Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 19. Januar 2024

Demokratie und Entscheider

Der Mensch ist immer mehr hervor gegangen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit: Demokratie und Mitbestimmung haben letztenendes mit dem Buchdruck zu tun und den sich daraus ergebenden Kommunikations- und Informationsmöglichkeiten. Lesen und schreiben zu können wurde etwas, was nicht nur auf die Eliten (meist der Klerus) beschränkt war. Es entstand eine Debattenkultur (nicht nur der Kundigen, sondern auch der Informierten) und die Notwendigkeit zur sofortigen Entscheidung bestimmter Dinge rückte mehr in den Hintergrund. Es entstand auch die Möglichkeit zur Reflektion, zum Nachdenken über bestimmte Problemstellungen. Die unmittelbare Anwesenheit, wie etwa in der Antike, beschränkte sich nun immer mehr auf eine eher symbolische, wahrgenommen durch Repräsentanten. In heutigen System einer repräsentativen Demokratie jedoch steckt die Annahme, dass Parlamentarismus nur etwas für fachkundige Abgeordnete einer repräsentativen Demokratie sei, die angesichts komplexer Problemstellungen meist den Rat von „Experten“ hinzuziehen sollten. Dass diese „Experten“ inzwischen aber meist Lobbyisten und Drahtzieher mächtiger Interessen sind, macht die gegenwärtige Problemlage mit aus. Es scheint die Wirtschaft mit ihren Strippenziehern völlig undemokratisch den Gang der Dinge zu bestimmen (bis hin zu der mittlerweile recht bekannt gewordenen Tatsache, dass solche „Interessenvertreter“ oft Büros in und bei den Ministerien haben und die Gesetzestexte gleich selbst schreiben!) und sehr viel weniger der Souverän, das Volk. Herbei eilen auch sofort riesige Beraterstäbe und Nichtregierungsorganisationen, die mit dem Anspruch größerer Sachkompetenz ausgestattet sind. Wollte „das Volk“ mitbestimmen, sollte es freilich gerade angesichts des immer komplexer werdenden Regelungsbedarfs möglichst informiert und kundig sein. Das kostet mindestens Zeit und führt unter Umständen zum Verzicht auf Erwerbschancen. Außerdem sollte es sich nicht durch „Fake-News“, alternative Fakten und ähnliche Phänomene bei der politischen Urteilskraft und Entscheidungsfindung beeinflussen lassen. Ob dies unter den heutigen Bedingungen überhaupt möglich ist, mag Gegenstand einer Auseinandersetzung sein. Die dazu nötigen Zeitopfer vermögen vielleicht auch nur die ökonomisch dazu fähigen Mitglieder einer weitgehend passiven und die Politik nur konsumierenden Gesellschaft aufzubringen. Wo solche Größen wie etwa der Begriff „Verantwortung“ dabei bleiben, in welcher Weise sie etwa einbezogen sind in die Entscheidungsfindung, wo und wie sie greifen, ist eine weitere unbeantwortete Frage. X x Humans have increasingly emerged from their self-inflicted immaturity: democracy and co-determination ultimately have to do with printing and the resulting communication and information options. Being able to read and write became something that was not just limited to the elite (mostly the clergy). A culture of debate emerged (not only among the knowledgeable, but also among the informed) and the need to decide on certain things immediately became more of a priority. There was also the opportunity to reflect and think about certain problems. The immediate presence, as in antiquity, was now increasingly limited to a more symbolic one, perceived by representatives. However, in today's system of representative democracy there is an assumption that parliamentarism is only for expert representatives of a representative democracy, who should usually seek the advice of “experts” when faced with complex problems. The fact that these “experts” are now mostly lobbyists and masterminds of powerful interests is part of the current problem. It seems that the economy and its string-pullers determine the course of things in a completely undemocratic manner (right down to the now well-known fact that such “interest representatives” often have offices in and near the ministries and write the legal texts themselves!) and a lot less the sovereign, the people. Huge advisory teams and non-governmental organizations that claim to have greater expertise rush to the scene. If “the people” wanted to have a say, they should of course be as informed and knowledgeable as possible, especially given the increasingly complex need for regulation. This costs at least time and may lead to foregoing employment opportunities. Furthermore, it should not allow “fake news”, alternative facts and similar phenomena to influence political judgment and decision-making. Whether this is even possible under today's conditions may be the subject of debate. Perhaps only the economically capable members of a largely passive society that only consumes politics can make the necessary time sacrifices. Where variables such as the term “responsibility” remain, how they are included in decision-making, where and how they apply, is another unanswered question.

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