Reise durch Wirklichkeiten

Samstag, 30. Juni 2018

Religion, Mensch, Alien, Tiere

Gibt es Religion nur auf der Erde? Oder glauben auch Außerirdische an Gott? Seit Jahrtausenden suchen die Menschen am Himmel nach dem Göttlichen. Seit kurzem fragen sie sich aber auch, ob es da draußenb im Weltraum auch noch andere Lebensformen geben könnte, womöglich hochentwickelte Zivilisationen. Was wohl diese Außerirdischen denken, wenn sie in den Himmel blicken? Beten sie am Ende auch, wie wir? Ist das Göttliche eine universelle Idee? Oder etwas spezifisch Menschliches? Was ist, wenn es irgendwo Aliens gibt, die dieselbe Frage nach Gott stellen? Ist es allen Lebewesen von Geburt an eingepflanzt? Dieses „Warum“? Erklärungen? Die meisten religiösen Texte, wie z.b. Die Bibel, stellen die Welt als sinnvolle planvolle Schöpfung dar. Zweck? Antworten. Erklärungen. Absichten. Das hätten wir gerne. Ob unser Gehirn so funktioniert, dass wir uns solche Fragen immer wieder stellen? Ob wir uns das eingestehen? Ob wir es wahrhaben wollen? Das ganze Universum als gezielte Schöpfung: zu schön, um wahr zu sein? Ob das bei Außerirdischen auch so wäre? Evolution und Vergesellschaftung: Voraussetzung für religiös-spirituelle Erklärungen?? Glauben Aliens an Gott? Oder....Elefanten? Sind zum Trauern fähig. Sind ja so intelligent. Bewusstsein von sich selbst haben? Elefanten haben es. Sie gehen durch einen Erkenntnisprozess, um dann zu erkennen, dass sie es selbst sind. Sie könnten „Ich“ sagen. Elefanten können sich auch in andere Lebewesen hinein versetzen. So etwas könnte auch Voraussetzung für Religiosität sein. Soziales Bewusstsein. z.b. Trauer. Auch andere Tiere haben/können das: Delphine beispielsweise. Wieso also sollten nicht auch außerirdische Wesen Voraussetzungen dafür mitbringen? Vielleicht bringt Intelligenz die Fähigkeit zur Religion sogar automatisch mit sich. Gibt es keine Zivilisation ohne Gott? Mehr als 90 % der Menschen bekennt sich auch heute noch zu einem Glauben. Wieso durchdringt das unsere Existenz derart? Weil der heilige Geist allgegenwärtig ist? Oder weil Zivilisation, wie manche Evolutionsbiologen sagen, ohne Göttliches zum Aussterben verurteilt wäre?

Freitag, 29. Juni 2018

Am Ende (Songtext)


AM ENDE

Am Ende, wenn die Nebel sich lichten
Und die Zeit deine Spuren vielfach verwischt hat
Merkst Du vielleicht: Es ist alles Mist!“
Alles war ein Versuch,

der schief gelaufen ist.

Mittwoch, 27. Juni 2018

Aliens? Sind wir alleine?


Die in alle Welt verkauften Fernsehserien und Dokumentationen sind voll von Berichten über Aliens und gelandete Ufos, die zum Teil mit beeindruckenden Spielereien umgesetzt wurden. Es scheint ein beliebtes Thema zu sein, das viele Menschen interessiert und geradezu begeistert. Und wer weiß schon, ob da etwas dran ist? Der berühmte und kürzlich verstorbene Physiker Stephen Hawking empfiehlt da Skepsis: „Betrachten wir es einmal aus der Sicht der Aliens. Welchen Sinn hat es, riesige Strecken im Universum zurück zu legen, um einen verirrten Erdenmenschen zu entführen? Ich glaube, wenn sich Aliens unter uns aufhielten, wären die Zeitungen voll davon. Und warum sollten Regierungen, wenn sie an der Verheimlichung beteiligt wären, auf diesem Gebiet so viel bessere Arbeit leisten als in allen anderen Bereichen?“ Nun, die Regierungen könnten an einer Verhinderung von Panik interesiert sein. Die Ruhigstellung des gemeines Volks scheint ihnen, den Machtausübern in den USA genauso wie in Russland ja kein ganz fremdes Anliegen zu sein. Man bräuchte dabei nur auf gewisse Katastrophen in Atomkraftwerken verweisen. Citizen Kane hat die Situation in seinem berühmten Hörspiel ja schon in den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts durchgespielt. Verschwörungstheorien ist tür und Tor geöffnet. Hawking weiter: „Der fehlende Kontakt zu Außerirdischen macht es den Wissenschaftlern schwer. Wo stecken sie alle? Wir horchen seit mehr als 40 Jahren in den Weltraum. In all dieser Zeit haben wir nichts gefunden. Bis auf eine seltsame Spur: Am 15. August 1977 fing ein Radioteleskop in Ohio ein Signal auf, das berühmt werden sollte. Das Teleskop horchte in den Weltraum hinein, während es sich mit der Erdrotation mitbewegte. Nur ein einziges Mal zeichnete es ein Signal auf, das als das „Wow-Signal“ bekannt wurde. Dies deshalb, weil der diensthabende Wissenschaftler an den dazugehörigen Ausdruck das Wort „Wow“ geschrieben hatte. Das Signal hatte aus elektromagnetischen Wellen bestanden, wie es ein außerirdisches Volk senden könnte. Es kam aus einer Entfernung von mindestens 200 Lichtjahren und hatte also rund 200 Jahre gebraucht, um uns zu erreichen. Eine Antwort von uns würde also auch rund 200 Jahre brauchen, um das Ziel zu erreichen. Hm. Es wurde daraufhin mehrmals der Himmel abgesucht, aber nie mehr etwas gefunden.

