Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 31. Oktober 2025

Stämmig (Foto)

Donnerstag, 30. Oktober 2025

Anziehender Schauer (Charles Baudelaire)

Anziehender Schauer (Charles Baudelaire) Schau dieses Himmels fahle Seltsamkeiten, Wie dein Geschick zerrissen, wunderlich, Was mag durch deine leere Seele gleiten, Was fühlst du bei dem Anblick? Wüstling, sprich. Ich fühle Gier nach wirren Dunkelheiten, Nach Qual und Ungewissheit lechze ich, Doch nicht voll Jammer starr ich in die Weiten, Wie einst Ovid, da Rom für ihn erblich. Ihr wild zerrissnen, grauen Himmelsräume, Ihr seid, wie ich, von Trotz und Stolz erfüllt! Und eure Wolken trauerflorumhüllt, Es sind die Leichenwagen meiner Träume, Von eurem Schein geht fremdes Leuchten ans, Ein Glanz der Hölle, wo mein Herz zu Haus.

Mittwoch, 29. Oktober 2025

Wachstum, Mensch, wohin?

Ich habe auf einem Zettel folgende Notiz gefunden, die möglicherweise in diesem Blog schon erschienen ist. Ich habe sie aber aus heutiger Sicht versucht zu bearbeiten. Was dabei heraus gekommen ist, ist hier zu lesen: Die Lotterie des Lebens bedeutet: wir leben hier noch in einer Gesellschaft der bürgerlichen Grundrechte, in der zwar dem Wirtschaftswachstum auch vieles geopfert wird, aber bisher noch nicht die Bürgerrechte, den Rechtsstaat, die Demokratie. Gleichwohl ist um diese Werte ein Kampf entbrannt. Wie gut dieser Wert mit dem Wert Wachstum zu vereinbaren ist, mag erst mal dahingestellt bleiben. In manchen anderen Staaten (besonders denjenigen mit gewissen autoritären Zügen, die mit „bürgerlichen Grundwerten“ offenbar nicht allzu viel anfangen können...) scheint dagegen das Wachstum über alles zu gehen, sogar über das menschliche Leben. Führer schwingen sich auf, erobern oder behaupten die Spitze, bis auch sie unter Umständen sogar niedergemetzelt werden. Das Leben in seiner vitalistischen Funktion erlebt auch heute noch fröhliche Urständ': Fressen, Saufen, Ficken. Oder wie T.S. Elliott es ausdrückte: „Birth, Death, Copulation, that's all....“. Fortschritt könnte bedeuten, einen kleinen zivilisatorischen Schritt darüber hinaus zu wagen, die Welt ein bisschen besser machen - weil wir Menschen sind. Dass dieser Gedanke weltweit auf dem Rückzug erscheint, gehört zur großen Tragik des menschlichen Geschlechts, genau so, wie die selbstverursachte Klimakatastrophe, die damit verbundene Umweltzerstörung und das Artensterben. Was unter dem Stichwort „KI“ alles auf uns zukommt, scheint erst mal nicht berücksichtigt, obwohl uns da unter anderem auch eine Vollkatastrophe drohen könnte. Fest steht: Der Mensch will sich wohl als „Alleinherrscher“ die Erde untertan machen und sich rechtzeitig in Richtung andere Planeten davon machen. Dabei könnte alleine schon der Ausbruch eines Supervulkans auch jetzt seine Existenz in kurzer Zeit vernichten. Von Bedrohungen aus dem Weltraum wie etwa niederstürzenden Meteoriten oder Asteroiden ganz zu schweigen. Ich höre, dass daram gearbeitet wird. Woher nimmt der Mensch seine Arroganz, seinesgleichen gegenüber, aber auch der Erde und ihren Geschöpfen? Es ist leicht, solche Überlegungen als „moralisch“ abzuqualifizieren, sie als untauglichen Versuch darzustellen, über das unvermeidlich Faktische kritisch nachzudenken. Dabei wäre dies scheinbar „unvermeidliche“ keineswegs so. Es muss nicht so sein. Es sind dies vielmehr Denk- und Verhaltensformen, die sich schwache Menschen zu eigen gemacht haben, die glauben, vom gegenwärtigen Zustand profitieren zu können.

Dienstag, 28. Oktober 2025

Einzelner, Masse und Führung

Social Medias und Blogs tragen insgesamt wohl eher zur Banalisierung des Einzelnen bei, - sie sind Erleichterung und gleichzeitig geöffnete Schleusen. Der „Einzelne“ (die „Person“) scheint ohnehin selbst sehr stark zu dieser Entwicklung beigetragen zu haben, indem nämlich heute auch nicht zuletzt durch KI scheinbar lyrische Texte industriell, arbeitsteilig und geradezu maschinell hergestellt wurden und zunehmend werden. Der Druck auf die Tränendrüse ist etwas Gekonntes. Der Wutausbruch wird planmäßig herbeigeführt (jeweils beim „Durchschnittsuser“). Die Aufmerksamkeit wird gelenkt. Die Lüge beherrscht unmerklich vorrückend und die Gedanken verschleiernd das Feld. Es herrscht das Kollektive, die immanente Manipulation, der Schwarm, die Masse, „Big Data“, der Algorithmus, das kalte Berechnen, - auch gerade der Emotionen. KI ist da ein Beschleuniger.

Montag, 27. Oktober 2025

Wahrnehmung

Was für Sätze ich da lese und was mich berührt: „Dem Mystiker geht es um eine innere Sammlung und Konzentration aller Seelenkräfte. Alles sinnlich Fassbare lässt man hinter sich. So erfährt der Mystiker das beseligende Gefühl, eins zu sein mit dem überwesentlichen Sein. Man verschmilzt mit der Gottheit, ja man erkennt sich in letzter Identität mit dem ewigen unfassbaren Sein“. Ob das etwas wäre für einen? Mein Vater sagte einst: „Es gibt viele Dinge zwischen Himmel und Erde, von denen wir keine Ahnung haben“. Man müsste weiter kommen, keine Frage. Man würde immer mehr von seiner Umwelt abrücken, die das nicht verstehen würde. Man würde ein Sonderling. Nicht diese modischen Schlenker: Manifestation, Geistheilung, Pendelei… und all der esoterische Kram. Ein Bemühen auf dem schmalen Weg, nicht dem breiten. Aus mir selbst heraus und aus all dem, was ich lebe oder bin. Nicht von außen billig verkauft! Ich bin mit einem halbwegs kritischen Verstand geboren. Dem muss es passen! Dazu bekenne ich mich.

