Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 6. August 2023

Frauenfußball

Zuerst haben sie die deutschen Kickerinnen empor geschrieben und geadelt, haben Porträts verfasst und Lobeshymnen zelebriert. Sie waren ohne Zweifel die Besten, sie würden WeltmeisterInnen werden und brauchten das nur zu bestätigen. Außerdem passt sie für gewisse Leute in die Trends des Zeitgeists, Frauen waren ja auf der ganzen Linie auf der Überholspur. Sie wurden wegen ihrer Natürlichkeit beweihräuchert und wegen ihrer Kampfkraft angehimmelt. Sie spielten „das Andere“ und gewannen dafür immer mehr Publikum. Gleichzeitig wurden andere Seiten, die nicht so populär an ihnen, den JournalistInnen aber wohlbekannt waren, verschwiegen. Man gab Parolen aus, gab sich selbstbewusst. Man trug zwei Sterne am Revers. Gute Stimmung. Ausflüge. Alles andere als ein weiterer Weltmeistertitel würde nicht genügen, darüber war man sich einig. Und nun dies. Leere Gesichter in Trauer, „Emotionen gehören dazu“. Das Fest der deutschen Überheblichkeit („Deutschland über alles in der Welt…“ und „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen“) ist vorüber. Die Parallelität zum Männerfußball war frappant, die Parallele zur Politik in Deutschland noch nicht erkannt oder nicht gewollt. Es wurde angefangen, - wie damals bei den Männern! – an gewissen strukturellen Problemen herum zu labern. Doch es änderte sich nichts. Das „Gap“ musste geschlossen werden, so die eine Seite. Kampfkraft, körperlicher Einsatz und Konzentrationsfähigkeiten mussten unbedingt wiederentdeckt werden, so die andere Seite. Die Außenministerin gab ihren Segen, der Bundeskanzler war „berührt und bewegt“, nach dem Wettkampf sei vor dem Wettkampf. Er sah aber auch „ein nächstes Mal“ kommen.

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