Reise durch Wirklichkeiten

Montag, 16. September 2024

Feuersbrünste, die niemand sieht (Songtext)

Feuersbrünste, die niemand sieht Zu wenig definiert, zu wenig formatiert, nichts Genaues nicht mit dem ist (kann man) nichts anzufangen cool, distanziert, kann man, muss man aber nicht da ist zu viel Tod und Vergehen, viel zu viel da ist ein Schlund, der dauernd hinab zieht da sind Feuersbrünste, die niemand sieht eingekocht, abgewatscht, zu miserablem Stampfmus verarbeitet zu lange zugehört, sich eingelassen auf zu vieles, sich zu billig verkauft in Liegestützen gegangen, gehechelt und geschoben später am Nichts geschnuppert und bloß älter geworden, Schatten eines stinkenden Schattens, in lahmem Selbstmitleid geschmort, - aufgebohrt, getunt, verfault, vertan, eingegangen, Du bist nie weit gekommen, bei ihrem Penetrieren warst dabei und doch daneben, als Beobachter zugesehen sie sind Vermögensverwalter, sie machen's, egal was hast's versucht und bist dabei zum Verlierer geworden da ist zu viel Tod und Vergehen, viel zu viel da ist ein Schlund, der dauernd hinab zieht da sind Feuersbrünste, die niemand sieht

Sonntag, 15. September 2024

Reise durch Wirklichkeiten

Schon vor Jahren, beim Start meines Blogs www.Reise-durch-Wirklichkeiten.de ging ich davon aus, dass Wirklichkeiten oft das Resultat einer sozialen Konstruktion sind. Noch nicht so krass wie heute schienen damals geographische und kulturelle Gegebenheiten ihre Rolle gespielt zu haben. Mittlerweile scheint es mir aber in verstärkter Weise so: Mitglieder sozialer Gruppen tauschen untereinander Freundschaften und Erfahrungen aus, neigen dazu, ihre soziale Kontakte vor allem untereinander zu pflegen und sich so permanent gegenseitig ihrer Sicht auf die Dinge zu versichern. Aber auch eine gewisse Abgeschlossenheit, eine nahezu unbewusste Bevorzugung von Echo-Kammern als Informationsquelle und Mittel der Selbstvergewisserung scheint mir ein Resultat dessen zu sein. Daraus folgt eine immer rigidere soziale Isolation, eine Art Insel(selbst)bewusstsein, das sich mit der Zeit immer mehr verfestigt. Wirklichkeiten in Industriegesellschaften des mitteleuropäischen Typs scheinen also sozial konstruiert, sind das Resultat eines Kognitionsprozesses. Auch mag die pure Gewohnheit, der immer wiederkehrende Austausch mit Individuen gleicher Meinung, seine Rolle spielen. Der Austausch zwischen verschiedenen sozialen Gruppen jedoch, der in einer Demokratie unerlässlich erscheint und eine Art von Solidarität fördert, wird dadurch immer seltener. „Gleiches gesellt sich zu gleichem“ war ein Wahlspruch, dem zumal in Zeiten von Standesdünkel, Lehensherrschaft und einem Zusammenhalt verschiedener Gewerke in früheren Zeiten viel Geltung zugesprochen wurde. Zunächst glaubten so etwas die Demokratien überwunden zu haben. Der soziale Austausch gehörte zum sozialen Frieden dazu. Doch inzwischen scheinen sich diese Zusammenhänge in Deutschland wieder komplett entkoppelt zu haben. Die Abschottung verschiedener sozialer Gruppen untereinander scheint in Deutschland, glaubt man einigen Untersuchungen, auch im Vergleich zu anderen Nationen so groß wie nie zuvor zu sein.