Dienstag, 26. Juni 2018

Zimmereisen

Ich lese manchmal hinein, mein Verweilen ist kurz, im Extremfall ein paar Sätze nur, ich lasse mich inspirieren, durch Texte, die mir wertvoll geworden sind und die auch in Kürze ihren Gehalt offenbaren. Diesmal war es mal wieder das Buch Xavier de Maistre, Reise um mein Zimmer. Es liegt ständig bereit. Ich möchte aus dem Anfang des 2. Kapitels zitieren:
Ich könnte die Lobrede auf meine Reise damit beginnen, dass sie mich nichts gekostet hat; dieser Punkt verdient Beachtung. Er ist hier vor allem für weniger bemittelte Leute von Bedeutung; es gibt eine andere Gesellschaftsklasse, bei der ein glücklicher Erfolg aus demselben Grund, weil es nichts kostet, noch sicherer ist. – Bei welcher also? Wie! Sie wissen es nicht? Bei den reichen Leuten. Von welchem Vorteil ist im Übrigen nicht diese Art zu reisen für die Kranken! Sie werden die Unbilden des Wetters und der Jahreszeiten nicht zu fürchten brauchen. – Für die Hasenfüße, sie werden gegen Diebe gefeit sein; sie werden weder auf Abgründe noch auf Morastlöcher stoßen. Tausende von Menschen, die vor mir nicht gewagt, andere, die nicht gekonnt, schließlich andere, die zu reisen nicht beabsichtigt hatten, werden sich auf mein Beispiel hin dazu entschließen. Würde das schwerfälligste Geschöpf Bedenken tragen, sich mit mir auf den Weg zu machen, um sich ein Vergnügen zu verschaffen, das ihm weder Mühe noch Geld kosten wird? – Also, mutig vorwärts!“

Montag, 25. Juni 2018

Weltmarkt

Es fällt mir bei der Fußball-WM auf, dass oft von China und dessen Fußball die Rede ist. Immer mehr „Stars“ scheinen dorthin abgewandert zu sein. Offenbar locken fette Geldsummen, Figuren wie Renato Augusto, Anthony Modeste, Yannick Carrasco, Adrian Ramos, Oscar, Hulk, Carlos Tevez, Roger Schmidt oder Ulli Stielicke scheinen dem Lockruf zu folgen, indem sie sich besonders „professionell“ verhalten: dorthin gehen, wo am meisten Geld verdient wird. Da macht sogar der DFB gerne mit: der DFB will anscheinend zur Entwicklung 300 Nachwuchstrainer nach China schicken, hat das per Vertrag fixiert, schafft es offenbar aber nicht mal ansatzweise: Eine besondere Form der gegenseitigen Unabhängigkeit. Was man wissen sollte: Die chinesische Firma Wanda besitzt die Firma „Infront“, die den DFB vermarktet. Außerdem ist Wanda Hauptsponsor FIFA....
Es war zu hören und zu lesen von einer chinesischen Mannschaft, die hier in der Regionalliga mitspielen sollte. Als auf den Rängen für die Freiheit Tibets demonstriert wurde, war alles vorbei. Die chinesische Mannschaft verließ unter Protest den Platz. Trotzdem, es scheint um Übertragungsrechte, deutsche Firmen und Verbände, zu gehen. Es geht darum, Marken in China zu verkaufen, es geht darum, Wachstumspotentiale und einen Markt zu erschließen, es geht um langfristige Investitionen, Marketing, mögliche Talente, um eine Weltmacht, der der Fußball und andere Sympathieträger zu Diensten sein sollen. Lauter seriöse Bemühungen. Andererseits wird in den deutschen WM-Übertragungen Chinas Fußball schon mal als „Altherrenliga“ bezeichnet. Etwas diskriminierend, das.
Der chinesische Staat lenkt aktiv. Das Image, Wertigkeiten, Beliebtheitswerte sollen verändert und verbessert werden, professionelle Strukturen sollen dafür eingekauft werden: das Muster ist bekannt. Es geht aber auch um Absatzkanäle und Exportgelegenheiten und (der Zeigefinger ist erhoben!) - Arbeitsplätze. Volkswagen macht nirgends mehr Umsatz als in China, so ist bekannt. Es heißt, hiesige Vereine wollten unbedingt Chinesen einsetzen. Ob da der VFL Wolfsburg besonders aktiv ist? Menschenrechte spielen dabei offenbar nur noch eine untergeordnete Rolle, sind zur Routine degeneriert. Es gilt halt: „ wichtig ist auf dem Platz“! Da können Fußballer auf politischer Ebene noch so krasse Idioten sein. Ein Schelm, wer dabei an den Fall Gündogan/Özil denkt,.... Nichtdoch. Weit hergeholt......

Freitag, 22. Juni 2018

Format Perfect

Das hatten wir damals herniedergebracht, als eine Art Manifest, als eine gedachte Gemeinsamkeit, die so nie existierte:

FORMAT PERFECT

ist -
Begrenztes Unbestimmtes
Paradox Formel,
Programm für den Ablauf von Prozessen wie:
Musik, Erkenntnis, Kunst
funkelnde Unendlichkeit ein Wort - und Gedankenverbindung,
die Zauber besitzt
Anstoß zum Nachdenken
Geheimnis und Provokation
Magic & Secret (M&S) zum Beispiel:
Musik auf anderer Ebene
formale Unbegrenztheit
abgeschlossener Anfang und angefangenes Ende
dilettantische Perfection
erspekulierte Gewissheit
Traum vom Alltag
Bahnen entlang gelenkte Phantasy
Fraktur an der Gefühlswand des Unendlichen,
die sich am Seil des Absoluten
zum Bewusstsein hochzieht
Ziel, nicht brüllender Kult
ein Stück abstraktes, auf den Begriff gebrachtes Leben
Verfremdung von Wirklichkeit
Sicht durch die Brille (durch die Ohren, durch die Sinne)
von bestimmten Menschen
Anti: Ablehnung des Förmlichen bis zur Identifikation mit nicht recognostizierten Gedächtnislücken (schwarze Löcher, Blackouts, objektiv-subjektiv)
aber auch Pro: ironisierende Ästhetik,
gezügelte Form
Hotel Trampolini
ein Augenblick Konzentration auf das Tatsächliche
F.F. = prinzipiell wandelbar relative Relativität
Konflikt
vielschichtig verarbeitete Umwelt
morgen anders, als ES heute ist
wie ein glitschiger Fisch, der dir immer wieder entgleitet
traurige Lustigkeit – oder?

