Sonntag, 23. März 2025

Pop und Kritik

Popmusiker und Popkritiker. Als Popkritiker hört man das Zeugs ja ununterbrochen, es ist Material, zu dem man gezwungen ist. Kein Wunder, dass man irgendwann anfängt, im gehassten „Mainstream“ das Außergewöhnliche zu suchen und dann zu propagieren, es regelrecht zu lieben. Man hat ja den Überblick. Die meisten Kritiker wollen diese Sicht dann absolut setzen, womit sie schon den ersten Schritt der Entfernung vom „Normalkonsumenten“ machen, der Musik höchstens mal zwischendrin zur Entspannung , gerade mal jemanden schätzt und ansonsten auf billige und weniger billige Popheldenverehrungsreflexe reagiert. Im Rahmen seiner Rolle als Avantgardist, der alles souverän zu überblicken glaubt, scheint der Popkritiker damit so gar nichts am Hut zu haben und grenzt sich also fortwährend gegen solche „irrelevanten“ Bestrebungen ab. Er selbst wähnt sich viel näher am Gral, vergisst aber darüber gerne, dass die drei Buchstaben „Pop“ für „populär“ stehen. Also eine Musik, die unter anderem mit grellen Effekten und Übertreibungen operiert, mit Vereinfachungen, Reflexen und Hörgewohnheiten, mit kommerziellen Übertreibungen und einer Einstellung der Gleichgültigkeit, die nichts oder wenig auf Geschmäcklerein gibt, sondern die Masse des Volkes („Populus“) bedient. Dieses Volk macht Pop dann oft durch Tricks und Effekte (oft Sex, aber auch andere Egokultismen...) des Hervortuns zu Konsumenten und in der Folge zu Bewunderern, die das ausleben, was man selbst als Angehöriger einer Masse gerne ausleben würde. Pop ist also Massenkultur, hat aber im Laufe seiner Entwicklung auch andere Ausdrucksmöglichkeiten gewonnen. Deren scheinbare „Relevanz“ und Wichtigkeit für den Fortgang des Ganzen aufzuzeigen, hat sich der Popkritiker oft vorgenommen. Seine Recherche beschränkt sich dabei allzu oft auf dem Nachspüren von Trends, im Untergrund, in der Avantgarde dessen, was man für so „relevant“ und wichtig hält, dass es gar seinen Einfluss auf Massenphänomene nehmen könnte. Die Gefahr: sich in der Mitte eines Flow zu wähnen, der nur dazu da ist, bestimmten Leuten des „besseren“ Geschmacks eine Möglichkeit zur Abgrenzung zu verschaffen, sich als Wissender einzuordnen, dort wo ansonsten nur plumpe Reflexe regieren. Sicher, es gilt das Originelle aufzuspüren, das, was potentiell auch eine Masse ansprechen könnte, das mit seiner Kreativität nahezu überwältigt. Doch betrachte ich die Realität der Popkritik, so kommen mir erhebliche Zweifel an einer solchen Sicht. Meist scheint mir ja doch auch das noch nachgeäfft zu werden, was unter Wissenden und Auskennern gerade angesagt ist.

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