Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 31. August 2025

Cool

Coolness. Beispiel aus der Popmusik: War früher generell Popmusik etwas Cooles, so hat sich das geändert. Leute ungefähr desselben Boomer-Alters behaupten mittlerweile alle, entscheidend von Depeche Mode geprägt zu sein. (wird wohl in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gewesen sein). Genauso verhält es sich mit anderen kennzeichnenden Bands: In Kindheit und Jugend sind bestimmte Leute stark davon geprägt und damit sozialisiert worden, haben damit intensive Erfahrungen und Entdeckungen gemacht, was sie möglicherweise sogar mit hinüber in eine professionelle Tätigkeit geschleppt haben. Dabei geht es oft um quasi esoterische Signaturen, um „darunter liegende subkultane“ Eigenschaften, um das Bescheidwissen und Eingeweihtsein, um Zeittypisches, um das, was an Pop immer schon fasziniert hat: „Cool“ sein, - sogar uns Oberschüler hat das berührt, auch wenn es diesen Begriff noch gar nicht gab. Nicht berührt sein vom Mainstream, seinen Weg gehen, das heißt es heute. Distinktion. Abgrenzung. Die alten Mythen.

Samstag, 30. August 2025

Poesie der Straße

Dieser unglaublich hässliche Mann hatte sich in mein Bewusstsein geschlichen und mich über eine lange Zeit hinweg im positiven Sinne beeinflusst. „I love Everybody“ heißt das 1994 erschienene Album von Lyle Lovett, das ich mir so oft reinziehe, es in mir wirken und rückkoppeln lasse. Da ist ein Meister des Songschreibens, ein begnadeter Beobachter, ein toller Gitarrist (nur und ausschließlich acoustic-gtr) und Sänger. Ein Meister des Understatements, des sich gekonnt Zurücknehmens ohne E-Gitarre, ohne Imponiergehabe….., Straßenmusik von der sehr gepflegten Sorte. Natürlich tummeln sich hinter ihm, der eine kurze Zeit (93 bis 95) mal mit Julia Roberts in ihrer besten Zeit verheiratet war, wieder Studiomusiker der allerbesten Sorte. Diesmal fallen mir Russ Kunkel und Kenny Aronoff an den Drums auf: Russ (unzählige CDs) ein bisschen verspielt, Kenny (John Fogerty, Cougar Mellencamp u. Studio) mit harter Snare den Punkt treffend. Sie machen das unauffällig toll. Beide. Wie geht denn sowas? Sie spielen wie gewöhnliche Straßenmusiker, bauen aber Kleinigkeiten ein, holen Feeling heraus, blenden auf und ab, dosieren sich...beiläufig, unprätentiös, ganz normale Drummer Boys, denen man aber länger zuhören möchte… unbedingt. Ach, da sind die Paradoxa, die ich immer an ihm liebte: „I love everybody, but especially you…“ Das leicht Schräge, niemals übertrieben „Ich mag Pinguine, andere mögen tolle Schlitten, Juwelenringe oder Filmstars (haha….Roberts!), „Pinguine sind so sensibel, nur für mich…“ Der Pferdenarr Lovett lässt das Einfache einfach sein, mit dieser komischen Vieldeutigkeit, das Spiel mit dem scheinbar Beliebigen, plötzlich abgebogen in eine Art Parabel. „Just this morning“: So kann der Tag beginnen. „It`s just the morning, the coffee is almost done, you can smell it crawling in here from the kitchen, it`s just the morning, falling through the window and the floor is always cold….“ Wie konnte man so was, solch ein Alltagsfeeling in einen Song kleiden? Toll. Wie Lovett da schleift, phrasiert, zieht und vibriert, so völlig unaufdringlich und doch unglaublich gezielt dosiert und gekonnt….. Auch im Sound das Spiel mit dem Paradoxon verankert. Er gab mal das Biest im Spiel mit der Schönen. Sein Sound zerfließt episch zu Miniaturen der Lässigkeit…..ach, man zerplatzt fast…….

Freitag, 29. August 2025

Geordnete?

Abgeordnete des deutschen Bundestages erhalten eine Pension, zahlen also nicht in die Rentenversicherung ein. Gerade jetzt, wenn die Diäten der Abgeordneten wieder einmal erhöht werden sollen, erscheint dies relevant. Das ist ein Problem. Denn diese Abgeordnete des Bundestages sind bei der Altersvorsorge von der Erfahrungswelt der Bürger abgekoppelt. Durch eine Angleichung des Systems wären die Vertreter des Volkes selbst von den von ihnen verabschiedeten Rentengesetzen betroffen. Die Forderung nach einer allgemeinen Erwerbstätigenversicherung existiert schon viele Jahre. Obwohl sich der Großteil der Bevölkerung, viele Verbände und sogar die meisten der im Bundestag vertretenen Parteien (in ihren Wahlprogrammen) für dieses System aussprechen, wurde es bisher nicht umgesetzt. Beispiel: Im Sommer 2021 hat sich eine parteiübergreifende Gruppe von Bundestagsabgeordneten in einem gemeinsamen Vorstoß dafür ausgesprochen, den Sonderstatus der Abgeordneten bei der Altersvorsorge zu beenden. Passiert ist seitdem nichts. Dabei wäre eine Änderung des Altersversorgungssystems der Abgeordneten jederzeit einfach gesetzlich (also ohne Grundgesetzänderung) möglich. Dies unterscheidet die Abgeordneten von den Beamt(innen)en, bei denen tatsächlich eine Grundgesetzänderung nötig wäre. Aber da das Grundgesetz strikt zwischen Legislative und Exekutive trennt, ist die problematische Altersversorgung der Abgeordneten mit einfacher Parlamentsmehrheit änderbar – die Mitglieder des Bundestags müssten es nur wollen. Die heutige „Abgeordnetenpension“ (also die analog zu den Beamten organisierte Altersversorgung von Abgeordneten) ist aus politischen, ökonomischen und juristischen Gründen abzulehnen. Politisch: Abgeordnete des Bundestages sind bei der Altersvorsorge von der Erfahrungswelt der Bürger (innen)en abgekoppelt. Mit allen Konsequenzen. Durch die Angleichung des Systems wären die Vertreter (innen) des Volkes selbst von den von ihnen verabschiedeten Rentengesetzen selbst betroffen („Good governance“-Argument). Ökonomisch: Die Abgeordnetenpension verstößt gegen das Prinzip der Periodengleichheit (welches an das Prinzip der Generationengerechtigkeit angelehnt ist). Die Kosten der Altersversorgung der Abgeordneten werden derzeit nicht in der Periode, in der sie anfallen, finanziert, sondern stattdessen einem künftigen Staatsvolk aufgebürdet. Juristisch: Das Bundesverfassungsgericht wies mehrfach auf die Unterschiede zwischen der Altersversorgung von Abgeordneten und Beamt:innen hin (z.B. 1975; 1987).

Donnerstag, 28. August 2025

Salär Vergütung Geld

Ein Posten im Beirat einer Bank, ein monatliches Zweiteinkommen von einem Versicherungskonzern: Lange war unklar, was unsere Abgeordneten seit der Bundestagswahl nebenher verdient haben – und aus welchen Quellen. Einen Betrag an Diäten, der gegen 11000 Euro tendiert, erhalten die Abgeordneten im Bundestag ja sowieso jeden Monat garantiert. Doch viele dieser „Abgeordneten“ verfügen noch über beträchtliche Zusatzeinkommen. Hinzu kommen weitere zahlreiche Vergünstigungen, von Staats wegen für die Volksvertreter. Besonders hoch sind die Einnahmen einiger Abgeordneter aus ihren Beteiligungen an Unternehmen. Vor einiger Zeit fragte ein Bürger den Bundestagsabgeordneten Frank Junge nach seiner Meinung zu Nebentätigkeiten. Das Thema versetzte den SPD-Politiker in Rage. "Wer die Arbeit als Bundestagsabgeordneter ernst nimmt, wer viel Arbeit und Leidenschaft in die Betreuung des eigenen Wahlkreises steckt, hat meiner Ansicht nach gar keine Zeit, um einer Nebentätigkeit nachzugehen", schrieb Junge. Bundestagsmitglieder würden auskömmlich bezahlt und verdienten ein Vielfaches des deutschen Durchschnittseinkommens. "Eine Nebentätigkeit ist somit nicht notwendig.” Doch verschiedene „Skandale“ haben den Blick der Allgemeinheit geschärft. Die Verschärfung des Abgeordnetengesetzes war insofern wohl eine Reaktion auf zahlreiche Affären. So müssen Abgeordnete längst auch Aktienoptionen transparent machen. Dies geht zurück auf die sogenannte “Amthor-Affäre” um den CDU-Abgeordneten Philipp Amthor. Er hatte sich bei der Bundesregierung für Anliegen eines US-Start-ups eingesetzt. Später bekam er von dem Unternehmen Aktienoptionen.