Komik? Reiz, - geht weiter!

Donnerstag, 21. Juni 2018

Soziale Intelligenz und Künstliche Intelligenz

Unser Wirtschaftssystem braucht Wachstum, so die weit verbreitete Meinung. Das führt beispielsweise konkret dazu, dass alles, was an Energieeffinzienz hervorgebracht wird, wieder in Wachstum umgesetzt wird, wobei nicht nach „qualitativem“ („nachhaltiges“ Wachstum, d.h. Vor allem: ökologisch verträglich) Wachstum gefragt wird, sondern meist ein „quantitatives“ Wachstum (beliebiges Wachstum um jeden Preis) gemeint ist. Dass dies auch menschliche Eigenschaften wie Gier und Egoismus fördert (moralisch ausgedrückt, - doch heute würde man auch sagen: im „sozialen“ Sinne), wird billigend in Kauf genommen. Die Abholzung jeglicher Regenwälder, die Zerstörung der Natur und jeder Ressourcen des Menschen wären dem dienlich. Es ist in einer solchen Wachstumsidiologie sozusagen der Preis dafür. Unter anderem.
Dass dies Wachstumsdogma seit mindestens 50 Jahren in Frage steht, wird nicht nur negiert, sondern regelrecht verdrängt. Ökonomen, Volks- und Betriebswirtschaftler scheinen immer wieder Rechtfertigungen dafür zu schaffen, sie scheinen unsere Wirklichkeit zu bestimmen. So muss wohl jede Koalitionsvereinbarung damit beginnen, dass sie mehr Wachstum erzeugen will. Auch in Talkshows, Diskussionen wird dies Dogma von den Ökonomen immer wieder so vorgeführt, als sei es ein Naturgesetz. Es scheint ein unumstößliches Dogma.
Um dies zu erreichen, werden dann Menschen dressiert, trainiert, geschult und durch ein in öffentlichen Diskussionen dauernd gefordertes und bis zum Erbrechen oft gehörtes „lebenslanges Lernen“ so gefügig für die Wirtschaft gemacht, dass das so geförderte und geforderte Individuum möglichst reibungslos in die ihm vorgestanzten Abläufe passt. Ob das alles aber in Stein gemeiselt ist, ob es unter veränderten Bedingungen auch so sein muss? Zweifel mögen erlaubt sein, insbesondere dann, wenn wir nicht nur über eine der wirtschaftlichen Logik folgenden „technologischen Intelligenz“ nachdenken, sondern auch über eine „soziale Intelligenz“. Sie würde es als Chance und Möglichkeit begreifen, dass unter den Bedingungen der zunehmenden Robotisierung und einer weniger werdenden Arbeit sich dem „gemeinen“ Mensch Freiräume erschließen könnnten, die er seiner Selbstverwirklichung zuführen könnte. „Niedere“, bzw. unqualifizierte Arbeiten könnten in einem ersten Schritt zunehmend von Robotern ausgeführt werden. Später, bei einem höheren Entwicklungsstand, könnten dann auch komplexere Arbeiten hinzu kommen. Der Begriff von „Arbeit“ wäre unter solchen Bedingungen völlig neu zu fassen. Finanzspekulanten und Techniker scheinen derzeit noch nahezu absolut über sie zu verfügen, sie scheinen sie zu definieren und vorzugeben. Noch läuft auch das gesamte System der sozialen Absicherung über das Erwerbsarbeitsleben. Arbeit definiert den Menschen, verschafft Anerkennung und Selbstwert. Sie wäre aber besonders in Form der „Lohnarbeit“ in Zukunft längst nicht mehr das Medium der Selbstverwirklichung des Menschen, - wie noch in der Gegenwart. Wir würden versuchen, sie in ein neues Selbstverständnis zu integrieren, sie zu überführen in ein neues Entwicklungsstadium, das von einer Allgemeinheit und deren Interessen bestimmt sein würde.

Dienstag, 19. Juni 2018

Sein (Lyrik Novalis)

Novalis (1772-1801) schrieb folgendes Gedicht:

Gottlob! daß ich auf Erden bin...

Gottlob! daß ich auf Erden bin
Und Leib und Seele habe;
Ich danke Gott in meinem Sinn
Für diese große Gabe.

Der Leib ist mir doch herzlich lieb
Trotz seiner Fehl und Mängel,
Ich nehme gern mit ihm vorlieb
Und neide keinen Engel.

Ich küsse gern mein braunes Weib
Und meine lieben Kinder,
Und das tut wahrlich doch mein Leib,
Und mir ist es gesünder,


Als wenn ich mit Philosophie
Die Seele mir verdürbe,
Denn ein klein wenig Not macht sie,
Die liebe Weisheit, mürbe.


