Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 30. August 2015

Life live (Songtext aus den 80ern, gefunden im Fundus)

Life live

Hey schau mal auf dieses Fernsehbild
das bist du, das bin ich, jetzt im Moment
bin gespannt, was die wohl machen werden
bleiben sicher auf ihren Stühlen kleben
hey, sieh' mal, die tun nur so als ob
möglichst cool und jetzt bloß kein Flop,
die funktionieren ja wie Maschinen
Computerprogramme mit menschlichen Mienen


Life!....live!.....


Hey, sieh mich mal an, zeig' dein Gesicht
sind wir Talking Heads im Bühnenlicht?
Sag', aus welcher Welt kommt dein Name,
den da eben nennt eine propere Dame?
Heißt sie Norma Jean oder Marylin Monroe
spielst du den Nero oder de Niro,
eine falsche Rolle, oder spielst du dich selbst,
eine liebe Gewohnheit, die du nicht merkst?


Wir simulieren alle, wir wissen nur nicht was
wir fahr'n auf Schienen nebeneinander her
computergesteuerter Input – Output
Chip-hurra, wie ist deine Show so gut..... !


Hey, hör' dir mal zu, wie du so redest
diese Worte, diese Sätze: alles second-hand!
Ist dein Doppelgänger nur eine Fälschung, ein Kapitel in einem schlechten Roman?
Fast wie im richtigen Leben, ohne Clou
wir sitzen ganz hinten in der letzten Reihe

auf los geht’s los, die Sendung ist live.....

Samstag, 29. August 2015

Dieter oder Diter? (2)

Dieter Roth war offenbar ein maßloser Mensch. Alles, wirklich alles geriet ihm zur Kunst, die Sprache, das Zeichnen, das Leben. Er war ein wohl äußerst begnadeter Verballhorner, Performance- und Aktionskünstler, Spassvogel, ein Kunstchamäleon, Sprachzerleger und Kunstverbieger, der seinen Spass am Zerstören und lustvollen Dekonstruieren hatte, um daraus etwas anderes zu schaffen. Zwei Büsten nannte er „P.O.A.A.VFB“ - Portrait of an Artist as Vogelfutterbüste“. Eine hat er aus Vogelfutter, die andere aus Schokolade geformt. Für das „Karnickelköttelkarnickel“ hat er einen Hasen aus Hasenknötteln geknetet. Für Stuttgart hat er Arbeiten wie „Fernsehturm Stuttgart“ (1967) oder „Gartenzwerg“ aus Schokolade gestaltet. Bekannt sind auch seine Gummibandbilder, bei denen Gummibänder über Nagelbretter gespannt sind. 
In Berlin im Museum Hamburger Bahnhof ist seine große "Gartenskulptur" zu sehen, eine teilweise skurrile und sich über eine gewaltige Raum erstreckende Zusammenstellung von Utensilien, Geräten, Aufbauten an die sich unter anderem auch Holz, Draht, Seil, Metall, Baumaterialien, Pflanzen, Videogerät, Monitore, Lebensmittel, Spielzeug und Kleidung heften.  Wichtig für Dieter Roth ist, dass seine Werke von einem großen Publikum bis heute als Zumutung erlebt werden. Es scheint etwas zu sein, das ohne Rücksicht auf Genregrenzen, oder gar Verluste an Tradition und Konvention entstand. Alles wurde von ihm mit Allem spielerisch und provozierend vermixt. So etwa die legendäre „Langstreckensonate“ von 1978, die Roth-Fans schon mal 36 Stunden ihrer Lebenszeit kostet (aber das ist Teil seines musikalischen Bemühens, auf das wir später genauer eingehen). Und: Für seine Frauen war er oft wie ein Diktator, dessen Entwürfe von der Welt sie unbedingt teilen mussten und dessen textilen Entwürfe sie tragen mussten.   

Freitag, 28. August 2015

Dieter oder Diter? (1)

Ein paar Sätze über den Künstler Dieter Roth, dessen Werke gerade hier in Deutschland immer wieder zu sehen sind, obwohl er ein international anerkannter Künstler ist. Er wurde im Jahr 1930 geboren, der Vater war Schweizer, die Mutter Deutsche. Nach einer Grafiklehre in Bern veröffentlichte er 1953 zusammen mit Eugen Gomringer und Marcel Wyss die erste Ausgabe der Zeitschrift „Spirale“, die sich konkreter Kunst widmet. Es zieht ihn in der Folge nach Dänemark, Island und die USA. Mannigfache Verbindungen führen nach Stuttgart, wo er sich mit dem Sammler Hanns Sohm und dem Verleger Hansjörg Mayer anfreundet. 1969 und 1977 ist er bei der „Documenta“ in Kassel dabei, Ausstellungen gibt es weltweit. 1998 stirbt Dieter Roth in Basel. So viel zu seinem Lebenslauf, der natürlich verschweigt, dass er ein veritabler Trinker gewesen sein muss. Berühmt ist er für seine „Literaturwurst“ die die „Blechtrommel“ von Günter Grass mit Gewürzen und Fetten im Naturdarm verkocht und dann in eine Wurst gefüllt hat. Ein Film dokumentiert dies auf amüsante Weise. Er hat auch Bücher produziert, die aus bedruckten, mit Koteletts, Sauerkraut und Würstchen gefüllten Stanniolbeuteln bestehen. Legendär sind auch andere seiner Werke, wie etwa die elfbändige Gedichtreihe „Scheise“, denen er Texte unter dem Titel "Mehr Scheise“ und „Noch mehr Scheise“ folgen ließ. Berühmt ist er vor allem wegen seiner Kunstobjekte aus organischem Material, die einem Prozess der allmählichen Veränderung und des Zerfalls unterlagen und unter anderem luftdicht abgeschlossene Gewürz- und Schimmelobjekte und Schokoladeobjekte umfassten, die von Schokoladenmotten zerfressen wurden. Als Künstler signierte er oft als Diter Roth oder als Dieter Rot, - er hatte da noch viele verschmitzte Variationen drauf. Er operierte mit einem stark erweiterten Kunstbegriff, der in den sechziger und siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts aufkam, als traditionelle Ausdrucksformen wie Malerei oder Skulptur das waren, was überschritten sein wollte. Das Wahre, Schöne, Gute waren kein Maßstab mehr, alles wurde verworfen, besonders der Ewigkeitsanspruch der Kunst. Später mehr.  