Freitag, 13. September 2024

Fliegen üben

Wir wundern uns, wie selbstverständlich Medienschaffende im TV erzählen, dass sie unbedingt den nächsten Flieger kriegen müssten. Ich hatte es schon in einem der vergangenen Blogs erwähnt, aber ist die „Flugscham“ völlig verschwunden? Ist es wieder normal, sich in den Flieger (besonders in die Privatflieger!) zu setzen und der Umwelt auf diese Art zu schaden? Es mag ja unumgängliche Termine geben, aber sind diese im vollen Bewusstsein der eigenen eingebildeten Wichtigkeit gesprochenen Absichten unumgänglich? Auch ist noch die Saison der Skifahrer, die sich hier in die teuer ausgestatteten Auto-Kisten setzen, um mit der ganzen Familie an zerstörten Bergpanoramen vorbei auf der Autobahn fest zu stecken, anschließend immer wieder warten, auf das Bezahlen und Befördertwerden in überfüllten Liften. Skikanonen. Auf den Apres-Ski warten. „Schifoan“? Ob das eine Idee des vergangenen Jahrhunderts ist? Noch zeitgemäß angesichts all dessen, was man inzwischen einigermaßen sicher weiß? Was zieht einen zu einem solch seltsamen Vergnügen? Per SUV? Statusbewusstsein? „Naturvergnügen“? Ein teuer bezahltes Gefühl der „Freiheit“? „Freiheit“ auf Kosten von was? „Drüberstehen“? Über was? Ein Glücksversprechen? Zur Freizeitgestaltung? Ein teuer bezahltes Wohlstandsversprechen? X x We are amazed at how naturally media professionals say on TV that they absolutely have to get the next plane. I mentioned it in a previous blog, but has “flight shame” completely disappeared? Is it normal again to get on a plane (especially a private plane!) and harm the environment in this way? There may be unavoidable appointments, but are these intentions, spoken with full awareness of one's own imagined importance, unavoidable? It is also still the season for skiers who get into the expensively equipped car boxes here to get stuck on the motorway with the whole family past destroyed mountain panoramas, then wait again and again to pay and be transported in overcrowded lifts. Ski guns. Waiting for apres ski. “Schifoan”? Is this an idea from the last century? Still relevant given everything we now know with some degree of certainty? What draws one to such strange pleasure? By SUV? Status consciousness? “Nature pleasure”? A dearly paid feeling of “freedom”? “Freedom” at the expense of what? "To stay above"? About what? A promise of happiness? For leisure activities? A costly promise of prosperity?

Donnerstag, 12. September 2024

Touri?

Die Masse der Leute ist zurück. Trotzdem bleiben Fragen. Wieso geben sich Menschen dem Tourismus hin? Weil er alles für sie tut und ihnen alles organisiert? Weil sie zuhause nicht so gut entspannen und sich erholen können? Weil sie einen Perspektivwechsel brauchen? Aus Neugier? Wissensdurst? Ausbruch aus dem Alltag? Aus der Warenwelt? Flucht aus der Wirklichkeit? Ob der Erwerb von sozialem Prestige eine Rolle spielt? Was es gilt, dem Leben der „Einheimischen näher zu kommen.... Sich einen Kick und ein einzigartiges Erlebnis zu verschaffen, das einen in Kontakt mit sich selbst bringt? Oder das Gegenteil: das kurzzeitige Eintauchen in eine andere Identität? Das Abdriften in Ekstase und Rausch? Ob da digitale Techniken wie „Virtual Reality“ etwa einen Ausweg weisen können? Die Touristen sind ja immer die anderen, um ein Sartre-Zitat etwas abzuwandeln. Die Blöden, die die Masse brauchen. Wir hingegen goutieren das Reisen und erfahren dabei etwas.... wir bilden uns, - trotz aller Nachhaltigkeitszwängen. Haha. Ob das eine typische Mittelschichtsargumentation ist? Ob diesbezüglich die ganz betont ökologisch denkende Klasse von Menschen (z.b. Lehrer) die am meisten handelnde ist, - verreisende? Geht es um „soziale Distinktion“, also um das Bedürfnis, sich zu unterscheiden, sich abzuheben von“ der Masse“? Spass als Pflicht.... Jetzt reisen ja schon die Chinesen, Inder oder Russen. Soweit ist es schon gekommen. Haha. Ob es da nicht etwas zu voll wird? Fotos bezeugen das Erreichen von Vorgaben, „verschönern“ eine Wirklichkeit, reproduzieren Klischees.

