Reise durch Wirklichkeiten

Dienstag, 30. September 2025

Dem Elvis auf der Spur

Ich lese in einer Besprechung des neu gewendeten (neue Texte, andere SängerInnen aus dem iberischen Raum) Albums „This Years Model“ (Original von 1978) von Elvis Costello. Da ist die „Spielzeugorgel, die einst witzig gewesen sein mag... Ach so! „Dabei ist es das, was mir immer gefallen hat: der Stilbruch, dieses Anti-Rockistische, das Skurrile daran, dass diese Orgel trotz allem toll und stilsicher gespielt war, dass sie eine Art von schmierigem Punk-Element herein brachte, das Billige, Jahrmarkthafte, dass sich einer in einer Zeit der langen Soli so zurücknehmen konnte und dem Song mit Ausschmückungen, Phantastischem und Brücken/Überleitungen, Soundhintergründen aller Art dienen konnte…, das scheinbar unbekümmerte Reinhauen mit guten Songs) Übrigens: Der Orgelspieler vor vielen Jahren hieß Steve Nieve und wurde/wird nicht nur von mir heftig bewundert. Costellos Band hieß damals The Attractions und führte das scheinbar Abseitige auf ein neues Niveau der Rockmusik. Das Engagierte, Leidenschaftliche, Hingebungsvolle Ich wünschte mir, „heutige“ Popmusik würde solche Elemente mehr in ihr Instrumentarium einführen. Aber ich vermute, dass hier mehr auf vorformulierte Codes zurück gegriffen wird, auf feststehende Grooves und Stilmittel, die einem ganz genau vordefinierten Stil zugeschrieben werden. Das Crossover-Bemühen im eigentlichen Sinn scheint es nicht mehr zu geben, es scheint alles im Voraus festgelegt. In diesem stilistische kaum festgelegten Rahmen wird wohl Individualisten eine Art Bewegungsraum gewährt, der später freilich von mächtigen „Produzenten“ eingesetzt, in einen Zusammenhang gestellt und bearbeitet wird.

Montag, 29. September 2025

Unübersichtlichkeit

Wir leben in einer unübersichtlichen Welt. Unüberschaubarkeiten umgeben uns. Chaotisches zieht in die Existenz ein. Clowns werden Chef, Unkundige machen Karriere. Klar ist: alle haben zu allem eine Meinung. Aber sie suchen gleichzeitig nach Orientierung, nach der klaren Trennlinie zwischen Schwarz und Weiß, sie suchen nach dem, was wahr (!) ist. Dabei spielen auch Ängste eine Rolle. Etwas nicht mitzukriegen, kann spielentscheidend sein. An dieser Stelle wird man schnell empfänglich für Verschwörungstheorien. Diese wollen einem erklären, was hinter den Kulissen „wirklich“ abläuft. Ob das unter anderem auch eine Folge davon ist, dass wir oft genug von staatlichen Institutionen falsch informiert und mit „frisierten“ Informationen "beruhigt" worden sind? Es bilden sich auch Ängste vor einer Realität, die einen womöglich sozial blitzschnell abrutschen lässt... Eine Realität, die Fremdes und Fremde zu bieten hat, das Uneinheitliche, Wilde. Nicht nur an dieser Stelle wird gerne nach „Experten“ gerufen. Diejenigen, die sich stellvertretend für uns mit einer Sache intensiver beschäftigen. Blöd nur, dass diese „Experten“ auch ihrem eigenen Interesse und ihren eigenen Erkenntnismöglichkeiten unterliegen. Dass sie als Lobbyisten oft genug Einfluss nehmen, im Sinne derer, die sie bezahlen. Doch diese "Experten" können für uns auch Kontrollverlust bedeuten. Wir wollen Eindeutigkeiten, nicht Vieldeutigkeiten. Wir wollen die Reduktion der Komplexität. Komplexitätsreduktion nennt das die Soziologie. Wir wollen sie in uns wissen, die „Wahrheit“. Wir wollen ES wissen. Uns plagt eine tiefe Sehnsucht danach. Es muss doch für nahezu alles einen Sinn und eine Verantwortung geben! Blöd nur, dass die heutige Wirklichkeit viele solcher Vieldeutigkeiten und Ungewissheiten (auch in Bezug auf die „Verantwortung“) auf uns bringt. Wie damit umgehen? Angesichtes solcher Verhältnisse könnte so mancher Mitmensch auf die Idee kommen, sein Ego neu erfinden zu wollen (ein gängiger Gesprächsstoff und fast schon zur Redewendung geworden). Es ist dies ja aus den auch hier nachgezeichneten Gründen ein Modethema geworden und hat viele Dimensionen. Wir könnten auf diese Weise ( in einer "Neuerfindung" des Egos) bei der sogenannten und viel beschworenen „Globalisierung“ vielleicht besser dabei sein. Mitreden, dabei sein ist alles, - wirklich? Diese „Globalisierung“ scheint ohnehin nicht mehr zu beherrschen zu sein und überspült uns auf mannigfache Weise alle. Sie scheint die Welt zu prägen und bringt auch diese autoritären Politikstile hervor, die scheinbare Antworten geben. Es geht um das, was die Soziologie „Komplexitätsreduktion“ nennt. Vereinfachungen, die das Leben leichter machen wollen, indem sie die Unübersichtlichkeit reduzieren.

Sonntag, 28. September 2025

Zeitgeistpop

Populäre Musik spielte immer schon mit vorgegebenen Formen, mit den Codices des Wohlfühlens. Der Entwicklung der Gesellschaft entsprechend gab sie sich in einem bestimmten Verhältnis dazu individuell, bildete den Zeitgeist der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts mit eigenen Mitteln ab. Sie war in Grenzen individuell. Beispielsweise ein Bob Dylan nahm die Formen auf, die ihm der Zeitgeist und das Grundgefühl des Aufbruchs gab. Aber auch die Inhalte. Er füllte die vorgegebenen Schablonen mit Eigenem auf. Die Prozesse der Vereinheitlichung, die eine größere Skalierung und Nivellierung zugunsten der Profitabilität bringen, auch der maschinellen Automatisierung, sind nach und nach so in die Popmusik eingezogen, dass sie mit der Zeit zu einer Entindividualisierung geführt haben, zu einem anonym vorgegebenen Wohlklang, der zunehmend normiert ist und von vorgebenen Codes bzw. Mustern abhängig ist, die nur noch minimal variiert werden. Überraschungen, die etwa durch die Individuen eingeben werden, sind selten geworden. Die vom anglophilen Markt zu uns vordrängende Popmusik ist stromlinienförmig, anonym und gleichförmig geworden, hörig den vorgegebenen Mustern. Es könnte darüber so etwas wie Schwarmintelligenz entstehen. Doch der Produktionsdruck, einen vorgegeben Output zu einer festgelegten Zeit abliefern zu müssen, ist größer.