Samstag, 25. Oktober 2025

Das Klingeln in meinem Kopf

Ich merke, wie ich zu oft auf eine Art Klingelsignal regiere. Ich höre das plötzlich überall, unvermittelt beim Spülen, beim Machen und Tun. Ich eile dann hin, zu irgendeinem Gerät, - und muss feststellen, dass es das nicht war. Was aber dann? Es scheint in meinem Kopf geklingelt zu haben, mit diesem typischen Klingeln, das doch keins mehr ist, sondern eine spezifische technologische Qualität hat. Ob diesen Klang irgendeine berühmte Popband den Telekommunikationskonzernen verkauft hat? Besonders oft höre ich das zwischen oder auf CDs: wohl kein Zufall, kann aber sehr störend sein. Ich schrecke hoch, ich sollte gelassener sein, ich weiß das wohl. Aber ich scheine oft auch eine Art schlechtes Gewissen bei solchen Klängen zu haben. Bin ich zu gut dressiert? Woher kommt das? Muss ich in mich gehen? Eine Spannung ist es, eine permanente, unter der ich zu stehen scheine. Das ist nicht gut, kein Zweifel. Aber wie soll ich das abstellen? Ich bin empfindlich gegenüber solchen Angriffen. Ich will Ruhe. Aber mich schrecken Alarmzeichen hoch. Ich vermutete sie überall. Ich fühle mich verfolgt. Die E-mails checken! Was da wohl wieder auf einen wartet? Ich soll zu etwas gebracht werden, durch irgendwelche Marketingdeppen, ich anklicken und Daten übermitteln. Nun, das bin ich schon gewohnt, ist aber trotzdem störend. Die Aufforderungen, etwas zu bestätigen. Datenschutz und all diese Dinge. Ich rufe an und muss mich fertig machen lassen. Dadurch merke ich, wie ich scheinbar aus der Spur bin, zu weit neben dem Mainstream laufe. Andere schaffen das doch auch, - wieso du nicht?

Freitag, 24. Oktober 2025

Unübersichtlich

Klar ist: alle haben zu allem eine Meinung. Aber sie suchen gleichzeitig nach Orientierung, nach der klaren Trennlinie zwischen Schwarz und Weiß, sie suchen nach dem, was wahr (!) ist. Dabei spielen auch Ängste eine Rolle. Etwas nicht mitzukriegen, was spielentscheidend ist. An dieser Stelle wird man schnell empfänglich für Verschwörungstheorien. Diese wollen einem erklären, was hinter den Kulissen wirklich abläuft. Ob das unter anderem auch eine Folge davon ist, dass wir oft genug von staatlichen Institutionen falsch informiert und "beruhigt" (und also handhabbar gemacht worden sind) worden sind? Dass wir von Werbeversprechen überrumpelt worden sind? Es bilden sich auch Ängste vor einer Realität, die einen womöglich sozial blitzschnell abrutschen lässt... Eine Realität, die Fremdes und Fremde zu bieten hat, das Uneinheitliche, Wilde. Nicht nur an dieser Stelle wird gerne nach „Experten“ gerufen. Diejenigen, die sich stellvertretend für uns mit einer Sache intensiver beschäftigen. Blöd nur, dass diese „Experten“ auch ihrem eigenen Interesse und ihren eigenen Erkenntnismöglichkeiten unterliegen. Dass sie als Lobbyisten oft genug Einfluss nehmen, im Sinne derer, die sie bezahlen. Doch diese "Experten" können für uns auch Kontrollverlust bedeuten. Wir wollen Eindeutigkeiten, nicht Vieldeutigkeiten. Wir wollen sie wissen. Wir wollen ES wissen. Uns plagt eine tiefe Sehnsucht danach. Es muss doch für nahezu alles einen Sinn und eine Verantwortung geben! Blöd nur, dass die heutige Wirklichkeit viele solcher Vieldeutigkeiten und Ungewissheiten (auch in Bezug auf die „Verantwortung“) auf uns bringt. Wie damit umgehen? Angesichtes solcher Verhältnisse könnte so mancher Mitmensch auf die Idee kommen, sein Ego neu erfinden zu wollen (ein gängiger Gesprächsstoff und fast schon zur Redewendung geworden). Es ist dies ja aus den auch hier nachgezeichneten Gründen ein Modethema geworden und hat viele Dimensionen. Wir könnten auf diese Weise ( in einer "Neuerfindung" des Egos) bei der sogenannten und viel beschworenen „Globalisierung“ vielleicht besser dabei sein. Mitreden, dabei sein ist alles, - wirklich? Diese „Globalisierung“ scheint ohnehin nicht mehr zu beherrschen zu sein und überspült uns auf mannigfache Weise alle, um jetzt hinter einem Wust von autokratischen Versprechen zu verschwinden. Sie scheint die Welt zu geprägt zu haben und brachte auch diese autoritären Politikstile hervor, die schnell scheinbare Antworten geben. Es geht um das, was die Soziologie „Komplexitätsreduktion“ nennt. Vereinfachungen, die das Leben leichter machen wollen, indem sie die Unübersichtlichkeit reduzieren.

Donnerstag, 23. Oktober 2025

Herausforderungen

Wir sind Menschen, die Fehler machen, die begrenzte Wesen sind, die endliche Wesen sind, die nicht alles im Griff haben und manchmal nur probieren, solange, bis etwas klappt. Der größte Fehler ist, zu glauben, man habe alles im Griff. Genau das scheint aber das Prinzip zu sein, nach dem die Gesellschaft gegenwärtig lebt. Es scheint geradezu verboten zu sein, auf negative Entwicklungen, auf Fehlentwicklungen, auf Probleme und Missfunktionen aufmerksam zu machen: so etwas wäre wohl allzu negativ. Es scheint jetzt für viele Menschen keine Probleme mehr zu geben, sondern nur noch Herausforderungen. Deshalb scheint dies Wort auch eine Art Modewort geworden zu sein, dessen sich der Zeitgeist bei nahezu jeder Talkshow bedient. Es triumphiert das Denken und die Einstellung, dass alles irgendwie zu schaffen sei. Auch die diesem Geist entsprechende Ratgeberliteratur, die rät, negative Gedanken einfach abzuschütteln oder erst gar nicht zu denken, entspricht dieser Einstellung. Es scheint das verlogenste der verlogenen Lächeln über allem zu liegen. Ob die Wirklichkeit so ist, ob diese Aufforderung nicht einfach darauf abzielt, die hässliche Wirklichkeit mit allen unschönen Aspekten einfach zu verleugnen? Es werden ganze Agenturen damit befasst, einen Drang zur Verschönerung, zur Behübschung der Wirklichkeit zu erzeugen. Die politischen und gesellschaftlichen Folgen solcher Einstellungen sind gegenwärtig ganz besonders virulent. Ein prominenter Präsident pusht sogar nicht nur die Behübschung der Realität, sondern ihre vollkommene Leugnung, ihre Versenkung in dem, was wir nicht wollen. Blöd nur, dass sie von dorther immer wieder auftaucht und dass solche „Probleme“ so nicht zu lösen sind, auch wenn wir sie zuvor zu „Herausforderungen“ degeneriert haben.