Dienstag, 10. September 2024

Auto mobil

Ich erinnere mich an eine Autobahnszene aus der Vergangenheit: heftige Bewegung im Rückspiegel, dann volle Beschleunigung, rigoroses Vorpreschen, dann, auf gleicher Höhe, wird mir hoch erregt mit rotem Gesicht wild grimassierend der Vogel gezeigt. Hilfe, was habe ich verbrochen? Weil ich, wie vorgeschrieben, höchstens 120 km gefahren bin? Schon seit langem staune ich über das wachsend agressive Design der Autos: Streitwagen durch und durch. Gemacht, um andere Verkehrsteilnehmer zu „versägen“. Schneller sein, besser, stärker, vorbei kommen am andern, koste es was es wolle? Ob das irgendwie symbolische Bedeutung in dieser Gesellschaft hat? Die E-Kisten müssten eigentlich Energie sparen, damit sie nicht so schnell wieder aufgeladen werden müssten. Das drückt sich aber im tatsächlichen Verkehr kaum aus. Riesige SUVs mit den gigantischen Ausmaßen eines Lastwagens ziehen dank hoher PSZahlen drängelnd an einem vorbei, grüßen unfreundlich von oben und fahren ihre heile Welt entlang. Auflader, Turbolader, Verbrenner: Wer sich`s leisten kann, demonstrativ kein Gutmensch zu sein, sondern eine agressive Sau, gibt jetzt diese Nummer. Lichthupe, ahoi! Vorbei! Jetzt komm ich! In der Kampfmaschine. Quasi-militärisch. Durchziehen. Abziehen. Ausleben. Ableben. Egal. Abschießen. Der Ekstase entgegen. Wer wird denn da auf der Bremse stehen!

Montag, 9. September 2024

Meine Blicke

Ich bediene mich auf meiner FBSeite so mancher Verweise, Chiffren, die aber kaum als solche verstanden werden. Es gibt Seitenblicke, Überblicke, Eintauchen in andere Realitäten direkt neben uns oder ferne in meinen Fotos. Meine Perspektiven. Augenblicke. Diese Fotos dokumentieren oft den Blick auf die Seite, dem bloß mediengestylten Schönen abgewandt, ein Blick, der meiner Meinung nach ansonsten zu oft vernachlässigt wird, zb Wald und See, - Realitäten. Ich mache einigermaßen rätselhafte Bemerkungen auf meiner FB-Seite, gebrauche kurze Denksätze, die im Raum stehen bleiben. Offen, Surreal, kryptisch, die Wirklichkeit bezeichnend, verfremdet, subversiv unterlaufend, verdeutlichend, bizarr, einer Verklärung abhold. Bezeichnendes/Signaturen für die Kommunikationssituation….

Sonntag, 8. September 2024

Empfehlungen

Schon wieder empfiehlt mir ein „Prominenter“ etwas, was ich unbedingt haben muss. Per Spot. Viele Menschen scheinen ja das ständige Umschwirrtsein mit Werbung so verinnerlicht zu haben, dass sie das als „normal“ empfinden. Ich soll mich mit diesem Prominenten identifizieren, mich mit ihm (! In diesem Fall ein „Er“) virtuell irgendwie gemein machen, etwas von seinem Glanz auf mich lenken, indem ich das von ihm empfohlene Produkt kaufe. Er tut kumpelig und gibt sich möglichst nahbar. Haha. Offenbar auch ein Mensch (der nur Geld verdienen will…). Wie schräg ist das denn? Aber oha, der „Verkaufserfolg“ solcher Werbeaktionen wird gemessen und bezeugt, dass viele „Konsumenten“ solchen „Empfehlungen“ folgen. Was das wohl bedeutet?

Samstag, 7. September 2024

Richtung Abgrund

Wir schlittern unserm Ende entgegen. Früher war es leichter, das zu verdrängen. Wir spielten am Abgrund und gelegentlich riskierte man einen Blick in den Schlund, der einen eines Tages verschlucken, vernichten würde. Man konnte sich noch einreden, das sei weit entfernt, womit man irgendwann zur Tagesordnung überging. Fließend. Gleitend. Die Ablenkungen, die täglichen Erfordernisse, das irgendwie „Dabei sein“: Man sollte (und wollte) alles geben. Es fraß einen auf. Es spülte einem andere Dinge ins Hirn, ins Bewusstsein. Jetzt ist man plötzlich an einem Punkt, der vorhersehbar war und einen jetzt trotzdem überrascht und überwältigt. Alles um einen herum wird stärker als man selbst. Man versinkt in der Zeit... Sich selbst zu suchen war für manch andere Menschen einfacher. Es ging vieles über einen drüber. Man suchte andere Menschen und fand sie nicht, weil man selbst dazu womöglich unfähig war. Klar war, dass man in eine Rolle gedrängt wurde: früher, jetzt. Man ging sogar so weit, das, diese Mechanismen studieren zu wollen. Ein bisschen kam man damit dem Erkennen näher. Ein bisschen. Wo befindet man sich damit? Bei sich, dem beschissen kleinen Subjekt, ersaufend in Selbstreflektion. Entwicklungen gehen über einen. Dick oder dünn? Klein oder Groß? Aussehen, Auftreten, Anmutung. Zu spät wurde einem klar, wie wichtig das sein kann. Sich verkaufen. Sich „rüber bringen“, das war mir zu lange fremd geblieben. Ich bin auch nicht gut damit gefahren, andere Menschen zu akzeptieren, tolerant und diskret zu sein. (Zu) Oft wurde mir das als Gleichgültigkeit ausgelegt, wie ich heute besser weiß. Man traute sich vielleicht zu viel Souveränität zu. Man glaubte, es sich leisten zu können. Trotz allem: Angst drang in einen ein, man gab ihr zu viel Raum. Sich selbst erlösen? Ist das abgehobenes Geschwätz? Ballast aus der Romantik?

