Reise durch Wirklichkeiten

Samstag, 5. Oktober 2024

Hesse to go?

Wieso eigentlich wird immer der Hermann Hesse der zwanziger Jahre unterschlagen? Der Typ hatte da erhebliche innere Kämpfe zu überstehen, was schließlich auch zum Buch „Steppenwolf“ führte. Es mögen damals CG Jung oder F Nietzsche wesentliche Einflüsse für ihn gewesen sein, aber auch der eher geistesgeschichtliche Teil der deutschen Romantik, der nicht lieblich und träumerisch daher kommt. Die Dichotomie (Zweiteilung) allen Seins wurde ihm da beispielsweise zum quälenden Problem. Im „Steppenwolf“ steht beispielsweise: „auch wer keinen Wolf in sich hat, braucht darum nicht unglücklich zu sein. Und auch das unglücklichste Leben hat seine kleinen Glücksblumen zwischen Sand und Gestein. So war es denn auch bei dem Steppenwolf. Er war meistens sehr unglücklich, das ist nicht zu leugnen, und unglücklich konnte er auch andere machen, nämlich wenn er sie liebte und sie ihn. Denn alle, die ihn lieb gewannen, sahen nur die eine Seite in ihm. Manche liebten ihn als einen feinen, klugen und einzigartigen Menschen und waren dann enttäuscht, wenn sie plötzlich den Wolf in ihm entdecken mußten.“ Im „Magischen Theater“ des „Steppenwolf“ wird zur „Hochjagd auf Automobile“ geblasen. Unter anderem heißt es da: „Auf den Straßen jagten Automobile, zum Teil gepanzerte, und machten Jagd auf Fußgänger, überfuhren sie zu Brei, drückten sie an den Mauern der Häuser zuschanden. Ich begriff sofort: es war der Kampf zwischen Menschen und Maschinen, lang vorbereitet, lang erwartet, lang gefürchtet, nun endlich zum Ausbruch gekommen. Überall lagen Tote und Zerfetzte herum, überall auch zerschmissene, verbogene, halbverbrannte Automobile“. (….)“...endlich sich einzusetzen für die Menschen gegen die Maschinen, endlich die fetten, schöngekleideten duftenden Reichen, die mit Hilfe der Maschinen das Fett aus den andern preßten, samt ihren großen, hustenden, böse knurrenden, teuflisch schnurrenden Automobilen totzuschlagen, endlich die Fabriken anzuzünden und die geschändete Erde ein wenig auszuräumen und zu entvölkern, damit wieder Gras wachsen, wieder aus der verstaubten Zementwelt etwas wie Wald, Wiese, Heide, Bach und Moor werden könne“. Selbst wer so etwas als nicht reale „Seelenbilder“ oder dem Zeitgeist entsprechende maschinenstürmige Vorstellungen deutet, muss sich fragen, ob so etwas Gewalttätiges am Ende heutzutage vielleicht sogar grundgesetzwidrig sein würde und dem Bild vom netten, erbaulich-besinnlichen Sonnenhutträger entspricht. Ob da etwas aufscheint, was gerade jetzt eine neue Aktualität gewonnen hat?

Freitag, 4. Oktober 2024

Stadt Land

Über die Medien, über das, was uns vermittelt wird, scheinen wir immer nur von den Befindlichkeiten der „Stadtmenschen“ auszugehen. Es geht um eine gegen stattliches Honorar aufzusuchende Nähe zur Natur. Es geht ums Abschalten. Man müsse erstmal wieder in den Wald gehen. „Naturtherapie“ ist angesagt. Dinge, die auch in Unternehmen praktiziert werden könnten. Das Handy, - bloß nicht das Handy, der Stress! Digitox! Das ist der Tod jeder Entspannung. Es gilt, seltsame Riten im Freien zu vollziehen und dem ungewissen Effekt dessen gelassen entgegen zu sehen. Am Besten „achtsam“. „Erleuchtet“, wenn`s geht….