Mittwoch, 22. Oktober 2025

Einsamer Wolf?

Er war der einsame Wolf, der durch meine Gedanken schlich. Wim Wenders. Er brachte unsere Gedanken- und Seelenwelt auf einen Nenner. Mit dieser leisen Melancholie, die Bilder zeichnete. Natürlich nahm er 1000 Frauen mit in seine Welt. Also die reale Welt. Manche Gazetten hatten das ausführlich beschrieben. Es ist ja auch das Wichtigste für die meisten Leute. War auch Zeichen des Status. Mit nahezu metaphysischen Argumenten scheint er diese Frauen jeweils wieder verlassen zu haben: Nichts Endgültiges, nichts Abgeschlossenes. Bloß nicht. Freischwebende Gefühlswelt. Ruhe und Bewegung. Erleben, erfahren und Grübeln, Phantasie. Liebe und schroffes Bedürfnis nach Abgrenzung. Alles möglich. Ja klar, das war damals angesagt. Natürlich ein gutes Verhältnis zueinander weiterhin. Nach einer Trennung. So gingen „richtige“ Männer mit „richtigen“ Frauen um, damals. Wirklich? Die Männer waren einsam und auf der Suche nach sich selbst. Heroisch durch alle Selbstzweifel hindurch. Helden. Auserwählte. Nur an sich selbst interessiert. Der Entwurf, das Modell „Lebenskünstler“ hat einem imponiert. Auch davon hat man sich viel zu sehr anstecken lassen. In einer abgehobenen Welt der Künstler war so etwas vielleicht möglich. Aber bei mir? Lonesome Cowboy? Mit Grundsicherung? Diese „romantische“ Lebenswelt unterschied sich immer krasser von meiner. Man fühlte sich mitunter ausgeliefert und verzweifelt. War das das gemeinte „Abenteuer“?

Dienstag, 21. Oktober 2025

Paradox

Der Mathematiker Kurt Gödel (1906-1978), dessen Werk automatisch in meine Weltsicht mit eingeflossen ist (Lektüre u.a.: „Gödel, Escher, Bach“) formulierte 1931 sein berühmtes „Unvollstädigkeitstheorem“ als ein Paradoxon: Es besagt, dass geschlossene logische Systeme immer auch Aussagen enthalten, die innerhalb des Systems nicht bewiesen werden können. Er entwickelte zur Veranschaulichung folgende Konstellation mit: Da ist eine Maschine, die von sich behauptet, allwissend zu sein. Die Frage ist nun, wie man eine solche Maschine widerlegen könnte. Stellen wir uns vor, in der Zukunft gäbe es eine solche „Wahrheitsmaschine“. Sie wiederholt eine Aussage nur dann, wenn sie wahr ist. Ist sie falsch, bleibt sie stumm. Mehr Regeln braucht diese Maschine nicht. Ist ein Satz wahr, wiederholt sie ihn. „Zwei plus zwei ist Vier“: sie wiederholt. Einen falschen Satz übergeht sie einfach. „Zwei plus zwei ist fünf“: sie bleibt stumm. „Ich kann nicht sagen, dass zwei plus zwei fünf ist“: Es stimmt, es ist wahr: sie kann es nicht sagen, weil zwei plus zwei nicht fünf ist. Jetzt aber die Pointe: „Ich kann nicht zweimal sagen: zwei plus zwei ist fünf“: Sie sagt: „Ich kann nicht zwei mal sagen, dass zwei plus zwei fünf ist“. Man sagt: „Ich kann nicht sagen, dass zwei plus zwei fünf ist?“. Nun tritt das Paradox ein. Sagt sie zweimal „Ich kann nicht zweimal sagen, dass zwei plus zwei fünf ist“, ist die Aussage falsch und sie hätte schweigen müssen. Schweigt sie hingegen, wird die Aussage richtig und sie müsste sie wiederholen. Die Maschine widerspricht sich also selbst. Das beweist, dass sie nicht immer wissen kann, was die Wahrheit ist. Gödel hätte vielleicht gesagt: „Ich kenne Sätze, die die universelle Wahrheitsmaschine nicht sagen kann“. Das beendet den Traum von der absoluten Erkenntnis. Ob Mathematik, Kosmologie oder Teilchenphysik: Jedes Wissenssystem bleibt immer logisch unvollständig. Man könnte sagen: Das Reich der Erkenntnis ist in verschiedene Ebenen gegliedert. Es gibt eine Menge Schnipsel, von denen jede wahre Aussagen beinhalten. Aber einige von ihnen sind nicht beweisbar. Und so ist man gezwungen, auf eine höhere Ebene zu gehen. Dort freilich trifft man auch auf solche unbeweisbaren Aussagen. Und so weiter..... bis man auf der Ebene des Universums ist.

Montag, 20. Oktober 2025

Ausdruck KI

Der einzige, der das so spielte und musikalisch umsetzte, war ub (trotz KI). Auf diesem persönlichen Hintergrund sollte man diese Musik hören. Da ist in dieser Form eine Art Zusammenstellung, eine Zusammenschau, eine versuchte Synthese, die sich stets hart am Rand bewegte. Sein flanierendes Interesse an der Welt mag da auch eine Rolle gespielt haben. Da ist eine nachlässige Genauigkeit, da ist der gezielte und der ungezielte Fehler. Musik war und ist für ihn Ausdruck von Persönlichkeit, eines Wesens, das den verschiedensten Einflüssen ausgesetzt ist. Musik hatte insbesondere stets etwas extrem Anziehendes, Faszinierendes für ihn. Seine komisch schräge und unentschiedene Existenz, aus der diese Musik kommt, ist aber nicht so leicht zu kopieren. Es käme bei einem Musikversuch vielleicht wacklig Erwägendes oder „Unprofessionelles“ dabei heraus, was so gar nicht gelitten ist. Muster gegen den Strich zu bürsten, war seine Leidenschaft. Verfremden. Abstand gewinnen und dann neu zu sehen (deuten). Nach all diesen Erkenntnissen macht KI (nach vorläufiger Einsicht) dieser Musik gar nichts aus. Sie ist sowieso nicht massenkompatibel.