Freitag, 6. September 2024

Reisen 2

Ob sie jetzt alle weg sind? Auf Reisen? Ausgerechnet jetzt? Wir erfahren etwas über die Welt und uns, so heißt es. So wird uns versprochen. Doch das setzt auch eine gewisse Neugier voraus. Ein Bestreben, sich von den allgemeinen Trampelpfaden abzusetzen in Richtung auf etwas Individuelles. Blöd nur, dass sich das inzwischen viele derer versprechen, die etwas von sich halten und die es sich leisten können. Ja, das Reisen selbst ist längst zu einem Statussymbol geworden. Individualreisen? Wer`s kann. Waren im 17. , 18., 19. und 20. Jahrhundert Reisen noch einer gewissen gesellschaftlichen Schicht vorbehalten, so ist das Genre inzwischen zum Massentourismus geworden, das Versprechen einer individuellen Erweiterung des Horizonts und unverbindlichen Bespassung ist vervielfältigt – was sich unter anderem in der Masse der verschiedenen, für jeweilige Zielgruppen abgefassten Reiseführer zeigt, die sich an ein mit einer gewissen Neugier ausgestattetes Publikum wendet. Dessen Hedonismus scheint nur jeweils schichtenspezifische Ausprägungen anzunehmen. Die Masse der Urlaubsreisenden freilich scheint sich mit dem Aufsuchen verschiedener allgemein anerkannter „Sehenswürdigkeiten“ und sozialmedial ausgerufener TicToc-Ziele zu bescheiden, die ein längst sozialisiertes und an finanzielle Leistungsfähigkeit geknüpftes Begehren einzulösen versprechen. Die Suche nach dem „Authentischen“ und „Ursprünglichen“ ist da zu einer massenhaften Tätigkeit geworden. Dadurch etwas über die Welt erfahren, ein Bewusstsein ihrer Vielfalt zu erlangen, unsere Grenzen zu überschreiten, könnte dahinter stehender Wunsch, ein Begehren und ein gewisses Bedürfnis sein, das dahinter aufscheint. Selbstoptimierung ist dabei angesagt. Anderen davon erzählen. Im weltläufigen Ego erstrahlen. Es gilt, Aufklärung über „die Welt“ erlangen, gerade in Zeiten einer ungezügelten Globalisierung. Pech, dass das aber viele wollen, das all die Lehrer dieser Welt von diesem Bedürfnis getrieben sind. Ich ließ mich von dem Bedürfnis treiben, mich durch Zusammenhänge, die ich bisher nicht kannte, zu bewegen. Ihre allgemeine gesellschaftliche „Relevanz“, ihre Historie, ihren Ort im größeren Zusammenhang erschloss ich mir meist nebenher oder im ruhigen Rückblick. Meist mit den wichtigsten Fakten ausgestattet, konnte ich das Anderssein dieser Gegenden in jeder Hinsicht genießen. Dass man am Ende am selben Buffet im Hotel steht, dass man sich am Flughafen einreiht in die Masse der (jede Scham leugenden) Wartenden, dass man sich im Angesicht gewisser „Sehenswürdigkeiten“ gegenseitig auf die Füße tritt, nahm ich hin als Teilnehmer einer Massenkultur, als derjenige, der eintaucht in Zusammenhänge, mit denen er ansonsten nicht befasst ist.