Mittwoch, 27. August 2025

Einstieg in den Tag

Ganz behutsam in den Tag hinein gleiten. Seine Gedanken schweifen lassen. Das war früher nicht so. Da gab es viel zu oft jene Hektik, über der man alles mögliche vergaß. Da musste man noch schnell etwas erledigen, da gab es innerlichen Druck, da dachte man an Weiterführendes. Man hört jetzt unter anderem seinem Eigenen zu. Ob es ein Spiegel ist? Oder Autismus? Oder Narzissmus? Oder Egomanie? Ob es übertrieben ist, wenn man gehört werden will? Man will jetzt viel zu oft Ruhe, im Ausdruck, Gelassenheit, Souveränität, man schätzt auch das viel mehr, was man als Jazz bezeichnet. Doch jetzt gerade donnert Rockmusik in mich hinein. Wer hört so etwas noch? Ist das altmodisch? Oder ist alles möglich? Ein paar Zurückgebliebene und Nostalgiker hören so etwas noch, vielleicht. Nun ja, ich habe den Begriff für mich selbst sowieso erweitert. Blick zurück voraus: Schweifende Gedanken kreisen ständig um die Pflichten, die einem eingeredet werden, die einen bedrücken. Das „Gewöhnliche“ bedrängt dich, kommt an dich heran, schickt Verfügungen und Verwarnungen, setzt Fristen und haut dich um. Du warst der Einzige, der etwas Bestimmtes nicht gemerkt hat und jetzt in eine Situation gelaufen ist.

Dienstag, 26. August 2025

Mehr arbeiten

Schon beglaubigen „Wissenschaftler“ per Aussage oder Studie den Appell an „die Deutschen“ (wer ist das? Alle?), doch gefälligst mehr zu arbeiten. Anreize zu mehr Arbeit geben. Sich selbst eine Tagesstruktur (und so etwas Wunderbares wie Sinn) geben, das könne man durch Lohnarbeit, werfen Psychologen von der Seite aus ein. „Soziale Kälte“ sei ein Problem, gewiss. Das Aufstiegsversprechen sei vielleicht etwas abgeflacht. Mit Leistung allein ist hierzulande kein Haus mehr zu bezahlen, so wird von Soziologen zugestanden. Das war einmal. Jetzt aber schnell besteuern, so hecheln ein paar Spezialdemokraten. Kohle abpressen. Diese „Work-Life-Balance“ sei ohnehin nur ein Schönwettersport, glauben um Ernsthaftigkeit bemühte Geister aus der Volkswirtschaft und werfen mit Zahlen um sich. Demographie, Boomer, Sparen…. Es brodelt mehrfach Abgegriffenes in der Suppe der Wissenschaft. Der Gürtel müsse enger geschnallt werden (Ob wir das so schon einmal gehört haben?) Ob so etwas wie Selbstbestimmung in der Arbeit auch eine Rolle spielt? Gestalten, Vorgeben, Machen und Tun nach eigenem Gusto? Den Chef geben. Den Führer der Geschäfte. Einen „Groschen“ zurück legen. Sich verwirklichen. Im Mittelpunkt stehen. Als flotter Karrierist sich einbringen in den Prozess, - egal welchen. Seine eigene Wichtigkeit damit belegen. Nicht unbedingt ist mit „dem Prozess“ wohl der Produktionsprozess am Fließband gemeint, der insgesamt trotz Qualifikationsausweisen, Diplomen und anderen Nachweisen nicht der unwichtigste zu sein scheint. Oder?

Montag, 25. August 2025

Konservativ

Was steckt hinter dem Konservativismus? Ja ja, ihn gibt es in Reinkultur kaum. Abseits der Universitätsseminare scheint das Thema auch erledigt, wenn nicht unsere Wirklichkeit in mannigfacher Hinsicht von einer Art zeitgenössischem Konservativismus geprägt wäre. Das Gegenteil von Konservativismus gibt es offenbar nicht (mehr)? Disruption? Hier aber doch ein paar Basisvermutungen, Idealtypisches: Ist es der Wunsch, dass alles so bleiben möge, wie es ist? (Restaurative Wendung: „wie es war“). Von scheinbar eherner Stabilität gekennzeichnet? Ein rechtsstaatlich Verkleidetes, monetär abgezwungenes und den „unteren Ständen“ abgerungenes „Recht des Stärkeren“? Da sind Gewinner und Verlierer (unabhängig von einer historischen oder sozialen )? Gegebenheiten. Im Gegensatz zu einem Willen zur Veränderung. Die feste Überzeugung, dass man die Macht des Faktischen auf seiner Seite habe. Dass die Wirklichkeit und die sie unterstützenden Personen sie nach konservativem Vorbild immer wieder schaffen: die „Konstruktion der Wirklichkeit“. Alles ist so, wie es ist. Es wird auf eine gewisse Trägheit von Menschen spekuliert, insofern, als man sich erst mal im real Existierenden einzurichten habe, um dann über andere Möglichkeiten unverbindlich nachzudenken zu können (In Diktaturen: dürfen). Die Wirklichkeit ist zäh, oft von Gewohnheiten oder Routinen bestimmt und vom rücksichtslosen Gewinnstreben geprägt. Eine Neigung zu korruptivem Verhalten (Begünstigung von „Buddies“) kann hier beobachtet werden. Ein Operieren in den Grauzonen der Macht. Ein hierarchisches Denken, das finanziell starken Individuen (Oligarchen, „Alphamenschen“) eine Position der Machtfülle zuweist und sie als „durchsetzungsstark“ adelt. Eine Nähe zur alles bestimmenden Staatsmacht („der Staat hat immer recht“) geht auch oft voraus. „Law and Order“ lautet hier das Stichwort. Härte gegenüber dem Individuum. „Durchsetzen“, notfalls mit Gewalt. Denn alle Gewalt geht ja vom Volke aus, ist also demokratisch legitimiert. So das propagandistisch verstärkte Credo. Schwierig ist dabei eine Abgrenzung zum Totalitären. Eine Grauzone entsteht. Auch eine gewisse Fixiertheit auf „das Traditionelle“ ist oft damit verbunden. Die dauernde Rückkopplung an die Überprüfung am Überlieferten und Überkommenen, dem scheinbar Sicheren. So wird eine konservativ träge Menge zur Knetmasse politischer Erregungstechniker. Dazu gehört auch, dass konservative Kräfte gerne im Bereich der Korruption arbeiten, dass sie ihre Gunst geldwert ihren Lakaien und Speichelleckern auf dunklen Wegen zugute kommen lassen. Und ihre Günstlinge mit gigantischen Bevorteilungen meist finanzieller Art bedenken. Das Staatstragende mag wohl abgenommen haben zugunsten eines Selbstverständnisses, das sich an demokratischen Prozessen vorbei mittels disruptiver Mechanismen als eigentliche Gestalter des Daseins definiert. Naturgemäß wird auch von konservativer Seite gerne „das Nationale“ in Anspruch genommen, freilich nur die nicht revolutionären aufsässigen Elemente, was sich in Fahnenschwenkereien und Hymnengrölerei erschöpft. Beliebt ist auf dieser Seite auch, den Rechtsstaat auf allen Seiten zurück zu drängen, ihn mit allerlei Mitteln abzuschneiden. Dass „das Nationale“ in der Vergangenheit abhängig von seinem Kontext unter teilweise blutigen Opfern auch eine verändernde Rolle gespielt haben mag, wird dabei gerne verschwiegen.

Sonntag, 24. August 2025

Erkenntnis

Je älter ich werde, desto mehr traue ich mich, meine persönliche Anschauung und Erfahrung in mein Weltbild einzubringen. Empirie. Ich denke, man hat über genügend lange Zeit hinweg seine Beobachtungen getroffen, Muster erkannt und darf ihnen getrost eine Bedeutung zumessen, - auch wenn sie nicht unbedingt repräsentativ sind. Früher vertraute ich wesentlich mehr einer mehr theoretischen deduktiven Betrachtung der Dinge. Doch dies hat sich geändert.