Donnerstag, 27. August 2015

Klares Wasser

KLARES WASSER


Suche:
nach dem klaren Wasser
aus dem ich trinken kann
in dem ich den Grund sehen kann
eintauchen, einsinken...
mich treiben lassen
ohne Angst
dies Wasser,
das mich trägt
ohne Fragen
das wirklich ist
weich ich es fühlen, trinken,
hören, sehen kann.......

Wo?

(eine Art Gedicht von mir aus den 70er Jahren)

Arm und Reich today (4)

Die soziale Schere: Ob das eine dramatische Gefahr für die Demokratie ist? Tatsache ist, dass die Wahlbeteiligung stark gesunken ist. Es gibt einen tiefen Zwiespalt zwischen denen, die sich über soziale Ungleichheiten aufregen und denen, die sagen: Das ist halt so, das war schon immer so. Es entsteht inzwischen der über Städte längst hinaus gegangene Eindruck: Da oben gibt es alles, bei uns in bestimmten Vierteln immer weniger. Darüber hinaus verrottet eine ganze Infrastruktur, die in früheren Zeiten über Steuern finanziert wurde. Dafür breitet sich inzwischen ein Gefühl aus: Es gibt Leute, die unendlich viel Geld haben. Das sind „die da oben“. Die da oben machen was sie wollen und uns vergisst man. Gleichzeitig schreitet die Ökonomisierung der Demokratie voran, das heißt, der Bezug von allem und jedem auf eine wirtschaftliche Stärke und wirtschaftliche Kenngrößen. Es gilt nach diesem Credo, die Demokratie möglichst marktkonform zu machen und nicht mehr den Markt demokratischen Gesetzen zu unterwerfen. Der Markt, der Wettbewerb bestimmt alles und jedes, er gleicht einer totalitären Diktatur, bis hinein in kleinste Verhaltensweisen zwischen den Menschen. Das hat Auswirkungen auf grundlegende demokratische Einrichtungen wie etwa Wahlen: Wenn etwa jeder Zweite nicht mehr hingeht, gleichzeitig die Wahlbeteiligung extrem unterschiedlich nach Einkommen gestaffelt ist. Wer arm ist, hat kein Interesse mehr an einer Partizipation, wer reich ist, beteiligt sich nach wie vor und übt Einfluss aus. Untersuchungen zeigen: Der Teil der Bevölkerung, der unter den letzten 15 Jahren gelitten hat, zieht sich aus dem demokratischen Willensbildungsprozess zurück. Gleichzeitig gilt: die da oben machen was sie wollen. Die Wahlen waren davor immer noch ein Teil des öffentlichen Lebens, an dem sich eine relativ großer Teil der Bevölkerung beteiligt hatte. Ob solche Prozesse ein Aufbegehren oder eine Rebellion hervorbringen können? Die Rebellion hat es etwa in Großbritannien und in Paris (in den Banlieus) gegeben. Das ist aus Sicht der Mächtigen zwar unangenehm, aber kontrollierbar. Die Folge: es ist inzwischen wieder alles so, wie es ist und war. 

Dienstag, 25. August 2015

Picture of a Picture (Songtext)

Noch einmal ein Songtext, den ich den späten achtziger Jahren verfasst habe und der viel gesungen worden ist. Ich habe ihn gefunden und ihn sofort als "typisch" eingestuft. Das Indirekte, Groteske, Paradoxe jener Zeit steckt darin. Sich "ein Bild von etwas machen" heißt nicht unbedingt, über etwas bescheid zu wissen. Es ist vielmehr ein Modell des Erkennens, nicht mehr. Hoffentlich habe ich ihn richtig abgeschrieben von der handschriftlichen Vorlage.

PICTURE OF A PICTURE


An idea, the picture of a picture
welcome in my palace of emotions
the guru at the door says goodbye
come into the church and lay down on the floor
Im gonna make love to my honey
Dance on a fountain, where's its source?
You said, you're a femme fatale
tell me, is it romantic?
We've got to pay one day


No regret, no love all over
no warmth, no trust, no money
faith, devotion, the picture of a picture
too much idiots, mist in their mind
tell me, who are you, what's your name?
I gotta laugh, drink your whiskey
I'm not the one to kill you
to talk it out, I don't have a way
tell me a reason and I'm gonna stay


Take away those little fools
they don't know what they are knowing
I don't want to be the lover no more
no more the one, you know all over
you know the fire is still burning