Donnerstag, 5. September 2024

Die Maulhelden des Prekariats

Man erfährt anlässlich der bevor stehenden Oasis-Tournee von grotesken Übertreibungen im Musikgeschäft. Oasis, eine Band aus Manchester, die auf ihre zur Schau gestellten Wurzeln in der Arbeiterbewegung öffentlich stets viel Wert legte. Diese Verlogenheit hat mich schon immer ein bisschen gestört an der Rock- und Popmusik. Auf der einen Seite Maulhelden des Proletariats, auf der anderen Seite gierig Kohle abgreifen. Ja klar sollen sie verdienen. Aber so, wie jetzt? Mit ungebremsten Mitteln der PR? „In demand-Tickets“? Wer online am meisten bietet, erhält den Zuschlag. Angebot und Nachfrage. Eintrittskarten können aufgrund dessen schon mal 3000 statt 150 Euro kosten. „Dynamic Pricing“. Betriebswirtschaftliche Rationalität. Monopole. Andere Helden des Rockbusiness sollen das in der Vergangenheit auch schon mal so gehandhabt haben, was mich nicht sonderlich überrascht. Im Grunde war es durchgängig seit den siebziger Jahren so. Aber jetzt scheint eine neue Stufe erreicht. In Deutschland haben ein paar wohlmeinende Geister des Rock wie BAP oder Grönemeyer eine andere Politik betrieben. Ist untergegangen im Strudel des Geschäfts. Verzicht scheint nicht sexy zu sein. Es muss und soll vermarktet werden. Alles.

Mittwoch, 4. September 2024

Reisen

Reisen? Ein Statussymbol. Früher sagte man „In der Welt herum gekommen“. Heutzutage ist es wohl so eine Sache mit dem „Reisen“. Die Zeiten von Mark Twain scheinen zugunsten eines Massentourismus vorüber. Und dann gibt es ja auch noch Trost: Gewisse „Experten“ wollen uns nämlich einreden, dass das neue Reisen das „Bleiben“ sei. Alles recht und gut, ich soll/muss auch hier bleiben. Bin also „voll“ dabei. Gleichzeitig scheint alle Scham verflogen (!), Fliegen muss wohl sein, besonders zur Urlaubszeit. Nachhaltigkeit und Umwelt hin oder her. Außerdem ist es eine gute Tat: Das Wachstum in Deutschland und in der Welt muss unbedingt angekurbelt werden. Wir müssen wachsen. Immer weiter. Mag der Planet auch dabei kaputt gehen. Weiter. Immer weiter. Okay, ich habe diverse Reisen hinter mir, habe mich bemüht um meine Reiseziele, habe ambitioniert fotografiert, habe mich teils jahrelang informiert, habe vor- und nachbereitet sowie mich intensiv befasst. Was ist mit solchen Leuten wie mit mir?, so frage ich mich. Sollen diese Leute auch nicht mehr reisen, sollen die sich möglichst gar nicht mehr vom Fleck bewegen, um CO2 einzusparen? Könnte es auch sein, dass Reisen ein bisschen den Horizont erweitern kann, dass man sich mehr als Weltbürger empfindet und im besten Fall eine gewisse Enge hinter sich lassen kann? Ist das der Rest einer werblichen Reiseidiologie oder ist da auch heute noch was dran? Dass man auch über die Natur und ihre Geschöpfe sehr viel mehr direkt und aus erster Hand erfahren kann? Dass man Respekt gegenüber dem Andern empfindet? Ob es dies „Andere“ in der Globalisierung noch gibt? Dass man Lebensfreude neu entdeckt? Jaja, der meist gepflegte Urlaub geht solchen Interessen nicht nach. Er wünscht sich nach dem opulenten Essen in einem „guten“ Hotel ein ereignisloses Sonnenbad an irgendeinem Strand. „Die Seele baumeln lassen“. So nennt man das oft. Was aber ist mit der Minderheit, die so geschilderte Reisen nicht unternehmen und auf diese Weise ihren Horizont erweitern will? Soll diese sich der „political correctness“ ergeben und sich im Übrigen auf mediale Erkundungen wie etwa Fernsehberichte stützen? Wodurch kann sie Erfahrungen sammeln?

