Reise durch Wirklichkeiten

Dienstag, 15. März 2022

Sozialneid?

Es scheint mir, als würde unter dem Bannstrahl „Sozialneid“ nahezu alles Kritische abgetan. Als würden sich die Reichen in dieser Gesellschaft damit ein Schutzschild erschaffen haben, mit dem alles und jedes abgewehrt werden kann. Ganz oberflächlich: Ob da nicht etwas schief läuft, wenn die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander geht? Ob die „unteren Schichten“ unserer Gesellschaft dieselben Vorzüge des Rechtsstaates genießen wie die „Besserverdienenden“? Wer kann beurteilen, was es bedeutet, einer Sachbearbeiterin ausgeliefert zu sein, die beurteilen soll, wie viel Sozialhilfe ich in meiner „Grundsicherung“ als Almosen bekomme? Ob ich mir dann an mich gerichtete Lebensweisheiten und Belehrungen aller Art anhören muss? Ob ich, wenn ich etwas dagegen habe, irgendeine Chance habe, mein (vorhandenes) Recht auch durchzusetzen? Wer hilft mir, wenn ich nicht so clever bin, wie von mir erwartet bzw. befürchtet wird? Ob sich auch das Bildungssystem immer mehr aufspaltet in die (Privat-)Schulen, die die Kinder der Besserverdienenden besuchen (natürlich gegen saftige Gebühren!“) und die öffentlichen Bildungseinrichtungen, die auch Kindern von Unterprivilegierten und Kindern, die aus Familien mit Migrationshintergrund offen stehen? Ist es Sozialneid, wenn man so etwas beklagt? Steht die bessere Ausbildung den Besserverdienenden automatisch zu? Ist es korrekt, dass Arbeitende immer mehr ausgepresst, dass die Verdichtung der Arbeit immer mehr forciert wird? Wer wohl dabei profitiert? Die Zahlen zur Einkommensverteilung sprechen da global Bände. Überhaupt Zahlen, „Wissenschaft“: Kann der, der sich ganze Wissenschaftsinstitutionen, Wissenschaftler und deren Gutachten kauft, auf ein „natürliches Vorrecht“ hoffen, ja mit ihm rechnen? Inwiefern entspricht das dem Sozialstaat? Welche raffinierten Methoden gibt es, um selbst die gröbsten Ungerechtigkeiten zu rechtfertigen? Oder steht hinter solchen von mir ausgespuckten Fragen „Sozialneid“?

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