I've done my best to understand
been on my knees and I've cried
sometimes there's a thought in the air
love is a bad and strange movie
a ten-pence ticket for an illusion
we trust in a soapbubble
Make up your mind, there's so much to do
no more paranoia, neurotic rats

nibbling at you, when you're down

Montag, 24. August 2015

Noch ein paar Sätze zum Baden, zu den Bädern und zur Bademode an der Ostsee

Auch soll man sich erst abkühlen, bevor man mit zwei drei kurzen Absätzen ins Wasser taucht“. So ein offiziell ausgegebener Ratschlag aus dem achtzehnten Jahrhundert in Heiligendamm, das 1793 zum ersten Seebad an der Ostsee wird. 50 Jahre später entsteht hier „die weiße Stadt am Meer“ als Vorläufer aller deutschen Seebäder. Die Gebäude spiegelten den jeweiligen Zeitgeist, in dem sie erbaut wurden. Das Baden kommt erst Ende des achtzehnten Jahrhunderts in Mode. In der Zeit davor hatte das Meer hauptsächlich negative Konnotationen: Seeungeheuer, Piraten, Seuchen, alles kam vom Meer. Doch Adelsfamilien lassen sich im neunzehnten Jahrhundert großzügige Häuser und Schlösser erbauen. Lange Zeit dominierte der Adel, dann kam das Großbürgertum und schließlich das Kleinbürgertum.
Kleider machen Leute: Ganzkörperbekleidung ist anfangs für Frauen Pflicht. Die Regeln schreiben eine strikte Trennung der Geschlechter vor. Im Wasser geplantscht wird nur von Badekarren aus. Die werden Richtung Meer geschoben, damit die Damen sittsam bekleidet im Meer baden können. Am Strand wird die gleiche schwere Kleidung getragen, wie zum Flanieren auf der Kurpromenade. Leichter und luftiger wird es erst nach der Jahrhundertwende. Die Bademode ist nun für die Frauen angesagt. Klassiker: das zweiteilige Trikot mit Häubchen. Im Rahmen der schleichenden Liberalisierung ist die Trennung der Geschlechter nun aufgehoben. Kinder tragen die gleichen Trikots wie die Erwachsenen. Etwas freizüger ist die Mode der Herren, die gewisse Einblicke auf den Oberkörper freigeben sollen. 1932 wird dem Staat die Bademode zu freizügig: Es kommt zum „Zwickelerlass“. Damen dürfen nur noch baden, wenn sie einen Badeanzug tragen, der Brust und Leib an der Vorderseite vollständig bedeckt und der mit einem Zwickel versehen ist..  

Sonntag, 23. August 2015

Mobilität rocks!

Es scheint, dass die Autos immer größer, stärker und voluminöser werden, je weniger Platz für sie in Deutschland da ist. Aber es müssen ja riesige Citylaster her, wenn die Hausfrau zum Einkaufen fährt oder den Kegel zur Waldorfschule bringt. Wir sind ja alle ökologisch, - aber mit Grenzen. Die Grenzen setzt unter anderem auch die Automobilindustrie, um die sich hierzulande ja immer noch alles dreht, auch wenn es mittlerweile eher um Mobilität geht als um Automobilität. Der Automobilverband der dicken Kisten, die hierzulande immer noch produziert werden und von denen möglichst jedem Chinesen ein Exemplar verkauft werden muss, übt sich derweil in EU-Lobbyismus und versucht, in seinem Sinne massiv Einfluss zu nehmen, - selbstverständlich von der Bundesregierung unterstützt. Neue EU-Abgasrichtlinien stehen an: ob man da nicht ein bisschen tricksen kann? Wie ist eigentlich die Berechnungsmethode? Kann man da nicht etwas „handhaben“?. Benzinverbrauchs- oder Abgaswerte? Was ist das? Es ist das, was man daraus macht. Beispiel E-Mobilität. Ob da die deutschen Produzenten der dicken Kisten nicht etwas hinten dran sind? Tesla kommt aus Kalifornien, soll aber mit Kohle (und den sich daran knüpfenden „Beteiligungen“) der hiesigen Konzerne ein bisschen in die richtige Richtung gelenkt werden. Hierzulande, so war neulich in einem Fernsehbericht zu erfahren, ist die gesamte Autobahnstrecke zwischen Hamburg und Berlin noch ohne E-Tankstelle. Zudem, so ein anderer Bericht aus den Medien, soll es noch eine heillose Verwirrung bezüglich der verwendeten Systeme geben. Die Bundesregierung richtet vor allem Appelle und gibt haltlose Zielvorgaben, allein, in finanzieller Hinsicht scheint sie wenig zu tun, was die E-Mobilität irgendwie anstoßen könnte. Sie setzt offenbar noch voll auf die schweren Schlitten, die vor allem im eigenen Land mit Vollbeschäftigung produziert werden und von denen jedem Chinesen unbedingt ein Exemplar verkauft werden soll. Wir als Exportweltmeister!        

Freitag, 21. August 2015

Ein paar Sätze zu Usedom (1)

Heute kommen die Urlauber überwiegend nach Usedom, um sich zu erholen. Im 19. Jahrhundert ging`s vor allem um`s Repräsentieren. Der Adel und später auch das betuchte Bürgertum zeigten sich gerne auf der Strandpromenade. Man trug große Hüte, flanierte mit Sonnenschirmen, trug große repräsentative Kleider, die man nicht allzu selten extra dafür schneidern ließ. Motto „sehen und gesehen werden“, ich promeniere“.
Von der Fischerei kann fast niemand mehr leben. Die Fangquoten erlegen da enge Grenzen auf. Fischer betreiben gelegentlich noch ein Fischrestaurant, um zu überleben. Ist dieses „Im Strandkorb sitzen“ zu langweilig? Mancher mag dieser Meinung sein. Um die Jahrhundertwende dienten die Strandkörbe vor allem als Sitzmöbel und beliebtes Fotomotiv. Frauen und Männer mussten in getrennten Badeanstalten schwimmen. Später in Familienbädern. An den zwanziger Jahren durften die Urlauber dann frei baden. Die Badeanzüge wurden immer knapper, bis sie in der DDR zum Teil ganz verschwanden: die FKK-Kultur erlebten eine Hochzeit. Die Strandkörbe sehen heute noch fast genauso aus wie vor 100 Jahren, nur sind sie inzwischen aus Plastikrohr geflochten und kippbar, dienen mal als Sonnenschutz, mal als Liege.
In den Seebädern prägen Sommervillen das Bild. Wer es sich Ende des 19. Jahrhunderts leisten konnte, ließ sich eine Villa in Strandnähe bauen. Nach der Wende wurden viele der alten Häuser restauriert. Fast alle haben Balkon, Logen, Erker und Stuckverzierungen. In der DDR wurden aus den noblen Seebädern Erholungsheime für Arbeiter, Campingplätze entstanden, die Villen wurden verstaatlicht.
Das Hinterland Usedoms ist - generell gesprochen - eine ganz andere Welt. Das Achterwasser mit seinen Schilfgürteln. Seen, Wiesen, Felder, Wälder und kleine Dörfer. Hier haben Fischer und Bauern gelebt, ehe Urlauber die Insel entdeckt haben. Sehr seltene Vögel lassen sich hier beobachten.

