Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 2. März 2025

Begegnung

Wir spielten Spiele, warfen uns Bälle zu. Bälle aus vielen Lebensbereichen, die freilich meist von dieser wunderbaren Atmosphäre getragen waren. Ob und wie man die Bälle auffing, war auch ein Spiel. Diese Art der Wirklichkeit und des Verstehens beherrschte uns. Wir spekulierten, entwarfen Szenen, Modelle, übten uns in Unsinn – alles war möglich. Selbst Wunder waren erlaubt. Die verschiedenen Bereiche drangen gegenseitig in sich ein: Romantiker würden so etwas „Poesie“ nennen. Vergangenheit und Gegenwart berührten sich und berühren sich jetzt. Eine der Hauptsachen: Es ging uns unglaublich gut dabei. Aber man hatte wenig Geld. Das war jene Wirklichkeit, die einen in verschiedenen Formen noch ereilen sollte. Wir waren ja jung. Etwas sollte ja noch kommen. Etwas. Wir nahmen es leicht. Die Welt war offen. Man studierte Sachen. Versuchte, zu erkennen. Erst jetzt, nach vielen Jahren, scheint sich diese Welt geschlossen zu haben. Man lernte über die Trägheit der Leute, über die Abwehr von Veränderung, über „Kontinuitätsbedürfnisse“, - dass alles möglichst so weiter gehe, wie es ist. Wir lernten von der Schwäche, von der Eigennützigkeit und dem Egoismus, der Raffgier und manch anderes. Aber wenigstens mich konnte so was nicht umstimmen. Auch die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit nicht, als sich eine gewisse Sorte von Männern (!!!) als Herrscher der Welt ausriefen. Unter anderem liegt ihren Einstellungen dieses „nur die Besten kommen durch“ und „es kann nur einen Sieger geben“ zugrunde, das mich lebenslang zu wenig gekümmert hat. Ich war selten unter den Besten. Weil das ja die Bedingungen der real existierenden Wirklichkeit waren, die für uns nur eine Spielart, eine Möglichkeit unter vielen waren. Diese Leute, die uns jetzt zu bestimmen versuchen, waren ja nur diejenigen, die sich am besten angepasst hatten an die herrschenden Bedingungen. Man hätte das damals mit einem Lachen abgewehrt und seine Gültigkeit angezweifelt. Aber hierzulande scheint diese Spielart der Wirklichkeit immer noch stärker zu werden.

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