Samstag, 23. August 2025

In sich außer sich

Was ich entdecke, weil ich eine Art „Investitur“ mache: Ich habe etwas aufbewahrt, dem ich über die Jahre hinweg so etwas wie eine Präferenz zumaß, an dem ich anderes maß, bewusst und unbewusst. Über lange Jahre hinweg war Sandy Denny trotzdem nicht an meine Ohren getreten. Sie war kein musikalisches „Fast Food“, das samt dem schnellen Urteil zu hören ich oft gezwungen war. Aber jetzt, die Sandy Denny-Kassette „A boxful of Treasure“ („eine Kiste mit Kostbarkeiten“). Ich erinnere mich, dass mir damals Wege gezeigt wurden, Arten, wie man etwas ausdrücken kann. Ihre Solo-Alben, ihre Lieder, teilweise unveröffentlicht und Live-Mitschnitte. Ein unprätentiöser fast bäuerischer Gesang eines Engels der Klarheit. Ich habe mir in Erinnerung gebracht, was mich immer schon bewegte: Dieses uneitle Singen, niemals auf massenhaftem Gefallen abgestimmt, nicht auf „Verkaufen“ abgerichtet, sondern eine angestrebte Übereinstimmung mit sich selbst. Da sind diese langsam sich entwickelnden Balladen, die dem in Deutschland herrschenden Zeitgeist bis heute fremd blieben. Sie machte sowas auch als Sängerin für Fairport Convention und deren zahlreiche Splittergruppen. Sie sang auch einmal für Led Zeppelin. Die sich ziehenden Verläufe, die einem das Zuhören abnötigen, bevor sie einem etwas geben. Auf dass man mit Perlen beschenkt werde. Dieses unbeirrte „in eine Richtung gehen“. Dieses „identisch mit sich selbst“ sein wollen. Sie hat in ihrem Leben viel Pech gehabt. Soll schließlich eine Treppe herabgestürzt und gestorben sein. Sie schien manchmal ins Unglück verliebt zu sein, melancholisch sinnierend, über sich hinaus schauend, eine große Klarheit ausstrahlend. Sie schwelgte, so scheint es mir wieder, nie in Übertreibungen, sondern blieb bescheiden direkt. Sie pflegte ihre spezielle Art der Konzentration und Ernsthaftigkeit. Ihre Lieder waren menschlich individuelle Äußerungen, nicht Ergebnis eines kollektiven Zielens auf Zuspruch und Verkauf. Ihre Version der Leidenschaft, ihr Brennen waren ihr Ausdruck. Sie spielte mit dem Bekannten und mit dem Unbekannten. Mit „Ecoute, ecoute“ sang sie gar einen kompletten Song auf Französisch. Sandy Denny hat an Wände gespielt und die Abpraller kamen auf uns. Wir sollten damit natürlich umgehen. Da war kein Protzen, kein „Sich verkaufen“. Vielmehr so etwas wie ein „Hier steh ich und kann nicht anders. Das immerhin versuche ich, so gut ich es kann“. Introversion statt Extroversion. Ein „In sich gekehrt sein“ und weniger ein „aus sich heraus gehen“. Nicht dieses zeitweise etwas verlogene Zusammenrücken am Lagerfeuer, sondern die musikalisch umkreiste Einsamkeit, das Leid, das zurück Geworfen sein. Und ihre Stimme. Was ein verborgenes Juwel aus dem Schatten heraus leuchten ließ. Da ist noch kein „einer möglichst großen Masse von Leuten gefallen“, da sind noch nicht die Meuten an Managern, die alle was ab haben wollen, die Berater, Experten und Parasiten. Stattdessen ist uns durch sie eine große Klarheit geschenkt.

Freitag, 22. August 2025

Lebenswelten

Es drängt sich mir wieder einmal auf, die Überschrift meines Blogs „Reise durch Wirklichkeiten“ und andere Einlassungen möglichst korrekt zu erklaren. Unsere Erkenntnismöglichkeiten und Einstellungen, unsere Kontaktfähigkeiten und Kommunikationskanäle sind stark bestimmt von unserer Herkunftsfamilie, unserer Hautfarbe, unserem Freundeskreis, unserer Religion, unserem Wohnort und unserem Alter, unseren Niederlagen und Erfolgen. Gleiches gesellt sich zu gleichem, die „sozialen Medien“ verstärken mit ihren Echokammern und Erkenntnisblasen diesen Effekt noch. Da sind Fakten, Lebensverläufe, alles, was zu Kultur oder politisch-moralischem Grundton zählt und andere Bestimmungsfaktoren. Dadurch entwickeln sich „Peer Groups“ und „Freundeskreise“, Leute, die untereinander Kontakt haben, weil sie Gemeinsamkeiten teilen. Ich gehe zudem davon aus, dass sich diese Gesellschaft dadurch immer mehr ausdifferenziert in Fraktionen, Subgesellschaften, Wahrnehmungsblasen usw., die die Tendenz haben, nur innerhalb ihrer sozialen Gruppe zu kommunizieren, sie gegenseitig zu verstärken oder gewisse Verhaltens- oder Wertemuster immer wieder zu reproduzieren. Beispiel: „Führungskräfte“ der Wirtschaft wollen dies auch in der nächsten Generation bleiben und schicken demgemäß ihre Sprösslinge auf teure Internate, wo sie zu „Führungskräften“ erzogen werden, was entsprechendes Verhalten und Selbstwahrnehmung bedeutet: Im zeitgenössischen Sprachgebrauch wird dies gerne als „Wahrnehmungsblase“ oder „Bubble“ bezeichnet. Diese „Fraktionen“ haben weiterhin die Tendenz, auch über gewisse soziale Muster miteinander zu kommunizieren, sich darüber einig zu zeigen, was „korrekt“ oder „okay“ ist. D.h. beispielsweise: Steuerberater unterhalten sich untereinander vor allem über das, was sie und ihre Kundschaft betrifft. Es entsteht sogar ein gewisser Jargon, der unter anderem zu sozialen Abgrenzungen führt. Lehrer verhalten sich genauso, Verwaltungsmenschen, Ingenieure, Handwerker, Servicedienstleister usw. Sie bilden untereinander auch Wahrnehmungsgemeinschaften, aus deren Blickfeld gewisse Dinge auch heraus fallen oder nur alibimäßig unscharf wahrgenommen werden. Ich würde diesen immer weiter zunehmenden Vorgang der Ausdifferenzierung von „Lebenswelten“ erstmal als „vertikale Gliederung“ bezeichnen. Andererseits eröffnen sich auch durch Medien, Internet, Tourismus und zunehmende Informationsmöglichkeiten befördert immer mehr Gelegenheiten, sich darüber klar zu werden, dass wir alle auf einem einzigen Planeten leben und uns dadurch bewusst werden könnten, dass“wir alle in einem Boot“ sitzen. Wir erfahren etwas über andere Kulturen, über andere Möglichkeiten, sich geographisch und durch die Historie gegebenen Bedingungen anzupassen: Andere Völker, andere „Sitten“ (Werthaltungen, Verhaltensmuster). „Horizonterweiterung“. Es haben sich wohl in unterschiedlichen Kulturkreisen (das Gegenteil von „Globalisierung“) unterschiedliche Arten des Menschseins heraus gebildet. Dies würde ich als „horizontale“ Gliederung bezeichnen. Ein Interesse an anderen Möglichkeiten, aber auch eine Neugier auf Begrenztheiten solcher auch ökonomisch begründeter Verhältnisse zu entwickeln, das könnte man auf der Ebene der Bewusstwerdung auch als „Empathie“ bezeichnen. Ein bisschen mehr Bewusstwerdung der Verhältnisse, die mich umgeben, mag die Folge sein: „Horizonte“ erweitern. Insofern über den eigenen Tellerrand versuchen zu blicken, wäre mein ureigenstes Interesse. Leider passiert das in unserer Gesellschaft in Bezug auf „vertikale Gliederung“ viel zu wenig und immer weniger. Beispiel: Selbst Kreise, die einigermaßen Bescheid darüber wissen müssten, haben keine Ahnung davon, wie es ist, von Grundsicherung leben zu müssen. Kognitiv schieben diese Leute meist die Phrase „wir leben in einem Sozialstaat“ vor und glauben somit, alles sei in diesem Sinne „geregelt“. Wer sich aber konkret für die realen Verhältnisse interessiert, erfährt anderes. X x I feel compelled once again to clarify the title of my blog "Journey through Realities" and other comments as accurately as possible. Our cognitive abilities and attitudes, our ability to make contact and our communication channels are strongly determined by our family of origin, our skin color, our circle of friends, our religion, where we live and our age, our defeats and successes. Like attracts like, and "social media" with their echo chambers and knowledge bubbles reinforce this effect. There are facts, life courses, everything that counts as culture or political-moral tone and other determining factors. This leads to the development of "peer groups" and "circles of friends", people who are in contact with one another because they have things in common. I also assume that this society is becoming increasingly differentiated into factions, sub-societies, perception bubbles, etc., which have a tendency to only communicate within their social group, to mutually reinforce it or to repeatedly reproduce certain behavior or value patterns. Example: "Leaders" in business want to remain so in the next generation and send their offspring to expensive boarding schools, where they are educated to be "leaders", which means they behave accordingly and perceive themselves accordingly: In contemporary parlance, this is often referred to as a "perception bubble". These "factions" also have the tendency to communicate with one another using certain social patterns, to agree on what is "correct" or "okay". This means, for example: tax consultants talk to one another primarily about what concerns them and their customers. A certain jargon even arises, which, among other things, leads to social demarcations. Teachers behave in the same way, as do administrative staff, engineers, craftsmen, service providers, etc. They also form perception communities among themselves, from whose field of vision certain things fall out or are only perceived in a vague way as an alibi. I would initially describe this ever-increasing process of differentiation of "lifeworlds" as "vertical structuring". On the other hand, the media, tourism and increasing information opportunities are opening up more and more opportunities to realise that we all live on one planet and thus become aware that "we are all in the same boat". We learn about other cultures, about other ways of adapting to geographical and historical conditions: other peoples, other "customs" (values, behavioural patterns). "Broadening horizons". Different ways of being human have developed in different cultures (the opposite of "globalisation"). I would describe this as a "horizontal" structure. Developing an interest in other possibilities, but also a curiosity about the limitations of such economically based conditions, could also be described as "empathy" at the level of awareness. A little more awareness of the conditions that surround me may be the result: broadening "horizons". In this respect, trying to look beyond my own nose would be my very own interest. Unfortunately, this happens far too little in our society in terms of "vertical structure" and is happening less and less. For example: Even circles that should know something about it have no idea what it is like to have to live on basic social security. Cognitively, these people usually use the phrase "we live in a welfare state" and believe that everything is "regulated" in this sense. But anyone who is specifically interested in the real conditions will find out something different.