Mittwoch, 19. August 2015

Hohheit des Geldes

Schon erstaunlich, wie schnell Abgeordnete viele Milliarden auszugeben bereit sind. Es sind dies Milliarden, die sie in der Regel nicht selbst aufgebracht haben, sondern für die sie als treuhänderische Verwalter gewählt wurden. Besonders linke (so die Selbsteinschätzung derer) Abgeordnete tun sich dabei hervor, denn der Staat ist bei ihnen dafür per Wahl legitimiert. Ob aber die Wahlen mittlerweile noch eine demokratische Institution bedeuten? Ob sich ignorante Sesselfurzer eines modernen Staates dem Wahlvolk verpflichtet fühlen? Zweifel sind erlaubt. Andererseits sind die Einrichtungen samt ihrer Funktionäre in diesem Gemeinwesen tatsächlich die einzigen gewählten Vertreter eines Volkes, dessen Wirtschaftsbosse ganz andere Qualifikation zum Ausüben ihrer Tätigkeiten brauchen. Ob sie etwas mit Rücksichtslosigkeit, Karrierebewusstsein, List, Verschlagenheit und „Durchsetzungsfähigkeit zu tun haben? Ob man solche unbequemen Wahrheiten nicht gerne ausspricht oder gar mit ihnen umgeht? Auch sie haben die Summen nicht aufzubringen, mit denen sie umgehen. Sie fühlen sich auch nicht verantwortich für menschliche Schicksale, die hinter ihren Entscheidungen auftauchen. Sie fühlen sich vielmehr durch eine Wirtschaftsordnung legitimiert, die den Profit zur obersten Maxime erhoben hat und das Wachstum um jeden Preis geheiligt hat. Dafür sind sie alles zu geben bereit. Staatsdiener hingegen sind durch ihre Funktion legitimiert und sollen dafür Qualifikationen vorlegen, die in jedoch auch auf persönliche „Beziehungen“ und eine ausgeprägte „Anpassungsfähigkeit“ beruhen können. Haben sie es dann geschafft und sind Beamte geworden, so fühlen sie sich auch zu den wunderlichsten Aktionen legitimiert. Dazu gehört auch maßloses Geldausgeben, das niemand außerhalb gewisser Verfahrensregeln und der damit verbundenen Hierarchien kontrolliert. Und so ist's auch bei politisch legitimierten Abgeordneten, die quasi durch sich selbst ins Recht gesetzt sich Diäten genehmigen können oder staatliche Ausgaben tätigen, die absurd und völlig daneben sind. Das Schwarzbuch, der Bundesrechnungshof und andere Institutionen – unter anderem auch der Wähler – dürften hier die konkret realen Fälle nennen können.  

Dienstag, 18. August 2015

Ende eines Regenbogens

Komm mit mir in das Nichts am Ende eines Regenbogens
wenn Du lange genug gesucht hast
wenn Du zwischen allen Schenkeln gegraben hast
und lange genug Diener deiner Lüste/ Gier/Begierden warst
wirst Du das weiße Rauschen
hinter den Wolken hören
und es wird deine Suche nicht mehr stören


wenn Du all die Kopien vergessen hast, die du immer versucht hast
um dabei zu sein, egalbei was, nur dabei sein
du hast jetzt keine Angst mehr vor dem Außerhalb, um von dort hinein zu blicken
in das Räderwerk der Begründungen
der gierigen Begattungen und Beschaffungen, der fremden Herrschsüchte, der Verkaufsaktionen
des Imponiergehabes von werdenden Skeletten
der Lächerlichkeiten, der falschen Meldungen über eine Wirklichkeit
von der niemand eine Ahnung hat,
bleib gesund und munter, - wofür?
Für den coolen Fall in die Grube?
Sie werden dich verbrennen, sie werden Platz schaffen für andere
deine Schwäche wird nicht deine Stärke sein, nein
und die Welt ist auch nicht ein Lächeln
oder das Tier in Dir, das automatisch und unschuldig ausschachtet
du entdeckst, dass du für dich verantwortlich warst und geworden bist
Eine Rose ist eine Rose – auch dies ist keine Lösung
du schaffst es ins Endspiel und du verlierst es
wie jeder


willst Du
meine Verzweiflung teilen
wenn du keine Möglichkeiten mehr hast
wenn du nicht mehr entlaufen kannst
wenn es dich hat, wenn sie dich haben
wenn der Mensch nicht mehr austauschbar sein wird
wenn er seine gefunden hat, wenigstens vorläufig - hast du dein Tier heute schon gefüttert?
Lovecheck
Respekt und Hingabe


Am Ende, wenn die Nebel sich lichten
Und die Zeit deine Spuren vielfach verwischt hat
Merkst Du vielleicht: Es ist alles Mist!“
Alles war ein Versuch,

der schief gelaufen ist. 