Montag, 18. Juni 2018

Showgesichter

Bestimmte Gesichter sind im deutschen (öffentlich-rechtlichen und (!) privaten) Fernsehen immer noch dauerpräsent: Schöneberger, Kerner, Pilawa, Delling usw. begegnen einem fortwährend in anderen Funktionen und Konstellationen. Mal moderieren sie dieses, mal das. Schon wird der Nachwuchs "aufgebaut": diese Gesichter sind leider auch zu oft gesehen, tauchen dauernd in anderen Zusammenhängen auf. Und sowieso tauchen sie alle in der Werbung auf, um dir sich und ihre „Glaubwürdigkeit“ zu verkaufen. Sie waren ja alle beschäftigt, dir den Spiegel zu geben und das zu lieben, was du da siehst. Selbstoptimierung, Selbstverwirklichung, seine Einzigartigkeit herausarbeiten, so, dass es jeder sieht. Bei Schauspielern ist's dasselbe: bestimmte Gesichter und ihre nepotistischen kleinen Verwandten spielen Angehörige einer Besitzbürgerschicht, das vom Prekariat angehimmelt wird, weil „die“(!) „Es“ geschafft haben. Es wird zwar gemeckert, aber in Wirklichkeit wollen die nur auch die andern (die Vielen, die Massen, die Konkurrenz, die „Wettbewerber“) ausbeuten zu ihrer eigenen Bequemlichkeit.... es geht darum, die Zeit auf Erden möglichst angenehm zu verbringen und sich weiter vor zu drängeln und schlängeln, erlaubt oder nicht: nicht erwischen lassen! Die Devise heißt. „Be Positive“, verdrängen, schönreden: so etwas muss man sich leisten können. Wohlfeile Meinungen über die Welt wie eine Monstranz vor sich her tragen. Worte produzieren als Wohlfühlkokon, als Unterhaltungs- und Betäubungsware. Sich „interessant“ machen. Bloß keine Langeweile! Nichts aus dem Alltag! Bespaßen um jeden Preis.

Sonntag, 17. Juni 2018

Paradox in einem

Wir lassen uns zur Vergangenheit inspirieren und sollen begreifen, dass wir eine bestimmte Person waren und jetzt noch sind. Gleichzeitig fühlen wir uns als jemand anderes, der zurück blickt. Wir leben ein Paradoxon und sollen es aushalten. Uns überschwemmen bestimmte Bewusstseinsinhalte, denen wir mutig entgegen treten sollen: Wir leben nur in der Gegenwart! Wie oft habe ich diesen Spruch gehört. Ich glaube, man kann in der Gegenwart leben und trotzdem akzeptieren, dass man so wie jetzt geworden ist. Dass man hinein geschlittert isst in eine Gegenwart, die man evielleicht erst viel später besser begreift. Man darf sich wundern: bin das ich oder war das ich? Der Mensch ist wohl, mag er noch so marottenhafter Einzelgänger sein, ein soziales Wesen und als solcher bestimmten Verhältnissen ausgeliefert. Will man sich begreifen, einem Selbst näher kommen, sollte man sich wohl auch von seiner Vergangenheit inspirieren lassen, ohne daran mit einem „Früher-war-alles-besser“-Gefühl kleben zu bleiben. Vielleicht geht es darum, das ganze Gebilde, das man selbst darstellt, besser zu begreifen, sich seiner selbst bewusst zu werden, oder zumindest versuchen, sich selbst anzunähern, es herein zu holen in das, was man aktuell darstellt. Das scheinbar Selbstverständliche auflösen in etwas, über das man sich wundern kann. Ihm die Sphäre des Selbstverständlichen nehmen, das zu akzeptieren man damals verurteilt war.

Samstag, 16. Juni 2018

Reise durch Wirklichkeiten (2)

Fotos wie meine erlauben einen direkten Blick auf die Welt. Gelegentlich sogar einen anderen Blick aus einer anderen Perspektive. Vom üblichen Schönfärberblick, der die Allgemeinheit oft auch in Gestalt eines Menschen verklären will, halte ich gar nichts. Wir hingegen könnten den Alltag ganz anders wahrnehmen, durch eine „andere Brille schauen“. Genauso verhält es sich mit der Musik, die ich hier in Auszügen online stelle. Sie ist manchmal, - auch dort, wo sie sehr konventionell klingt, - ein „Abdruck“ meiner Seele, - in einer anderen Sprache als der gesprochenen. Sie schafft eine Wirklichkeit, die auch von meiner Vergangenheit als Rockmusiker geprägt ist, die aber vor allem auch meine Eindrücke von der gegenwärtigen Welt spiegelt. Insofern erscheint nicht sehr tragisch, dass das gesprochene Wort als solches relativ selten auftaucht. Es wurde mir auch zu oft und zu offensichtlich vom sogenannten Mainstream missbraucht, eingesetzt, benutzt, schön geredet, in eine Richtung gelenkt. 
Verschiedene Wirklichkeiten: dabei denken die meisten Menschen an schamanische Wahrnehmungen und Praktiken, die aus anderen als der westlichen Industriekultur stammen. An dieser Stelle würde ich behutsam zustimmen und mich interessieren. Gleichzeitig habe ich nicht nur in meinem Soziologiestudium gelernt und in verschiedenen Situationen auch erfahren, dass die Wahrnehmung von Realitäten auch sozial vermittelt ist: je nach der Gesellschaft, in der ich aufgewachsen und sozialisiert bin, habe ich eine „gelenkte“ Wahrnehmung der Welt, die sich in der Folge verfeinert und verfestigt: Der Vorsteher eines Dax-Unternehmers mag eine durchaus andere Wahrnehmung der Welt haben als ein Hartz 4-Bezieher, - um ein Beispiel aus unserer unmittelbaren Welt anzuführen. Dies mag sich auf die gesamte Werte- und Normenwelt beziehen, aus der Handlungen abgeleitet sind. „Man“ tut dies nicht und etwas anderes wird scharf sanktioniert, was man dann ganz in Ordnung findet. Dass aber genau solche Verhaltens- und Deutungsmuster relativ sein können, ist das, was ich auch hier ein wenig vermitteln will. 
Wir können Reisen in andere Wirklichkeiten antreten, die nichts gemein haben mit jenen Fernreisen, die heutzutage so gerne angestrebt werden und die einen geringen Output an veränderter Wirklichkeitswahrnehmung haben. Im Gegenteil, wir übertragen unsere Muster auf andere Kulturen und leiten dafür die Legitimation aus unserem „Erfolg“ ab. Dass dieser „Erfolg“ auch teilweise massive Schattenseiten hat, ist ja wohl offensichtlich. Klimakatatsrophe, Kriege und Ausbeutung der Welt mögen da nur Stichworte sein. Es mag auch „alternative“ Zugänge zur Welt geben, mit der wir uns auseinandersetzen sollten. Dies muss nicht immer heißen, dass wir solches immer toll und großartig finden, dass wir uns davon überwältigen lassen, was wir in einer meist kurzen Zeitspanne erfahren. Aber es mag Impulse geben, in eine bestimmte Richtung nachzudenken. Es kommt mir so vor, als habe ein Autor wie Michel Foucault sich ausgiebig mit den jeweilig historisch vermittelten Möglichkeit einer Deutung und gesellschaftlichen Sanktionierung von solchen Wahrnehmungsmöglichkeiten befasst.