Montag, 2. September 2024

Einzelner und das Ganze

Das Einzelne und das Ganze Wir blicken um uns und sind aus dem Moment heraus erstaunt. Später versuchen wir, uns das Schauspiel um uns herum zu erklären. Jetzt habe ich etwas dazu aufgeschnappt, das mich stark angeregt hat, - denn: In der Zivilisation haben wir es allzuoft mit standardisierten Menschen und weniger mit einer Vielfalt zu tun. Es ist nicht korrekt, es ist nicht schön: die Stanze herrscht, die Gleichmachung in den Köpfen. Sozialisation. Dressur. Training. Einordnung. Das sich klar zu machen, mag manchmal schwierig sein, besonders weil wir uns selbst natürlich für ganz etwas ganz Besonderes halten. Aber der Einzelne läuft dauernd Gefahr, sich in einer Funktion oder in einem Status aufzulösen. So kommt die „Persona“, wie es der Psychologe CG Jung vor gefühlt 100 Jahren schon formulierte, oft ins Gehege mit der Entwicklung eines eigenständigen Selbst. Dafür mag auch der bekannte Satz eines Dichters aus vergangenen Jahrhunderten stehen: „Wir werden als Originale geboren und sterben als Kopien“. Heute jedoch scheint es so: Die Persönlichkeitsentwicklung bei gewissen Naturvölkern gründet sich vor allem auf empathische Zuwendung (Ob wir von ihnen etwas lernen sollten?). Für sie hat diese Persönlichkeitsentwicklung mit (sozialer) Beziehung zu tun, mit dem Versuch, mit anderen oder der Natur in einen Austausch zu treten. In einen nicht competitiven Austausch, also nicht in einen Wettstreit um das größere „Wachstum“! Es könnte gelten: „Gehe völlig nach außen, aber kenne dich selbst und nimm die Folgen deiner Handlungen auf dich“. Das trifft auf die Verbundenheit des Einzelnen und der Gesellschaft zu und führt zu der damit verbundenen Verantwortung für das eigene Sein. Mit einer Geisteshaltung, die sehr selbständig und ungebunden sein kann, bleiben wir also gebunden: empathisch gebunden. Unsere Zivilisation aber produziert Persönlichkeiten, die sich auf stereotypische Weise gegen empathisches Erleben wehren und dadurch grundsätzlich voneinander isoliert sind. Hier ergeben sich viele Paralellen zu dem modisch gewordenen Begriff "Neoliberalismus", dessen Auswirkungen unsere Wirklichkeit auf vielerlei Art prägen. Da die Rollenspiele in unserer Gesellschaft auch dem öffentlichen Verhalten gelten, produzieren sie ein scheinbar der Gemeinschaft gewidmetes Leben. Aber in Wirklichkeit wird unter dem Deckmantel des gemeinschaftlich Gesinnten der Gesellschaft Gewalt angetan. Das sich öffentlich Geben und Aufspielen ist eine Verdinglichung. Unser Bewusstsein nimmt dies als eine universale Art des Seins an und die Identifizierung des Ich mit Äußerlichkeiten führt zu einem Verhalten, das dem Besitz von Dingen dem gleichsetzt, wer man ist. Es entfernt den Menschen von der Realität. Es führt unter anderem zu zerstörerischen und gewalttätigen Kriegen. Es führt auch zu einer grundsätzlichen Unverantwortlichkeit dem Menschen gegenüber. X x We look around and are amazed at the moment. Later we try to explain the spectacle around us. Now I've picked up something that really inspired me - because in civilization we all too often deal with standardized people and less with diversity. It's not correct, it's not nice: the standard prevails, the equality in the minds. Socialization. Dressage. Training. This can sometimes be difficult to realize, especially because we naturally think of ourselves as very special. But the individual is constantly in danger of dissolving into a function or a status. The “persona”, as the psychologist CG Jung put it 100 years ago, often gets in the way of the development of an independent self. The well-known sentence of a poet from past centuries may also stand for this: “We are born as originals and die as copies”. Today, however, it seems like this: Personal development among certain indigenous peoples is based primarily on empathic attention (whether we should learn something from them?). For them, this personality development has to do with relationships, with the attempt to enter into an exchange with others or with nature. In a non-competitive exchange, i.e. not in a competition for greater “growth”! It might apply: “Go completely outward, but know yourself and accept the consequences of your actions.” This applies to the connection between the individual and society and leads to the associated responsibility for one's own existence. With a mindset that can be very independent and unattached, we remain bound: empathetically bound. However, our civilization produces personalities who stereotypically resist empathic experience and are therefore fundamentally isolated from one another. There are many parallels here to the now fashionable term "neoliberalism", the effects of which shape our reality in many ways. Since the role plays in our society also apply to public behavior, they produce a life that appears to be dedicated to the community. But in reality, violence is being done to society under the guise of being communal. Giving and performing oneself publicly is a reification. Our consciousness accepts this as a universal way of being and the identification of the self with externals leads to behavior that equates owning things with who one is. It removes man from reality. It leads, among other things, to destructive and violent wars. It also leads to a fundamental irresponsibility towards people.