Sonntag, 19. Oktober 2025

Spiel und KI

Der einzige, der das so spielte und musikalisch umsetzte, war ub (trotz KI). Auf diesem persönlichen Hintergrund sollte man diese Musik hören. Da ist in dieser Form eine Art Zusammenstellung, eine Zusammenschau, eine versuchte Synthese, die sich stets hart am Rand bewegte. Sein flanierendes Interesse an der Welt mag da auch eine Rolle gespielt haben. Da ist eine nachlässige Genauigkeit, da ist der gezielte und der ungezielte Fehler. Musik war und ist für ihn Ausdruck von Persönlichkeit, eines Wesens, das den verschiedensten Einflüssen ausgesetzt ist. Musik hatte insbesondere stets etwas extrem Anziehendes, Faszinierendes für ihn. Seine komisch schräge und unentschiedene Existenz, aus der diese Musik kommt, ist aber nicht so leicht zu kopieren. Es käme bei einem Musikversuch vielleicht wacklig Erwägendes oder „Unprofessionelles“ dabei heraus, was so gar nicht gelitten ist. Muster gegen den Strich zu bürsten, war seine Leidenschaft. Verfremden. Abstand gewinnen und dann neu zu sehen (deuten). Nach all diesen Erkenntnissen macht KI (nach vorläufiger Einsicht) dieser Musik gar nichts aus. Sie ist sowieso nicht massenkompatibel.

Freitag, 17. Oktober 2025

Auto Mobil

Ein ziemlich agressives Aggregat kommt da auf mich zu. Ein Dickschiff. Ein City-Panzer. Sehr ökologisch, das. Erst diese fetten Kisten nach dem Prinzip „größer, höher, schwerer“. Verbrenner-SUVs, damit haben die Automobilkonzern noch schnell etwas vor dem großen Absturz verdient, so war zu hören. Rammböcke gegen das gemeine Volk, das sich so etwas nicht leisten kann, aber heftig danach strebt. Raten- und Leasingverträge werden abgeschlossen. Wetten auf die Zukunft werden getätigt. Symbole des Größenwahns und der Überheblichkeit. Die seit Jahrzehnten eingeführten Markennamen legen äußerlich deutlich zu: Der Smart wird eine Art Mini-Van, der Golf kommt jetzt als aufgeblähter Digitalapparat auf Riesenschlappen daher. Weitere Beispiele gibt es massenweise. Früher war mal das eine oder andere Modell als Lösung bei zu engen Straßen und Parklücken gedacht. Jetzt wird von Autofirmen gepriesen, sei dies Modell „endlich erwachsen geworden“. Vor Assistenzsystem und Sensoren strotzend. Mit den Ausmaßen eines Panzers. Je neuer das Modell, desto größer in der Regel. Das kommt besonders in Parkhäusern, in Tiefgaragen oder schnuckeligen Wohngebieten gut zum Tragen. Und Elektroautos sind ja von vornherein so gewaltig, müssen es sein, alleine schon wegen der voluminösen Batterie. Muskulöse Performance, sinnlos in sich hinein tuckernd, vor Kraft strotzend. Testosteromvehikel, mit dem man in ein Kampfgebiet einfährt. Schul- und Kindergartenkinder, die aus ihnen aussteigen, daneben die Soldaten des Alltags. Und dann war die staatliche Förderung plötzlich mal abgewürgt. Sorgte zwar für einen heftigen Rückgang. Aber die Erbengeneration durfte jetzt nach vorne treten und sollte ein ramponiertes Image retten. Es wurde offensichtlich, dass die Produkte der Automobilindustrie (die sich ja so gerne auf die „Nachfrage“ beruft) nicht wirklich zur Infrastruktur der Städte passt. Wissen wir inzwischen alles und handeln doch nicht danach? SUV. Elektrisch? Hybrid? Verbrenner? "Range Extender"? Ob das der Treiber ist? Die Suche nach dem Überlegenheitsgefühl? Wie seit eh und je? Oberklasse, Unterklasse? Peinlich, das.

Donnerstag, 16. Oktober 2025

Schöner Flow

Ulrike Haages Soloscheibe „Weißes Land“ aus dem Jahr 2006 hat mich in den verschiedensten Lebenssituationen immer wieder beeindruckt. Nur diese Scheibe von ihr. Ihre Musik hörte sich an, als sei dies Dahinfließen der organisierten Töne unter der beharrlichen Führung der Keyboards ein ganz normaler Zustand, ein Improvisieren, vielleicht danach erst ein bewusst gezieltes Einsetzen tragender Passagen und Durchgangsmotiven. Kein Pathos, wie bei Größen a la Keith Jarrett. Es ist, als würde eine Komposition dem Geschehen fern liegen, was natürlich nicht der Fall ist. Egal, es wird mit diesem Eindruck gespielt. Er schlängelt sich reizvoll ins Bewusstsein und lässt uns besser durchfühlen. Dass man auf dem Piano solch reizvolle Girlanden flicht und solistische Schnörkel dreht, war damals normal. Jeder „Künstler“ zeigte, was er konnte, darunter auch da schon ein paar Künstlerinnen. Im Zeitgeist lagen aber noch u.a. Keith Emerson oder Keith Jarrett. Große Meister und Könner. Jeder auf seinem Gebiet. Das Piano ist und war ja immerhin das bürgerliche Instrument per se. Die Erwachsenen ließen am Klavier vorspielen, die Jungen gaben sich Mühe. Das Bürgertum ging langsam und dann immer schneller unter. Die Keyboards gaben erst einen analogen und später einen digitalen Raum, den es staunend auszufüllen galt: was für Sounds! Welche Wucht! Welche klangliche Farbigkeit! Ihnen haftete aber auch etwas Maschinenhaftes an, in das man sich aber hinein fühlen konnte. Die immer noch sich progressiv gebende Technik schien damals neue Ausdrucksmöglichkeiten zu liefern, die zunächst noch etwas Subversives hatten.

Mittwoch, 15. Oktober 2025

Wahr oder genommen?

Es geht um Wahrnehmung. Um den Blick, das Ohr für etwas. Für ein Gefühl der Präsenz. Dafür läuft man mehr oder weniger ziellos draußen herum. Man muss nichts Bestimmtes sehen, wenn man da draußen rumläuft. Man kann auch einfach nur herumlaufen und nichts sehen. Nichts wahrnehmen müssen. Eher das Gefühl, zu Gast zu sein. Nichts blinkt, nichts tönt oder tutet, nichts will unsere Aufmerksamkeit reizen, maschinell oder computergestützt. Man muss keinen Kopfhörer aufhaben, nein, man muss alles nur um einen herum geschehen lassen – und im krassesten Fall darüber staunen. Ist da ein Gezwitscher von Vögeln? Fiel da ein Baum um? Hüllt einen eine andere Gewöhnlichkeit ein? Wo bin ich? Bin ich heraus gefallen aus dem WIR? Aus der Autowirklichkeit des dauernd beschworenen „Wachstums“. der „Arbeitsplätze“ und ihrem Lohn/Gehalt? Aus der getriebenen Nervosität und ständigen Beschleunigung der „Arbeitswelt“? Bin ich (noch) ein Teil davon? Diese Fragen zu stellen, kann ich hier lernen, im Jetzt der Gegenwart. Dafür brauche ich nicht weit weg fliegen oder fahren.

