Reise durch Wirklichkeiten

Montag, 3. Februar 2020

Dada (1)

Dies entspringt aus Aufzeichnungen, die ich mir irgendwann gemacht habe, wohl auch mit dem Hintergedanken, dass sie sehr viel mit meinem eigenen Tun zu tun hätten. Es geht um Dadaismus und eine seiner Keimzellen, das Cabaret Voltaire in Zürich des Jahres 1916. Es geht ja damals um Zertrümmerung der Sprache und all der an sie gehefteten Erwartungen und Konnotationen. Man wollte und sollte dies unter Verlassen einer persönlichen Komfortzone im Cabaret Voltaire vollziehen. (Heute ist das ja so, dass niemanden mehr zu interessieren scheint, wer wann und wie irgendeine Komfortzone verlässt oder ob irgendjemand irgendetwas verstanden hat. Was zählt, ist der Kick. Doch zurück: Dies „Cabaret Voltaire“ war in ironischer Verwendung eines Namens aus der Aufklärung ein Treffpunkt von Flüchtlingen und einer Klasse von Leute, die eine Art kreativer Explosion und dadurch einen Selbstfindungsprozess erleben wollten. Vor allem aber ging man als Mann dorthin, um sich zu betrinken und schöne Frauen zu sehen. Die Leute auf der Bühne veranstalteten das, was man später Happening nannte. Man trug beispielsweise Texte von Rimbaud oder Apollinaire vor, die man listig unterwanderte, denen man funkelnde eigene Bedeutungen mitgab (die aber sofort wieder zerstört wurden). Man trug Lautgedichte und Simultangedichte vor, man behandelte Sprache als Material, das man nach Belieben verfremden und mit allerlei Techniken verzerren konnte. Mit dem man spielen konnte. In das man die Improvisation und den Zufall mit einbeziehen konnte. Was man anstrebte, war eine Art kreativer Rausch, eine Ekstase, der den Wahnsinn der Zeit aus den Köpfen vertrieb. Nun kam der Name hinzu, der aus einer Kinderwelt zu stammen schien, der das Sinn verlieren zur Methode machte, indem Verschiedenes durcheinander geschüttelt und indem Provokationen erzeugt wurden. Namen? Hugo Ball, Richard Huelsenbeck u.a.

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