Sonntag, 1. September 2024

Gender Feminismus

Man muss da vorsichtig sein, dass man nicht gleich in eine Ecke gestellt wird. Alle Frauen, wenn sie sich kulturell weit vorne wähnen und an der Genderdebatte teilnehmen wollen, sind jetzt feministisch. Es gibt sogar eine „feministische Außenpolitik“. Die Inflation dieses Begriffs Feminismus macht einen stutzig, ohne dass man sich dabei besonders toxisch oder ungünstig männlich fühlen würde. Auch wenn man sich interessiert zeigen würde, könnte es ja sein, dass etwa die hochgeschätzten Thesen einer Judith Butler an einem abgeprallt sein könnten. Man kannte ja schon früh Menschen, die sich den gängigen Rollenerwartungen entzogen hatten. Dass man sein Geschlecht je nach Geschmack und Sozialisation bestimmen könne: Nun ja, es könnten einem Zweifel daran kommen. Es werden dann gerne mal Fälle aufgezählt, wo das in der Natur durchaus nicht eindeutig bestimmt sei. Aber man hatte mal internalisiert, dass es nach sozialwissenschaftlicher Methode meist um Wahrscheinlichkeiten und weniger um absolute Aussagen gehe. Ob Geschlechterrollen grundsätzlich austauschbar sind? Weg vom binären Weltbild? Böse, diese Männer, die an einer an der Biologie orientierten Geschlechterteilung festhalten wollen? Alte weiße Männer, Baby Boomer, Ausschuss. Klar, schon Charles Darwin, der alte Chauvi, hatte keine Ahnung. Der heiratete ja seine Cousine, die ihm 10 Kinder gebar. Was für ein Sexist! Nun ja, als Entschuldigung mag ja gerade noch gelten, dass er halt ein Kind seiner Zeit war. Alles von Männern bestimmt, damals. Frauenfeindlich halt. Vorurteilsbehaftet. Dem Zeitgeist verhaftet. Klar gibt es in der Natur solche Geschlechterrollen, die nicht eindeutig definiert sind. Ursprünglich dachten wir, wir hätten uns nach linker Theorie aber von der Natur gelöst und tendierten zu kultureller Selbstbestimmung. Inwieweit man Geschlechterbestimmtheiten aber flott so kämpferisch verallgemeinern kann? Wie ist es mit der Mutterschaft, den Chromosomen, dem Menstruieren und dem Stillen? Ob diese Art des Feminismus nicht ein Sport gewisser besserverdienender und meist akademisch beeinflusster Kreise im urbanen Milieu ist, - also auch letztenendes stark ökonomisch bestimmt? X x You have to be careful not to be put in a corner right away. All women, if they consider themselves culturally advanced, are now feminist. There is even a “feminist foreign policy”. The inflation of this term makes you suspicious without making you feel particularly toxic or unfavorably masculine. Even if you were interested, it could be that the highly valued theses of Judith Butler could have bounced off your mind. That you can determine your gender depending on your tastes and socialization: Well, you might have doubts about it. Cases are then listed where this is not at all clearly determined in nature. But people had internalized that the social science method is mostly about probabilities and less about absolute statements. Whether gender roles are interchangeable? Away from the binary world view? Evil, these men who want to hold on to it? Of course, even Charles Darwin, the old Chauvi, had no idea. He married his cousin, who bore him 10 children. What a sexist! Well, the excuse is that he was just a child of his time. Everything determined by men. Misogynistic. Prejudiced. Of course, there are gender roles in nature that are not clearly defined. Originally we thought that, according to left-wing theory, we had separated ourselves from nature and were leaning towards cultural self-determination. To what extent can gender determinations be quickly generalized in such a combative way? What about motherhood, chromosomes, menstruation and breastfeeding? Isn't this type of feminism a sport for certain higher-earning and mostly academically influenced circles - and therefore also strongly influenced by economics?