Dienstag, 14. Oktober 2025

Raus rauser

Was meine Umgebung angeht: Die Grünen-Entourage BW um den abtretenden Landesvater Kretschmann (selbstherrlicher Typ, er scheint es zu lieben, zu wettern und zu donnern, der ist manchmal dicht an der Autokratie…) herum scheint mir am schlimmsten. Vielleicht sollte der Macht nicht die Gelegenheit gegeben werden, sich selbst als „sakro sankt“ zu erklären. Ein Willy Wichtig aus dieser elitären Riege quatscht in schönstem Neudeutsch etwas von „You never walk alone“, „anständig“ und „unterhaken“, was einem wie Hohn vorkommt, weil die Großkonzerne (Die sie bei Bedarf als „systemrelevant“ erklären) in bewährter Manier diesmal mit einer Umlage (wg der Schuldenbremse) operieren wollen, den sie auch noch als Lobbyisten handwerklich schlecht gemacht haben. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich einem Telekommunikationsunternehmen ausgeliefert war, den örtlichen und überörtlichen Behörden, dem Finanz-, Gesundheits-, Melde- und Rentenamt, einer nicht vorhandenen Nachbarschaft und einem sehr ignoranten Krankenhausbetrieb. Davor habe ich Angst. Bei der Zeitung passte man nicht mehr rein, weil die Konzepte des Sich Ranwanzens an einen (fiktiven!) Leser allesamt nicht funktionierten und man selbst schon längst zum „Kostenfaktor“ geworden war, den man leicht raus werfen konnte. Nach der Herzschrittmacheroperation kam dann für mich das endgültige Aus. Man hatte sich ohnehin nie als Teil dieses Apparats gefühlt, besuchte keine Konferenzen, kam und ging, wann man wollte, entfachte keinen „Stallgeruch“. Ein Kollege: Ach, ich lasse das auf mich zukommen! Das ist doch „German Angst“! Die Dinge haben sich geändert.

Montag, 13. Oktober 2025

Propawerb

Ob die Werbung etwas mit Propaganda zu tun hat? Halt nicht für ein Regime, sondern für ein Produkt? Ob das alles, was diese Leute da abliefern, Fake ist? Ein paar Leute profitieren von der Beeinflussbarkeit der Konsumenten, die anderen hecheln den absurdesten Versprechungen hinterher. „Body Positivity“ ist vorbei, jetzt sind wieder dünne Models angesagt. So machen es die USA vor. So macht es Europa nach. Social Media ist Schrittmacher, regt die Konsumenten an. Foto und Video sind die Bewusstseinsmaschinerie dieser Welt. Die KI-Tricks werden ein Übriges für die Täuschung und Scheinwelten tun. Das wird jeden Tag ins Netz geladen, zur farbigen Belustigung als Belogenheit dieser Welt. Jeden Tag versuchen kleine Mädels dem von den sozialen Medien ausgegebenen Schönheitsideal zu entsprechen. Natürlich nehmen sie dafür auch teure Schönheitsoperationen in Anspruch. Ob sie damit auf dem Weg zur Wahrhaftigkeit sind? Wollen wir das überhaupt, oder wollen wir die Lüge? Das Eingepolstersein, das Abgefedert sein…. wer will schon immer diese üble Realität? Krieg überall? Verführerische Flucht ist angesagt. Plumpe Verdrängung. Manipulation.

Sonntag, 12. Oktober 2025

In Reih und Glied

Was sind das für Menschen, diese Politiker, die andere Menschen massenhaft in den Tod schicken und eine weltpolitische Strategie darauf aufbauen? Man hörte einst „Masters of War“, dessen Interpret inzwischen auch jenen Pfad des resignativen Pragmatismus eingeschlagen hat, der zur Hinnahme all dieser Umstände und einem „Realismus“ geführt hat, dessen sich heute viele der einstigen „Idealisten“ befleißigen. Generäle, Befehlshaber, Kommandierende, Uniform- und Schildmützenträger, aber auch größenwahnsinnige Karrieristen, Zuträger und Speichellecker… Es ist oft auch gealtertes Militärpersonal, das in den Sendungen der Nachrichtenkanäle als „Experten“ auftritt und dabei oft „Chancen“ beurteilt. Chancen dafür und kluge Erwägungen dazu, wie viele Tote es wohl kostet, dieses oder jenes Ziel zu erreichen. Es graust einem bei solchen Überlegungen. Es ist ein unschuldiges, einfaches und ungeschütztes Gefühl, das einen da überkommt. Auch wenn Politiker möglichst pathetisch die uniformierten und in Reih und Glied angetretenen Militärs abschreiten: Was für ein Handwerk hier wohl zelebriert wird? Welche Rolle Symbole wie Fahnen oder Hymen dabei spielen? Jahrhunderte lang hat dies interessehalber herbei geführte Getue wohl in Kriege geführt, bei denen es unter anderem um Mord und Totschlag, um Rache, Eroberung und Stolz ging. Wer heute noch einen Krieg beginnt, wer als Oberbefehlshaber andere zum Massenmord bringt und sich als Spezialist darin beweist, Andere zum Miesesten, was Menschen drauf haben, anzustiften, wer also dieses Böse auch mittel finanzieller Anreize aus Menschen heraus kitzelt, ist Boss einer Verbrecherbande, der Andere abknallen lässt, um den eigenen Stellenwert meist über Mechanismen des Personenkults zu erhöhen. Ja klar, kann einen das zum Pazifismus führen! Problem dabei ist dann, wenn einen eine ganze Armee überfällt und ein Apell an das Gute im Menschen in Gestalt eines guten Zuredens oder der vielbeschworenen „Diplomatie“ nicht mehr möglich ist? Man wird dann wohl gezwungen, sich mit dem Bösen, Miesen und Schlechten auseinander zu setzen. Die Umstände zwingen einen dazu. Wie kann man sich dann möglichst effektiv wehren? Diese Frage hat sich auch einmal mir gestellt und ich habe sie für mich beantwortet.