Montag, 17. August 2015

Bundesliga-Vereinstümelei

Was ich überhaupt nicht verstehe: dass es immer noch eherne Fans von Bundesligaclubs gibt. Sind doch deren Spieler reine Spielbälle zwischen Kapitalzusammenballungen, die denen in der sogenannten Wirtschaft sehr ähnlich sind. Wer die meiste Kohle hat, kann die besten Spieler „kaufen“. Jeder kauft und verkauft sich nach Marktwert, so das eiserne Gesetz dieser Mechanismen. Diese Spieler spielen als Ausweis ihres „Professionalismus“ demnach ausschließlich dort, wo sie am meisten Geld verdienen können. Ihr Herz schlägt für die Kohle und nicht für den Verein. So hat sich in den letzten Jahren eine Art Aristokratie der „besten Fußballclubs“ in Europa gebildet, die meist von russischen Oligarchen oder finanziell potenten Scheiks gelenkt und „gesponsert“ werden. Ausnahme ist der FC Bayern München, der es mit geschicktem Marketing und überwiegend deutschen Tugenden des Geldverwaltens weit nach oben gebracht hat, dort aber unter den ewig gleichen Clubs aufpassen muss, dass er nicht ins Hintertreffen gerät. 
Was lädt dabei eigentlich zur Identifikation ein, was kann daran Hooligans reizen, Ultras? Der Fußballsport ist in Europa ein Abbild von ökonomischen Strukturen geworden, schon Clubs der zweiten Kategorie agieren nur noch als Talentreservoir für die "Starclubs“ (und scheinen sich auch so selbst zu verstehen), die sich im Geiste ihres Geldes global bedienen, indem sie überall Spieler "kaufen" und abpflücken. Außergewöhnlich fand ich in diesem Zusammenhang, dass der FC Barcelona lange mit einer kostenlosen Trikotwerbung für UNICEF spielte und darüber hinaus für diese Organisation der UN zu spenden schien. Neulich sah ich auch den AC Florenz mit dem Schriftzug „Save the Children“ auf den Trikots. Stark! Ansonsten ist aber beinharte Vermarktung angesagt, die WM bringt (vor allem der FIFA) Geld, das Merchandising bringt die Trikots der Stars wohlfeil an den Kunden, die Stadioneintrittsgelder werden etwas durch die VIPS in ihren eigens eingerichteten Logen aufgepumpt, wobei natürlich sehr große Summen fließen und das Maß der Selbstüberschätzung gewisser „Stars“ dem der Konzernlenker und Wirtschaftskarrieristen sehr ähnelt. Größenwahnsinn wird dadurch auf allen Ebenen gefördert. Wie peinlich und lachhaft, dass sich so viele mit diesen Mechanismen identifizieren!

Donnerstag, 13. August 2015

Stehschlampen-Konzert (gefundene Notiz)

Stehschlampen-Konzert
Du lässt mich strampeln
Ich gleite ab und merke, dass ich keine Chance habe
Ich sehe an mir herunter: ich bin nicht gut genug
Ich werde nicht begehrt
Ich bin kein Ziel
Kein lohnendes


Ich habe zuviel am Arsch gekratzt“
So geht es, wenn man es nicht lassen kann“
sie bespiegeln sich in eitlen Worten
zeigen uns den Stein der Weisen, den sie in ihrem Seelchen gefunden haben
sie singen und spielen so furchtbar gut
wie sie tapfer selbst glauben
nur, das interessiert keine Sau

Sprachejakulationen

Mittwoch, 12. August 2015

EU-Parlamentarier

Ich habe schon grinsen müssen angesichts des Focus-Artikels, in dem der EU-Parlamentsabgeordnete Martin Sonneborn („Die Partei“) über seine Erfahrungen im europäischen Parlament berichtet. 160 000 Euro verdiene er im Jahr, wobei er eine Anwesenheitsquote von unter 50 % habe und sich bisher zwei mal bei parlamentarischen Beratungen zu Wort gemeldet habe. Im Ausschuss für Kultur und Bildung, dem er angehört, liege seine Anwesenheit sogar bei unter 18 %, so ein in diesem Artikel zitierter Parteienforscher. Arg aufgeregt zu haben scheint sich der CDU-Politiker und langjährige Eu-Parlamentarier Elmar Brok über solche unerbetenen Offenherzigkeiten: „Es ist seine Pflicht zu arbeiten!“ zitiert eine Zwischenüberschrift seine Einlassung zu Sonneborn, mit dem er offenbar sogar vor laufender Kamera aneinander geraten ist. Brok wird dabei mit einer weiteren Bemerkung zitiert. Sonneborn sei ein bösartiger Mensch, der „hier nichts schafft“. Was habe ich gelacht! Peinlich, was ansonsten noch in diesem Artikel über diese EU-Komiker steht.
Für (Real-)Satire und Komik scheinen diese EU-Herren überhaupt kein Verständnis zu haben. Bloß gut, dass jemand solche interessanten Fakten aus erster Hand nach außen trägt! In seiner ersten Wortmeldung im Parlament erkundigte sich Sonneborn übrigens, so der Focus, „ob im Rahmen der Verhandlungen über das Freihandelsabkommen TTIP auch geplant sei, amerikanische Foltertechniken nach Europa zu importieren und brachte Helene-Fischer-Songs als mögliche Musikfolter-Praktiken ins Spiel. Hm. Unter anderem wegen solcher typischer EU-Parlamentarier-Haltungen und dem durch sie vertretenen „Weltbild“ gibt es überall ein ständig wachsendes Misstrauen gegenüber der EU! Wird das eigentlich nicht deutlich?  

