Reise durch Wirklichkeiten

Samstag, 11. November 2023

Zeit und Medien

Radio und Fernsehen. Meine Eltern kauften (wie wohl viele andere Eltern auch) zur Mondlandung 1969 einen Fernseher (Radio war ohnehin vertreten). Wir hockten jung davor und verfolgten gierig die Erläuterungen von Heinrich Schiemann. Irgendwie aufregend war das schon, aber nicht so, dass wir in einen absoluten Ausnahmezustand gewechselt wären. Jaja, den großen Step für die Menschheit und all das... Heute gibt es Verschwörungstheorien dazu, es darf gezweifelt werden. Aber TV war ab diesem Zeitpunkt da, auch finanzielle Sorgen einstweilen aufgeschoben. Es war mir das alles schlichtweg nicht so wichtig. Doch inzwischen scheint das nie abreißende Blabla für viele Leute wichtig geworden zu sein, extreme Meinungen und elitäres Gebaren inklusive. Man könnte etwas verpassen. Dies scheint auch Leuten wie mir immer wichtiger geworden zu sein, das Baden im News-Strom. Der Öffentlich-rechtliche Rundfunk macht sich hierzulande in dieser großartigen Volkswirtschaft durch eine nicht abreißende Spur von Meldungen von Einkünften und Geldverschwendungen unmöglich. Vieles in den Medien ist außerdem zum Fremdschämen, wobei ich den Eindruck habe, dass es vor allem mir so damit geht: dass ich es peinlich finde. Besonders bei den Ratespielen und Talkrunden, in denen sich Comedians und Kabarettisten genauso wie Moderatoren blamieren, indem sie ihr wichtigtuerisch geblähtes Ego als so aufregend vital präsentieren, dass jedes kleine Detail die Öffentlichkeit interessieren könne. Doch das alles erzeugt in einem den Eindruck, als sei man inzwischen nicht mehr so richtig auf der Höhe der Zeit, als stünde man weit außerhalb dieses aufschneiderischen Tuns und isoliere sich damit. Doch was hat das mit der Wahrnehmung der Zeit zu tun? Man wird immer mehr von News und Bildern, von Idealen sowie vorgegebenen Mustern bedrängt und die Austauschbarkeit erstens der Dinge und zweitens der Menschen erscheint dabei begleitend immer wichtiger. Fortschritt paart sich mit Wachstum, wird vielerorts als identisch gedeutet. Die Frage nach qualitativem Wachstum erscheint nicht mehr oder ist mit dem Begriff der „Nachhaltigkeit“ beantwortet. „Transformation“ erscheint auch als oft gehörter Begriff, wobei es meiner Meinung nach viel mehr zu durchdringen wäre, wie sich Ökologie und Soziales besser durchdringen können, wie sie verbunden werden könnten. Dazu reichen nicht ein paar oberschlaue Bemerkungen in Presskonferenzen, in denen die Phrasen der Parteilinien wiedergekäut werden. Außerdem: Künstlich erschaffene KI-Welten dominieren zunehmend unsere Wirklichkeit, ohne dass wir etwas davon wissen (Die zuständige Politik scheint noch weniger darüber zu wissen). Für eine reibungslose Einführung von KI wird vor allem ihr Nutzen für die Medizin vorgeführt. Nutzen heißt oft „Beschleunigung“, was auf einen gewissen Umgang mit der Zeit weist. Zeit ist wohl auch eine Sache des Bezugssystems, der Natur, des Kosmos, der Konsumwelt. Und des vergötterten Wachstums? Müssen mögliche Gefahren überwunden werden? x x Radio and television. My parents (like probably many other parents) bought a TV for the moon landing in 1969 (the radio was there anyway). We squatted in front of it young and eagerly followed Heinrich Schiemann's explanations. It was kind of exciting, but not in such a way that we went into an absolute state of emergency. Yes, yes, the big step for mankind and all that... Today there are conspiracy theories about it, it can be doubted. But TV was there from that point on, and financial worries were postponed for the time being. It just wasn't all that important to me. But in the meantime, the never-ending blah-blah seems to have become important for many people, including extreme opinions and elitist behavior. You could miss something. This seems to have become more and more important to people like me, bathing in the stream of news. In this country, public service broadcasting makes itself impossible in this great economy with a never-ending trail of reports of income and wasted money. There is also a lot in the media that makes others feel ashamed, although I have the impression that I feel the same way about it: that I find it embarrassing. Especially in the guessing games and talk shows, in which comedians and cabaret artists as well as moderators embarrass themselves by presenting their self-important inflated ego as so excitingly vital that every little detail can interest the public. But all this creates the impression that one is no longer really up to date, as if one is far away from this swaggering activity and isolates oneself with it. But what does that have to do with the perception of time? One is increasingly harassed by news and images, by ideals and given patterns, and the interchangeability of things, firstly, and people, secondly, appears to be increasingly important. Progress goes hand in hand with growth and is interpreted as identical in many places. The question of qualitative growth no longer appears or is answered with the term "sustainability". "Transformation" also appears to be a term that is often heard, although in my opinion it should be understood much more how ecology and social issues can be better integrated, how they could be connected. A few overly clever remarks in press conferences, in which the phrases of the party lines are regurgitated, are not enough for this. Also: Artificially created AI worlds are increasingly dominating our reality without us knowing anything about it (the responsible politicians seem to know even less about it). To ensure a smooth introduction of AI, its benefits for medicine will be demonstrated. Use often means “acceleration”, which indicates a certain way of dealing with time. Time is probably also a matter of the reference system, of nature, of the cosmos, of the consumer world. And the deified growth? Do possible dangers have to be overcome?

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