Donnerstag, 21. August 2025

Der Lange Tanz (Lyrik ub)

DER LANGE TANZ Du träumst dich, du siehst dich bist das wirklich noch du?die Jahre vergehen im Trott und du hast ein paar Narben mehr blickst zurück und blickst nach vorn und das Einerlei stört dich nicht mehr Refr. Zwei Schritte rechts, zwei Schritte links wo geht’s eigentlich lang? Drei Schritte vor und zwei zurück, wie heißt dieser lange Tanz? Mal im Schatten, mal im Licht meist dazwischen irgendwo du ALLES kommt erst morgen und heut ist erst mal Pause Charlie Chaplin jagt Billy the Kid wer wird wohl der Verlierer sein? Refr. Zwei Schritte rechts, zwei....... Züge fahren weiter, keiner weiß wohin du stehst am Bahnsteig und frierst man trägt jetzt wichtige Gesichter und du zwingst dich, nicht mehr zu lachen Kontrollen werden schärfer nur Wenige wissen um das Warum Refr. Zwei Schritte rechts, zwei Schritte......

Mittwoch, 20. August 2025

Verteidigungstüchtig

Dass es Diktatoren auf dieser Welt gab und gibt, welche, denen das einzelne Leben scheisegal ist und die nur in Kategorien des Imperialismus, des Völkischen oder ihres Machtinteresses leben, das ist gerade derzeit gut sichtbar. Hitler, Stalin, Mao waren es damals genauso wie heute Putin, Xi Ping und ein paar kleinere Autokraten wie Kim Yong Un, Orban, Erdogan Le Pen. Dies Böse in ihrer Person hat leider oft mit Gewalt und Tod zu tun. Die Herren dieser Mechanismen entfachen einen Egokult um sich selbst, verlieren den Kontakt zur Wirklichkeit, setzen sich selbst als Alleinentscheider ein, halten sich einen Hofstaat, setzen sich ab, führen Kriege und rechnen damit – wie leicht es ist und war, viele Menschen für ein solches Polit-Charisma zu begeistern. Wir wollen uns hier in Mitteleuropa deutlich davon absetzen, hatten mal etwas anderes vor mit Gewaltenteilung, Rechtsstaat und Partizipation. Ein Neuanfang. Ich finde, es lohnt sich sehr, dies zu verteidigen. Dafür sollten auch gewisse Opfer gebracht werden. Dafür habe ich einst Opfer gebracht.

Montag, 18. August 2025

Rituale

Wollen wir wirklich mal wieder erfahren, wie ungleich das Vermögen in schland verteilt ist? Oder ob das schon zu einem Ritual geworden ist? Dass 10 % der Deutschen mehr als die Hälfte des Nettovermögens besitzt? Dass so etwas mutmaßlich der Demokratie schadet? Ob es uns da egal ist, ob sich die Zahlen da leicht nach links oder rechts verschoben haben? Der Kanzler reist herum, gibt sich als Außenpolitiker und sondert Sprüche ab. Die Probleme indessen strukturieren das Dasein ganz anders: Den Gemeinden scheint die Kohle endgültig ausgegangen zu sein. Vertreter treffen sich heute wieder einmal, wobei nichts Erkennbares heraus kommen mag. Die Länder wollen nichts abgeben, Bayern spielt sowieso eine Sonderrolle und der Bund kündigt großflächiges Wachstum an, das natürlich nur den Wenigen (ob es dann wirklich um Arbeitsplätze und das „Einsickern“ (trickle down) geht?) zugute kommen soll. Wenn es ihnen gut geht, wird es allen besser gehen, so die Annahme, die zumindest in den letzten Jahren wohl nicht so ganz gestimmt hat. Konsequenz: Der Bürger muss noch mehr gemolken werden, er kann sich ja nicht unmittelbar wehren (alle Gewalt geht vom Staat aus). Dazu kommen noch Europaweite Verordnungen und Ver- oder Gebote, die meist unnötig sind, gegen die sich aber ebenfalls niemand wehren kann, weil sie ja ach so demokratisch sind und von großzügig entlohnten und verbeamteten Herumsitzern in die Welt gesetzt sind. Natürlich tut das alles den Besitzenden nicht weh, sie haben es ja. Muss das so sein? Dass immer alles weiter geht?

Sonntag, 17. August 2025

Diplomaten Demokraten

Wenn ich diese Leute in den Nachrichten sehe, in ihren dunklen Anzügen und konturlosen Kostümen…. Wenn sie aus riesigen Limousinen steigen, um sofort zu Küsschen und kumpelhaftem Schulterklopfen oder Getätschel über zu gehen. Wie sie sich um die eine Alibi-Frau ranken, kavalierhafte Bewegungen mit den Armen machen und nach der Aufstellung in dieses verlogene Dauerlächeln übergehen, das dann abfotografiert werden muss, - dann überkommen mich Zweifel, ob diese Leute irgendetwas von der dreckigen Realität von Kriegen oder auch nur vom Alltag ihrer eigenen Bürger mitgekriegt haben. Sie geben sich als unbeteiligte Beobachter, halten sich raus und befleißigen sich eines diplomatischen Jargons. Auf mich machen diese demokratisch zu allem legitimierten Onkel- und Tantenrunden nicht den Eindruck, als seien sie von ausgeprägter Empathie getragen. Sicher, gegen Krieg sind sie alle, Zivilisationsbrüche werden nicht geduldet, Opfer und Kollateralschäden unter Bürgern sollen nicht riskiert werden, keinesfalls, ….aber bald werden wieder „Konfliktlösungen“ erwogen, Sparbeschlüsse gefasst (während mehr als 200 neue Staats- und Beamtenstellen mit Vergütungen von bis zu 15 000 Euro im Monat eingerichtet werden… was ist schon dran an Lüge oder Glaubwürdigkeit! Macht man halt!), an Ausschüsse überwiesen, von „Experten“, deren Expertenwissen in Entscheidungsprozesse einfließen soll. Sie zerreden und zermahlen alles zu Mini-Prozessen, in die sie keine Einblicke haben und nennen das dann gerne Diplomatie oder Demokratie.

Freitag, 15. August 2025

Klares Wasser (Songlyrik)

KLARES WASSER Suche: nach dem klaren Wasser aus dem ich trinken kann in dem ich den Grund sehen kann eintauchen, einsinken... mich treiben lassen ohne Angst dies Wasser, das mich trägt ohne Fragen das wirklich ist weich ich es fühlen, trinken, hören, sehen kann....... Wo?