Montag, 10. August 2015

Parteiendemokratie

Die Parteien wirken mit bei der Willensbildung des Volkes“ sagt das Grundgesetz. Was jetzt CDU-Fraktionschef Kauder offenbar hat verlauten lassen, dass nämlich sogenannte „Abweichler“, also diejenigen, die bei Bundestagsabstimmungen gegen die Fraktionslinie gestimmt haben, nicht mehr in die parlamentarische Ausschüsse entsandt werden sollen. Dies ist ein klarer Anschlag auf die parlamentarische Demokratie, die jedem Abgeordneten eine Gewissensfreiheit zusichert. Mit einer "Mitwirkung bei der Willensbildung" hat das ohnehin nichts zu tun. Er als gewählter Abgeordneter ist die letzte Instanz, nicht die Partei. Ob Kauder etwa das gerne von Linken geforderte imperative Mandat will, ob er als lang gedienter Parteisoldat die Alleinherrschaft der Parteien will? Ob damit auch die Wählermüdigkeit (bei den zuletzt veranstalteten Bremer Landtagswahlen lag die Wahlbeteiligung etwa bei 50 %) etwas zu tun hat? Ob vielen diese Diktatur der Parteiendisziplin stinkt, die auch dahin führt, das bei öffentlichen Diskussionen strikt und auf geradezu lächerliche Weise die Parteilinie vertreten wird? Ob dann auswendig gelernte Floskeln und typisches Politikersprech von der Parteifestplatte zum besten gegeben werden? Ob diese „Politiker“ in einer Käseglocke leben, die mit der Realität des von ihnen "verwalteten" Wahlvolks nichts zu tun hat? Ob das mit dem stetig wachsenden Abstand zwischen Wahlvolk und der Politik etwas zu tun hat? Etwas Nachdenken wäre vielleicht angezeigt.

Sonntag, 9. August 2015

Those wheels of Time (Songtext)

Folgenden Songtext habe ich beim Kramen und Aufräumen gefunden. Er dürfte einer meiner allerersten sein und mich hat die ungelenke aber wahre Wortwahl daran beeindruckt, die seine frühe indirekte Beschäftigung mit dem Phänomen der Zeit bedeutet. Selbstverständlich hat das damals niemanden interessiert und meine teils wochenlangen Bemühungen waren so etwas wie „Perlen vor die Säue“.

Those wheels of time

Do you also think sometimes
that you are growing elder
those crazy feelings
that nothing could be changed
that you're in atrain
who goes on and on
and you can't just leave it behind

Some people don't realize it
tell themselves a lie
want to turn it back
it's in everyone

This fly here at the Wall
the Bird, who's sitting on a tree
I don't know about it
they are born and die
without knowing why
I know that there could be a Way
but my mind does't want to stay

Anyway you say it is not important
I know many are afraid of it
some can't stand the thought
that there is only Hope

The Bloom of the Flower fades
the man is growing old
and there's no comfort
just look at the Beauty
of the things around you
would it be so nice
if it's not passing by
Some people don't realize it
tell themselves a lie

want to turn it back it's in everyone....

Samstag, 8. August 2015

Einmal um die ganze Welt

Einmal um die ganze Welt und die Daschen voller Gäld“ sang einst ein Schlagerstar und grub sich alleine schon mit der Melodie in das Bewusstsein der Massen ein. Wirkungsvoller war jedoch noch die Formulierung eines alten Traums, der mit dem Traum des Taugenichts (siehe eigener Blog) und dem Mythos des reichen Touristen und forschen Weltumrunders spielte. Auch etwas vom vergangenen Kolonialismus, vom neugierigen Forscher und frohgemuten Poeten schwang da mit. Der Aufbruch in die Ferne hat seitdem nichts von seiner Anziehungskraft verloren, nur soll es heute gleich ein komplettes Auswandern in ein Traumland sein, dessen Sprache die meisten Fernsöchtigen noch nicht mal sprechen. Dabei würden nicht nur Reiseführer und schriftliche Dokumente aller Art, sondern auch das Fernsehen, Youtube und Videoblogs jeder Schattierung genug Gelegenheit bieten, sich schon mal vorab etwas zu informieren. Doch nein, gerade das völlig Unbekannte und scheinbar Unvorbelastete ist es ja, das einen reizen kann. Und so kommen viele Wagemutige an Brasiliens Küsten, an Afrikas Wüsten und Wäldern, an Australiens Einöden gewaltig an ihre Grenzen, erleiden von ihnen selbst unerwartete Geldnöte oder lassen sich von fremden Tieren beißen. Selbsterfahrung, gewiss, und: man kann es ja mal versuchen. 
Am Ende seines Lebens kann man sich das ja dann sagen. Man hat Fehler gemacht, das ja, aber man hat es wenigstens versucht. Dabei reicht auch eine sogenannte Weltreise heute nicht mehr, per Flugzeug ist jeder scheinbar entfernte Winkel der Erde erreichbar. Das Unbekannte gibt es ja in der globalen Welt nicht mehr, die Armut haust in Wellblechhütten, die auf einem mit einer schwäbischen Säge freigemachten Platz errichtet sind. Machu Picchu, Yucatan, Nordpol, Südpol und Spitzbergen: alles kein Problem. Jeder Ort ist erreichbar und für die Neugier derer erschlossen, die sich das Reisen leisten können. Mitunter scheint ein Ort in Deutschland schwieriger und unter größerem Zeitaufwand erreichbar als es Mallorcas mehrmals pro Tag direkt angeflogene Ballermänner sind. Die Welt ist klein geworden, Information ist universell verfügbar – und dennoch scheint noch ein Rest des Unbekannten zu locken: in den Urwald, in das Unbekannte, das von Menschen freilich eigene Lebensformen einfordert, denen sich solche Selbsterfahrer oft nicht gewachsen zeigen – und schon gar nicht auf längere Frist. 

