Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 27. Dezember 2019

Neoliberalismus

Was überhaupt könnte Neoliberalismus sein, von dem viele reden (geredet haben)? Die Politikwissenschaft behauptet hier ein „postheroisches Zeitalter“ in das wir hinein geworfen sein würden. Nun ja. „Flexibilisierung der Arbeitswelt“ könnte da ein Stichwort sein, das den Neoliberalismus stark geprägt hat. Also die Loslösung von Menschen aus kollektiven Bindungen, etwa Tarifverträgen, und die Überantwortung solcher Bindungen an einen Markt, der schon alles irgendwie regeln möge.Voraussetzung dazu wäre eine Selbstoptimierung, also die Voraussetzung, dass jeder als Einzelner die Voraussetzung zu seinem Glück schaffen könne. Der „Wettbewerb“ scheint solch ein Begriff zu sein, der vom Neoliberalismus heilig gsprochen ist. Ebenso der Begriff der „Leistung“, der möglichst von allen kollektiven Bindungen befreit sein müsse. Der Leistungssport scheint hier eine wichtige Schrittmacherrolle zu spielen. Prinzip: „The Winner takes it all“. Das heißt: Derjenige, der sich durchsetzt gegen alle andern, bekommt die ganze Aufmerksamkeit und das ganze Geld. Gewinner sind oft auch jene, die so glänzend dargestellt werden, weil sie ihre „Mitbewerber“ haben schlecht aussehen lassen. Neoliberalismus könnte aber auch etwas zu tun haben mit der Aushölung der Souveränität einzelner Staaten zugunsten einer Globalisierung des Turbokapitalismus, der alle soziale Bindungen aushölt, alles mit Geld regelt und jene Globalisierungsgewinner schafft, die uns in den Medien präsentiert werden. Neoliberalismus könnte auch etwas zu tun haben mit dem Ideal des flexiblen Menschen, der sich alle vorgegebenen Strukturen möglichst optimal anpasst. Ob das etwas mit Konformitätsdruck zu tun hat? Dem folgen, was gerade opportun ist, ob das ein Ideal sein kann? Ob dem gegenüber Sinnstrukturen stehen, die nicht dem „Markt“ oder dem „Geld“ verpflichtet sind? Die über die Heiligsprechung des Einzelnen und die Nutzenorientierung des Marktes hinaus weist?

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