Donnerstag, 25. September 2025

Gesellschaftsspiele

Arbeit? Was ist das? Es lassen sich in letzter Zeit manche „Geister“ auf dieses Thema ein. Im öffentlichen Raum, selbstredend. Im Sinne des Wachstums. Des Vorwärtskommens. Da kommen die Trump`schen Zölle gerade recht. So richtig motivierend. Tatsache ist: niemand mehr wird durch Arbeit reich. Es reicht möglicherweise gerade eben so. Allenfalls. Wir nähern uns darin trotz aller sozialer Fortschritte Verhältnissen wie in frühkapitalistischen Zeiten an. Auch so etwas wie Sinnsuche im Job, Selbstverwirklichung, Befriedigung, Erfüllung etc. ist passée oder gilt für manche Upstarts (Gründer) mit einer tollen Geschäftsidee. Entfremdung ist ein altmodisches Wort. Man „macht seinen Job“. Basta. Ob da jemand auf die Idee kommen kann, nur so viel zu arbeiten, wie der Vertrag vorsieht? Business as usual. Dienst nach Vorschrift. Wir sollten gefälligst mehr arbeiten, sagt eine Wirtschaftsministerin. Das wisse man doch schon längst, eilen öffentliche Kommentatoren beflissen zur Hilfe und unterstützen die Ministerin in ihrem Luxus nach Kräften. Aufstieg durch Arbeit? Das war einmal. Auch sämtliche Aufstiegsversprechen sind vergangen, sind passée. Ob sie mal ein Motor des Wachstums waren? Meine Kinder sollen es besser haben als ich? Was angesagt ist: Selbstfürsorge statt Selbstausbeutung (etwa in manchen „freien“ selbständigen Berufen.). „Work life balance, vielgescholten. Begüterte Leute haben das im Sinne der Selbstverwirklichung für sich, identifizieren sich mit dem, was sie machen. Jemand am Fließband hat es damit schwerer. Ausweg? Inneres Wachstum ist angesagt, statt äußerliche Karriere. Sich tot arbeiten, wie die Nachkriegsgeneration? Ob das ein verlockendes Ideal ist? Ausbeutung der Natur? Ruinierung des Planeten. Reiche, die sich selbst „erwählt“ haben, wie etwa Musk, verlassen dann diesen Planeten, werden unter sich sein und mittels der Segnungen ihrer Technokratie eine neue interstellare Menschheit als „Elite“ aufbauen, sofern es sie (die Menschheit als Gesamtes) mitten im KI-Getümmel dann noch gibt.

Mittwoch, 24. September 2025

Neue Aristokraten

Was mir jetzt im Tone eines empörten Protests gegen die hierzulande drohenden Verhältnisse zuging: „Milliardenschulden auf Kosten der Armen u nachfolgenden Generationen,aber die Reichen entlasten!!!“ Darin sind schon jetzt die USA und Deutschland austauschbar. Was kommt da? Die waren doch schon immer Avantgarde: was dort angesagt war, kam spätestens zehn Jahre danach hierher. Also, was dräut? Kapitalismus auf Speed, und sie selbst, die Tech-Milliardäre, an der Spitze. Ihr Einfluss auf die Politik ist seit Donald Trumps zweiter Amtszeit deutlich gewachsen. Welchen ideologischen Vorbildern folgen Tech-Bosse à la Elon Musk, Peter Thiel, Jeff Bezos oder Mark Zuckerberg? Und wie verbreiten sie ihre Überzeugungen? Da ist ihr Glaube an ungebändigte Märkte, eine Technologie-Vergöttlichung und Skepsis bis Ablehnung staatlicher Regulierung. Die haben die Macht, so etwas in die Köpfe rein zu drücken. Vertreten wird ein radikaler Individualismus, in dem das Ich die zentrale wertende Instanz sei. Der Staat erscheine da als „als reine Bedrohung der Selbstentwicklung“.

Dienstag, 23. September 2025

Podcast ahoi!

Podcasts sind in Mode. Jeder braucht jetzt einen Podcast. Wie das geht? Manche machen alles selbst, aber „prominente Personen“ lassen dazu „ihr Team“ die Dienste eines Aufnahmeteams mieten. Die nehmen das Gesprochene professionell auf und geben es weiter an die Vermarktung: Beim Podcast labern dann ein oder zwei Personen ihre Weisheiten in der äußeren Form eines Zwiegesprächs oder eines Monologs uns unendlich lang in die Ohren (haben wir so lange Zeit?). Man will uns etwas „auseinandersetzen“. Es geht aber unter anderem darum, sich als „Marke“ zu profilieren, sich als kompetent und sprachgewandt darzustellen, einen weiteren Verbreitungskanal für diese Marke zu nutzen. Gesichtsausdruck und optische Präsentation als „Typ“ (beim Video-Podcast) mögen dabei auch ihre Rolle spielen, um auch die zu gewinnen, die nicht unbedingt zu den Hardcore-Fans zählen.

Montag, 22. September 2025

Spiritualität

Dass die Spiritualität so etwas wie der Gegenpol, der Widerpart der Religion in unserer zeitgenössischen Gesellschaft sei, habe ich jetzt oft gelesen. Gottesdienste scheinen schlecht oder nur noch von einer kleinen Zielgruppe regelmäßig besucht zu sein. Sie seien aus Mangel aus Interesse und Personal zusammengelegt, fusioniert, rationalisiert. Wo es früher 5 Gottesdienste in benachbarten Gemeinden gegeben habe, seien sie nun aus Mangel an Interesse und mangels Zuspruch zusammengelegt zu einem einzigen. Die Amtskirche mit ihren Beamten und dem Verwaltungsapparat habe ausgedient, habe ihre Attraktivität gänzlich verloren. Dass „die Kirche“ auch zahlreiche soziale Aufgaben in einer Gesellschaft wahrnimmt und allgemein zu einer Stabilität beitragen könnte, kommt in einem solchen Weltbild nicht vor. Grundgesetz? Kein Mensch wisse mehr, was eine von christlich-jüdischen Werten geprägte Deutung der Wirklichkeit in einer so empfundenen Verfassung überhaupt sei. Was könnte angesichts dessen also Spiritualität überhaupt sein? Was verstehen wir darunter? Es mag dabei nicht darum gehen, Dogmen nachzubilden, sondern offen zu leben. Es gehe es vor allem um Erfahrung, also um etwas Persönliches, um Selbsterkenntnis, um einen Übergang zu einem Zustand, der zu einer Befreiung führt. Ob dies freilich auch in dieser Form schon wieder verallgemeinert werden kann? Wo ist die Abgrenzung zur Esoterik und magischen Ritualen? Wundersteine, Händelesen, Pendeleien..... Dekorationen für das äußere und innere Leben? Es gibt ja ganze Messen, die die Vielfalt des Esoterik-Supermarktes feilbieten. Alles hat seinen Preis, so scheint das über allem stehende Credo dort zu lauten. Sehr viele esoterische Praktiken haben sich halt auch dadurch kompromitiert, dass sie sich im marktwirtschaftlichen Sinne mit einem Preis versehen haben, dass sie sich eingefügt haben in ein neoliberales Weltbild, in dem jeder sich sein Seelenheil zu einem vom Markt bestimmten materiellen Preis „erwirbt“. Ohne Kohle kein Seelenheil, so hat die Basis einer solchen Praxis oft gelautet. Oft sind dann auch noch autoritäre Strukturen, Guru-Konfigurationen und „Meister“-Verehrungen gefolgt, die meist den finanziellen Ruin des Gläubigen und den frech zur Schau gestellten Luxus des „Führers“ (jawohl, es waren in dieser Funktion meist Männer, die sich selbst zum „Erleuchteten“ oder „Auserwählten“ verklärt haben. Ob das etwas über eine machistische Kultur aussagt?) Ob aber das seelische Heil von einer bestimmten Organisationsform abhängt, etwa in den „Christlich-abendländischen“ Religionen? Ob es etwas gibt, das zumindest als Sehnsucht im Innern ist und für den modernen Menschen mit seinem ach so wissenschaftlichen Weltbild erschlossen werden kann? Speist sich ein solches Bedürfnis auch aus der Erfahrung der Urhorde, die sich in kriegerischen Auseinandersetzung mit anderen befunden hat und dabei Seelentröstung und -heil verlangte? Hm, das erscheint dem modernen Menschen nicht erlaubt. Galt es, die tiefsten Bedürfnisse, die im Diesseits nicht zu erfüllen waren, ins Jenseits zu verlegen? Ob ein Gebet das Schicksal oder den Lauf der Dinge verändern kann?