Freitag, 7. August 2015

For this Moment (Songtext, August 1981)

Beim Durchschauen meines Krams gefunden: ein aus den achtziger Jahren stammender Songtext, der viel über mich aussagt.

For this Moment

I can't see you
I can' feel you
I can't wait no more
you can't touch me
you can't squeeze me
it's been a long time

You and me, we are walking through the Park
see the people looking for each other
gotta watch our future rolling down the Gutter

We can change it
you gotta try it
said the harlequin
I don't care it
I'm no fighter
said the Man in a Mood

You and me, we'll watch the Kids playing
see the People passing by
gotta know that we'll never play like those
gotta pass it
gotta forget it
there is no choice
I can hear you I can love you
now in this moment


Donnerstag, 6. August 2015

In Machtolsheim (Foto)

In Machtolsheim

Arm und Reich today (3)

Die Reichen werden immer reicher. Die Armen werden immer ärmer. Das ist mittlerweile oft zu hören, - natürlich ohne Konsequenzen. Als Klischee und Floskel. Obwohl weniger Leute arbeitslos sind, ist die Verteilung innerhalb der Gesellschaft einseitiger geworden. Dahinter stehen Bedingungen, die beispielsweise Billigjobs und mehrere gleichzeitige Jobs erlauben, wie es etwa in den USA schon längere Zeit der Fall ist. Wir in Deutschland haben nach den USA inzwischen den zweitgrößten Niedriglohnsektor der Industrieländer, was mit den Arbeitsmarktreformen „Agenda 2010“ zu tun hat. Es gibt danach vielfältige Möglichkeiten, Billigjobs aneinander zu reihen, sie aufzuteilen, und unter enormem Druck in Hartz 4 zu fallen (bei der früheren Arbeitsplatzhilfe war der Druck nicht so groß). Das heißt: Obwohl es am Arbeitsmarkt aufwärts geht, profitieren nicht alle im gleichen Maß.
Wo ist die deutsche Wirtschaft besonders erfolgreich? Es sind fast alles Produkte, die sich meist im Hochpreissegment bewegen, wo es vor allem um Produktimage geht. Die Unternehmen machen damit Gewinne, wie nie zuvor. In der Automobilindustrie gab es lange einen hohen Anteil von Zeitarbeitern, wovon einige jetzt unter dem Druck der Gewerkschaften fest eingestellt werden. Zudem gibt es eine Vielzahl von „Werksverträgen“, nach denen noch viel schlechter als im Falle der Zeitarbeit bezahlt wird. Die Gewinne von heute sind die Arbeitsplätze von morgen: dies Formel funktioniert nicht mehr. Sondern es ist vielmehr so: in dem Augenblick, in dem Gewinne steigen, steigen die Zuwendungen an Aktionäre. Diejenigen, die als eine Art von Elite darstellen, wollen diese soziale Schere überwiegend nicht wahrnehmen. Kein Wunder, denn diese stammen zu 2/3 aus den den „oberen 3,5 % Prozent“ der Bevölkerung, was in unserer Gesellschaft entsprechende Chancen verspricht. Denn die Kindheit und Jugend von Menschen ist prägend für die Wahrnehmung der Welt.  

Mittwoch, 5. August 2015

Sonnengesang

Höchster, allmächtiger, guter Herr,
dein sind der Lobpreis, die Herrlichkeit und Ehre und jeglicher Segen.
Dir allein, Höchster, gebühren sie,
und kein Mensch ist würdig, dich zu nennen.

Gelobt seist du, mein Herr, mit allen deinen Geschöpfen,
zumal dem Herrn Bruder Sonne;
er ist der Tag, und du spendest uns das Licht durch ihn.
Und schön ist er und strahlend in großem Glanz,
dein Sinnbild, o Höchster.

Gelobt seist du, mein Herr, durch Schwester Mond und die Sterne;
Der berühmte "Sonnengesang" von Franz von Assisi
Höchster, allmächtiger, guter Herr,
dein sind der Lobpreis, die Herrlichkeit und Ehre und jeglicher Segen.
Dir allein, Höchster, gebühren sie,
und kein Mensch ist würdig, dich zu nennen.

Gelobt seist du, mein Herr, mit allen deinen Geschöpfen,
zumal dem Herrn Bruder Sonne;
er ist der Tag, und du spendest uns das Licht durch ihn.
Und schön ist er und strahlend in großem Glanz,
dein Sinnbild, o Höchster.

Gelobt seist du, mein Herr, durch Schwester Mond und die Sterne;
am Himmel hast du sie gebildet, hell leuchtend und kostbar und schön.
Gelobt seist du, mein Herr, durch Bruder Wind und durch Luft
und Wolken und heiteren Himmel und jegliches Wetter, durch das du deinen Geschöpfen den Unterhalt gibst.

Gelobt seist du, mein Herr, durch Schwester Wasser,
gar nützlich ist es und demütig und kostbar und keusch.

Gelobt seist du, mein Herr, durch Bruder Feuer,
durch das du die Nacht erleuchtest;
und schön ist es und liebenswürdig und kraftvoll und stark.

Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, Mutter Erde,
die uns ernähret und lenkt (trägt)
und vielfältige Früchte hervorbringt und bunte Blumen und Kräuter.

Gelobt seist du, mein Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen
und Krankheit ertragen und Drangsal.
Selig jene, die solches ertragen in Frieden, denn von dir, Höchster, werden sie gekrönt werden.

Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, den leiblichen Tod;
ihm kann kein lebender Mensch entrinnen.
Wehe jenen, die in schwerer Sünde sterben.
Selig jene, die sich in deinem heiligsten Willen finden,
denn der zweite Tod wird ihnen kein Leid antun.