Freitag, 10. Oktober 2025

Horizonte überschreiten

Ob es so war, dass man neugierig war, dass man Grenzen, Horizonte überschreiten wollte, - auch mittels der Musik? Dass das drin war in der Rockmusik, dass genau das einen immer wieder anzog und sogar eine Art Freiheitsversprechen abgab? Dass sogar der Blues als scheinbar eng begrenztes Zeichensystem einem Aufgaben stellen konnte und einen hinein zwang in einen fremden Kontext? Man wollte das besser verstehen und arbeitete sich also ein, fühlte sich, versuchte, dem Wesen des Blues näher zu kommen, ohne sich damit identifizieren zu müssen. Es wurde eine Art Politik daraus, eine Art Herangehensweise, ein Umgangston, eine Weltsicht (so was ist unter Umständen weit entfernt davon, was viele heute als „Identitätspolitik“ bezeichnen). Heute ist es schwer, das alles als Pose zu begreifen, als Haltung, aus der man sich solange davon stehlen kann, wie man selbst davon profitiert (so der derzeit herrschende Zeitgeist). Ich habe oft auch als Kritiker versucht, gewisse Kreationen aus dieser Sicht, aus der Sicht eines kreativen „Mutes zum Eigenen“ zu beurteilen. Es ist mir nicht immer gelungen, zumal noch andere Faktoren in meine Beurteilungen herein spielten. Aber es war ein wesentlicher Gesichtspunkt. Aber wie war das beispielsweise bei Steely Dan? Sie schienen mir trotz aller Professionalität einen eigenen, hart geschliffenen Weg zu verfolgen, sie schienen mir Vieles auf einen Nenner zu bringen und in einer Haltung distanzierter Coolness zusammen zu fassen. Es schien ein Weg zu sein, eine Möglichkeit, eine Richtungsanzeige auf eine Art Metaebene. Dabei ließen sie vor allem Einflüsse aus dem Jazz herein, nahmen von allem das Beste und fügten es demütig neu zusammen, versuchten, Paradoxa auszuhalten (Walter auch mit Drogen, was wohl einigermaßen schief ging) und eine Haltung zu demonstrieren.

Donnerstag, 9. Oktober 2025

Gossenpoesie

Er war einer, der für mich das Schaurige mit einbezog, war ich doch allein durch mein Studium mit dem Expressionismus befasst, in den er trefflich zu passen schien: Tom Waits. Da war das Ungerade, Umgeschlachte, aber auch das Aufgeblähte, der Vaudeville, viel durchlöcherter, verlumpter Jazz, Musical, Jahrmarkt- und Kirmesmusik, Ironie, Humor, Unfassbares. Er warf Fragmentiertes in den Raum, blendete auch das Hässliche stark auf, das Leiden, das Röchelnde, er beschrie das Düstere, beschwor es, wobei er für seine Szene ungewöhnliche Instrumente einsetzte, Marimbas, Oboen, Fagott, Klarinette… etc. Damit schien er allzuoft auf dem Friedhof zu landen, aber auch auf der Abfallhalde. Er brachte Falsches in Anschlag, zelebrierte Sentimentalitäten, das Richtige im Falschen - nur, um es im nächsten Song an scharfkantigen Realitäten zerschellen zu lassen. Er schien oft aus einer Gosse zu tönen und dem Sensenmann auf der Spur zu sein. Da war kein Schöngesang, eher ein grölendes Herausstoßen von Versen, Lauten Klängen, Grunzereien, oft durch ein verzerrendes Sprachrohr des übel Unverdauten gestoßen, des Beschimpften, Versoffenen Tremolo, da war ein Keuchen, das in Brecht/Weill-ähnliche Landschaften führte, da war ein durch Abwasserschächte hindurch aufgenommenes Taumeln und Stolpern, ein Plärren und Geröchel, das mich manchmal ins Erschrecken führte, weg von den Plastikwelten. Jetzt sind da für mich nur noch die Vinylscheiben, aber auch die CDs.

Mittwoch, 8. Oktober 2025

Plauderrunde

Wie ich es sehe: Da sitzen in den Fußball-Plauderrunden irgendwelche Wichtigtuer aus dem Funktionärs-, Altspieler- oder Journalistenbereich herum und diskutieren stundenlang, ob denn ein bestimmter Trainer unter welcher Konstellation demnächst zu einem anderen Verein wechselt. Diese Leute, so meine ich, verwässern und vernebeln alle die Motive, die sogenannte Profis im Sport wie auch in anderen Bereichen treiben: Das Geld. Zahlt jemand mehr, so wechselt der Kandidat dorthin. Da gibt es nur noch ein wortreiches Abwägen der Begleitumstände, das mit einem bestimmten Gesicht verbunden der jeweiligen Marke und ihrem Marktwert nützen soll. Auch wird im vorliegenden Fall diskutiert, ob denn Profis unter bestimmten Bedingungen Sonderrechte in Anspruch nehmen sollen/können/dürfen, „Selbstverständlich“ ist sich da die Runde einig. Es geht in diesem Falle nur um Sekunden oder Minuten. Jemand wie ich findet das peinlich und sieht keinerlei „Selbstverständlichkeit“ dahinter. Aber dass die Akteure bestimmter Sportarten Sonderrechte genießen ist allein schon dadurch sichtbar, dass ihre Spieler meist frisch frisiert und geföhnt in Stadien treten, wo sie sich ungeniert ohne Masken umarmen und herzen.

Dienstag, 7. Oktober 2025

Der Schaurige

Er war einer, der für mich das Schaurige mit einbezog, war ich doch allein schon durch mein Studium mit dem Expressionismus befasst, in den er trefflich zu passen schien: Tom Waits. Da war das Ungerade, Umgeschlachte, aber auch das Aufgeblähte, der Vaudeville, viel durchlöcherter, verlumpter Jazz, Musical, Jahrmarkt- und Kirmesmusik, Ironie, Humor, Unfassbares. Er warf Fragmentiertes in den Raum, blendete auch das Hässliche stark auf, das Leiden, das Röchelnde, er beschrie das Düstere, beschwor es, wobei er für seine Szene ungewöhnliche Instrumente einsetzte, Marimbas, Oboen, Fagott, Klarinette… etc. Damit schien er allzuoft auf dem Friedhof zu landen, aber auch auf der Abfallhalde. Er brachte Falsches in Anschlag, zelebrierte Sentimentalitäten, das Richtige im Falschen - nur, um es im nächsten Song an scharfkantigen Realitäten zerschellen zu lassen. Er schien oft aus einer Gosse zu tönen und dem Sensenmann auf der Spur zu sein. Da war kein Schöngesang, eher ein grölendes Herausstoßen von Versen, Lauten Klängen, oft durch ein verzerrendes Sprachrohr des übel Unverdauten gestoßen, des Beschimpften, Versoffenen Tremolo, da war ein Keuchen, das in Brecht/Weill-ähnliche Landschaften führte, da war ein durch Abwasserschächte hindurch aufgenommenes Taumeln und Stolpern, ein Plärren und Geröchel, das mich manchmal ins Erschrecken führte, weg von den Plastikwelten. Jetzt sind da für mich die Vinylscheiben, aber auch die CDs.