Donnerstag, 14. Juni 2018

Crispr (1)

Crispr, eine Methode, die Gene sicher abschaltet? Klar ist, die Methode könnte die Welt verändern. Sie könnte sogar eine zweite Schöpfungsgeschichte bedeuten, in der sich der Mensch selbst erhöht, über die Natur und über die Evolution. Denn mit Crispr kann jede beliebige Stelle der DNA leicht verändert werden. Damit kann der genetische Code umgeschrieben werden. Damit kann man Gene ausschalten und sogar ihre Funktion verändern. Mit der Genschere kann mittels eines Erkennensmechanismus ein passender Abschnitt in der DNA erkannt und dann „ausgeschnitten“ werden. Wow! Der Rest fügt sich dann wieder automatisch zusammen. Jede Sequenz im Erbgut kann auf diese Weise angesteuert werden. Mit Crispr können die Forscher nicht nur bestimmte Gene ausschalten, sondern sie können auch Veränderungen einführen. Krankheiten ausmerzen. Dafür wird das neu gebildete Gen mit Hilfe der Genschere in die DNA eingeführt. Crispr funktioniert in allen Zellen und in allen Organanismen. Präzise, einfach und kostengünstig. Es gilt, den Code des Lebens gezielt verändern: Krankheiten vermeiden, heilen, Verhalten, Charaktermerkmale, Aussehen beeinflussen - der Mensch würde endgültig nach seinen eigenen Vorstellungen „optimiert“ werden. Der Mensch wird...... Ein Hindernis existiert derzeit noch: die Bausteine der DNA sind noch nicht in ihrer Bedeutung voll erkannt, nur von einem winzigen Bruchteil ist diese Bedeutung bekannt. Doch nur, was wir kennen, können wir gezielt verändern. Doch es erscheint nur als eine Frage der Zeit, bis ein größerer Teil der DNA in seiner Bedeutung erkannt ist. In den USA wollen Firmen jetzt schon mithilfe von Crispr viel Geld verdienen.
Infektionskrankheiten samt AIDS könnten damit der Vergangenheit angehören.„Biohacking“ ist das Stichwort, das den Menschen ins Genzeitalter katapultieren könnte. Was werden wir damit alles können? Uns selbst neu zusammenbauen? Uns selbst neu erschöpfen?

Mittwoch, 13. Juni 2018

Experten

Wieso eigentlich werden zu gewissen politischen Problemen in dem Medien immer wieder dieselben akademisch geadelten Figuren interviewt? Es fällt dies langsam auf und es fällt darüber hinaus auf, dass diese Figuren fast nie aus den Neuen Bundesländern kommen. Ob es da keine "vernehmungsfähigen" Akademiker gibt, die gerne ihr Gesicht dafür hinhalten? Ob das die immer selben abgenutzten Gesichter und Haltungen aus den Alten Bundesländern sind? Zweifel sind erlaubt. Ob es zu manchen Problemen geradezu angezeigt wäre, die Meinung von einem Spezialisten der Universität in einem Neuen Bundesland einzuholen? Wieso eigentlich fällt das niemandem auf? Ob Ost und West da nicht zusätzliche Schritte aufeinander zugehen könnten? Ob da Trägheiten dahinter stecken? Interessen? 

Dienstag, 12. Juni 2018

Steuern

Es fehlt wohl immer noch an Geld im Staatshaushalt. Trotz Rekordüberschüssen. Dies wird besonders an Gebieten wie der Pflege sichtbar. Da wird von Politikern gemauert, getäuscht und getrickst, was das Zeug hält. Da werden Pfleger versprochen, wo keine sind. Da wird ...und wird...und überhaupt, es sei ja schon so viel geschehen, so wird beschieden. Gleichzeitig soll, ich kann es kaum glauben, von der deutschen Bundesregierung in Brüssel das Gesetz blockiert werden, das riesigen Konzernen vorschreibt, dort Steuern zu bezahlen, wo Umsätze erzielt werden. Legale Steuervermeidung wäre auf diese Weise zumindest erschwert. Es geht, so lese ich, um die sogenannte „länderbezogene Steuerberichterstattung“. Das bedeutet: Großunternehmen müssen offenlegen, in welchem Land sie wie viele Gewinne erwirtschaft und Steuern gezahlt haben. Mit dieser Transparenz pro Geschäftsland soll dem Verschieben von Gewinnen in Steueroasen ein Riegel vorgeschoben werden. Es kann nicht wahr sein und muss auf einem Berichterstattungsfehler beruhen, dass die deutsche Bundesregierung das blockieren will! Überall ist das Problem erkannt. Ist nun zu wenig oder zu viel Geld da? Es kann nicht sein, dass ein SPD-Finanzminister so etwas verhindert! Was da wohl dahinter steckt? Ich würde gerne etwas darüber lesen....