Donnerstag, 14. August 2025

Vorwärts kommen

Anpassungsmechanismen der anderen (immer die anderen!!), das alltägliche Buckeln, bloß keine Empfindlichkeiten zeigen: das sanktionieren die Kollegen sofort mit Liebes- , das heißt letztenendes Geldentzug. Mit Mobbing auch. Mit den kleinen Zeichen. Mit bereit gestellten Fallstricken. Du musst funktionieren. Zum Beispiel darfst du als Selbständiger nicht krank werden. Sofort rückt jemand anderes an deine Stelle. Du bist austauschbar, auch wenn du dich selbst für einmalig hälst. Malus. Wieso haben die anderen so wenig Abstand zu dem, was sie tun? Wieso können die sich so identifizieren mit ihrem Job, mag er noch so entfremdet sein? Sie haben doch alle studiert, haben sich im Blick geübt, der im Alltäglichen das Unalltägliche aufsucht, der die Distanz zu den Dingen und zu sich selbst sucht. Oder etwa nicht? Waren sie nur ausgebildet worden? Für ein späteres Funktionieren? Haben sie sich die Analysemethoden angeeignet, um zu erkennen, dass in solch ein- und abgeschlossenen Verhältnissen, in solchen betrieblichen Strukturen die Macht wohnt und die Machtausübung anderer implizit eingeschlossen ist? Ob solche Ansichten auf Möglichkeiten etwas zu idealistisch gedacht sind? Sich in den Elfenbeinturm des akademischen Betriebs flüchten? Funktionierte auch schon besser. Wie kann man das so akzeptieren, sich zu eigen machen? Die Rolle, in die man hineindressiert wurde? Ob das etwas mit unserem Bildungssystem zu tun hat? Schon die dauernd praktizierte Formulierung „Wir“. Wer ist wir? Die Gesellschaft? Der Betrieb? Der stark ist? Der sich ein Monopol erobert hat? Wir sind stark. „Wir schaffen das“. Ein beliebter Spruch unter Politikern an „die Leute“. Wer ist wir? Der, der dich entlässt und dir Lohnzugeständnisse abringt, wenn er es für nötig hält (jawohl, immer noch meist ein „er“ und keine „Sie“). Der dafür das Geschwätz vom „Strukturwandel“ allzeit parat hält, gerade im Rahmen an einer steigenden Wachstumsorientierung. (Das Getue um die sogenannte „Globalisierung“ ist ja ein bisschen ins negative Gerede gekommen...bzw. Nicht mehr so in Mode)? Dann bist du als Selbständiger plötzlich nicht mehr der Betrieb. Bist ein unfähiger Einzelner. Der Betrieb ist der, dessen „Chefs“ riesige Karossen fahren, die sie als Statussymbol direkt vor dem Eingang parken. Der Betrieb, dass sind doch die Kaufleute, die alles Wichtige diktieren. Die ganze Vertriebsgebiete kaufen und verkaufen. Alles Wichtige hat auf dieser Erde mit Geld zu tun, nicht mit Geist, so scheint es in deren Logik. Sie müsssen immer wieder den Stallgeruch pflegen, auf jeder Konferenz. Sie müssen miteinander anstoßen, sich übers Fußballspiel unterhalten, sich Witze erzählen, über die sie dann gemeinsam geradezu zwanghaft lachen sollen. Das auch an jedem Geburtstag, den irgendein „Kollege“ hat. Dann werden kleine Tischen aufgestellt und Gemeinsamkeit zelebriert. Auch wenn offiziell ein !“Arbeitnehmermarkt“ herrscht. Du selbst wirst dir dann ein Fremder. Verlierst den Kontakt zu dir, während sie ihn zu kultivieren und pointieren scheinen - wofür sie dann Crash-Kurse besuchen. Die Sehnsucht danach, sich irgendwo wiederfinden zu können. Du, der du dir selbst einmal so sicher warst, ohne selbstsicher sein zu können. Wo warst du hingekommen? Hattest dich längst verloren in der Mechanik. Der Funktionalität. Der Normalität. Und musstest dankbar dafür sein. Die Ermüdung, die Trägheit, deine Feinde. Andere Menschen haben ein anderes Temperament, eine andere Tatkraft. Eine andere Vitalität und ein anderes Vertrauen darin. Sie begegnet dir. Du solltest mehr Empathie aufbringen. Was ist das? Sich in jemanden hinein denken? Notwendig, Zeichen der Kultur. Letztenendes sind wir aber allein. Da besteht eine Spannung.

Mittwoch, 13. August 2025

Glaubwürdigkeit

Was prägt? "Lügenpresse", "Fake News", "alternative Fakten": Kaum ein Verlust kann uns in einer wissenschaftsgläubigen Welt derart in Bedrängnis bringen wie der unserer Glaubwürdigkeit. Und trotzdem wird gelogen, bis sich die Balken biegen neuerdings auch mit KI. Beispiel: der jetzt zehn Jahre alte Abgasskandal. Scheint im Sand zu verlaufen. Wird irgendwie juristisch gestreckt. Warum ist die Lüge nicht aus der Welt zu denken und wann hat eine Lüge Erfolg? Mal bei einem großen Geist fragen, wieso das so ist. Eine zum Beispiel für Michel Foucault grundlegende Idee ist es, dass nicht nur unser Wissen, sondern auch unser Denken durch und durch historisch sei, also nie auf sicherem Grund stehe. Das ist wichtig! Die Form des Wissens wandelt sich, daher können wir zu gewissen Zeiten nur auf gewisse Weise denken. Im philosophischen Slang ausgedrückt: Verstand die Renaissance die Welt in Analogien, so ordnete die Klassik sie in Taxonomien und Tableaus, während die Moderne gar nicht anders kann, als alles mit dem Menschen, dem Subjekt der Erkenntnis zu erklären. Bald werde das vorbei sein, prophezeite Foucault, der Mensch werde verschwinden "wie ein Gesicht im Sand". Moderne Machthaber glauben derzeit, sie seien so mächtig, dass sie Fakten schaffen könnten. Sie alle kennzeichnet ein ausgewählter Gebrauch der handelsüblichen Vernunft plus eine Dosis von dem, was umgangssprachlich als Wahnsinn bezeichnet wird. Was dabei Allgemeingut zu sein scheint: Spielarten des Wahnsinns schicken sich an, Vernunft und Disziplin als missliebige Abweichungen auszugrenzen. Auch digital. Es gilt in diesen Kreisen mitzumachen. Sich anzupassen. Sich ducken. Nach unten treten. Die Übertretung aber avanciert zur neuen Norm

Dienstag, 12. August 2025

Immer voran, drauf und dran

Wie naiv war das denn? Damals, im zeitgeistigen Flow, glaubte die Politik und ihre demokratisch legitimierten Klassen, in naivem Fortschrittsglauben und ungebremstem Optimismus so etwas wie Atomkraftwerke bauen zu können, ohne dass die Endlagerfrage geklärt war. Erst mal wurden Milliarden ausgegeben. Die Endlagerfrage würde dann halt schon noch....irgendwie.... der Mensch hat bisher alles....usw. Man träumte den Traum von der friedlichen Nutzung der Kernenergie, das Atomium in Brüssel wurde zu seinem Symbol. Das gezähmte Atom schien die Lösung vieler Fragen. Energie ohne Begrenzung? Atom ist die Lösung! 1956 wurde hierzulande ein „Atomministerium“ gegründet, wofür gleich mal Franz-Josef Strauß berufen wurde. Die Rede war davon, für Deutschland den Platz unter den Industrienationen zu sichern. Das Land sollte den Anschluss nicht verpassen. Um Ängste zu zerstreuen, beteuerte das Atomministerium: „alles ist sicher“. Ob uns das an gewisse Dinge heutzutage erinnert? Der Wunderstoff Uran wurde öffentlich als harmlos gepriesen. Ein bisschen Kontrolle: ja. Aber im Prinzip konnte jeder in ein solches Atomkraftwerk herein schlappen und nachsehen, ob denn alles wirklich sicher sei. Man sah und befand: ist ja völlig harmlos. Uran sieht wie Eisen aus. Und überhaupt: alles wird gut überwacht. Später gab es zwar Störfälle, teilweise sogar ernster Natur. Aber diese wurden vertuscht, wurden nie wirklich sichtbar. Ab Ende der siebziger Jahre gab es dann massiven Widerstand gegen solche Methoden, dem mit staatlicher Gewalt zu begegnen versucht wurde. Es gab Schlachten, das Polizeiaufgebot wurde gigantisch. Castortransporte wurden „durchgesetzt“. Mittlerweile ist die Sache mit dem Endlager immer noch weit entfernt von einer Lösung. Es liegt aber inzwischen eine ganze Menge Atommüll herum. Weggekippt in unsicheren Fässern, die jetzt schon rosten. Was wohl mit all den Fässern ist, die im Meer „verklappt“ wurden. Weg damit! Der Ozean ist groß und wird das schon schlucken.... Heute gilt immer noch das neoliberale Credo: Die Sachen, mit denen man kein Geld verdienen kann, übernimmt die Öffentlichkeit, der Staat. Das andere soll sich „die Privatwirtschaft“ zu ihrem eigenen Profit sichern. Es gab Tschernobyl und Fukushima mit all den Täuschungsversuchen, der Glaube an die Atomkraft ist zumindest hierzulande völlig zerschossen. Alles abgeschaltet. Die Sache mit dem Fortschritt insgesamt hat sich auch relativiert. Gibt es in der vergangenen Form nicht mehr. Der Verlust von Gewissheiten ist unser Grundgefühl. Wir haben aber starke Probleme mit dem ungebremsten Bevölkerungswachstum (manche meinen ja, es sei besonders im Hinblick auf Nahrung alles nur ein Verteilungsproblem: Das mag es auch sein, so glaube ich, - aber halt nicht nur. Das Wachstum der Menschen dürfte für diese Erde seine Grenze haben, so befürchte ich. Längst überschritten, das. Die Nahrungsfrage ist ungelöst, der Klimawandel plagt und kommt immer näher., Seine Folgen wurden bisher immer noch verdrängt. Man konnte sich das hier leisten. In anderen Gegenden der Erde sieht das schon anders aus. Es gibt derzeit zahlreiche Kriege und allerlei Konflikte auch sozialer Natur. Am nicht allzu weit entfernten Horizont stehen zu Ende gehende Rohstoffreserven. Sie sollen neuerdings an den Polkappen dieser Erde gedeckt werden. Wir erfahren von Megatonnen an Plastik im Meer, von schmilzenden Eisberge an den Polkappen, und anderen Katastrophen, zu denen dann kostspielige Konferenzen einberufen werden, die nichts bewirken. Es fangen jetzt schon globale Verteilungskämpfe an....usw. Wo ist all der ungebremste Optimismus geblieben? Es scheint dies eine ziemlich hohle Formel geworden zu sein. Gewisse Parteien setzen hierzulande „menschliche Kreativität“ dagegen. Langsam aber sicher würde es Zeit dafür.