Sonntag, 21. September 2025

Herausforderungen

Wir sind Menschen, die Fehler machen, die begrenzte Wesen sind, die endliche Wesen sind, die nicht alles im Griff haben und manchmal nur probieren, solange, bis etwas klappt. Try and error. Der größte Fehler ist, zu glauben, man habe alles im Griff. Genau das scheint aber das Prinzip zu sein, nach dem die Gesellschaft lebt. Es scheint geradezu verboten zu sein, auf negative Entwicklungen, auf Fehlentwicklungen, auf Probleme und Missfunktionen aufmerksam zu machen. Wer will schon Spassbremse sein? Spielverderber? Es scheint ja für viele Menschen keine Probleme mehr zu geben, sondern nur noch Herausforderungen (die man lösen/erfüllen kann). Deshalb scheint dies Wort längst auch eine Art Modewort geworden zu sein, dessen sich der Zeitgeist bei nahezu jeder Talkshow bedient. Es triumphiert die Einstellung, dass alles irgendwie zu schaffen sei. Auch die diesem Geist entsprechende Ratgeberliteratur, die rät, negative Gedanken einfach abzuschütteln oder erst gar nicht zu denken, entspricht dieser Einstellung. Es scheint das verlogenste der verlogenen Lächeln über allem zu liegen. Ob die Wirklichkeit so ist, ob diese Aufforderung nicht einfach darauf abzielt, die hässliche Wirklichkeit mit allen unschönen Aspekten einfach zum Vorteil des Selbst zu verleugnen? Nicht an sich heran lassen? Ist die Welt wirklich so schön, für alle? Ob wir wissen sollten, was uns umgibt, wo wir leben? Es werden ganze Agenturen damit befasst, einen Drang zur Verschönerung, zur Behübschung der Wirklichkeit zu erzeugen. Die politischen und gesellschaftlichen Folgen solcher Einstellungen sind ganz besonders virulent. Ein prominenter Präsident pusht jetzt sogar nicht nur die Behübschung der Realität, sondern ihre vollkommene Leugnung, ihre Versenkung in dem, was wir nicht wollen. Blöd nur, dass sie von dorther immer wieder auftaucht und dass solche „Probleme“ so nicht zu lösen sind, auch wenn wir sie zuvor zu „Herausforderungen“ degeneriert haben.

Freitag, 19. September 2025

Frau Lammkotelett

Auszug aus meinem Buch „Zuhören“, das auch Besprechungen einiger von mir besuchter Konzerte bringt. Am Sound der folgenden Band hing ich lange Jahre, ich verdaute das in meinem Empfinden und meinem Hirn, bezog es in mich ein, lebte damit: „Was ich gerade höre?“: Mit dieser Frage hatte ich viele meiner derzeitigen Blogs eingeleitet, was von Anfang an so geplant war. Ich wollte das, was mich beeinflusst hatte, auf diese Weise streifen und es manchmal sogar wiederentdecken. Die Produktionen, die mich und mein Weltbild beeinflusst haben. Zum Beispiel dieses Album: Lambchop „Is a Woman“. Das Album war immer bei mir, seit es 2002 erschienen ist. Ich hole es oft hervor. Ich lasse mich in diesem Gefühl gehen, lasse mich an den CDs entlang schlendern und irgendwohin zugreifen. So, wie mir der Sinn steht. Oft greife ich dann zu Lambchops „Is a Woman“. Dies Album scheint eine Art mittel- und langfristiger Stimmungslage wiederzugeben, die mir noch immer sehr gemäß ist. Ist es melancholisch? Nein, eher lakonisch. Es ist ein undramatisches „Vor sich hin stammeln“, gebettet auf weichen Klängen, die sanft ineinander fließen, ohne sich damit jemals anzubiedern. Es ist eine Art „realistischer Musik“, die in sich versunken ist: „Nothing much to bark about...“. Da ist keinerlei Imponiergehabe. Kein aufdringliches Vorführen oder Verkaufen von etwas. Ich liebe alleine schon diese Haltung. Es ist eher eine Art persönlicher Brief, eine kreative Mitteilung. Wie in einer weichen Trance haucht der Wagner da seine Texte vor sich hin, ein Monolog, ein Selbstgespräch. Poetisch? Klar. Aber was heißt dies Wort schon? Es ist inzwischen völlig entwertet. Kurt Wagners Worte aber helfen der Phantasie auf die Sprünge, ganz sachte, ohne jene Agressivität, die so manch anderen Sprechgesang auszeichnet. Das braucht er nicht. Er scheint seiner Umwelt, - und scheint sie ihm noch so feindselig zu begegnen, - so etwas wie seine Liebe entgegen zu bringen. Seine Texte sind manchmal weitschweifig, nehmen Träume und traumhafte Situationen auf, sind in sich verwoben, gehen einem wie mir seltsamerweise nicht aus dem Sinn. Dazwischen fließen ein paar elektronische Einsprengsel beiläufig hindurch, untendurch. Schon, wie er im ersten Titel „The daily Growl“ anhebt: „“Thought, I felt a chill, thought an underrated Skill, a hazard to the emotionally challenged...“. Ich bin da sofort drin, sie umfangen mich, diese Zeilen, sie geben Trost und Anregung, sei entfernen sich wieder, sie haben eine eigene Dynamik. Sie sehen aus einem regenverhangenen Fenster interessiert auf die Welt. „Gentle Revolution“, diese Wendung kommt dann noch bald hinzu. Ich sehe den Sänger, - vielmehr: die Stimme - Kurt Wagner, den ich tatsächlich einmal live erlebt habe, dazu mit seinem Hut. Unter seinem Hut. Schmucklose Verse, weit entfernt von jener Helene-Fischer-Welt, die die Musikindustrie mit allen ihren Tricks den Leuten da draußen so munter andient. Sind Lambchop, jenes Künstlerkollektiv aus Nashville, eigentlich ein bisschen verschwunden? Fast scheint es aus heutiger Sicht so. Aber es entspricht jener Rolle, die sie da mit „Is a woman“ und anderen Alben so wunderbar angedeutet haben. Ein Phantom, von dem man nix Genaues weiß. Lambchop war ja auch eine Band mit wechselnden Mitgliedern, ohne Stargesichter, ohne lächelnde Verkaufsflächen. Eher ein Spiegel, mit der Möglichkeit unseres Selbst. In die Band Arcade Fire wurde zb. auch so etwas hinein projeziert. Lambchop sind da meiner Meinung nach aber viel näher dran. Noch im Jahre 2002 schrieb ich über einen Auftritt von Lambchop: „Kotelett, serviert auf doppeltem Boden“ - Lambchop in der Manufaktur in Schorndorf - Wieso soll das Lammkotelett eine Frau sein? Eine Frage, die uns bewegt, seit Lambchop ihre neue CD "Is a Woman" auf die Welt gebracht haben. Allein die Antwort, sie ist und bleibt das Geheimnis von Kurt Wagner, des Sonderlings aus Nashville, der als Sänger und Songschreiber diese wunderbare Platte so maßgeblich geprägt hat. Es wohnt noch so manches andere Geheimnis in Lambchop, jenem Kreis von Musikern, die einem normalen Tagesberuf nachgehen und abends ihren musikalischen Ideen einen weiten Auslauf gewähren. 17 waren sie, als sie mit der CD "Nixon" einer seltsamen Figur der jüngeren US-Geschichte nachspürten und dabei eine verschrobene Fusion aus Country und Soul auf die Beine stellten. 17 Musiker waren sie auch, als sie "Is a woman" jenen völlig intim wirkenden Rahmen gaben, der lauter schräge und auseinander strebende Elemente so überzeugend zu einer Einheit fasst. Und jetzt versammeln sie sich zu acht um jenen bebrillten Kauz in der Bühnenmitte, der auf einem Stuhl sitzend seine eigentümlichen Verse krächzt. Würden sie es schaffen, die in sublimen Klangfarben schillernde Atmosphäre der Platte auf die Bühne zu übersetzen? Nicht nur diese Frage, sondern auch die Medienresonanz auf die CD mögen bewirkt haben, dass die Manufaktur in Schorndorf an diesem Abend bis auf den letzten Platz gefüllt ist. "Down the street you go, rumors of a one man show, how silly we can be about the future...": jene Stimme, sogleich durchsticht sie den Song "Daily Growl" so mit ihren scharfen Betonungen und einer Sehnsucht, dass er geradezu zu einem Menetekel wird. Für alltäglich schlummernde Abgründe? Für fremde Zusammenhänge, die uns die Orientierung nehmen? Es bleibt im Geheimnis. Dieser Gesang, der ja in seiner whiskeygeschwängerten Knarrzigkeit viel von einem dramatischen Erzählen hat, er gleitet nun dahin auf einem instrumentalen Film, in dem das Piano mit seinen weichen Harmonien die Führungsrolle spielt. Vom Barjazz mag da manches kommen, von einer Kammermusik des wilden Westens und vom lyrischen Plüsch längst vergangener Radiotage. Das Schlagzeug streichelt sachte die Felle und der Bass setzt leise Akzente, künstliche Aufgeregtheiten sind verpönt. Darüber schillern die Gitarren in allerlei Farben, schrammeln in braver Gleichmut die Akkorde, schwelgen in gläsernem Vibrato, verlieren sich in digitalen Räumen und kreischen auch mal scharf. Hinter alldem tut sich ein unauffälliger Kosmos der elektronischen Geräusche auf, ein Gurgeln, ein Schleifen, ein Quietschen und Quetschen, das dem Ganzen eine unwirkliche Atmosphäre gibt und die scheinbar disziplinierte Harmonie fortwährend in Frage stellt. Die Arrangements sind genau, selbst das seltsame Saxofon-Riff von "The new cobweb summer" und die spitz gefistelten "Ah ah"-Chöre fehlen nicht. Eine feine Doppelbödigkeit durchzieht diese Musik, deren Entwurf von der Platte tatsächlich kongenial auf die Bühne übersetzt ist, ohne in eine feierlich verkrampfte Kunstanstrengung zu verfallen. Im Gegenteil: zwischen den Songs geht es lustig zu, der Pianist Tony Crow erzählt Witze, während der freundliche Biertrinker Kurt Wagner eine Zigarette nach der anderen qualmt. Am Ende sind die zwei Stunden wie ein Traum vorübergezogen, unwiderstehlich, intensiv, anrührend.“