Montag, 6. Oktober 2025

Demo-Rente

Stichwort: demographischer Wandel. Meiner Meinung nach wird da eine Größe stillschweigend durchgehend angenommen, die so sicher nicht ist. Dass wir nämlich alle immer älter werden. Die Boomer zum Beispiel sind da ein herausragendes Feindbild. Das stimmt, - und doch betrifft es vor allem die wohlhabenderen Kreise dieser Bevölkerung. Denn durch tausend Studien scheint längst bewiesen: Reiche leben länger als Arme. Inwiefern geht so etwas in die Überlegungen ein. Und ist es in Deutschland ehernes Gesetz, dass Beamte das mehrfache an Rente (in ihrem Fall Pension genannt) eines einfachen Arbeiters oder Angestellten bekommen sollen? Dass die Diskussion darüber sofort mit den Worten „Neiddebatte“ etc. belegt wird, spricht Bände. Länger arbeiten, höheres Renteneintrittsalter? Wird hier offen diskutiert? Möglicherweise lohnt auch ein Blick in die Verhältnisse anderer Staaten, in denen das Rentensystem funktioniert. Und: welche Rolle spielen die Verheißungen der KI, die derzeit massiv gestreit werden. Sie könnten auch zu einem Fortschritt der Produktivität führen, deren Höhe in jede Rentenberechnung eingehen muss. Beitragszahler werden immer weniger. Ja klar. Die Produktivität müsste aber auch nach den Vorstellungen oder Vorspiegelungen der KI-Propagandisten im selben Maße steigen.

Schweigen (Georg Trakl)

Schweigen (Georg Trakl) Über den Wäldern schimmert bleich der Mond, der uns träumen macht Die Weide am dunklen Teich Weint lautlos in die Nacht Ein Her erlischt – und sacht Die Nebel fluten und steigen - Schweigen, Schweigen!

Sonntag, 5. Oktober 2025

Foto Krypto

Man empfiehlt mir, mein Konzept der Fotografie ein bisschen näher zu erläutern, um es allgemeinverständlicher zu machen. Also füge ich ein paar Sachen an, die ich bisher für allzu offensichtlich hielt: Ich zelebriere in meinen Fotos das scheinbar Unheimliche, das Irritierende, das, was uns unzensiert begegnet, das, was sich als ein Anderes zu enthüllen scheint, das plötzlich aufgeht als ein Tor in etwas Anderes. Ich suche andere Perspektiven auf das scheinbar Vertraute. Aber auch das scheinbar Alltägliche, Normale ist dabei präsent und kurz davor, seine „Geheimnisse“ auszubreiten.

Samstag, 4. Oktober 2025

Leben wie wo

Wie wollen wir leben? Wo wollen wir leben? Was bedeutet uns das? Ist da ein Hecheln, das den Siegern meistens hinterher ist. Oder wollen wir das auf der Straße mit möglichst großer Dominanz ausgleichen? Wenn wir uns selbst finden, uns herausmodellieren, oder sind wir hinter dem her, was als „Selbstoptimierung“ die Propaganda des neoliberalen Zeitgeists ist? Wollen wir Zufriedenheit anstreben, eine Sicht auf uns selbst, die eingebettet ist in ein wie auch immer geartetes Umfeld? Oder wollen wir dem hemmungslosen Egoismus frönen, der den Neoliberalismus zu seiner Idiologie hat und das Streben nach Gewinn vor allem auch auf Kosten der Allgemeinheit sucht? Was ist, was könnte Allgemeinheit überhaupt sein? Das, was Sozialisten, Kommunisten wie eine Monstranz vor sich hertragen? Der Staat? Hat der Staat nicht auch totalitäre Züge, die er uns aufzwingt, indem sich sein Apparat selbständig macht (siehe Kafka)? Ist er nicht sogar der durch Wahl scheinbar demokratisch legimierte Superkonzern, - oder ist er der Souverän? Wohlfühlen, Wellness - in dieser Welt des Klimawandels, der Ressourcenvergeudung und das massenhaften Abschlachtens von Tieren? Welche Rolle könnte da ernst genommene Ethik und Moral spielen, die gerade nicht an den Glaubenssätzen der Kirchen hängt und Tradition als einen Wert unter anderen wahrnimmt. Der es um Selbstbestimmung und Emanzipation geht? Geht es um Mäßigung, um das „richtige Maß“ oder „Maß halten“? Welche Rolle spielt da die „Sorge um sich“ (Foucault) oder sittliches Verhalten? Worin könnte dieses begründet sein? Disziplinierung und Gehorsam..... in einer neoliberal gesinnten Umwelt? In einer ausgedachten Umwelt? Wo sind wir? Wer sind wir? Sich über solche Dinge in einem lebendigen Austausch unterhalten zu wollen, Ansichten auszutauschen und sich gegenseitig dabei anzuregen, könnte eine Disziplin sein, die Zukunft hat.