Montag, 11. August 2025

Starkmann

Manchmal denke ich, dass dies hier übertrieben ist. Aber ohne Übertreibung wird man nicht wahrgenommen. Das habe ich im Journalismus gelernt. Außerdem zeige ich hoffentlich oft den Zusammenhang zwischen Privatem und Allgemeinem. Weitere psychologische Spekulationen zu mir und meinem Geisteszustand sind erlaubt. Es scheint mir dies hier auch ein Versuch zu sein, eine Technik der Annäherung an einen Sachverhalt, was freilich viel Toleranz und Bereitschaft zur Veränderung von Standpunkten und Lebenslinien voraus setzt. Wenn ich jetzt in mich gehe, entdecke ich, dass der fast schon klassische Song „Wann ist der Mann ein Mann?“ des bekannten Knödlers aus dem Ruhrgebiet eines meiner Lebensthemen eingekreist hat und ich aus der Sicht von heute viel nachsichtigen Humor bei der Betrachtung dessen walten lassen sollte. Ich entdecke, dass ich anders sozialisiert/erzogen wurde und kann dem aus heutiger Sicht nur zustimmen. Tatsache ist aber, dass ich mit der obwaltenden Männlichkeitsidiologie meine (schweren) Probleme hatte. So soll der Mann (natürlich unausgesprochen) der Frau grundsätzlich überlegen sein, und zwar dem Wesen nach in jeder Hinsicht. Ja, das scheint mir eine der „unbewussten“ Idiologien zu sein, die ganze Kulturkreise beherrscht hat. Schon mit dieser Grundvoraussetzung einer Überlegenheit konnte ich nichts anfangen. Sie war und blieb mir aus vielen Gründen fremd. Ich sah nicht die Herabsetzung und den Wettbewerb oder die Demütigung, Gewalt und Entwürdigung der Frau als Triebkräfte meiner selbst und meines Verhaltens. Ich entdecke jetzt, dass mir das nie beigebracht wurde, dass es mir fremd blieb und ich kann dem aus heutiger Sicht (!) nur zustimmen (in jeweiliger Zeit konnte das sehr sehr schmerzvoll sein) und meinen Eltern dafür danken. Mädchen sind schwach, nachgiebig und ängstlich, während Jungs stark und mutig sein sollen. Haha. So geht das mächtige Rollenklischee, das sehr stark um alles kreist, was auf „Macht“ deutet. Ich konnte nie eine Bierflasche lässig mit dem Feuerzeug öffnen, der aus der Werbung bekannte Cowboy mit gegerbter Haut und der Wumme im Mundwinkel war ich auch nicht. Diese Art der lässigen Männlichkeit war mir versagt. Es eröffnete sich mir kein Zugang dazu, - noch schlimmer! - ich nahm das gar nicht richtig wahr und wunderte mich nur über gewisse Dinge im geschlechtlichen Wettbewerb. Ich erschließe mir jetzt, dass ich ohne die Erfüllung der typisch männlichen Rollen-Ansprüche „kein echter Mann“ war. Ich hatte es auch nicht in mir, den dauernden Wettbewerb der Männer unter sich und die daraus folgende, andauernde Hackordnung/Hierarchie zu akzeptieren. Der Mann (oder einer wie ich) wurde insofern Opfer von typisch männlichen Ansprüchen des permanenten Wettbewerbs. Ich war vielleicht ein „Softie“ oder etwas Derartiges, was keinen „echten“ Mann darstellt. Ein „Frauenmagnet“ wurde ich jedenfalls auf diese Art nicht. Eine Erfahrung meiner Lebenszeit scheint aber gewesen zu sein, dass Frauen in der Regel „echte Männer“ suchen, dass sie in ein Erziehungsschema eingebunden zu sein scheinen, das nur das Spiegelbild der männlichen Sozialisation ist. Erst sehr langsam, etwa während der vergangenen 20 Jahre Jahre, scheinen mir Frauen sich dessen teilweise bewusst geworden zu sein und sich davon zu lösen.

Sonntag, 10. August 2025

Auf "Reisen"

Ob sie jetzt alle weg sind? Auf Reisen? Wir erfahren etwas über die Welt und uns, so heißt es. So wird uns versprochen. Von der entsprechenden Industrie. Doch das setzt auch eine gewisse Neugier voraus. Ein Bestreben, sich von den allgemeinen Trampelpfaden abzusetzen in Richtung auf etwas Individuelles. Blöd nur, dass sich das inzwischen viele derer versprechen, die etwas von sich halten und die es sich leisten können. Ja, das Reisen selbst ist längst zu einem Statussymbol geworden. Individualreisen? Wer`s kann. Waren im 17. , 18., 19. und 20. Jahrhundert Reisen noch einer gewissen gesellschaftlichen Schicht vorbehalten, so ist das Genre inzwischen zum Massentourismus geworden, das Versprechen einer individuellen Erweiterung des Horizonts und unverbindlichen Bespassung ist vervielfältigt – was sich unter anderem in der Masse der verschiedenen, für jeweilige Zielgruppen abgefassten Reiseführer zeigt, die sich an ein mit einer gewissen Neugier ausgestattetes Publikum wendet. Dessen Hedonismus scheint nur jeweils schichtenspezifische Ausprägungen anzunehmen.

Samstag, 9. August 2025

Kolonie im Kopf

Wie war das nochmal mit dem Kolonialismus? Noch bis heute herrscht dieses Denken vor und derzeit kommt es sogar wieder stärker in Mode: Einschlägige Museen zu besuchen kann hier Aufschluss verschaffen. Es galt halt nicht nur in der Vergangenheit, neue Länder zu erschließen und zu expandieren. Die Entstehung der Kolonien ist von Anfang an vom Herrschaftsanspruch der Kolonialmächte bestimmt. Lange galt dabei die angebliche Überlegenheit der weißen Rasse als naturgegeben und diente zur Legitimation. Den „kulturell zurück gebliebenen Völkern“ sollte nämlich die Zivilisation gebracht werden. Sie zwingen per „Zivilisation“ der jeweiligen Bevölkerung ihre eigenen Gesetze, ihre Sprache und ihren Glauben auf und unterwerfen sie damit einer für sie fremden Kultur. Den Kolonialisten ging/geht es in erster Linie um politische, militärische und ökonomische Macht. Die einheimische Bevölkerung wird gezwungen, Abgaben an die Kolonialherren oder an die durch sie eingesetzten Großgrundbesitzer zu leisten. Viele treibt/trieb diese „Abgabe“ in den wirtschaftlichen Ruin. Wer sich aber widersetzt, wird bestraft, getötet oder zu Zwangsarbeit verdammt. Auch Menschen werden zur Ware. Der Sklavenhandel kommt von Afrika aus so richtig in Schwung und bringt den Europäern viel Profit. In Ketten werden die Afrikaner auf die Sklavenschiffe gebracht. Die Gier der Europäer wächst. Überall auf der Welt entstehen Kolonien. Ins zwanzigste Jahrhundert hinein umfasst diese Bewegung fast den gesamten Erdball. Im großen Stil beuten die Kolonialisten nicht nur die Bevölkerung, sondern auch die Rohstoffe aus. Für den optimalen Profit werden bestehende Grenzen missachtet und neue willkürlich gezogen. Die Produktion richten die Kolonialherren oft auf landwirtschaftliche Erzeugnisse aus. Das Nord-Süd-Gefälle, das bis heute besteht, wächst unaufhörlich. Im reichen Norden häufen die Nationen immer größere Reichtümer an und bauen dabei auf die Strukturen, die sie im Kolonialismus herausgebildet hatten. Im Süden hingegen gibt es immer mehr Armut. Das geht womöglich bis heute so, denn viele dieser formal unabhängigen Staaten sind wirtschaftlich noch von ihren ehemaligen Kolonialherren abhängig. Rücksichtslose Ausbeutung dieser Länder scheint auch im Verbund der EU noch angesagt.