Donnerstag, 18. September 2025

Maßvoll

Vielleicht kommt es auf das richtige Maß an, auf den ehrlich gesuchten Ausgleich (was nicht immer Kompromiss heißen muss). Man hat oder probiert auf der Suche nach Sinn verschiedene Ansätze aus (es geht möglicherweise gar nicht darum, sich mit seinem kleinen Ego mit etwas zu identifizieren, oder recht zu haben). Vielleicht gilt es um ein unspektakulär behutsames Abwägen, um ein Herausdestillieren von Möglichkeiten (mit dem man auch spielt). Wie bei Vielem im Leben: es geht um die Dosis. Wenn ich jetzt die Entwicklungen hierzulande sehe, scheint es mir vor allem um das Herausschälen eines Egos zu gehen, um einen Führungsanspruch, um das Verschwinden in „Schützengränben“ der Meinung. Um das Hinterlassen von „Spuren“, eines Stallgeruchs, der om politischen Raum gerne auch mal von Parteien verwaltet wird. Ob sie je wieder die Mitte des Volkes repräsentieren werden? Was ist die Mitte? Wer will denn heute ein solches Sinnbild des Mittelmaßes sein? Großartige Soziologen haben längst bewiesen, dass es in der heutigen Gesellschaft um das Herstellen von „Einzigartigkeit“ geht. So manchem mögen bei der Behauptung einer mittigen Wählbarkeit Zweifel kommen, auch angesichts der aktuellen Auftritte der „Köpfe“ solcher Parteien. Gelassener mag einem da zumute sein, wenn man zur Kenntnis nimmt, dass es nach den Erkenntnissen der Quantenphysik darauf ankommt, ob man und von wo aus man eine Sache beobachtet. Je nachdem kann das Ergebnis variieren. Mithilfe der „kognitiven Dissonanz“ kann man sich „Realität“ sogar gefügig machen, indem man das Unangenehme oder scheinbar Unpassende ausblendet. Der Mensch fühlt sich halt unwohl, wenn er auf Informationen trifft, die seinen Überzeugungen zuwider laufen. Dciese Informationen werden gerne mal wegrationalisiert, ausgeblendet.

Mittwoch, 17. September 2025

Herausforderungen

Wir sind Menschen, die Fehler machen, die begrenzte Wesen sind, die endliche Wesen sind, die nicht alles im Griff haben und manchmal nur probieren, solange, bis etwas klappt. Try and error. Der größte Fehler ist, zu glauben, man habe alles im Griff. Genau das scheint aber das Prinzip zu sein, nach dem die Gesellschaft lebt. Es scheint geradezu verboten zu sein, auf negative Entwicklungen, auf Fehlentwicklungen, auf Probleme und Missfunktionen aufmerksam zu machen. Wer will schon Spassbremse sein? Spielverderber? Es scheint ja für viele Menschen keine Probleme mehr zu geben, sondern nur noch Herausforderungen (die man lösen/erfüllen kann). Deshalb scheint dies Wort längst auch eine Art Modewort geworden zu sein, dessen sich der Zeitgeist bei nahezu jeder Talkshow bedient. Es triumphiert die Einstellung, dass alles irgendwie zu schaffen sei. Auch die diesem Geist entsprechende Ratgeberliteratur, die rät, negative Gedanken einfach abzuschütteln oder erst gar nicht zu denken, entspricht dieser Einstellung. Es scheint das verlogenste der verlogenen Lächeln über allem zu liegen. Ob die Wirklichkeit so ist, ob diese Aufforderung nicht einfach darauf abzielt, die hässliche Wirklichkeit mit allen unschönen Aspekten einfach zum Vorteil des Selbst zu verleugnen? Nicht an sich heran lassen? Ist die Welt wirklich so schön, für alle? Ob wir wissen sollten, was uns umgibt, wo wir leben? Es werden ganze Agenturen damit befasst, einen Drang zur Verschönerung, zur Behübschung der Wirklichkeit zu erzeugen. Die politischen und gesellschaftlichen Folgen solcher Einstellungen sind ganz besonders virulent. Ein prominenter Präsident pusht jetzt sogar nicht nur die Behübschung der Realität, sondern ihre vollkommene Leugnung, ihre Versenkung in dem, was wir nicht wollen. Blöd nur, dass sie von dorther immer wieder auftaucht und dass solche „Probleme“ so nicht zu lösen sind, auch wenn wir sie zuvor zu „Herausforderungen“ degeneriert haben.

Dienstag, 16. September 2025

Bubble Trouble

Dies hier habe ich als Notiz gefunden in meinem Chaos. Es beleuchtet eine „Grundüberzeugung“, wenn es das gibt. Nach der ich auch zu handeln versuche. Ich nehme hiermit auch die Diskussion auf, die zuletzt in Deutschland herrschte. Menschen halten sich in unserer ausdifferenzierten Gesellschaft in verschiedenen (Lebens-)Welten auf, bevorzugen verschiedene Stile in mancherlei Lebensfragen, sind unterschiedlich geprägt durch verschiedene Milieus oder Herkunft. Daran knüpft sich oft ein Ethos, das es zu verstehen gilt. Sich hinein arbeiten zu wollen, etwas davon erkennen zu wollen, sich selbst auf etwas anderes einzulassen, andere Zusammenhänge zu begreifen, könnte etwas wertvolles sein, was mit „Empathie“ zu tun hat. Da aber im Zeitalter des Neoliberalismus jeder für sein persönliches Glück für selbst verantwortlich erklärt wird, da jegliche Zielrichtung „Solidarität“ insofern verpönt und negativ belegt scheint, bewegt sich diese Gesellschaft immer mehr in Polarisierung, Vereinzelung und Desolidarisierung. Das Bewusstsein, für etwas Gemeinsames verantwortlich zu sein, schwindet. Überhaupt schwindet das Bewusstsein, trotz aller Individualisierung auch mit den Social Medias einem Kollektiven ausgeliefert zu sein. Verständnis füreinander schwindet, auch wenn kurz- und mittelfristige Entwicklungen dem nicht zu entsprechen scheinen. Sich ein Stück weit auf andere Lebenswelten zuzubewegen, seinen Horizont über die gewohnte „Bubble“ hinaus zu erweitern, dazu will und wollte ich andere Menschen ermuntern. Es ist dies auch durch meinen früheren Beruf, die damit verknüpften Erfahrungen und durch meine frühere Ausbildung inspiriert. Aber auch durch darüber hinaus gehende Erkenntnisse und Erfahrungen eher persönlicher Art. Neugierig auf „das Andere“ sein, sich selbst damit erweitern, andere Möglichkeiten des Daseins erwägen (auch für sich selbst), sich mitfühlend empathisch statt competetiv zu verhalten.

