Ein Durchgang durch Realitäten aus meiner Sicht - Blog von Ulrich Bauer (Ergänzt ubpage.de)
Montag, 6. Januar 2025
Werte im Wandel
Wir bewegen uns in einem Aufmerksamkeitsmarkt. Jeder will originell sein, nicht zu der Masse gehören, individuell und besonders sein, will durch seinen eigenen Wert auffallen, sich absetzen von den Anderen. Dazu designt er seine Umgebung mit Lifestyle, exklusiver Nahrungsaufnahme, mit Marken, Authentizität, Haus, Wohnung, Events, Projekte in einer Objektewelt, die individuell aufgeladen ist. Regionale Communitys (Schotten, Katalanen, Schwaben usw….) plus Weltanschauungsgemeinschaften (z.b. „Woke sein“, „Querdenker“, „Veganer“,) spielen da mit. Es geht bei allem um Identität und Identitätsstiftung. Es geht gegen die globale Standardisierung. Es herrscht eine Verherrlichung des scheinbar Einzigartigen. Die industrielle Moderne wandelt sich in eine Gesellschaft des Besonderen, des Einzigartigen, des Herausstechenden. Etwa in den 70/80er Jahre fand der vorbereitende Wandel statt. Unmerklich für die Masse der Menschen. Es bedeutete das auch das Ende einer Industriegesellschaft, in der Leistung der herausragende Wert war. Die jetzige Warenwelt in der Spätmoderne sollte möglichst nichts Austauschbares mehr produzieren (und tut es doch in ungeheurem und wachsenden Ausmaß). Emotionale Erfüllung ist jetzt versprochen. Es geht um Differenz, Selbstverwirklichung, um ein sich Herausheben aus der Masse, etwa um besondere Orte (meist möglichst weit weg…) als Funktion in der Tourismusindustrie. Insgesamt herrscht zunehmend eine Kultur der Selbstoptimierung. In diesem Zusammenhang war mal ziemlich heftig von „Wertewandel“ die Rede. Der Markt für industrielle Güter schien weitgehend erschöpft. Dadurch wurde die Grundlage geschaffen, dass ein „kultureller Kapitalismus“ entsteht. Aus einigermaßen egalitärer Gesellschaft heraus kam es zum Entstehen einer neuen Mittelklasse (z.b. auch neue Akademiker, Wissensökonomie, Technokraten), die Träger eines neuen Wertewandels war (oder zumindest sich selbst so begreift) und sich heute in dem abbildet, was sich der Wertehaltung des „Woken“ befleißigt. Der gesellschaftliche Wandel brachte auch eine neue prekäre Klasse hervor, die auch – was im öffentlichen Bewusstsein keine große Rolle spielt und sich besonders in der Corona-Krise erwiesen hat - für „systemrelevante“ Berufe steht.
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We are moving in a market of attention. Everyone wants to be original, not to belong to the masses, to be individual and special, to stand out through their own value, to set themselves apart from the others. To do this, they design their environment with lifestyle, exclusive food, brands, authenticity, houses, apartments, events, projects in a world of objects that is individually charged. Regional communities (Scots, Catalans, Swabians, etc.) plus ideological communities (e.g. "woke", "lateral thinkers", "vegans") play a part in this. It is all about identity and the creation of identity. It is against global standardization. There is a glorification of the apparently unique. Industrial modernity is changing into a society of the special, the unique, the outstanding. The preparatory change took place in the 70s and 80s. Unnoticeable for the masses of people. It also meant the end of an industrial society in which performance was the outstanding value. The current world of goods in late modernity should, if possible, no longer produce anything interchangeable (and yet it does so on an enormous and growing scale). Emotional fulfillment is now promised. It is about difference, self-realization, about standing out from the crowd, for example about special places (usually as far away as possible...) as a function in the tourism industry. Overall, a culture of self-optimization is increasingly prevalent. In this context, there was once quite a lot of talk about a "change in values". The market for industrial goods seemed to be largely exhausted. This laid the foundation for the emergence of a "cultural capitalism". From a somewhat egalitarian society, a new middle class emerged (e.g. also new academics, knowledge economy, technocrats), which was the bearer of a new change in values (or at least sees itself as such) and is today reflected in what is committed to the values of the "woke". Social change has also brought about a new precarious class, which also represents “system-relevant” professions – something that does not play a major role in public consciousness and has become particularly evident in the Corona crisis.
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