Freitag, 8. August 2025

Musik Schreibe

Musik spielt immer noch eine große Rolle in meinem Leben. Aber ich kann und will das nicht mehr professionell kommunizieren. Mir ist auch vieles fragwürdig geworden. Zum Beispiel Kriterien. Zugewandtheit. Subjektives. Zudem haben sich viele Leute von mir abgewandt und ich weiß nicht mal wieso. Mich selbst zu sehr in mich hinein gebohrt? Buch, Blog, Musik - alles nichts geworden. Zumindest im kommerziellen Sinne. Manchmal meine ich, dass ich gegen Wände renne. Habe ich mich zu den „falschen“ Ansichten bekannt? Man hat „To-do-Listen“, man muss Dinge, das Haus und anderes betreffend betreffend, machen. Man fährt mit dem Auto in die unmittelbare Umgebung. Erkundet. Versucht, zu sehen. Gottseidank geht das noch für mich. Ein Freund aus uralten Zeiten ist nicht mehr erreichbar. Tausend mal angerufen. Ob er sich selbst umgebracht hat? Er hatte mir so etwas angedeutet…. Ich versuche, Menschen zu helfen und merke, dass das zu einem Ritual meiner selbst geworden ist. Wohl auch durch Erziehung bedingt. Meine Zukunft sieht düster aus. Ich verzweifle an meiner Umgebung, - bin ich alleine hier? Diese geschäftlich geprägten und von gewissen Kräften gefeierten Methoden der Manipulation machen mir Angst. Wer ist es, der eines Tages die Kontrolle ausübt? Wann ist man ausgeliefert? China, ist das ein Beispiel? Will der orangene Präsident mit seinem autoritären Getue da mithalten? Mit seinen ihm untertänigst gefälligen Digitaloligarchen?

Donnerstag, 7. August 2025

Rock passée

Wie war das mit der Rockmusik? Die Aufnahmen wurden immer besser, der Ausdruck ging darüber manchmal ein bisschen verloren. Ironie zog ein, Kunstkniffe waren dominant, Produzenten gewannen einen Namen, standen für einen bestimmten Sound. Die wussten, wie`s geht: Eine der Technik geschuldete Transparenz war nun angesagt, der Überblick über ausladende Klanggebäude. Aber man staunte trotzdem noch über das Songwriting, die Kunst, Songs eine Spannung und eine daran anknüpfende Entspannung zu geben, sie zu dramatisieren, mit tollen Melodien auch, mit akustischen Angeboten aller Art. Das eine oder andere glitt ab in Überproduktion, Aber das machte nichts. Man hörte die Doobie Brothers, Loggins & Messina und James Taylor. Das führte in den Adult orientated Rock, also die Klangwelten, die für Erwachsene bestimmt waren, die einige Hörerfahrung voraus setzten und sich klar vom lüsternen Gehabe und den harmonisch gesteuerten Brunftarien der Teenie-Bands absetzten. Man interessierte sich für den, der da gerade Gitarre in einem unerhörten Sound spielte, man kroch geradezu hinein in gewisse Produktionen, ließ sich in Begeisterung verzaubern oder in ein überragendes Können auf dem Instrument. Das und nur „das hier“ war schwer zu spielen und überschlug sich geradezu in Raffinesse. „Das hier“. „Nicht das!“. Man musste „Die Neue“ von diesem oder jenem haben, man musste informiert, im Flow, im Groove sein. Kurz: es knüpfte sich so manches Interesse daran. Wer war das, was waren das für Leute. Guter und hochprofessioneller Sound kam oft aus Los Angeles, das in den USA zu einer Art Musikhauptstadt für ein vertontes Lebensgefühl wurde. Es wurde da manchmal auch ein Kokaingeschwängerter Sound abgesondert, der auch gepflegte Langeweile und sophisticated Swimmingpool-Gefühle transportierte. Man las in einschlägigen Magazinen über das opulent gestaltete Leben gewisser Rockstars, die die Massen bewegen konnten. Und – ach ja – die Spiritualitätsarien im Softrock. Man selbst nahm das mit, kannte es, aber es interessierte einen weniger. Was war das gegenüber den Tonkreationen eines Frank Zappa? Ja klar, mit so einem war man weit vorne dran. Dem musste man erstmal folgen können. Dem hypersensiblen Schwurbeln, der angefederten Melancholie. Aber da waren auch die hypnotisch im Hedonismus wühlenden Funk-Rhythmen, der Groove, die Hypnose. Gelegentlich versetzt mit anspruchsvollen Jazzgetue. Großartigkeiten. Überhaupt: ein auf Äußerlichkeiten pochendes Getue kam auf. Das Vorzeigen von Fähigkeiten wurde wihtiger. Auch der Glamrock, das Auftreten, die Erscheinung. Und und und…..alles noch vor dem Erscheinen der CD als Hör-Format.

Mittwoch, 6. August 2025

Grabenkämpfe

Steile Thesen, sich stilisieren, eine krasse Meinung nachhaltig und öfter äußern, Gräben ausheben, Verbote oder Gebote aussprechen, sich „solidarisieren“, provozieren, niederschreien - und los geht`s! Unbedingter Anspruch auf die Wahrheit, the one and only! Keine Kompromisse! Für etwas stehen. Einstehen. Dafür, für das Richtige, schon mal auch Gewalt anwenden! So bilden sich scharf umrissene Figuren heraus. Man selbst kennt Leute, die sich so verrannt haben. Die nicht mehr heraus kommen aus ihrer Ecke. Die aus Gräben heraus argumentieren. Die fundamentale Opposition um jeden Preis spielen wollen und dafür aufrecht tapfer sind, auch wenn sie finanziell und institutionell von dem Staat, gegen den sie so vehement sind, scharf sanktioniert werden. Strafen. Willen brechen. Flüchten. In Resignation. In Untergang. Eindeutige Zeichen geben. Sich „bekennen“. Sanktionen. Verhaften. Der Staat ist stärker. Was zu bodenloser Melancholie führen kann. Der Staat: im Idealfall sind das alle. Oder immerhin die, die sich für etwas bestimmtes entschieden haben. Also indirekt. Implizit. Irgendwie dem Kollektiven verhaftet. Kafka hat darüber Bitteres geschrieben. Der Staat, das Ganze, hat immer recht: ob darin etwas Totalitäres liegt? Demokraten müssen dem entgegenstehen. Wenn aber die Leute in einer solchen „Demokratie“ blöd und überhaupt keine Demokraten wären?

Dienstag, 5. August 2025

Body positivity

Es gibt wohl 1000 Anzeichen, dass „body positivity“ vorbei ist, - zumindest in den Medien, zu denen auch Social Medias zählen. Hungern ist wieder angesagt. So sein, wie man ist, gilt nicht mehr. Die gewichtigen Models zählen nicht mehr. Zucker. Kohlenhydrate. Salz. Kalorien. Igitt. Man überantwortet sich offenbar lächelnd Lächerlichkeiten, die herb durchgedrückt werden. Von wem eigentlich? Von Influencer(innen)? Ha ha, Henne und Ei. Schrittmacher des Zeitgeists. Die Schlankspritze hat es möglich gemacht, sich seiner körperlichen Erfolge zu rühmen. Ozempic und andere. Essstörungen sind wieder in. Bulimie rocks. Für ein paar Leute gilt es, damit Geschäfte zu machen. Startups. Geschäftsmodelle. Niemand sagt da „Gründer(innen)“. Es werden Ideale ausgegeben. Dünnsein als Lebenseinstellung. „Clean“ essen. Die Nahrung als Feind. Es gilt, Erwartungen zu entsprechen. Opfer zu bringen. Selbstakzeptanz war gestern. Jetzt gilt Selbstdisziplinierung. Zwang.