Montag, 15. September 2025

Imaginary Western

Wie war das damals in den US? Ich hatte unter anderem großen Respekt vor den Siedlern (Stichwort: Lewis Clarke Treck), immer dem Horizont entgegen, wir hatten einen Volunteer kennen gelernt, der sein Rentnerleben ganz einsam der Landschaftsüberwachung (Wetter, Waldbrände etc.) in Idaho widmete. Ganz allmählich glaubten wir, den Puritanismus aus unserer Warte heraus neu verstanden zu haben. Ich wollte damals sogar nach Arizona auswandern…. Doch ich habe mir überlegt: Schlangen, Alligatoren damals in Florida…. etc. Nicht mein Ding. Angst. Dagegen standen meine Neugier, auch auf andere Lebenszusammenhänge, das Abenteuerliche, „freie“? Die internationalen Beziehungen haben sich seitdem grundsätzlich geändert, ich muss mir überlegen, ob mich mein Interesse an den USA noch trägt, -während es hier schon erste Boykottaufrufe gegenüber amerikanischen Waren gibt. Amis sind auch – was mich ein bisschen stört - total spezialisiert: man sieht die Welt aus einem Volks- und betriebswirtschaftlichen Loch heraus, man will Geschäfte machen, Geld verdienen, um jeden Preis Profite machen. Ich bin durchaus der Meinung, dass die Macht der Systemgünstlinge wie Digitaloligarchen und Banker (Geldhändler) beschnitten werden sollte.

Sonntag, 14. September 2025

Rollenmodelle

Im Sinne der Evolution streben Männer dem Sex nach. So rücksichtslos wie andere war ich selbst da nie. Ich war nicht in der Auswahl, in der Konkurrenz, im Wettbewerb. Auch hatte ich das nie „immanent“ gelernt. Mein Vater profilierte sich auf diesem Gebiet trotz gutem Äußerem höchstens mit hilflosem Gehampel, wenn überhaupt. Das mit dem Opfer erlegen und Trophäe erringen war nicht mein Ding. Diese vorzuzeigende „Trophäe“ erobern. Ich höre und erfahre jetzt von Typen, die offenbar 10 Frauen gleichzeitig haben. Ist natürlich nicht repräsentativ. Eine andere Welt. Frauen sind dann „verliebt“. Geben sich so. Beten eigentlich entsprechende Frauen alle die Macht an? Geld. Status. Dominanz. Wohlstand. Das Versprechen. Die eigene Projektion? Posertum? Körperlichkeit? Äußerlichkeit? Gibt es toxische Fraulichkeit? Seltsam nur, dass in der Evolution das Aufwand/Lohn-Prinzip gilt. Wenn es danach geht und wir beobachtend dabei sind: Wieso erzielen die rücksichtslosesten Typen locker den größten Erfolg? Heute, im Überblick, weiß ich: die schmierigsten Typen stauben die äußerlich attraktivsten Frauen ab (im Sinne der Evolution, die müssen nicht unbedingt die besten, interessantesten oder liebsten sein!). Wie selbstverständlich. Die Medien schrecken diesbezüglich heutzutage radikal ab. Und ich? Vermarktung war nie mein Ding. Weder von Sachen. Noch von mir selbst. Durch Beobachtung und Gespräch habe ich da viel Information aus erster Hand erreicht.

Samstag, 13. September 2025

Geldmenschen

Leute, die viel Geld haben, glauben, Spezialisten dafür zu benötigen, die sie im Hinblick auf ihre Anlage beraten: „Experten“. Diese „Experten“ sind rastlos unterwegs, die Anlagen ihrer „Klienten“ zu erhalten oder - je nach Risikoprofil - sie trickreich zu mehren. Indem sie also versuchen, sämtliche Vorteile (inklusive „Steueroptimierungen“), für ihre Klienten und letztlich sich selbst, zu erreichen, tragen sie mit dazu bei, die Kluft zwischen Arm und Reich zu vergrößern. Denn welcher „arme“ Mensch hat schon einen Anlageberater zur Verfügung? Wer sich als Angehöriger eines breiten Mittelstands unter Umständen bei den Banken beraten lässt (so wie es dem vergleichsweise „armen“ Menschen möglich ist), der wird oft in Fonds getrieben, von denen viele Leute und Institutionen profitieren, nur nicht der Eigentümer des Fonds. Solche Fonds scheinen mir oft Kapitalverwahrstellen mit hohen Nebenkosten zu sein, von denen meist Banken, Fondsgesellschaften oder deren Mitarbeiter profitieren. Für den Anleger selbst bleibt da oft nur eine schmale Rendite in guten Zeiten und hoher Verlust in schlechteren Zeiten. Ist halt so. Muss hingenommen werden. Verkaufen, gut. Aber was dann? Wer sich dann genauer einarbeiten und in relativ „erfolgreiche“ (was das ist, bestimmen die Fonds selbst, per für den Kunden oft intransparenter „benchmark“) Fonds (auch Upstarts und relativ unabhängige kommen da in Frage) investieren will, wird merken, dass die Rendite auch da unter Schwindsucht leidet und lächelnde Fondsmanger nichtsdestotrotz in den Medien Erfolgsmeldungen verbreiten.

Freitag, 12. September 2025

Populär

Es wird offenbar „Selbstermächtigung“ genannt, wenn nur noch der geschäftliche Erfolg im Markt der popmusikalischen Eitelkeiten zählt. Leute als Hiphopper aus scheinbar schlechten sozialen Verhältnissen geraten auf diese Weise, so die These, zur gesellschaftlichen Anerkennung, derer sie sich immer wieder und geradezu zwanghaft versichern müssen. Merkwürdig, dass dieses Business auch auf dem deutschen „Markt“ nahezu ausschließlich der Hiphop mit seinen Figuren zu beherrschen scheint. So scheint es etwa einträgliche Mode geworden zu sein, eine Eistee-Dose oder „coole“ Klamotten unter dem eigenen Namen zu verkaufen. Dazu werden zusätzliche Produktlinien gefunden und verkauft: Schminkgadgets wie Eyeshadow, Freshadow, Mascara, allerlei Hautcremes, Bürstchen, um zusammengeklebte Wimpern zu trennen, Concealer gegen Augenschatten, Bronzing Powder, Skin Care, Kapseln zur Verbesserung der Haut- oder Haarstruktur, Kollagenpräparate, Anti-Aging-Präparate, Spray zur Stärkung und Straffung der Haarstruktur, Mundspülungen, komplette Bleachingverfahren, ätherische Öle, Antioxidantien u.a. Die Musik scheint da nur noch Beiwerk….. dazu gibt es Meditation am Morgen, im Urlaub weiße Sandstrände zur Steigerung des Wohlbefindens oder regelmäßige Massagen.

Donnerstag, 11. September 2025

Meinungen

Vielleicht kommt es auf das richtige Maß an, auf den ehrlich gesuchten Ausgleich (was nicht immer Kompromiss heißen muss). Man hat oder probiert auf der Suche nach Sinn verschiedene Ansätze aus (es geht möglicherweise gar nicht darum, sich mit seinem kleinen Ego mit etwas zu identifizieren, oder recht zu haben). Vielleicht gilt es um ein unspektakulär behutsames Abwägen, um ein Herausdestillieren von Möglichkeiten (mit dem man auch spielt). Wie bei Vielem im Leben: es geht um die Dosis. Wenn ich jetzt die Entwicklungen hierzulande sehe, scheint es mir vor allem um das Herausschälen eines Egos zu gehen, um einen Führungsanspruch, um das Verschwinden in „Schützengränben“ der Meinung. Um das Hinterlassen von „Spuren“, eines Stallgeruchs, der im politischen Raum gerne auch mal von Parteien verwaltet wird. Ob sie je wieder die Mitte des Volkes repräsentieren werden? Was ist die Mitte? Wer will denn heute ein solches Sinnbild des Mittelmaßes sein? Großartige Soziologen haben längst bewiesen, dass es in der heutigen Gesellschaft um das Herstellen von „Einzigartigkeit“ geht. So manchem mögen bei der Behauptung einer mittigen Wählbarkeit Zweifel kommen, auch angesichts der aktuellen Auftritte der „Köpfe“ solcher Parteien. Gelassener mag einem da zumute sein, wenn man zur Kenntnis nimmt, dass es nach den Erkenntnissen der Quantenphysik darauf ankommt, ob man und von wo aus man eine Sache beobachtet. Je nachdem kann das Ergebnis variieren. Mithilfe der „kognitiven Dissonanz“ kann man sich „Realität“ sogar gefügig machen, indem man das Unangenehme oder scheinbar Unpassende ausblendet. Der Mensch fühlt sich halt unwohl, wenn er auf Informationen trifft, die seinen Überzeugungen zuwider laufen. Diese Informationen werden gerne mal wegrationalisiert, ausgeblendet.

