Reise durch Wirklichkeiten

Donnerstag, 10. Juni 2021

Theater, Rolle, Politik

Was mir besonders jetzt auffällt, da die Wahlkampfstimmung herrscht: Politikerinnen und Politiker sind in deutschen Talkshows zu Gast, wobei so mancher Moderator vielschichtig sein stillschweigendes Einverständnis mit der Politikerkaste demonstriert. Es zeigt sich uns dann regelmäßig ein einsichtiger und sympathischer Gast, der unabhängig von programmatisch verkündeten Grundsätzen seine Flexibilität und alltägliche Menschlichkeit vorzeigt. Dass er auf gestellte Fragen nicht antwortet: Nun ja. Er stellt den WahlkämpferIn dar und übt sich in Kommunikationsverweigerung. Er labert herum und schallt alles mit Worten zu. Ob uns das ein wenig misstrauisch machen könnte, ob wir solchen Schauspielern ihrer Haltung diese Rolle abnehmen? Es wird gelacht und es wird behauptet, es wird feierlich beschworen und es wird familiäres Gebaren geübt. Leztlich wird oft auch Orientierungslosigkeit demonstriert, was diese Person ja soooo „menschlich“ macht. Dabei scheint Orientierung und Führung genau das zu sein, was von der Politik dargestellt wird. Dies vorzuzeigen, dafür erscheint jedes Mittel recht. Auch das des Tricks, der mit seiner Menschlichkeit eine gewisse Unfähigkeit zu überspielen versucht. Homestories und ähnliche peinliche Versuche erscheinen vor diesem Hintergrund als Versuche, den Bürger zu übertölpeln. Dass politische Ränkeschmiede, Seilschaftsverhalten, Opportunismus und „Anpassungsfähigkeit“ bis hin zur Charakterlosigkeit von diesen Leuten verlangt wird, wird dabei oft ausgeblendet oder der Verdacht unter einem unter einem allgemein akzeptierten und beklatschten Interesse auf bestimmte Personen gelenkt. Wichtig: der zu wählende Bundestag wird wohl wieder mehr als 700 Mitglieder haben.

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