Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 20. April 2018

"Framing" und Sprachverwirrung (1)


Dass man Sprache missbrauchen kann, dass das „Framing“ (also das sprachliche Verkleiden) von Vorgängen die perfekte Täuschung bewirken kann, davon gibt uns die globale Gegenwart viele Beispiele. Doch sehen wir uns in unserer unmittelbaren Umgebung um! „Reform“ und „Flexibilität“: Was waren das für positiv besetzte Begriffe! In der Zeit von Willy Brandt als Kanzler („mehr Demokrtie wagen“) stand er für eine allgemeine Demokratisierung, für einen Aufbruch und eine gemeinsame Annäherung an ein Ziel. Reform stand damals für die Hoffnung auf eine bessere Welt und die schrittweise Annäherung daran, für mehr Freiheit, Mitbestimmung unsd Gerechtigkeit.
Mittlerweile ist die Sprache durch Politiker- und Technokratensprech so verhunzt, dass der Begriff für allerlei Zumutungen für die Benachteiligten steht und eindeutig negative Folgen zu zeitigen scheint. Wenn Macron in Frankreich nun „Reformen des Arbeitsmarktes“ plant, dann könnte das im ungünstigsten Falle Veränderungen im Stile der deutschen AGENDA 2010 sein. Solche Reformen könnten dann auch „Flexibilisierungen“ des Arbeitsmarktes mit sich bringen, das heißt: sogenannte Deregulierungen, die meist die Benachteiligten auszubaden haben. Derjenige, der am längeren Hebel sitzt (und das sind derzeit eindeutig die Arbeitgeber), kann schalten und walten, wie er will. Für die sprachliche Begleitung sorgen PR-Agenturen, die erst der Verschleierung und dann der Umwertung das Wort reden. Sie haben sich weitgehend dessen bemächtigt, was die Allgemeinheit unter „Kommunikation“ versteht. Donald Trump geht damit um, indem er alles, was ihm nicht passt, zu „Fake-News“ erklärt. Es ist ein ganzes System der Deutung von Wirklichkeit, dem andere eigentlich nur ihre „Wahrheit“ gegenüber stellen können, also etwas positiv Besetztes.

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