Freitag, 3. Oktober 2025

Zivil

Wie war das nochmal mit dem Kolonialismus? Noch bis heute herrscht dieses Denken vor und derzeit kommt es sogar wieder stärker in Mode: Einschlägige Museen zu besuchen kann hier Aufschluss verschaffen. Es galt halt nicht nur in der Vergangenheit, neue Länder zu erschließen und zu expandieren. Die Entstehung der Kolonien ist von Anfang an vom Herrschaftsanspruch der Kolonialmächte bestimmt. Lange galt dabei die angebliche Überlegenheit der weißen Rasse als naturgegeben und diente zur Legitimation. Den „kulturell zurück gebliebenen Völkern“ sollte nämlich die Zivilisation gebracht werden. Sie zwingen per „Zivilisation“ der jeweiligen Bevölkerung ihre eigenen Gesetze, ihre Sprache und ihren Glauben auf und unterwerfen sie damit einer für sie fremden Kultur. Den Kolonialisten ging/geht es in erster Linie um politische, militärische und ökonomische Macht. Die einheimische Bevölkerung wird gezwungen, Abgaben an die Kolonialherren oder an die durch sie eingesetzten Großgrundbesitzer zu leisten. Viele treibt/trieb diese „Abgabe“ in den wirtschaftlichen Ruin. Wer sich aber widersetzt, wird bestraft, getötet oder zu Zwangsarbeit verdammt. Auch Menschen werden zur Ware. Der Sklavenhandel kommt von Afrika aus so richtig in Schwung und bringt den Europäern viel Profit. In Ketten werden die Afrikaner auf die Sklavenschiffe gebracht. Die Gier der Europäer wächst. Überall auf der Welt entstehen Kolonien. Ins zwanzigste Jahrhundert hinein umfasst diese Bewegung fast den gesamten Erdball. Im großen Stil beuten die Kolonialisten nicht nur die Bevölkerung, sondern auch die Rohstoffe aus. Für den optimalen Profit werden bestehende Grenzen missachtet und neue willkürlich gezogen. Die Produktion richten die Kolonialherren oft auf landwirtschaftliche Erzeugnisse aus. Das Nord-Süd-Gefälle, das bis heute besteht, wächst unaufhörlich. Im reichen Norden häufen die Nationen immer größere Reichtümer an und bauen dabei auf die Strukturen, die sie im Kolonialismus herausgebildet hatten. Im Süden hingegen gibt es immer mehr Armut. Das geht womöglich bis heute so, denn viele dieser formal unabhängigen Staaten sind wirtschaftlich noch von ihren ehemaligen Kolonialherren abhängig. Rücksichtslose Ausbeutung dieser Länder scheint auch im Verbund der EU noch angesagt.

Donnerstag, 2. Oktober 2025

Nach vorne

Was sind beispielsweise Rentner? Leute, die außerhalb der üblichen Verrichtungsgesellschaft stehen? Sie sind offenbar eine Art Schramme am Selbstverständnis dieser Leistungsgesellschaft. Sie stehen außerhalb von Leistung und Erfolg, eine der Voraussetzung für den „Wohlstand“ und das ständige Wachstum dieser Gesellschaft. Was ist Leistung? Kommunikationsbereitschaft, souveräne Gewandheit, Bereitschaft ins Risiko zu gehen, gepaart mit Opportunismus, der seine Chancen jederzeit zu erkennen imstande ist, Durchsetzungskraft (auch auf Kosten von anderen…), Beherrschung sozialer und egoistischer Techniken, beiläufige Einführung von Bildungskapital, Träger eines wie und wo auch immer erworbenen hohen Maßes anAnerkennung…. Doch so sind da die Leistungsverweigerer, die Abgehängten und Bildungsfernen? Diejenigen, die einer vergangenen Epoche angehören, in der man nicht das Eigentum einer Kapitalzusammenballung war? Diejenigen, die im Bewertungssystem dieser Gesellschaft keine Anerkennung mehr verdienen? Die im Alltagskampf die Zurückgebliebenen sind und im Kampf um Geld und Leistung nichts mehr „verdienen“, die dort nicht mehr aktiv mitwirken, indem sie im Wettkampf der Wachstumsorientierten austeilen und somit als „Führungskraft“ ganz vorne sind, - oder zumindest vor anderen? Geradezu raffiniert scheint mir, wie solche Spielregeln Einzelne dazu ausersehen, dass sie andere beaufsichtigen, ihnen Richtung und Orientierung geben. Kein Zweifel, es ist auf der Seite der Abhängigen ein Bedürfnis dazu da. Sie wollen und brauchen Orientierung. Ob dies aber einer Würde entwachsen ist? Leute, die aus dem Raster dieser Gesellschaft sind, scheinen sich mir oft über diese Aussortierung zu beklagen, sie meckern und empören sich, beschimpfen das System und – wie alles läuft. Doch letztenendes scheint mir das ziellos zu sein und sich in einem Raum abzuspielen, den das System von vornherein als eine Art gelittener Spielplatz und der kontrollierten Wut vorsieht…...

Mittwoch, 1. Oktober 2025

Populus

Als Popkritiker hört man das Zeugs ja ununterbrochen, es ist Material, zu dem man gezwungen ist. Kein Wunder, dass man irgendwann anfängt, im gehassten „Mainstream“ das Außergewöhnliche zu suchen und dann zu propagieren, es regelrecht zu lieben. Man hat ja den Überblick. Die meisten Kritiker wollen diese Sicht dann absolut setzen, womit sie schon den ersten Schritt der Entfernung vom „Normalkonsumenten“ machen, der Musik höchstens mal zwischendrin zur Entspannung hört und auf billige Popheldenverehrungsreflexe reagiert. Im Rahmen seiner Rolle als Avantgardist, der alles souverän zu überblicken glaubt, scheint der Popkritiker damit so gar nichts am Hut zu haben und grenzt sich also fortwährend gegen solche „irrelevanten“ Bestrebungen ab. Er selbst in all seiner Coolness wähnt sich viel näher am Gral, vergisst aber darüber gerne, dass die drei Buchstaben „Pop“ für „populär“ stehen. Also eine Musik, die unter anderem mit grellen Effekten und Übertreibungen operiert, mit Vereinfachungen, Reflexen und Hörgewohnheiten, die nichts oder wenig auf Geschmäcklerein gibt, sondern die Masse des Volkes („Populus“) bedient. Dieses Volk macht sie dann durch Tricks und Effekte (oft Sex, aber auch andere Egokultismen...) des Hervortuns zu Konsumenten und in der Folge zu Bewunderern, die das ausleben, was man selbst als Angehöriger einer Masse gerne ausleben würde. Pop ist also Massenkultur, hat aber im Laufe seiner Entwicklung auch andere Ausdrucksmöglichkeiten gewonnen. Deren scheinbare „Relevanz“ und Wichtigkeit für den Fortgang des Ganzen aufzuzeigen, hat sich der Popkritiker oft vorgenommen. Seine Recherche beschränkt sich dabei allzu oft auf dem Nachspüren von Trends, im Untergrund, in der Avantgarde dessen, was man für so „relevant“ hält, dass es gar seinen Einfluss auf Massenphänomene nehmen könnte. Die Gefahr: sich in der Mitte eines Flow zu wähnen, der nur dazu da ist, bestimmten Leuten eine Möglichkeit zur Abgrenzung zu verschaffen, sich als Wissender einzuordnen, dort wo plumpe Reflexe regieren. Sicher, es gilt das Originelle aufzuspüren, das, was potentiell auch eine Masse ansprechen könnte, das mit seiner Kreativität nahezu überwältigt. Doch betrachte ich die Realität der Popkritik, so kommen mir erhebliche Zweifel an einer solchen Sicht. Meist scheint mir ja doch das nachgeäfft zu wereden, was unter Wissenden und Auskennern gerade angesagt ist.