Lobt und preist meinen Herrn
und sagt ihm Dank und dient ihm mit großer Demut.
(Franz von Assisi)

Montag, 3. August 2015

Tiere und Buddhismus

Was der buddhistische Mönch und viel gelesene Autor Matthieu Ricard neulich im Fernsehen zur Sichtweise des Buddhismus auf die Tiere sagte, habe ich mir aufgeschrieben:
Alle Lebewesen mit einem Bewusstsein sind aus der Sicht des Buddhismus beseelte Wesen. Also wesensmäßig gleich wie Buddha. Es gibt keinen Unterschied. Sie haben lediglich mehr oder weniger Möglichkeiten, dieses Wesen zur Geltung zu bringen. Es ist wie bei einem Goldklumpen, der im Boden vergraben liegt. Man muss ihn ausgraben, waschen und polieren, damit er in vollem Glanz erstrahlt. Dazu braucht es eine Unterweisung, man muss darüber nachdenken, meditieren, sie verinnerlichen. Tiere sind Lebewesen, die diese Eigenschaften haben, aber nicht die Möglichkeiten, sie zur Geltung zu bringen. Es heißt also, dass die menschliche Existenz außerordentlich wertvoll ist, weil sie möglich macht, dass man dank der intellektuellen Fähigkeiten einen Weg der Verwandlung gehen, Unterweisung umsetzen und die Erleuchtung erlangen kann. Dabei ist zu sagen, dass die Tiere keineswegs untergeordnete Wesen sind, mit denen man machen kann, was man will. Hier stoßen wir auf einen enormen ethischen Zwiespalt in unserer Zeit. Wir haben zwar beachtliche Fortschritte auf dem Gebiet der Menschenrechte erzielt. Der Wert des Menschenlebens ist praktisch unbegrenzt und unverhandelbar. Das menschliche Leben darf man nicht vermarkten, wie etwa zu Zeiten der Sklaverei. Und auch wenn solches noch vorkommt, ist es weltweit verboten. Die Achtung der Menschenrechte ist also nicht verhandelbar. Hingegen weiß man aus der Evolutionslehre, dass es eine kontinuierliche Entwicklung gibt und dass diese Lebewesen Schmerzen empfinden und am Leben bleiben und nicht leiden wollen. Trotzdem messen wir den Tieren keinerlei Wert an sich zu, außer einem kommerziellen. Da besteht also ein enormer ethischer Widerspruch zwischen der totaler Achtung vor dem menschlichen Leben und der Abwertung des Tieres zur puren Handelsware. Es werden jedes Jahr 65 Milliarden Tiere zu Land und 1000 Milliarden Meerestiere getötet. Zu unserem Verzehr, zu unserem Vergnügen, zu unserer Bekleidung. Von daher dürfen wir uns wohl kaum als eine Gesellschaft mit einer kohärenten Ethik betrachten, wenn wir diese Fragen nicht lösen.
Der Grund, wieso ich vegan lebe, ist, weil ich kein Leiden essen will. Mich nicht ernähren will vom Leiden und Tod anderer, umso weniger als dies gar nicht nötig ist und allen schadet: zuerst den Tieren, dann aber auch der Umwelt.



Sonntag, 2. August 2015

Ätnaziegen

In Randazzo, am Fuße des Ätna in der Provinz Catania in Sizilien, gibt es Ziegen, die Nachkommen einer alten sizilianischen Rasse sind. Sie finden seit jeher alleine den Weg auf die satten Wiesen des Berges. Was unbeschwert aussehen mag, ist in Wirklichkeit aber ein Leben auf dem Pulverfass. Gut, dass die Ziegen mehr als die Menschen wissen. Sie sind sehr feinfühlig, haben einen Sinn für die Aktivitäten des Vulkans entwickelt. Die Forschung versucht dies jetzt in die Voraussage eines Vulkanausbruchs mit einzubeziehen. Die Tiere könnten in diesem Sinne so etwas wie Sensoren sein. Die Ziegen tragen zu diesem Zweck GPS-Sender.Ihre Wanderungen können dabei Hinweise geben, wann und wo der nächste Ausbruch erfolgt. Sind sie in Eile oder fressen sie, sind sie nervös, weil sich vielleicht gerade der Vulkan regt? Suchen sie ein für sie unübliches Gebiet auf, das wenig von Vulkanausbrüchen getroffen wird? Mit ihrem Verhalten reagieren Tiere auf die Umwelt. Wissenschaftler müssen lernen, das zu deuten. Es scheint so, dass die Ziegen darüber Informationen haben, was der Ätna macht. Stunden schon vor einem Ausbruch wissen sie was passiert und teilen das über ihr Verhalten mit. Der Ätna bricht jedes Jahr aus, ist quasi dauernd aktiv. Die Lava ist dünnflüssig und wird in hohen Fontänen ausgestoßen. Rauch und Dampf entstehen aber nicht nur in der aktiven Zone, sondern verteilen sich über hunderte von Erdlöchern. Es ist denkbar, dass sie ein Warnsignal des Ätna sein könnten, lange bevor er ausbricht. Womöglich, so Forscher, haben die Ziegen eine spezielle Sensorik, die verschiedene Eindrücke kombiniert: etwa den Geruch, Bewegungen des Bodens und andere Veränderungen ihrer Umwelt... die Tiere haben ein Wissen über ihre Umwelt, die gleichzeitig ihr Lebensraum ist. Indem wir als Menschen uns in diese Wirklichkeit „hineingeben“, uns in ihr zurecht zu finden versuchen, können wir sogar ganz direkt und konkret profitieren. Ein neuer Ansatz könnte dabei sein, mit der Natur zu leben und nicht gegen sie.