Montag, 11. Juni 2018

Vorstand als Bonus

Ich kriege mit, wie sich der ehemalige VW-Chef Müller von wohlbestallten Politikern dafür rüffeln lassen musste, wieviel er verdient. Ich erinnere mich dabei an einen Artikel, der von den Millionengehälter der DAX-Vorständen berichtet. Es ist, wie bei Politikern, von „Vergütungen“, die Rede. Ich erinnere mich, wie ich darüber staunte, dass das noch immer akzeptiert wird und dass jeglicher kritische Einwand sofort als „Sozialneid“ abgetan wird. Reflex. Die alte Leier funktioniert wohl immer noch. Es ist dann auch schnell von „Verantwortung“ die Rede. Von Leistung auch. Bei den Millionenabfindungen und Altersversorgungen, die in jüngster Zeit bekannt geworden sind, mögen einem da Zweifel kommen. Denn die Verantwortung dieser Herren (!, jawohl, es sind ganz überwiegend Herren und keine Damen!) beschränkt sich hauptsächlich darauf, nach den von ihnen vorgenommenen Massenentlassungen, herrschaftlich honoriert den Hut zu nehmen. Wo bleibt da die Verantwortung? Die Leistung? Am Ende vielleicht sogar mit dem eigenen Geld? Haftung? Persönlich verantwortlich? So weit scheint die Erregung bisher noch nicht zu gehen. 
Da ist höchstens von Deckeleien die Rede, in der kritischen diskursiven Version auch von dem Wunsch nach größerer Transparenz. Aber Weitergehendes wäre ja systemsprengend und der Marktwirtschaft abträglich! Tabu! Igitt! Und wenn von dem jeweiligen Vorstand etliche Betrugsskandale zu verantworten wären? Trägt er sie, oder lässt er sie von irgendwelchen PR-Mitarbeitern abwimmeln, abbiegen, verniedlichen, umformulieren und in gewollte Richtungen lenken? Derzeit spricht ein Autoboss offenbar vor dem deutschen Verkehrsministerium vor. Die Männer an der Spitze gerieren sich gerne als harte Alpha-Tiere und lassen sich in den einschlägigen Magazinen in den dazu passenden Posen inszenieren. Sie sind in Deutschland die wahren Exportweltmeister und nehmen dabei so manchen Kollateralschaden (besonders oft in Afrika...) in Kauf. Sie sind die Meister der Gerissenheit und sind dabei so gerissen, dass ihre Gerissenheit meist gar nicht erkannt wird. Ein amerikanisches Alpha-Tier stört da ein bisschen derzeit. Bosse und Ego-Shooter streiten unter sich halt auch mal. Hey Leute, sind wir da nicht ein bisschen weiter....?

Sonntag, 10. Juni 2018

Spielen

Mit Friedrich Schiller hatten wir es hier im Blog schon mal dargelegt: Der Mensch ist nur da Mensch, wo er spielt. Wir wollen Mensch werden, also spielen wir, versuchen uns zu vervollkommnen. Die beiden Triebe, die Schiller sieht, den Stoff- und den Formtrieb, zusammenbringen. Der Stofftrieb ist das, was uns die Welt und die Natur aufgeben. Der Formtrieb legt uns nahe, die Dinge relativ vernünftig zu ordnen, zum Beispiel nach Gesetzen der Logik oder der Moral. Wer kann das überhaupt unter dem Druck, der heute überall herrscht (siehe auch bedingungsloses Grundeinkommen... z.b. Blog „Arbeit im digitalen Zeitalter“ oder „Fritz und Johnny“) Erst mal spielen und sich auch Fehler gestatten, das wäre nach Schillers Geschmack. Ob es aber möglich ist, auf diese Weise das richtige Leben im falschen zu suchen? Und überhaupt, wir? Lassen uns ein Spiel vorspielen. Zum Beispiel samstags in der Fußball-Bundesliga. Oder in diesen tausend Spieleshows im Fernsehen. Alles nur ein Spiel. Bei den alten Römern in ihren Amphitheatern mit ihren Gladiatoren konnte dadurch sehr schnell blutiger Ernst werden. Sehr zum Vergnügen der johlenden Massen. Ein Schelm, wer da Parallelen zur heutigen Situation sieht. 

Freitag, 8. Juni 2018

Parteiendemokratie

Solche primitiven Vorgänge der Raffgier interessieren mich normalerweise wenig. Aber wenn der politische Apparat im ach so fortgeschrittenen Deutschland sich selbst in dieser Weise offenbar bedienen will und ich immer mehr „junge“ Musterschüler in "wichtigen Ämtern" mit der entsprechenden Brille wie aus einem Paukerfilm vergangener Zeiten mit ihren allzu wichtigen Meinungen (meist handelt es sich dabei um vorgestanzte Meinungsformeln und Patterns aus dem Parteicomputer) herumspringen sehe, dann erzürnt mich das schon: Es scheint so, als wollten SPD und Union die Zuschüsse aus der staatlichen Parteienfinanzierung erhöhen. Es geht wohl um "die Pläne, nach denen die Steuerzuschüsse aus dem Bundeshaushalt an die Parteien um rund 25 Millionen auf 190 Millionen Euro angehoben werden sollen“. Heimlich, still und leise soll das passieren. Genau wie das Ding mit den "Diäten". Natürlich kann das jeder im Internet und sonstwo nachvollziehen. Alles ist öffentlich und offen. Die Vertreter der öffentlichen Meinung wären aufgerufen, so etwas zu beschreiben und zu geiseln. Aber dies scheint mir eine rein theoretische Möglichkeit, da so mancher Bürger in seiner arbeitsfreien Zeit anderes tun will, als Zeitungen nach solch unterirdischen Meldungen abzugrasen oder gar ganz direkt die neuesten Bundestagsunterlagen nach Niederträchtigkeiten aller Art zu durchforsten. Und ob die Journalisten der Berliner Sphäre einem solchen Thema nachgehen wollen, scheint auch nicht immer sicher. Das Parteiengesetz sehe bereits heute jährlich automatisch steigende Staatszuschüsse vor, heißt es. Die politische Klasse hat vorgebaut. Doch das alles scheint nicht zu reichen. Wohin solche Auswüchse der Parteienherrschaft führen können, ist unter anderem an Italien zu sehen, wo Leute, die sich in Gegnerschaft zu der herrschenden politischen Klasse verstehen, von selbstgerechten deutschen Politikern oft pauschal als „Populisten“ beschimpft werden. Doch hierzulande ist es erst mal im Bereich der Möglichkeiten, die Zuschüsse zu meiner Meinung nach „zweifelhaften Tätigkeiten“ um 15 Prozent anzuheben. Populus heißt "Volk" und ist lateinisch. 

