Schon Teenager lassen sich Nase und Lippen richten,
üben sich im Tarnen und Täuschen, wollen sich verstellen zu anderen
Identitäten. Heraus zu finden, wer man selbst ist und gar auf den
warten, der das akzeptiert, könnte zu lästig sein. Man kann ja
nachhelfen, es kann schneller und besser gehen. In Richtung auf
vorgegebene Ideale. Und man hat mächtige Freunde. Maschinen als
„Freunde“. Roboterfreunde. Ob Roboter nicht schon bald schlauer
als wir selbst sind? Programmierte Einheiten? Erst mal gilt es,
abzudriften in bessere Welten.
Die Virtual Reality-Brillen scheinen ja bis jetzt
nicht gerade der große Schlager zu sein. Aber sie holen auf. Sie
werden eines Tages mit ihren genussvollen Angeboten voll da sein.
Erschwinglich. Für jeden. Brillen für alle, die die Augen vor der
Wirklichkeit verschließen wollen und sich lieber in Realitäten
herumtreiben, die andere für sie ausgedacht haben. Naja, die
Gamingindustrie hat sich dies schon längst zum Vorteil gemacht und
nutzt das nach allen Regeln aus. Illusionen zu verkaufen ist ohnehin
ein altes Gewerbe. Menschen scheinen ja leicht zu manipulieren sein.
Die Art, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen, scheint dabei eine
wichtige Rolle zu spielen. Wir unterscheiden und differenzieren das,
was uns als wichtig erscheint. Berühmt ist in diesem Zusammenhang
das Beispiel mit den Hopi-Indianern, die andere Zeitbegriffe als wir
haben und die Zeit auch anders wahrnehmen. Aber auch an anderen
„Naturvölkern“ sind solche sprachlichen Mechanismen
nachzuweisen. Über die Augen und Sinne empfangen wir immer dieselben
Reize. In der anschließenden Verarbeitung könnte allerdings die
Sprache und die Art unserer Wahrnehmung der entscheidende Faktor
sein. Die Realität könnte im Auge des Betrachters liegen.
Viele Beispiele aus dem Bereich der optischen
Täuschungen sind uns diesbezüglich ja bekannt. Unser Gehirn ist
programmiert durch immer wiederkehrende Prozesse. Es rechnet sie sich
mit der Zeit mehr aus, als dass es sie wahrnimmt. Es hat eine
bestimmte Art der Realität „gelernt“ und sie sinnvoll
strukturiert. Unser Gehirn versucht, aus allem, was wir sehen, Sinn
zu konstruieren. So können die Grenzen zwischen Wirklichkeiten auf
einfachste Weise verschwimmen. Das menschliche Gehirn hat ja die
besten Voraussetzungen dafür, sich täuschen zu lassen. So kann auch
eine Virtual-Reality-Brille die Kontrolle über die Realität
übernehmen. Diese Teile ziehen uns in ihre Bilderwelten. Man ist
erstaunt, hat Angst, ist erschrocken oder erfreut - man erlebt etwas.
VRBrillen sprechen Sinne an, die älter als unser
Großhirn sind. Das heißt, sie gehen am Verstand vorbei. Es gilt,
Erfahrungen zu machen, ohne sie wirklich zu machen. Wirklich? Was ist
Wirklichkeit? Sie scheint auf solche Weisen beliebig manipulierbar zu
sein, schöngefärbt, gebogen, verbogen, in bestimmte Richtungen
geführt. Der neueste Trend? Avatare. Also künstliche Doppelgänger,
Identitäten, in die wir uns hinein- und hinaus geträumt haben.
Irgendwann glauben wir tatsächlich an die Realität, die solche
Avatare umgibt, egal, wie das Erlebnis zustande gekommen sein mag.
Unser Stellvertreter macht Erfahrungen, mit denen wir uns
identifizieren. Die Vermischung von Realität und Vorstellung davon
wird perfekt sein. In sozialen Medien könnte das bald gängige
Praxis sein: man schickt einen Avatar zu abenteuerlustigsten
Verabredungen mit anderen Avataren. Sich in einen solchen
Stellvertreter hinein zu versetzen, wird erstaunlich gut
funktionieren und uns mit allen Mitteln (vor allem der Werbung mit
allen Mitteln....wir kennen das ja) schmackhaft gemacht. Nachdenken
oder Grübeln? Wird verschwinden. Wir sind auf dem Weg. Weg aus der
analogen Welt. Hinein in eine Schöne Neue Welt....
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