weise sozialen Status zu dokumentieren. Als besonders exklusive Art gilt es da, sich als Fußgänger und Bahnfahrer zu positionieren, - was man sich auch erst mal leisten können muss… und was den Stadt/Land-Gegensatz dokumentiert).

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