Dies entspringt aus
Aufzeichnungen, die ich mir irgendwann gemacht habe, wohl auch mit
dem Hintergedanken, dass sie sehr viel mit meinem eigenen Tun zu tun
hätten. Es geht um Dadaismus und eine seiner Keimzellen, das Cabaret
Voltaire in Zürich des Jahres 1916. Es geht ja damals um Zertrümmerung der Sprache
und all der an sie gehefteten Erwartungen und Konnotationen. Man
wollte und sollte dies unter Verlassen einer persönlichen
Komfortzone im Cabaret Voltaire vollziehen. (Heute ist das ja so,
dass niemanden mehr zu interessieren scheint, wer wann und wie
irgendeine Komfortzone verlässt oder ob irgendjemand irgendetwas
verstanden hat. Was zählt, ist der Kick. Doch zurück: Dies „Cabaret
Voltaire“ war in ironischer Verwendung eines Namens aus der
Aufklärung ein Treffpunkt von Flüchtlingen und einer Klasse von
Leute, die eine Art kreativer Explosion und dadurch einen
Selbstfindungsprozess erleben wollten. Vor allem aber ging man als
Mann dorthin, um sich zu betrinken und schöne Frauen zu sehen. Die
Leute auf der Bühne veranstalteten das, was man später Happening
nannte. Man trug beispielsweise Texte von Rimbaud oder Apollinaire
vor, die man listig unterwanderte, denen man funkelnde eigene
Bedeutungen mitgab (die aber sofort wieder zerstört wurden). Man
trug Lautgedichte und Simultangedichte vor, man behandelte Sprache
als Material, das man nach Belieben verfremden und mit allerlei
Techniken verzerren konnte. Mit dem man spielen konnte. In das man
die Improvisation und den Zufall mit einbeziehen konnte. Was man
anstrebte, war eine Art kreativer Rausch, eine Ekstase, der den
Wahnsinn der Zeit aus den Köpfen vertrieb. Nun kam der Name hinzu,
der aus einer Kinderwelt zu stammen schien, der das Sinn verlieren
zur Methode machte, indem Verschiedenes durcheinander geschüttelt
und indem Provokationen erzeugt wurden. Namen? Hugo Ball, Richard
Huelsenbeck u.a.
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