Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 14. Juli 2023

Leichtigkeit

Natürlich habe ich damals auch Milan Kundera gelesen. Ein Paar Fakten hatte ich noch hinzu recherchiert, das Ganze noch ein bisschen „aufgefüttert“ und mit Fakten versehen, - aber ansonsten passte das alles hervorragend in den Zeitgeist, bestätigte implizit und verwarf explizit. War auch für mich eingängig. Jetzt ist der Autor tot. Man liest noch, dass es in den letzten Jahren noch allerlei Auseinandersetzungen um ihn gegeben hat, Geheimdienst, Adaptionen, Epigonen…. warum interessiert mich das alles kaum? Weil sein Buch „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ für mich persönlich wichtig geworden ist, es ist in mir gewachsen und steht für eine Epoche in mir. Liebe, Triebe, Ungewissheiten, Getriebenheiten, Offenbarungen, Offenheiten, Unsäglichkeiten und Lächerlichkeiten. Klar war ich damals im Kino, um die Verfilmung der“..unerträglichen Leichtigkeit“ zu sehen, mit Juliette Binoche und Daniel Day-Lewis. Ich habe sogar noch Nachfolgeproduktionen dazu gesehen und ein paar weitere Bücher von ihm gelesen. Doch Kunderas Stern war für mich gesunken. Dafür stand ich extrem auf Juliette Binoche. „Humor ist das seltsame Vergnügen, das sich aus der Gewissheit ergibt, dass es keine Gewissheit ergibt“ soll er gesagt haben. Das könnten wir unterschreiben. Doch wen interessiert das? Es kam nun in heftiger Weise das, was mit der Mediengesellschaft zu tun hat: Infos, die an uns vorbei rauschen, das Zugestopftwerden mit Bildern, Botschaften, Aufforderungen, Statements – ach, white trash. „Bedeutungslosigkeit ist die Essenz der Existenz. Sie ist überall und immer bei uns“ soll er in einer sehr viel später erschienenen Schrift behauptet haben. Wir hatten das zugunsten eines eher aufklärerischen Elements unterbelichtet, es fiel über uns her, es zerfaserte uns und nahm uns auseinander, rieb uns auf in Verzweiflung. Was das Schlimmste war: Die Agenten dafür kamen aus unserer eigenen Mitte.

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