Mittwoch, 10. September 2025

Sachte

Wieder in die CDs gegriffen und diese Scheibe heraus geholt. Erster Eindruck: das ist schon ziemlich kurz und knapp bestückt mit etwas über 30 Minuten! Weil: Man könnte sich ja noch mehr einnisten in dieser CD „Vagabond“ von Dominic Miller, man könnte es länger in dieser Klangwelt aushalten, man könnte sich so wohlfühlen, dass es einem vielleicht sogar weiterhelfen könnte. Dieses Album umfängt einen wie eine Schutzhülle. Wie er da wieder Klangzusammenhänge entwirft und sie sachte anführt! Jetzt wieder mal in einem Bandzusammenhang mit Jacob Karlzon, piano, Ziv Rvitz, drums und Nicolas Fiszman am Bass. Man spielt sich Zeichen der Verständigung zu. Man geht aufeinander ein. Sachte. Behutsam. Ob das ein Modell dafür sein könnte, wie es bei uns zugeht? Zugehen könnte? Umgang? Mal zuhören. Versuchen, die Zeichen zu verstehen. Versuchen, sich auf jemanden einzustellen. Austausch anstreben. Nie Konfrontation. Er spielt die Nylonsaitengitarre. Hört man in solchen Zusammenhängen relativ selten. Hat vielleicht etwas mit seinem Geburtsland Argentinien zu tun. Vielleicht. Er hat ja bei tausend Studioproduktionen mitgewirkt, von Phil Collins bis Pavarotti. Die vergangenen tausend Jahre hat er mit Sting gespielt, live und im Studio. Dabei hat er auch schon mal seinen Sohn als zweiten Gitarristen mitgeschleppt. Ich spüre hier schon mal, welch behutsames Tasten hier ist, wie sehr es hier ein Streicheln von Möglichkeiten gibt. Und dann etwas völlig Neues in diesem Zusammenhang: Schon im zweiten Stück „Cruel but fair“ fließt ein Thema, ein Motiv in unsere Gehörgänge, schmeichelt sich geschmeidig (man meint, vieles sei da spontan, kreativ aus der Luft gegriffen) so ein, dass dies Thema einen in großer Subtilität einen ganzen Tag lang begleiten kann. Ohrwurm? Ja, aber ganz vorsichtig abwägend und geradezu zärtlich. Nie aufdringlich. Das sechste Stück „Altea“ scheint auf diesem Album ganz ähnlich zu funktionieren. Dominic Miller, Vagabond, ECM Records 2704

Dienstag, 9. September 2025

Angekratzt

Wie wäre es, einmal das weniger Attraktive zu zeigen? Einen kleinen Kratzer im Trend zur Oberflächlichkeit zu hinterlassen? Einen anderen Blick auf unsere unmittelbare Umwelt zu werfen? Dabei auch das Subjektive und vermeintlich Niedere, das Hässliche, das Zerstörte, Zersetzte, das Verfallene Dekadente...aber auch das Hässliche mit einzubeziehen? Es ist zweifellos ein Teil unserer Umgebung, - nur, wir versuchen, es auszublenden. Bestimmte Perspektiven auf unsere Umwelt werden uns abtrainiert, andere trainieren wir uns selbst ab. Die Welt ist nicht so einheitlich „schön“, wie das diese in einem ganz bestimmten Sinne retouchierten Fotolein aus der Hochglanzwelt suggerieren wollen. Diese Welt hat auch Zwischentöne, hat auch Bereiche, denen wir so unmittelbar gar nicht beikommen und sie hat Sinnbilder, Symbole, Artefakte der Zerstörung, die wir ihr als das mit allen Mitteln angestrebte Wachstum angedeihen lassen. Dabei wächst auch die Masse der Menschen, die diese Erde verkraften muss, immer mehr, was manche sogar als die Wurzel allen Übels analysieren. „Ach was!“, so weist man das einstweilen deutlich von sich. Die Frage „Wo bleibt denn da das Menschenbild?“ hat da einen deutlich die unter Privilegierten gepflegte political correctness einfordernden Ton. Wie lange noch?

Montag, 8. September 2025

Ganz normal

Aus gegebenem Anlass habe ich mir mal wieder Gedanken darüber gemacht, was „normal“ sei, ein Begriff, der hier in diesem Blog immer wieder auftaucht, auch weil er mir soziologisch interessant zu sein scheint. Er scheint mir nämlich eng mit dem jeweiligen Wertesystem zusammenzuhängen, unter dem eine bestimmte Person aufwächst. Dieses Wertesystem ist oft von kulturellen, religiösen oder ökonomischen Gesichtspunkten bestimmt. Von klein auf wächst eine Person in ein solches Wertesystem hinein, hält es für real. Soziologen und Psychologen würden dazu sagen: eine Person ist unter diesem Wertesystem sozialisiert. Nur wenige Personen erhalten im Rahmen ihrer Erziehung (Sozialisation) Gelegenheit zu erfahren, dasss solche Wertesysteme austauschbar sind, dass Leben in einer langen Suche nach der richtigen Bewertung und Einodrnung von Verhalten bestehen könnte. Meist gibt es absolute Vorgaben: eine Instanz bestimmt, was gut oder schlecht, was anstrebenswert oder zu vermeiden, was Schwarz oder Weiß sei. Das Individuum hat sich an solche Vorgaben zu halten, ansonsten würde es sanktioniert (was bis zum Tode gehen kann). Auf was so etwas hinaus läuft: Feste und vorgegebene Maßstäbe. Dazu gehören auch die in unseren Breiten vorgegebenen Maßstäbe von Erfolg, der sich meist am Geld oder untergebenen Personen bemisst. Der wichtige Dreh ist: das, was „normal“ erscheint, ist relativ, also eine Frage des Ausgangspunktes oder des Punktes, von dem aus ich etwas beurteile.

Sonntag, 7. September 2025

Fuzzis

Tatsächlich scheinen sich in dem von mir jetzt betrachteten Literaturbetrieb vor allem Mitglieder eines Milieus zu tummeln, die der gelegentlich so bezeichneten „Lifestyle-Linken“ angehören: also materiell meist gut oder sehr gut gestellte Personen aus großstädtischem Umkreis, die sich moralisch aufgebläht gerade gegenüber den abhängigen Unterschichten als absolute Instanz präsentieren und ihnen die wahren Wahrheiten ans Herz legen. Ein früherer Willi Wichtig der Linken tat sich ja auch als Porsche-Fahrer hervor und traf gleichzeitig vernichtende Urteile über „die Besitzenden“ in unserer Gesellschaft. Ob so etwas „dialektisch“ ist? Solches Verhalten scheint mir auch an das anzuschließen, was einst Bert Brecht offiziell als frauengerechtes Verhalten propagierte und was eine gewisse Doppelmoral charakterisiert. In seinem eigenen Verhalten soll Brecht sich nämlich als ziemlich unverschämt rücksichtslos gegenüber den ihn umgebenden Frauen verhalten haben. Nun ja, auf der linken Seite der Politik scheint solches Verhalten Tradition zu haben und wurde oft hinter den Winkelzügen einer Dialektik versteckt, die einem hauptsächlich selbst in seiner kleinen dreckigen Existenz (vor allem monetär, aber auch im Hinblick auf den Status) nützen sollte.