Dienstag, 5. Juni 2018

Ursprung in der Zeit

Woher kommt das alles? Der Urknall könnte etwas ausgelöst haben, was nun mehr als 13 Milliarden Jahre andauert. Hm, ob das etwas lange ist? Nun ja, es musste einiges geschehen, bis das Leben als Evolution so richtig loslegen konnte. Sterne und Planeten rasen zwar lange hin und her. Aber es brauchte auch lange, bis es da so etwas wie Veränderung gab. Vorgänge in der Natur lassen sich halt nicht in kürzere Zeiteinheiten pressen, - wie es etwa der heutige Mensch so gerne hätte. Vor tausenden Jahren dauerte eine Schwangerschaft 9 Monate. Heute ist das immer noch so. Das Universum hat Milliarden von Jahren gebraucht, um die Elemente zu erschaffen, aus denen alles besteht. Milliarden Jahre, bis sich Galaxien gebildet haben und sich unser Sonnsystem geformt hat. Und weitere Milliarden Jahre, bis Sauerstoff in die Welt kam und damit vielfältiges Leben. Wir haben viele Dinge beschleunigt, aber nicht den Lauf der Natur. Die Zeit, so glauben wir heute alle, könnten wir beherrschen. Wir könnten sie verdichten und für uns arbeiten lassen.
Der Mensch vergöttert sich selbst, sieht sich gerne als Krone der Schöpfung, die er unentwegt verbessern und als Evolution beschleunigen will. Zuletzt war und scheint auch die Gentechnologie CRISPR ein Weg dazu zu sein. „Memento Mori....“, „bedenke, dass du sterben musst...“ ist und war unser Schicksal, wogegen sich in uns alles sträubt, was unter anderem die einschlägigen Bemühungen im Silicon Valley (Lebensverlängerung) ausgelöst haben mag. Die Fehler im Genom, die sich mit dem Alter häufen, müssen unbedingt repariert werden. Stoffwechselprodukte innerhalb und außerhalb der Zellen müssen entfernt werden, die Verkürzung der Zellomere muss gestoppt werden....usw. Die Medizin macht darin rasante Fortschritte. Etwa im Bereich der Stammzellen. Erst kürzlich ist es gelungen, Menschen, deren Netzhautzellen absterben, mithilfe von embryonalen Zellen vor der Erblindung zu retten. Ist doch etwas! Wenn wir uns ständig runderneuern könnten, dann könnte so einiges machbar sein. Vor 100 Jahren wurden wir durchschnittlich 50 Jahre alt. Heute sind es 80 Jahre. „The Trend is your friend“ heißt ein Denkspruch. Ob sich der Trend jedoch beliebig wird fortsetzen lassen? Dort, wo jemand glaubt, dass auf technologischen Weg alles machbar sei, mag auch die Bezwingung der Zeit und die allgemeine Erweiterung der Bedingungen und Beschränkung des Menschen erreichbar erscheinen. Doch einstweilen ist uns die Zeit nur geschenkt. Jeder Tag bringt 24 Stunden voller neuer Chancen, unverbraucht, als einen Schatz.... als ein höchst wertvolles Gut....

Montag, 4. Juni 2018

Sommerpause

Wir sind, gelinde formuliert, etwas erstaunt, dass in gewissen Fernsehprogrammen jetzt oft schon die Rede von „Beginn der "Sommerpause“ die Rede ist. Jetzt schon? Rein gefühlt (und nicht gewusst), wird diese "Sommerpause“ dann wieder mindestens bis Anfang September (meistens sogar länger) dauern. Ob das nicht doch etwas zu großzügig ist im Vergleich zu der „normalen“ Bevölkerung, die jetzt noch etliche Wochen vor sich hat, ehe sie anfangen kann, nach und nach an ihre „Sommerpause“ zu denken? Ob diese auch noch großsprecherisch kund getane und oft hochbezahlte Arbeitsverweigerung etwas mit dem staatlich gepushten Gebührensystem zu tun hat? Es scheint an dieser Stelle jedenfalls genügend Geld vorhanden zu sein, um einen riesigen Apparat mal eben so über ein Vierteljahr Untätigkeit „durchfüttern“ zu können, während in etlichen Bundesländern zu Beginn der Schulsommerferien traditionell Lehrer entlassen werden...., was von den Vorzeigefiguren dieser Fernseh-Systeme erfindungsreich gegeiselt wird. Ob es da vielleicht eine Mitte gäbe, nach der die einen nicht unbedingt entlassen werden müssten und die anderen auch mit verminderten „Bezügen“ in ihrer ausgedehnten „Sommerpause“ weiter existieren könnten? „Geht nicht“ aus diesen und jenen Gründen, werden die einschlägigen Verwaltungs- und Finanzspezialisten einwenden. Ob es bei genügend Willen und nach entsprechend veränderten Vorgaben dann aber nicht doch Wege gäbe, um es genau so zu handhaben?

Sonntag, 3. Juni 2018

Primus

Die Überangepassten waren uns suspekt. Diejenigen, die in der Schule und „im Leben“ überall Einser hatten. Die Musterschüler. Die Stipendienerhalter. Als „Primus“ bewährt. Die „Durchsetzungsfähigen“. Die „Karrierebewussten“. Die überall vorne dran waren. Die unbedingt Medizin studieren wollten. Die als „große Begabungen“ galten. Die „Schlauen“. Dahinter vermuteten wir die falschen Gründe. Wohl auch zu recht. Die schienen dem System allzu willfährig zu sein. Aus unserer Perspektive. Wir wollten da nicht mithalten. Denn wir glaubten uns im Recht. Pointe: Später schnitten sie uns eine lange Nase, die Karrieristen. Sie hatten alles richtig gemacht. Wir nicht. Sie hatten ihre Karriere gemacht. Wir hatten unseren Niedergang zelebrieren müssen. Sie waren beispielsweise auf dem Ticket einer Partei voran gekommen. Wir hatten uns mit nichts identifizieren wollen. Wir beobachteten, versuchten, zu analysieren. Dass das ein Luxus war, erkannten wir zu spät. Der Ehrgeiz fehlte uns. Den Preis hatten wir später zu bezahlen. Das „Gestalten wollen“ (was eine andere Formulierung für „Macht ausüben“ ist) übte auf uns keine Anziehungskraft aus. Also sackten wir ab. Schnell, intelligent und offen zu sein lehnten wir als Vorzeigeeigenschaften ab. Das war man auf eine eher selbstverständliche Art. Die Gesellschaft hat sich so entwickelt, dass sie das nicht honoriert, sondern negativ sanktioniert, dass sie das abstraft. Es scheint nämlich darauf anzukommen, etwas zu zeigen, vorzutäuschen, was nicht unbedingt da sein muss. Es gilt die Verkaufe, nie der Inhalt. Blender werden belohnt. Überzeugungen zu haben, ist nicht sehr beliebt. Es gilt vielmehr, „die richtigen“ Überzeugungen zu haben.