Montag, 4. August 2025

Urlaubsreisende

Die Masse der gehoben neugierigen Urlaubsreisenden scheint sich mit dem Aufsuchen verschiedener allgemein anerkannter „Sehenswürdigkeiten“ und sozialmedial ausgerufener TicToc-Ziele zu bescheiden, die ein längst sozialisiertes und an finanzielle Leistungsfähigkeit geknüpftes Begehren einzulösen versprechen. Die Suche nach dem „Authentischen“ und „Ursprünglichen“ ist da zu einer massenhaften Tätigkeit geworden. Dadurch etwas über die Welt erfahren, ein Bewusstsein ihrer Vielfalt zu erlangen, unsere Grenzen zu überschreiten, könnte dahinter stehender Wunsch, ein Begehren und ein gewisses Bedürfnis sein, das dahinter aufscheint. Selbstoptimierung ist dabei angesagt. Anderen davon erzählen. Im weltläufigen Ego erstrahlen. Es gilt, Aufklärung über „die Welt“ erlangen, gerade in Zeiten einer ungezügelten Globalisierung. Pech, dass das aber viele wollen, das all die Lehrer dieser Welt von diesem Bedürfnis getrieben sind. Ich ließ mich von dem Bedürfnis treiben, mich durch Zusammenhänge, die ich bisher nicht kannte, zu bewegen. Ihre allgemeine gesellschaftliche „Relevanz“, ihre Historie, ihren Ort im größeren Zusammenhang erschloss ich mir meist nebenher oder im ruhigen Rückblick. Meist mit den wichtigsten Fakten ausgestattet, konnte ich das Anderssein dieser Gegenden in jeder Hinsicht genießen. Dass man am Ende am selben Buffet im Hotel steht, dass man sich am Flughafen einreiht in die Masse der (jede Flugscham leugnenden) Wartenden, dass man sich im Angesicht gewisser „Sehenswürdigkeiten“ gegenseitig auf die Füße tritt, nahm ich hin als Teilnehmer einer Massenkultur, als derjenige, der eintaucht in Zusammenhänge, mit denen er ansonsten nicht befasst ist.

Sonntag, 3. August 2025

In die Ferne?

Wieso geben sich Menschen dem Tourismus hin? Weil er alles für sie tut und ihnen alles organisiert? Weil sie zuhause nicht so gut entspannen und sich erholen können? Weil sie einen Perspektivwechsel brauchen? Aus Neugier? Wissensdurst? Ausbruch aus dem Alltag? Aus der Warenwelt? Flucht aus der Wirklichkeit? Ob der Erwerb von sozialem Prestige eine Rolle spielt? Was es gilt, dem Leben der „Einheimischen näher zu kommen.... Sich einen Kick und ein einzigartiges Erlebnis zu verschaffen, das einen in Kontakt mit sich selbst bringt? Oder das Gegenteil: das kurzzeitige Eintauchen in eine andere Identität? Das Abdriften in Ekstase und Rausch? Ob da digitale Techniken wie „Virtual Reality“ etwa einen Ausweg weisen können? Die Touristen sind ja immer die anderen, um ein Sartre-Zitat etwas abzuwandeln. Die Blöden, die die Masse brauchen. Wir hingegen goutieren das Reisen und erfahren dabei etwas.... wir bilden uns. Ob das eine typische Mittelschichtsargumentation ist? Ob diesbezüglich die ganz betont ökologisch denkende Klasse von Menschen (z.b. Lehrer) die am meisten handelnde ist, - verreisende? Geht es um „soziale Distinktion“, also um das Bedürfnis, sich zu unterscheiden, sich abzuheben von“ der Masse“? Spass als Pflicht.... Jetzt fangen ja schon die Chinesen, Inder oder Russen an, zu reisen, zu fighten, In Kriegen aller Art. Soweit ist es schon gekommen. Ob es da nicht etwas zu voll wird? Ha ha. Kraft schöpfen, Energie - oder? Fotos bezeugen das Erreichen von Vorgaben, „verschönern“ eine Wirklichkeit, reproduzieren Klischees.

Samstag, 2. August 2025

Absacker

Man lebt in einem eigenartigen Gefühl. Es wird wohl etwas auf einen zukommen, das einen vernichten kann. Man weiß nur nicht genau, wer oder was das sein wird. Söder sprach davon, dass wohl ganze Bevölkerungsschichten absacken werden. Aber wer ist schon Söder? Autokratien marschieren, die neue Rechte hat jeden Tag etwas Neues auf Lager (was Strategie ist, Absicht, Verwirrung stiften) Wird man stark genug sein? Es scheint einen genau im falschen Moment zu treffen: Man war eben Corona einigermaßen entronnen, hatte seine Existenz gerettet und wurde sich in meinem Falle schmerzlich bewusst, dass man alleine ist. Man ist aus dem Erwerbsleben ausgeschieden und in eine Existenz gewechselt, die mit einer Mini-Rente unter der Armutsgrenze ausgestattet ist. Man will aber unbedingt eine Bekannte weiterhin unterstützen, der es noch schlechter geht, nachdem sie als Unternehmerin sich vor einem Bankrott gerettet hat. Sie als ehemals Selbständige erfährt auf dem Sozialamt den Rat „hätten Sie mehr gearbeitet!“. Man stößt darüber hinaus überall auf Gleichgültigkeit. Man fängt an, eine Überschau über ein Leben zu gewinnen und kapiert, dass man nichts erreicht hat. Jemand eng Verwandtes verachtet mich und ich weiß nicht mal wieso. Ich brachte ein Buch heraus, das ohne Leser blieb. Ich machte intensiv Musik: Ohne Zuhörer. Ich schrieb Blogs: ohne Follower. Ich postete auf FB und erreichte im äußersten Fall etwa 3 kompetente Leser. Man wird gewahr, dass andere Leute Kinder in die Welt gesetzt haben. Man selbst wagte das aus Verantwortungsgefühl nicht. Ich armer Mensch! Ich habe Mitleid mit ihm. Es ist schlimm! Typisch damaliger Zeitgeist. Selbst schuld. Währenddessen werden um uns herum Lügengebäude hochgezogen von denen, die es als Staatsfunktionäre längst geschafft haben.

Freitag, 1. August 2025

Arbeitsmoral

Arbeit. Scheint zunächst etwas Abstraktes, Trockenes. Dabei betrifft das sehr viele Leute ziemlich direkt. Es geht jetzt in schland vielleicht auch darum, welche Rolle man der Arbeit in seinem Dasein einzuräumen bereit ist. Was es damit auf sich hat, dass derzeit ziemlich direkt gegen so etwas wie „Work Life Balance“ polemisiert wird. Dass dies einer jungen Generation zugeschrieben wird, die eines Tges für den Unterhalt der Älteren sorgen soll. Gibt es ein Bedürfnis, sich nicht ausbeuten zu lassen? Ob das legitim ist? Ob die Selbstausbeutung zugunsten von anderen okay ist in dieser Gesellschaft? Wo da der connex zu Selbständigkeit ist, zu freier Initiative, zu ungeschützter Betätigung. Könnte Arbeit auch erfüllend sein, befriedigend und der kreativen Selbstaneignung dienen? Gibt es eine faire Entlohnung oder sollte das relativ unübersichtlichen Kommisionen der Tarifparteien überlassen bleiben? In schland, welche Rolle spielt da der Begriff „Wohlstand“? Wem kommt der in erster Linie zugute? Ob da die Tickle-down-Theorie gilt, die bedeutet, dass es erst den „Reichen“ richtig gut gehen müsse, ehe das in die ärmeren Bevölkerungsschichten langsam als „Wohlstand“ einsickern könne? Geht es in Wirklichkeit vielleicht auch darum, Zeit zu haben? Ob Zeit das höchste menschliche Gut ist? Wer ist dazu gezwungen, seine Zeit zu verkaufen? Geht es angesichts von KI (AI) auch um Sätze wie „Die Maschine ist alles, der Mensch ist nichts?“. Setzt dies voraus, dass „der Mensch“ in Zukunft beliebig replizierbar ist. Welches Zutrauen in die Digitaltechnologie setzt das voraus? Was ist der Mensch dann überhaupt? Gibt es „den Menschen“ oder gibt es durchaus unterschiedliche Klassen von Menschen? Ob der Wert der Selbstverwirklichung unter solchen Bedingungen überhaupt noch existiert? Lohnarbeit, was könnte daraus werden? Ein Beispiel: gibt es dann noch „Care“-Arbeit und welchen Stellenwert könnte sie dann haben?