Samstag, 6. September 2025

Frei unfrei

Es tat weh: Die Anpassungsmechanismen der anderen (immer die anderen!!), das alltägliche Buckeln, bloß keine Empfindlichkeiten zeigen: das sanktionieren die Kollegen sofort mit Liebes- , das heißt letztenendes Geldentzug. Mit Mobbing auch. Mit den kleinen und großen Zeichen. Mit bereit gestellten Fallstricken. Du musst funktionieren. Zum Beispiel darfst du als Selbständiger nicht krank werden. Das kannst du dir nicht leisten, denn es wird dir von keiner Seite etwas bezahlt, es sei denn, du gehst teure Zusatzversicherungen ein. Auch: Sofort rückt jemand anderes an deine Stelle. Von deinen „Kollegen“ dorthin beordert. Du bist austauschbar, auch wenn du dich selbst für einmalig hälst. Malus. Wieso haben die anderen so wenig Abstand zu dem, was sie tun? Wieso können die sich so identifizieren mit ihrem Job, mag er noch so entfremdet sein? Sie haben doch alle studiert, haben sich im Blick geübt, der im Alltäglichen das Unalltägliche aufsucht, der die Distanz zu den Dingen und zu sich selbst sucht. Oder etwa nicht? Waren sie nur ausgebildet worden? Für ein späteres Funktionieren? Haben sie sich die Analysemethoden angeeignet, um zu erkennen, dass in solch ein- und abgeschlossenen Verhältnissen, in solchen betrieblichen Strukturen die Macht wohnt und die Machtausübung anderer implizit eingeschlossen ist? Ob solche Ansichten auf Möglichkeiten etwas zu idealistisch gedacht sind? Sich in den Elfenbeinturm des akademischen Betriebs flüchten? Funktionierte auch schon besser. Wie kann man das so akzeptieren, sich zu eigen machen? Die Rolle, in die man hinein dressiert wurde? Ob das etwas mit unserem Bildungssystem zu tun hat? Schon die dauernd praktizierte Formulierung „Wir“. Wer ist wir? Die Gesellschaft? Der Betrieb? Derjenige, der stark ist? Der sich ein Monopol erobert hat? Ob der Begriff instrumentalisiert wird? Schon oft instrumentalisiert wurde? Wir sind stark. „Wir schaffen das“. Ein beliebter und in bestimmter Autorschaft berühmt gewordener Spruch unter Politikern, an „die Leute“. Wer ist wir? Der, der dich entlässt und dir Lohnzugeständnisse abringt, wenn er es für nötig hält (jawohl, immer noch meist ein „er“ und keine „Sie“). Der dafür das Geschwätz vom „Strukturwandel“ allzeit parat hält, gerade jetzt, im Rahmen einer rigide steigenden Wachstumsorientierung. (Das Getue um die sogenannte „Globalisierung“ ist ja ein bisschen ins negative Gerede gekommen...bzw. Nicht mehr so in Mode? Man spricht jetzt viel über „Lieferketten“)? Dann bist du als Selbständiger plötzlich nicht mehr „der Betrieb“. Bist ein unfähiger Einzelner. „Der Betrieb“ ist der, dessen „Chefs“ riesige Karossen fahren, die sie als Statussymbol direkt vor dem Eingang parken. „Der Betrieb“, dass sind doch die Kaufleute, die Manager, die alles Wichtige diktieren. Die ganze Vertriebsgebiete kaufen und verkaufen. Alles Wichtige hat auf dieser Erde mit Geld zu tun, nicht mit Geist, so scheint es in deren Logik. Sie müssen immer wieder den Stallgeruch pflegen, auf jeder Konferenz. Sie müssen miteinander anstoßen, sich übers Fußballspiel unterhalten, sich Witze erzählen, über die sie dann gemeinsam geradezu zwanghaft lachen sollen. Das auch an jedem Geburtstag, den irgendein „Kollege“ hat. Dann werden kleine Tischen aufgestellt und wird Gemeinsamkeit zelebriert. Auch wenn offiziell ein “Arbeitnehmermarkt“ herrscht. Du selbst wirst dir dann ein Fremder. Verlierst den Kontakt zu dir, während sie ihn zu kultivieren und pointieren scheinen - wofür sie dann Crash-Kurse besuchen. Die Sehnsucht danach, sich irgendwo wiederfinden zu können treibt viele aus dem „Wir“. Du, der du dir selbst einmal so sicher warst, ohne selbstsicher sein zu können. Wo warst du hingekommen? Wurdest locker abgeschoben. Hattest dich längst verloren in der Mechanik. Der Funktionalität. Der Normalität. Und musstest dankbar dafür sein. Die Ermüdung, die Trägheit, deine Feinde. Andere Menschen haben ein anderes Temperament, eine andere Tatkraft. Eine andere Vitalität und ein anderes Vertrauen darin. Sie begegnet dir. Du solltest mehr Empathie aufbringen. Was ist das? Sich in jemanden hinein denken? Notwendig, Zeichen der Kultur. Letztenendes sind wir aber allein. Da besteht eine Spannung.

Freitag, 5. September 2025

Vorwärts

Es tat weh: Die Anpassungsmechanismen der anderen (immer die anderen!!), das alltägliche Buckeln, bloß keine Empfindlichkeiten zeigen: das sanktionieren die Kollegen sofort mit Liebes- , das heißt letztenendes Geldentzug. Mit Mobbing auch. Mit den kleinen und großen Zeichen. Mit bereit gestellten Fallstricken. Du musst funktionieren. Zum Beispiel darfst du als Selbständiger nicht krank werden. Das kannst du dir nicht leisten. Sofort rückt jemand anderes an deine Stelle. Von deinen „Kollegen“ dorthin beordert. Du bist austauschbar, auch wenn du dich selbst für einmalig hälst. Malus. Wieso haben die anderen so wenig Abstand zu dem, was sie tun? Wieso können die sich so identifizieren mit ihrem Job, mag er noch so entfremdet sein? Sie haben doch alle studiert, haben sich im Blick geübt, der im Alltäglichen das Unalltägliche aufsucht, der die Distanz zu den Dingen und zu sich selbst sucht. Oder etwa nicht? Waren sie nur ausgebildet worden? Für ein späteres Funktionieren? Haben sie sich die Analysemethoden angeeignet, um zu erkennen, dass in solch ein- und abgeschlossenen Verhältnissen, in solchen betrieblichen Strukturen die Macht wohnt und die Machtausübung anderer implizit eingeschlossen ist? Ob solche Ansichten auf Möglichkeiten etwas zu idealistisch gedacht sind? Sich in den Elfenbeinturm des akademischen Betriebs flüchten? Funktionierte auch schon besser. Wie kann man das so akzeptieren, sich zu eigen machen? Die Rolle, in die man hinein dressiert wurde? Ob das etwas mit unserem Bildungssystem zu tun hat? Schon die dauernd praktizierte Formulierung „Wir“. Wer ist wir? Die Gesellschaft? Der Betrieb? Derjenige, der stark ist? Der sich ein Monopol erobert hat? Ob der Begriff instrumentalisiert wird? Schon oft instrumentalisiert wurde? Wir sind stark. „Wir schaffen das“. Ein beliebter und in bestimmter Autorschaft berühmt gewordener Spruch unter Politikern, an „die Leute“. Wer ist wir? Der, der dich entlässt und dir Lohnzugeständnisse abringt, wenn er es für nötig hält (jawohl, immer noch meist ein „er“ und keine „Sie“). Der dafür das Geschwätz vom „Strukturwandel“ allzeit parat hält, gerade jetzt, im Rahmen einer rigide steigenden Wachstumsorientierung. (Das Getue um die sogenannte „Globalisierung“ ist ja ein bisschen ins negative Gerede gekommen...bzw. Nicht mehr so in Mode? Man spricht jetzt viel über „Lieferketten“)? Dann bist du als Selbständiger plötzlich nicht mehr „der Betrieb“. Bist ein unfähiger Einzelner. „Der Betrieb“ ist der, dessen „Chefs“ riesige Karossen fahren, die sie als Statussymbol direkt vor dem Eingang parken. „Der Betrieb“, dass sind doch die Kaufleute, die Manager, die alles Wichtige diktieren. Die ganze Vertriebsgebiete kaufen und verkaufen. Alles Wichtige hat auf dieser Erde mit Geld zu tun, nicht mit Geist, so scheint es in deren Logik. Sie müssen immer wieder den Stallgeruch pflegen, auf jeder Konferenz. Sie müssen miteinander anstoßen, sich übers Fußballspiel unterhalten, sich Witze erzählen, über die sie dann gemeinsam geradezu zwanghaft lachen sollen. Das auch an jedem Geburtstag, den irgendein „Kollege“ hat. Dann werden kleine Tischen aufgestellt und wird Gemeinsamkeit zelebriert. Auch wenn offiziell ein “Arbeitnehmermarkt“ herrscht. Du selbst wirst dir dann ein Fremder. Verlierst den Kontakt zu dir, während sie ihn zu kultivieren und pointieren scheinen - wofür sie dann Crash-Kurse besuchen. Die Sehnsucht danach, sich irgendwo wiederfinden zu können treibt viele aus dem „Wir“. Du, der du dir selbst einmal so sicher warst, ohne selbstsicher sein zu können. Wo warst du hingekommen? Wurdest locker abgeschoben. Hattest dich längst verloren in der Mechanik. Der Funktionalität. Der Normalität. Und musstest dankbar dafür sein. Die Ermüdung, die Trägheit, deine Feinde. Andere Menschen haben ein anderes Temperament, eine andere Tatkraft. Eine andere Vitalität und ein anderes Vertrauen darin. Sie begegnet dir. Du solltest mehr Empathie aufbringen. Was ist das? Sich in jemanden hinein denken? Notwendig, Zeichen der Kultur. Letztenendes sind wir aber allein. Da besteht eine Spannung.