Samstag, 2. Juni 2018

Partizipation (3)

Ob Partizipation und Teilhabe an politischen Entscheidungsprozessen etwas Typisches für unsere repräsentative Demokratie ist? Der oft und vor Politikern selten geäußerte Spruch ist doch der von „denen da oben, die doch tun und lassen, was sie wollen“. Partizipation wird in diesem Zusammenhang auch oft als Simulation erkannt, das heißt, als Vorspielen eines Prozesses und einer Situation, die aber keinesfalls zutrifft. Eine Sache, ein Gesprächsthema „mit nach Berlin“ nehmen, würde der sprachlichen Einkreisung einer solchen Situation in vielen Bürgersprechstunden und Bürgerversammlung entsprechen. Es werden vom Parteiestablishment oft Situationen organisiert, in denen der Bürger seinen von ihm gewählten Politikern entgegen treten und dabei seine Meinung kund tun soll. „Reden wir miteinander auf Augenhöhe!“ scheint das Motto solcher Veranstaltungen, deren typischer Ablauf auch neulich in einem Film zu besichtigen war. Politiker beschwichtigen dabei fast schon wie aufsichtspflichtige Eltern ihre besorgten Bürger, die Probleme damit haben, aus der Rolle des nach oben blickenden Bittstellers heraus zu kommen. 
Gerade die „Augenhöhe“ ist Augenwischerei und institutionalisierte Täuschung in der gegenwärtigen Verfassung unserer Demokratie. Das Wahlvolk kann zwar wählen und jede Stimme wiegt gleich viel. Danach aber kommt es zu einem politischen Prozess, der Machtverhältnisse und gewisse finanzielle Gegebenheiten mit sich bringt. Der durchschnittliche Politiker scheint den Kontakt mit der Realität verloren zu haben, wofür es gerade in jüngster Zeit sehr offensichtliche Belege zu geben scheint. Doch an solchen Verhältnissen wird gerade gerüttelt, alte Selbstverständlichkeiten zerfallen wie die Volksparteien, neue Formen der Transparenz sind unterwegs. Es weiß nur noch keiner, wie sie genau aussehen werden. Dass Bürger mehr sein wollen, als Statisten in einem parlamentarischen Getriebe, dass sie sich mehr Elemente der direkten Demokratie wünschen, ist nicht erst seit den vergangenen Wahlen in Deutschland offensichtlich. Sprechblasen, wie sie bevorzugt auch die Nachrichtensendungen der öffentlich-rechtlichen samt mancher privater Sender unter die Leute bringen, scheinen in einem solchen Umfeld nicht mehr angesagt. Scheinpartizipationen, bei der Politiker über ihre bereits im Vorfeld gefassten Beschlüsse und umgesetzten Erkenntnisse bestenfalls informieren, aber kaum Anregungen dazu entgegen nehmen oder ein wirkliches Feedback stattfindet, sind passée. Intransparenz auf allen wichtigen Gebieten scheint derzeit das Gebot des politischen Apparats. Stattdessen sind offenbar die Lobbyisten die wahren Entscheider in politischen Prozessen. Sie sollen das "Fachwissen" einbringen. Dass sich hierbei gewisse Parteien im Deutschen Bundestag gegen ein Register solcher Lobbyisten sperren, scheint Ausdruck einer nicht verstanden Veränderung in unserer Gesellschaft. 
Parteien scheinen sich gleichzeitig in „Bewegungen“ zu transformieren, die das inhaltlich Unbestimmte und gleichzeitig Personenzentrierte mehr in den Vordergrund schieben. Denn es scheint gleichzeitig ein neuer Personenkult auch in Europa Gestalt zu gewinnen: In Italien sind die Figuren Grillo und Berlusconi dafür tragend, in Österreich Kurz, in Frankreich Macron, außerhalb Europas Erdogan, Trump und Putin, die da nur die Spitze des Eisbergs abgeben.

Freitag, 1. Juni 2018

Reise ins Elend (Lyrik, I Goll)

Reise ins Elend (Iwan Goll)
Wie aber schmerzt die Menscheneinsamkeit,
wenn Landschaften mit gleichem Leid wie du sich von dir wenden
und in sich selbst versinken, dir so fremd!
Wenn klein ein Bahnhof dich in kalten Regen stößt,
ein Güterwagen leer und ohne Zukunft dich anbettelt.
Da kriecht ein fahler Gaul auf dunklem Acker,
oh, wenn der wüßte, daß du existierst
und du ihn liebst, ihm würden Flügel blau zum Himmel wachsen.
Manchmal schaut Wasser auf zu dir mit großen Augen,
und weil es nicht dein Lächeln sah,
fällt freudlos es und schal in sich zurück.
So läßt du alles dort allein. Es reißt dein Schicksal dich dahin.
Die alte Bucklige am Damm wird ewig nach dir blicken,
untröstlich steht das schreiende Plakat am schiefen Giebel.
So läßt du alles dort allein in unerfüllter Liebesdemut
und weißt es doch, daß, Einsamer, dich eine Stadt erwartet,
in der du weinen wirst die lange Nacht im billigen Hotel.