Donnerstag, 3. Oktober 2024

Popidentifikation

Ich habe versucht, anders zu reflektieren. Am 17.3. 2018 schrieb ich in meinem Blog „ubpage.de" unter der Headline „Gegen den Stachel löcken“: „Aus einem Brief. Ob ich ihn abgeschickt habe? Ich weiß nur noch, dass er auf einen Shitstorm reagieren wollte, der etwas unerwartet über mich hereinbrach und der allzu oft das bekannte Argument von den Vielen, die sich nicht irren können, über mich brachte. „Das Führertum und die religiöse Verehrung kommt heutzutage in Gestalt von Showgrößen daher, die Profit für sich maximieren wollen..… das hat man voraus zusetzen. Doch das kann man immerhin doch auch ordentlich machen, ohne die Massen mit plumpen Tricks zu verarschen. Diese „Tricks“ und Reflexe zu benennen ist auch meine Aufgabe.... das immer wiederkehrende Muster....das könnte man womöglich „von außen“ kommentieren, d.h. In einer gewissen Distanz dazu.... z.b. ist „Partyfeeling“ eine bewährte Methode, eine Masse zusammenzuschweißen... Spielverderber zu spielen ist mein Job, zumindest: die Dinge benennen.... es ist alles nicht nur so unschuldig, wie das immer reklamiert wird. Sondern es wird auch Gleichschaltung eingeübt... Sich fanatisch identifizieren mit jemandem und keine andere Meinung dazu gelten lassen, das erinnert doch stark an bestimmte Formen des Fundamentalismus, jedenfalls ist nicht unbedingt Toleranz oder behutsame Annäherung eine Eigenschaft, die solche Leute auszeichnet..... Für gewisse Medien gilt: Wer nur lobt und großartig findet, der wird darin nicht mehr ernst genommen, denn er will ja das andere nicht mehr sehen, er hat sich dafür entschieden, alles geil zu finden. Das ist es aber ganz offensichtlich dann doch nicht... Werbung und Promotion kann einem auf diese Weise unmerklich zur zweiten Natur werden. Man ist dann willenloses Rädchen im Getriebe von Interessen... mich hingegen interessiert primär die Musik, dann das Image und die Mechanismen, die jemanden erfolgreich machen.....(in dieser Reihenfolge). Die Massen reagieren ja meist auf grobe Klötze, auf sehr einfache Muster..... das liegt im Wesen von Massen.., es gibt auch eine andere Würdigung als diejenige, die die Frage stellt, wie vielen Leuten eine Darbietung gefallen hat. „Super“ „geil“ und all sowas... das ist doch total dumpf, aber ein paar Dinge aus diesem dumpfen Empfinden aufscheinen zu lassen, sie zu formulieren und ins Wort zu bringen, könnte auch eine Aufgabe einer Kritik sein. Es muss erlaubt sein, zur einhelligen Begeisterung „von der Seitenauslinie aus“ ein paar kritische Fragen stellen, Einwände machen..... die müssen nicht immer richtig sein....“

Dienstag, 1. Oktober 2024

Meine Fotos

Sind doch nur meine und ihre kleinen Seitenblicke. Meine verstorbenen Eltern haben dabei tatkräftig mitgewirkt, es scheint dies eine Art Familienmerkmal zu sein. Neugierig in die Welt hinaus zu blicken. Festgehaltene Blicke, Momente, Fotos bleiben übrig. Es soll dies keinerlei Verherrlichung meines schwachen kleinen Egos sein, sondern eher eine Art Aufforderung dazu, seine Umwelt und ihren "Wert" bewusster wahr zu nehmen. „Wert“, das bedeutet derzeit ziemlich viel um uns herum. Nur, es wird es noch (!) anderen Dingen als dem Rohstoff zugemessen. Die Zeit der großen Selbstverständlichkeiten auf diesem Gebiet könnte jedoch bald vorbei sein, Rohstoff könnte ein anderer Stoff werden. Die Schutzlosen fliehen dann in schäbige Löcher, die besitzenden Angeber geben sich gelassen angesichts solcher „Kleinigkeiten“. Es sind hier doch hier nur kleine Seitenblicke, Augenblicke aus meiner Ego-Maske heraus! Versuche der Wahrnehmung, so, wie sie meine Eltern in mir angeregt und verwirklicht haben! Unbedeutend, indeed! Annäherungen. Versuchte Aufmerksamkeiten! Was ging da durch einen hindurch? In diesem Moment? Welche winzigen Schnipsel der Welt füllten ein Bewusstsein? Ich fühle mich meinen Eltern darin sehr nahe. Sie, die dieses Gefühl auch hatten und an mich weiter gaben. Wir sind eins. Und: Ob Reich oder Arm - es ist diese eine Welt, die uns umgibt.