Donnerstag, 4. September 2025

Fürs Vaterland

Ich habe nachts eine Fernsehsendung gesehen, über Lazarett- oder Sanitätszüge im Ersten Weltkrieg und davor. Die Leute wurden teilweise in die Wagons geworfen, so dass sie danach kaum noch kratteln konnten. Zu Werbezwecken wurden wunderbar ausgestattete Züge gezeigt, in reinem Weiß und ausgestattet mit allem, was das Leben angenehm machen konnte. In Wahrheit waren die Züge überbelegt, dreckig und stanken. Ihre Priorität gegenüber den militärischen Belangen war sehr nachgeordnet. Manchmal brauchten sie vier Tage, wo militärische Züge, die etwa Nachschub transportierten, gerade mal einen brauchten. Die Soldaten kamen auch mit schweren Traumata nachhause. Wer wieder hergestellt wurde, musste unter Umständen ein zweites Mal an die Front. Aus heutiger Sicht scheint uns das unvorstellbar. Die Leute brachten sich damals selbst als Opfer. Für was? Fürs Vaterland. Geradezu religiös war das damals begründet. Heute gibt es vielleicht „Restposten“ dieses Opfers, was wie jetzt wieder bei Militärparaden ein bisschen anschaulicher werden. Einordnung in einen Militär-Körper. Anpassung bis zur Selbstverleugnung. Die Fahne als Symbol. Sie alle, diese marschierenden Körper, sollten aber möglichst nicht unser eigenes Leben betreffen. In der Bundeswehr heute wird Sicherheit „hergestellt“. Trotzdem mangelt es ihr an Personal. Die Bundeswehr ist ein ökonomisches Gut geworden. Ganz und gar. Die Vorstellung, dass jemand sein Leben geben solle, für welche Idee auch immer, ist eine, die uns zutiefst fremd scheint und die, - auch wenn sich das gegenwärtig ändert - nicht wirklich im Ernst als Zumutung an einen Einzelnen gedacht werden kann. Welche Erfahrung habe ich gemacht? Ich wurde zwangsweise „gezogen“, musste mich „stellen“. Unter diesen Umständen erheben sich natürlich Gedanken darüber, wie eine solche Gesellschaft nicht zum hilflosen und wehrlosen Objekt einer ganzen Klasse von Menschen werden kann. Zwang? Pflicht? Irgendetwas Übergeordnetes? Außerdem könnte sie eine Strategie dazu entwickeln, wie dem Zerfall der lange überkommenen Ordnungen mit welchen Mitteln entgegen getreten werden könnte und nicht einfach einbe Restauration ins Werk gesetzt werden könnte. Stabilisieren scheint an dieser Stelle das große Stichwort zu sein. Nach Innen und Außen. Das mag für manche Zeitgenossen heißen: Kaufen. Abkaufen. Dealmaking führt gerade ein Orangenvorsteher vor. Den Willen zur militärischen Auseinandersetzung nicht zu agressiv, sondern integrativ entwickeln. Wäre auch etwas.

Mittwoch, 3. September 2025

Politkultur

Meiner Meinung nach ist unsere politische Kultur von folgenden Strategien beherrscht, deren Auswirkungen wir derzeit auf vielerlei Arten spüren: Schönreden, aussitzen, wegmoderieren, weglächeln, abwiegeln, abbügeln, wegducken, ablenken, sich der Verantwortung entziehen..… Beispiele gibt es leider zuhauf. Es wird solches Verhalten gerne als „professionell“ gedeutet. Die gezielte Beeinflussung des öffentlichen Raumes ist Ausweis der Kompetenz geworden und ernährt zahlreiche Nutznießer. PR-Berater, Pessesprecher, Vorstandssprecher geben sich gerne dafür her, die Meinung ihrer Auftraggeber kund zu tun. Es resultieren daraus offenbar zahlreiche Vorgänge der jüngsten Vergangenheit. Niemand glaubt mehr etwas, wobei „Vertrauen“ so etwas wie ein konstitutives Element dieser Demokratie wäre. Trump kann mit durchsichtigsten Absichten von „Fake News“ faseln, andere Politiker lassen Veränderungen versprechen und wollen doch nur ruhig stellen (Ständiges Beispiel: Bürokratieabbau, Digitalisierung). Wollen besänftigen. Aussitzen.... usw. (siehe oben). Rhetorisch die Dinge drehen, in ihrem Sinne darstellen usw. Das Erstaunliche dabei ist, dass es viel zu oft funktioniert, dass man angesichts dessen fassungslos ist und empört. Dass viele unserer Mitmenschen einfachste Lösungen bevorzugen, auch dort, wo eine differenzierte Analyse vonnöten wäre.

Dienstag, 2. September 2025

Immergrün?

Die ehemalige deutsche Außenministerin Baerbock steht offenbar symbolisch für die Grünen und deren Nähe zur Macht, zu Prestige und Status. Das Machtspiel gestalten, für sich zu nutzen versuchen, vorwärts kommen, Parolen und Slogans wie „feministische“ oder „wertegeleitete“ Außenpolitik entwickeln, etwas darstellen, - war das das Ding der Grünen? Man reibt sich die Augen, denn sie betreiben nicht nur Politik, sondern sie spielen genau jene Spiele, gegen die sie einst anzutreten vorgaben. Was ich unlängst gehört habe: „Der Marsch durch die Institutionen war erfolgreich! Sie hat nicht mal einen fehlerfreien Lebenslauf zustande gebracht“. Wie bei der SPD scheint kein Mensch mehr zu wissen, für was die Grünen/Bündniss 90 jetzt in der Opposition überhaupt stehen. Okay, irgendwas mit Klimawandel. Was genau? Das wissen wir nicht… Die scheidende Außenministerin hatte sich Anfang Juni überraschend den prestigeträchtigen Posten als Präsidentin der UN-Generalversammlung in New York gesichert – ein Amt, das ursprünglich für die erfahrene Top-Diplomatin Helga Schmid vorgesehen war….. eine international geschätzte Außenpolitik-Expertin mit jahrzehntelanger Erfahrung im Auswärtigen Amt. Ihre geplante Nominierung wurde offenbar kurzfristig von Baerbocks Kandidatur überrollt.

Montag, 1. September 2025