Ein Durchgang durch Realitäten aus meiner Sicht - Blog von Ulrich Bauer (Ergänzt ubpage.de)
Donnerstag, 16. Februar 2023
Kafkaesk
Ob das etwas mit unserer bürokratischen Wirklichkeit zu tun hat? Ist eigentlich Franz Kafka noch populär? Der Mann hat in seiner Schreibe jedenfalls oft meine Wirklichkeit berührt. Kurz und reduziert. Auch muss man sich darum bemühen, aus seinen Texten etwas heraus zu quetschen. Seine Texte forderten mich. Das gefällt mir. Das ist nicht gerade in dem Sinne journalistisch, das es ja dem Leser möglichst leicht machen will. Franz Kafka wirft beispielsweise mit seinem Roman "Das Schloss" gleich mehrere Möglichkeiten der Interpretation auf, was im Journalismus gar nicht geht. Im Wesentlichen geht es in "Das Schloss" um das rätselhafte Machtgefüge einer behördlichen Instanz und die Unmöglichkeit für das Individuum, dieser Behörde beizukommen. Dabei ist es die Ohnmacht des Einzelnen, die herausgestellt wird. Genau diese Erfahrung hatte ich in ihrer „modernen“ Form auch. Man geriet dauernd an Behörden oder Firmen, bei denen sich niemand für etwas zuständig fühlte. Man wurde schlicht weiter verbunden dergestalt, dass man über weite zeitliche Strecken nichtssagende „Easy-Listening“-Musik anhören musste und sodann zu einem inkompetenten Mitarbeiter gelangte. Man vertat seine Lebenszeit. Für nichts. Kafkaesk. Es ging offensichtlich kaum um Problemlösungen, sondern um das Einhalten eines Standards (der heutzutage pseudo-wissenschaftlich statistisch vorgegeben erscheint. Alles, was mit diesem Mainstream nicht übereinstimmt, fällt links und rechts als „Kolateralschaden“ herunter, wird nicht berücksichtigt), der von einer Macht vorgegeben war. Verpasste man freilich irgendeine Frist, wurde man sogleich kostenpflichtig verwarnt und womöglich noch mit weiteren Sanktionen belegt. Aus dem Himmel der Verwaltungsbürokratie zuckten Blitze hernieder, denen man sich beugen musste. „Der Staat hilft“, so die von der großen Politik verbreitete Kunde. Freilich wirken sich solche PR-Behauptungen zu selten konkret aus und zeugen vielmehr von der Ahnungslosigkeit der Politikkaste. Staatsdiener drangsalieren oft Schwache, gefallen sich offenbar darin, ihre Freiräume dahingehend zu nutzen, dass sie Benachteiligte und ihnen Ausgelieferte viel zu oft dunkel drohend sanktionieren… Passende Paragraphen oder gesetzliche Verfügungen finden sie dafür nur allzu leicht.
Es thematisiert das Werk Kafkas in Form des Schlosses und der Schlossbehörde ein rätselhaftes Machtgefüge, das von einer behördlichen Instanz ausgeht. Dabei ist es für den Einzelnen unmöglich, dieser Behörde beizukommen.
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